Orchideenkultur

Fachbereich => Terrestrische Orchideen => Paphiopedilum, Phragmipedium, Mexipedium und Selenipedium => Thema gestartet von: pierre am 19.Okt.09 um 10:23 Uhr

Titel: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: pierre am 19.Okt.09 um 10:23 Uhr
Orchideenfreund Berthold,
hast du paphiopedilum mit Neudohum probiert ?
Titel: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: pierre am 19.Okt.09 um 12:03 Uhr
Orchideenfreund Berthold,
ich bin mit meine gärtnerischen Erfahrungen immer kritisch einzusetzen und bin gegen Neuerungen immer aufgeschlossen, ebenso wie wissentschaftliche Fragestellungen  :-D

Ich schicke dir ein paphiopedilum helenae zu experiementieren, bist du Einverstanden ?
Titel: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 19.Okt.09 um 12:26 Uhr
Zitat von: hakone am 19.Okt.09 um 12:03 Uhr
Ich schicke dir ein Paphiopedilum helenae zu experiementieren, bist du einverstanden ?

ja, mach ich gerne. Schick rüber, aber Du musst eine 2. gleichgrosse Pflanze selber weiterpflegen, damit wir in einem Jahr den Grössenunterschied gut dokumentieren können.
Titel: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Timm Willem am 19.Okt.09 um 14:40 Uhr
Zitat von: hakone am 19.Okt.09 um 10:23 Uhr
Orchideenfreund Berthold,
hast du paphiopedilum mit Neudohum probiert ?
Hallo Hakone,
ich habe viele Jahre Paphis in Floraton, Weißtorf Ton erfolgreich kultiviert, das ist ähnlich dicht. Ich denke es müsste funktionieren. Bei mir gab es nur Probleme, wenn ich in eine neue Wohnung umgezogen bin. Wenn die Pflanzen nur wenige Wochen unregelmäßig gegossen werden, sind sie in verdichteten Substarten sehr anfällig. Ich kultiviere jetzt nur noch einige alte Schnittsorten in Floraton, sonst bin ich auf feine Rinde zurückgegangen, da wachsen sie aber wieder langsamer.
Viele Grüße
Timm
Titel: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: pierre am 19.Okt.09 um 15:31 Uhr
Orchideenfreundin Timm,
wenn ich Sämling gebe, falls sie in Neurohum sterben. Kann man mir vorwerfen:
- schlechte Klone
- schon mit Pilz befallen
- schwäche Sämlinge

usw......usw...

Also die beide: helenae und emersonii habe ich 2 Jahren ohne Schaden und gesund in Topf .  :-D

helenae kommt aus Vienenkötter Labor
emersonii kommt aus Ex Präsident der DOG Labor
Titel: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 19.Okt.09 um 16:45 Uhr
Zitat von: hakone am 19.Okt.09 um 15:31 Uhr
Orchideenfreundin Timm,
wenn ich Sämling gebe, falls sie in Neurohum sterben. Kann man mir vorwerfen:
- schlechte Klone
- schon mit Pilz befallen
- schwäche Sämlinge

aber das ist doch gerade ein Fall für Neudohum. Gesunde, kräftige Sämlinge kann doch jeder gross ziehen.
Titel: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: pierre am 19.Okt.09 um 16:51 Uhr
Orchideenfreund Berthold,
du bekommst vom mir jetzt 2 gesunde, kräftige Pflanzen. Wenn die nacher zum Quasimodo mustieren, dann weiße ich woher  :heul :heul :heul
Titel: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 19.Okt.09 um 17:31 Uhr
Zitat von: hakone am 19.Okt.09 um 16:51 Uhr
Orchideenfreund Berthold,
du bekommst vom mir jetzt 2 gesunde, kräftige Pflanzen. Wenn die nacher zum Quasimodo mustieren, dann weiße ich woher  :heul :heul :heul

aber wie soll denn ein Arzt an einem gesunden Patienten beweisen, dass er seine Kunst beherrscht?
Titel: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: pierre am 19.Okt.09 um 18:13 Uhr
durch ärzliche Kunst , spricht sie blühen in 2 Jahren  :whistle
Titel: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 19.Okt.09 um 18:35 Uhr
Zitat von: hakone am 19.Okt.09 um 18:13 Uhr
durch ärzliche Kunst , spricht sie blühen in 2 Jahren  :whistle
aber einen Menschen gesund pflegen und ihn zur Vermehrung anspornen (sprich blühen) sind doch zwei unterschiedliche Baustellen. Ist das nicht bei Paphis auch so?
Titel: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Carsten am 20.Okt.09 um 09:35 Uhr
Liebe Verwaltung,

werdet ihr nicht ein wenig off-topic? Dann will ich mich mal beteiligen:

Ich habe mir Anfang letzten 5 gündstige Parvisepalumhybriden gekauft, um Neudohum zu testen. Die Parvis standen jetzt 1 1/2 Jahre in Neudohum. Ergebnis: Super Blattwachstum, gute Blühleistung, Neutriebe, aber kein neues Wurzelwachstum. Weil Paphiopedilum nicht sooo tolle Wurzler sind (im Vergleich zu Phalaenopsis nicht Ophrys)und ich froh bin über jede neue Wurzel, habe ich abgebrochen. Ich kann mir vorstellen, daß Neudohum verdünnt mit Rinde oder Blähton besser funktioniert. Ich kann mir auch vorstellen, daß man auf einer Fensterbank bessere Erfolge erzielt. Außerdem kann ich mir vorstellen, daß die im Neudohum enthaltene Düngermischung zu viel Stickstoff enthält und generell nicht für Paphis optimiert ist. Mal davon abgesehen, daß es auch nocht Unterschiede im Nährstoffbedarf zwischen den Arten gibt. Mein Problem war, daß ich das Neudohum nicht konsequent bügelfeucht halten konnte, sonders es mir zwischendurch richtig naß geworden ist. Ich habe versucht, immer von unten zu wässern, damit sich das Substrat nicht zu sehr verdichtet.
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Timm Willem am 20.Okt.09 um 11:05 Uhr
Zitat von: Carsten am 20.Okt.09 um 09:35 Uhr
Ich habe mir Anfang letzten 5 gündstige Parvisepalumhybriden gekauft, um Neudohum zu testen. Die Parvis standen jetzt 1 1/2 Jahre in Neudohum. Ergebnis: Super Blattwachstum, gute Blühleistung, Neutriebe, aber kein neues Wurzelwachstum. Weil Paphiopedilum nicht sooo tolle Wurzler sind (im Vergleich zu Phalaenopsis nicht Ophrys)und ich froh bin über jede neue Wurzel, habe ich abgebrochen. Ich kann mir vorstellen, daß Neudohum verdünnt mit Rinde oder Blähton besser funktioniert. Ich kann mir auch vorstellen, daß man auf einer Fensterbank bessere Erfolge erzielt. Außerdem kann ich mir vorstellen, daß die im Neudohum enthaltene Düngermischung zu viel Stickstoff enthält und generell nicht für Paphis optimiert ist. Mal davon abgesehen, daß es auch nocht Unterschiede im Nährstoffbedarf zwischen den Arten gibt. Mein Problem war, daß ich das Neudohum nicht konsequent bügelfeucht halten konnte, sonders es mir zwischendurch richtig naß geworden ist. Ich habe versucht, immer von unten zu wässern, damit sich das Substrat nicht zu sehr verdichtet.
Superthrive wäre eine Lösung gewesen, ist sehr viel Auxin drin, der Rest in dem Zeug ist, glaube ich, nur Wasser und Farbe.
Altes Bewurzelungsmedium im Gießwasser auflösen, wäre eine noch billigere Lösung.
Beides funktioniert bei zu schwacher Wurzelbildung.
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Andrea am 20.Okt.09 um 14:19 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 20.Okt.09 um 11:05 Uhr
Zitat von: Carsten am 20.Okt.09 um 09:35 Uhr
Superthrive wäre eine Lösung gewesen, ist sehr viel Auxin drin, der Rest in dem Zeug ist, glaube ich, nur Wasser und Farbe.
Altes Bewurzelungsmedium im Gießwasser auflösen, wäre eine noch billigere Lösung.
Beides funktioniert bei zu schwacher Wurzelbildung.


Hallo,

meinst Du damit Rhizoponpulver? Ich habe das mit dem Gießen noch nie gehört, ist das wasserlöslich? Oder einfach mit einer Suspension gießen?
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Timm Willem am 20.Okt.09 um 15:10 Uhr
Ist Rhizoponpulver ein Bewurzelungspulver?
Die bestehen normalerweise aus Auxin, Fungizid und etwa Talkum oder ähnlich.
Leider habe ich keine Ahnung, ob das Wasserlöslich ist. Als Suspension müsste es auch gehen.
Ich habe aber auch keine Ahnung, ob es mit Bewurzelungspulver überhaupt funktioniert, habe ich noch nicht ausprobiert, da würde mich auch der ziemlich hohe Fungizidanteil stören.
Für mich waren die Medienreste immer sehr verlockend, da ist noch mehr drin als nur Auxin.
Das Superthrive habe ich früher mal geschenkt bekommen, ist vermutlich ziemlich teuer oder nicht mehr zugelassen.
Beides führt aber nach dem Umpflanzen zu einer sehr zufriedenstellenden Wurzelbildung.

Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 20.Okt.09 um 16:34 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 20.Okt.09 um 15:10 Uhr
Leider habe ich keine Ahnung, ob das Wasserlöslich ist. Als Suspension müsste es auch gehen.

etwas wasserlöslich muss es ja sein, sonst hätten Pflanzen gar nichts davon.
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Andrea am 20.Okt.09 um 16:41 Uhr
Rhizopon ist ein Auxin und Bewurzelungspulver. Meines Wissens ist das Auxin Indolylbuttersäure. Ich kenne es nur zur Bewurzelung von Stecklingen (der Steckling wird vor dem Einpflanzen kurz in das Pulver gesteckt).
Ich wüsste nicht, dass da auch ein Fungizid drin ist. Aber wer weiß, zumindest ist mir damit noch nie ein Steckling abgefault. Wie das formuliert ist, keine Ahnung, kann gut sein, dass es Talkum oder so was ist.
Ach klar, das Auxin selbst ist aufjedenfall etwas wasserlöslich, was mit dem "Rest" des Pulvers ist... Ich habe es noch nie ausprobiert. 
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 20.Okt.09 um 16:48 Uhr
Zitat von: Andrea am 20.Okt.09 um 16:41 Uhr
Rhizopon ist ein Auxin und Bewurzelungspulver. Meines Wissens ist das Auxin Indolylbuttersäure. Ich kenne es nur zur Bewurzelung von Stecklingen (der Steckling wird vor dem Einpflanzen kurz in das Pulver gesteckt).
Ich wüsste nicht, dass da auch ein Fungizid drin ist. Aber wer weiß, zumindest ist mir damit noch nie ein Steckling abgefault. Wie das formuliert ist, keine Ahnung, kann gut sein, dass es Talkum oder so was ist.
Ach klar, das Auxin selbst ist aufjedenfall etwas wasserlöslich, was mit dem "Rest" des Pulvers ist... Ich habe es noch nie ausprobiert. 

die IBA ist nur sehr wenig wasserlöslich. Wenn man da 0.2 ppm in den Nährboden bringen will, muss man sich schon gewaltig was einfallen lassen (über Alkohol als Zwischenwirt für die Löslichkeit).
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Andrea am 20.Okt.09 um 18:36 Uhr
Zitat von: Berthold am 20.Okt.09 um 16:48 Uhr

die IBA ist nur sehr wenig wasserlöslich. Wenn man da 0.2 ppm in den Nährboden bringen will, muss man sich schon gewaltig was einfallen lassen (über Alkohol als Zwischenwirt für die Löslichkeit).

Ja, Berthold, stimmt. Ich habe mal nachgeguckt, löslich sind 0,25 g/l (in Wasser).
Aber was soll mir das jetzt sagen? Vielleicht ist das ja ausreichend? Da es ein Hormon ist, werden kleinste Mengen ausreichen? Sehr viel Pulver bleibt ja auch sowieso nicht an dem Steckling kleben.
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 20.Okt.09 um 18:54 Uhr
Zitat von: Andrea am 20.Okt.09 um 18:36 Uhr

Aber was soll mir das jetzt sagen? 

schwierige Frage.

Ich habe den Verdacht, dass die Wirkung dieser Bewurzelungspulver vielleicht doch nur durch die beigemischten Fungizide wirken, die ein Abfaulen der Wurzeln oder Anfaulen der unterirdischen Pflanzenoberfläche reduzieren, wie z.B. auch Nipagin.
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Timm Willem am 20.Okt.09 um 19:09 Uhr
Wenn man Wurzelpulver selber herstellen will, kann man 1% IBA und 10% Euparen verwenden, Rest Talkum.

IBA ist sonst in Ethanol und 1N NaOH löslich.
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 20.Okt.09 um 19:15 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 20.Okt.09 um 19:09 Uhr
Wenn man Wurzelpulver selber herstellen will, kann man 1% IBA und 10% Euparen verwenden, Rest Talkum.

kann man die IBA auch weg lassen ohne Funktionseinbussen zu erleiden?
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Timm Willem am 20.Okt.09 um 20:34 Uhr
Eigentlich ja, aber es wird immer gesagt, dass wurzeln die auch ohne kämen, mit etwas schneller seien.
Es kann keine Wurzeln zaubern, das ist genotypische Veranlagung.
Ich denke schon, dass Euparen der wichtigere Bestandteil ist.
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 20.Okt.09 um 20:36 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 20.Okt.09 um 20:34 Uhr
..es wird immer gesagt, dass wurzeln die auch ohne kämen, mit etwas schneller seien.

:ka
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Ahriman am 21.Okt.09 um 03:36 Uhr
Ich denke dass das an der Applikation liegt. Phytohormone wirken nicht primär über ihre bloße Präsenz sondern über Konz. und Dauer sowie dem Gleichgewicht zu anderen Phytohormonen. Wurzelbildung wird bei vielen Planzen durch einen kurzen aber hochdosierten Auxin-Puls ausgelöst. Bei langanhaltender Dosierung in gleicher Konz. tut sich dagegen nicht viel oder es wirkt sogar hemmend. Leider muss man da bezüglich Dauer und Konz experimentieren, scheint je nach Pflanze recht verschieden zu sein.
Das soll beispielsweise funktionieren indem man den Stekling einige Minuten bis Stunden in einer Lsg. mit hoher Auxinkonz. taucht und dann dann in einer Nährlösung mit niedriger oder gar keiner Auxidosis weiterkultiviert. Habe das mal in einem Invitropraktikum gehört, im großen Stil habe ich es aber nie ausprobiert.

Superthrive war mir immer zu teuer, man hört aber viel positives drüber. Trotzdem sind mir Mittelchen mit "proprietary formula" suspekt wo keiner weiß was wirklich drin ist :nee

LG,
Christian
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Timm Willem am 21.Okt.09 um 10:36 Uhr
Hallo Christian,
nur ganz kurz:
Auxinen wird seit ein paar Jahren etwa folgender Charakter zugeordnet:
Sie sind primär Gestaltbildner. Es ist nicht geklärt, ob sie überhaupt eine primäre Funktion in der Auslösung der Zellteilung spielen, für viele Arten kann das wohl verneint werden, aber es gibt natürlich bewiesene Ausnahmen.
Ein sek Funktion spielen sie durch die Anregung des Meristems zur verstärkten Bildung von Cytokininen, damit zur verstärkten Zellteilung.
Sie wirken durch Gradientenbildung über sehr kurze Distanz.
Bei eingebrachtem Auxin, wird zunächst die nat Ordnung des Zellsystems gestört, je nach Konzentration führt dies zu einer Verstärkung aller Meristeme(besonders Apikalmeristeme) bis zum schnellen Platzen der meristematischen Zellverbände bei starken künstlichen Auxinen(nicht nat. abbaubar, z.B. 2,4-D).
Dies gilt auch für die durch Geotropismus zur Wurzelbildung bestimmten Pflanzenteile(Stecklinge), hier findet lediglich weniger Abbau statt. Als in anderen Pflanzenteilen. Weshalb ein Gradient über die ganze Pflanze entsteht.
Allgemein wird bei hohen Konzentrationen das Zellsystem durch unorganisierte Teilung zur Auflösung gezwungen, es kommt zur Kallusbildung, deren Form jedoch genotypisch festgelegt ist.
Cytokinine sind die primären Auslöser der Zellteilung, ihre Konzentration bestimmt die Wachstumsgeschwindigkeit. In hohen Konzentrationen wirken künstliche Cyt. ebenfalls Kallus fördernd.
Will man eine starke Wurzelbildung in Vitro provozieren, geht dies nicht ohne Cytokinin, dafür reicht in vielen Fällen jedoch auch das nat. in der Pflanze vorhandene Cyt. bereits aus.
Die Unklarheiten in der noch weit verbreiteten Funktionseinschätzung der Phytohormone liegt historisch begründet, Aux wurde früher entdeckt als Cyt, deshalb wurde es als Wachstumshormon beschrieben. War ja zunächst augenscheinlich richtig. Mit der richtigen Hypothese kommt man bei vielen praktischen Anwendungen auch zu diesem Ergebnis.
Das würde ich so aber mit keinem alten Talar ausdiskutieren, die sind meist lernunfähiger als schwangere Krokodile.
Viele Grüße
Timm
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 21.Okt.09 um 10:53 Uhr
Im frühen Morgengrauen sind die Pflanzen von Hakones Garten in Marl eingetroffen. Der Zustand der Pflanzen zum Zeitpunkt des Gefahrenüberganges im ersten Sonnenlicht:
(http://farm3.static.flickr.com/2461/4030948157_93e7ae51f2_o.jpg)

ich denke, das ist noch was rauszuholen, sowohl qualitativ als auch quantitativ.
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 21.Okt.09 um 13:58 Uhr
So, die kleinen sitzen jetzt in einer Mixtur aus 30% Neudohum, 15% AL (Alexa-Löss) und 55% Seramis. Darüber liegt eine dünne Moosschicht. Also genau so wie zu Hause in der Moosspalte eines Baumes im südostasiatischen Tropenwald:
(http://farm3.static.flickr.com/2728/4031942528_d000ec8fa6_o.jpg)

Die nächsten 14 Tage wird die Luftfeuchtigkeit auf 100% gehalten, dann auf 70%. Die Töpfe stehen bei Zimmertemperatur am Licht.

Die Herausforderung scheint mir die Bewurzelung zu sein. Ich habe es mal ohne Auxine probiert.
Das "Blattgelb" der rechten Pflanze führe ich auch ein Versorgungsproblem zurück. Das sollte sich beheben, wenn neue Wurzeln wachsen. Dann wird das Blatt abgeschnitten (aus optischen Gründen).
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Carsten am 21.Okt.09 um 14:10 Uhr
Zitat von: Berthold am 21.Okt.09 um 13:58 Uhr
Dann wird das Blatt abgeschnitten (aus optischen Gründen).

Alle vier abschneiden???

Ein Paphi mit so wenig Wurzeln und einer gerade überstandenen Reise wird sich normalerweise erstmal aus den eigenen Blättern versorgen. Mit dem ältesten angefangen werden die dann nacheinander von gelbgrün zu Herbstgelb wechseln und dann braun werden. Der Trick besteht darin, diesen Farbwechsel zu stoppen, bevor das letzte Blatt braun ist.

Außerdem: ich weiß nicht, ob Paphis wie helenae in diesem Wuchsstadium noch neue Wurzeln schieben. Ich glaube, jetzt werden nur noch intakte Wurzeln verlängert. Neue Wurzeln werden erst aus dem Neutrieb gebildet.

Viele Grüße, Carsten
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Andrea am 21.Okt.09 um 14:56 Uhr
Ich bin auch sehr gespannt, wie das Langzeitergebnis (wenn es denn überhaupt lange dauert) aussehen wird. Wenn sich da wirklich noch was mit Wurzeln tut, dann schwöre ich, dass ich mir auch einen Sack Neudohum besorge. Oder ich schicke die Kandidaten auch einfach zu Berthold...
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 21.Okt.09 um 15:11 Uhr
Zitat von: Carsten am 21.Okt.09 um 14:10 Uhr
Der Trick besteht darin, diesen Farbwechsel zu stoppen, bevor das letzte Blatt braun ist.
Den Trick muss die Pflanze selber beherrschen, ich kann nur die Rahmenbedingungen setzen. Man kennt das ja aus der Politik mit den Arbeitsplätzen.


Zitat
Ich glaube, jetzt werden nur noch intakte Wurzeln verlängert. Neue Wurzeln werden erst aus dem Neutrieb gebildet.

Viele Grüße, Carsten
Soll mir Recht sein, wenn die Pflanze neue Triebe entwickelt. Da muss sie sich allerdings beeilen, denn mit den alten Wurzeln ist nicht mehr viel los.
Die kleine Pflanze besitzt bereits 2 neue Winzlingstriebe.

Carsten, die lange Reise erstreckte sich über 30 km.



Zitat von: Andrea am 21.Okt.09 um 14:56 Uhr
(wenn es denn überhaupt lange dauert)
Andrea, wie darf ich diesen Satz verstehen?
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Timm Willem am 21.Okt.09 um 15:40 Uhr
Zitat von: Berthold am 21.Okt.09 um 15:11 Uhr
Carsten, die lange Reise erstreckte sich über 30 km.
Das sieht aber nach mehr aus.

Welches Neudohum wurde verwendet???
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 21.Okt.09 um 16:22 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 21.Okt.09 um 15:40 Uhr
Welches Neudohum wurde verwendet???

die NH-Pflanzerde. Die NH-Rosenerde enthält die gleichen Pilze und Mikroorganismen aber weniger Nährstoffe und hat bei Flaschensämlingen von Erdorchideen schlechtere Ergebnisse erbracht.
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Andrea am 21.Okt.09 um 17:59 Uhr
Zitat von: Berthold am 21.Okt.09 um 15:11 Uhr
Andrea, wie darf ich diesen Satz verstehen?
:whistle

30 km Reise? Ich dachte auch immer, Hakone würde Gott weiß wo wohnen.
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Berthold am 21.Okt.09 um 18:17 Uhr
Zitat von: Andrea am 21.Okt.09 um 17:59 Uhr
Ich dachte auch immer, Hakone würde Gott weiß wo wohnen.

ja, das stimmt schon. Es ist von hier etwa auf halbem Wege nach Wuppertal.
Titel: Re: Paphiopedilum und Neudohum
Beitrag von: Ahriman am 22.Okt.09 um 03:21 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 21.Okt.09 um 10:36 Uhr
Hallo Christian,
nur ganz kurz:
Auxinen wird seit ein paar Jahren etwa folgender Charakter zugeordnet:
Sie sind primär Gestaltbildner. Es ist nicht geklärt, ob sie überhaupt eine primäre Funktion in der Auslösung der Zellteilung spielen, für viele Arten kann das wohl verneint werden, aber es gibt natürlich bewiesene Ausnahmen.
Ein sek Funktion spielen sie durch die Anregung des Meristems zur verstärkten Bildung von Cytokininen, damit zur verstärkten Zellteilung.
Sie wirken durch Gradientenbildung über sehr kurze Distanz.
Bei eingebrachtem Auxin, wird zunächst die nat Ordnung des Zellsystems gestört, je nach Konzentration führt dies zu einer Verstärkung aller Meristeme(besonders Apikalmeristeme) bis zum schnellen Platzen der meristematischen Zellverbände bei starken künstlichen Auxinen(nicht nat. abbaubar, z.B. 2,4-D).
Dies gilt auch für die durch Geotropismus zur Wurzelbildung bestimmten Pflanzenteile(Stecklinge), hier findet lediglich weniger Abbau statt. Als in anderen Pflanzenteilen. Weshalb ein Gradient über die ganze Pflanze entsteht.
Allgemein wird bei hohen Konzentrationen das Zellsystem durch unorganisierte Teilung zur Auflösung gezwungen, es kommt zur Kallusbildung, deren Form jedoch genotypisch festgelegt ist.
Cytokinine sind die primären Auslöser der Zellteilung, ihre Konzentration bestimmt die Wachstumsgeschwindigkeit. In hohen Konzentrationen wirken künstliche Cyt. ebenfalls Kallus fördernd.
Will man eine starke Wurzelbildung in Vitro provozieren, geht dies nicht ohne Cytokinin, dafür reicht in vielen Fällen jedoch auch das nat. in der Pflanze vorhandene Cyt. bereits aus.
Die Unklarheiten in der noch weit verbreiteten Funktionseinschätzung der Phytohormone liegt historisch begründet, Aux wurde früher entdeckt als Cyt, deshalb wurde es als Wachstumshormon beschrieben. War ja zunächst augenscheinlich richtig. Mit der richtigen Hypothese kommt man bei vielen praktischen Anwendungen auch zu diesem Ergebnis.
Das würde ich so aber mit keinem alten Talar ausdiskutieren, die sind meist lernunfähiger als schwangere Krokodile.
Viele Grüße
Timm


Timm hat natürlich auch recht, ich habe im Laufe des Studiums so viel widersprüchliches über Phytohormone lernen müssen dass man am Ende an gar nichts mehr glaubt.  :pill
Tatsächlich scheint das auch stark vom Alter der Lehrenden abzuhängen ;D

Generell denke ich aber (wie auch immer der wirkmechanismus genau ist) dass das Ergebnis von einer Vielzahl von Faktoren abhängt wie dem Pflanzenorgan, der A/C Konzentration in der Pflanze, dem Wachstumsstadium, genetischen Dispositionen (bei Monocots wieder ganz anders als bei Dicots) und Umweltfaktoren - sicher noch eine Menge mehr.

LG,
Christian