Kleiner Ausflug nach Australien und Tasmanien

Begonnen von Berthold, 18.Sep.08 um 23:17 Uhr

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Berthold

Ich finde, Australien ist ziemlich abgelegen.
Der Flug mit einem konventionellen Linienflugzeug (B 747-400) dauert ewig. In 11 km Höhe über Afghanistan (ich wäre lieber etwas höher geflogen), tanken in Singapur (Achtung: Todesstrafe für mehr als 100 g Haschis, überall Rauchverbot)ab nach Sydney. Mit dem Auto schräg nach Südwesten durch die Blauen Berge (kurz nach Wollemia schauen) und durch weitere Nationalparks bis Melbourne. Dann einen Sprung nach Tasmanien (Teufel streicheln und nach dem angeblich verschollenen Tiger Ausschau halten) und zurück über Sydney, tanken in Bangkok, DMK (wieder Todesstrafe für Haschisbesitz und Rauchverbot) ab nach Hause.
Details mit Fotobelegen fogen später, muss erst tauchen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Wittgenstein

Zitat von: Berthold am 18.Sep.08 um 23:17 Uhr
tanken in Singapur (Achtung: Todesstrafe für mehr als 100 g Haschis, überall Rauchverbot)

Und nicht zu vergessen: Kaugummi gibts nur auf Rezept vom Arzt:
Unterschätze die niemals die Gefahren von Hubbabubba.

Gruß
Ange

Berthold

#2
So, hier handelt es sich also um die Blue Mountains:



ein beliebtes Ausflugsziel des lebenden Papstes und quasi der Hausnationalpark der Sydneyer.
Ausdünstungen der Eycalyptusbäume erzeigen einen bläulichen Dunst, wie der Name der Berge schon sagt.




Hier hat sich die bekannte , mir allerdings zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannt Wollemia nobilis über mehrer Jahrhunderte vor der Menschheit versteckt bis sie dann 1994 doch entdeckt wurde. Wie Robert heraus gefunden hat, eine Reliktpflanze aus einer engen ökologischen Nische mit extrem geringer genetischer Variabilität, deshalb sind sich alle Individuen der Pflanze sehr ähnlich. Sie gleichen sich quasi wie ein Ei dem andern. Ich habe diese enge Nische in Marl nachgebildet und zeige ein Foto aus Marl, diese Pflanze sieht auch gleich aus:

Siehe letztes Foto im Anhang


Seltsamen Orchideen gibt es wie z. B. diese hier (muss mal eben Ingrid fragen, wie die heisst)




oder diese Cryptostylis subulata, die Eingeborenen nennen sie Slipper Orchid:


der Habitus:

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eerika

Hoffentlich hast Du noch mehr Bilder!
Ich finde australische Orchideen überhaupt irgendwie anders, so wie viele Tiere haben da Beutel, so sehen die Orchis auch öfters ganz "anders" aus.

Phil

Laut David Jones wird Cryptostylis ovata als Slipper Orchid oder Western Tongue Orchid bezeichnet. Cryptostylis subulata als Large Tongue Orchid, Cow Orchid und Duckbill Orchid. Naja die beiden Arten sehen sich recht ähnlich.

Deine Unbekannte habe ich in meinem Buch "A Complete Guide To Native Orchis Of Australia Including The Island Territories" von David L. Jones leider nicht gefunden.
Der Verstand und die Fähigkeit, ihn zu gebrauchen sind zwei verschiedene Gaben.
Franz Grillparzer

Postpiet

#5
Zitat von: Berthold am 20.Sep.08 um 11:13 Uhr
...
(muss mal eben Ingrid fragen, wie die heisst)


...


Nabend,

da Ingrid wohl noch mit ihren "raumübergreifenden Grünzeugs" zu tun hat, springe ich mal ein:

Orthoceras strictum, die Aborigines nennen sie wohl Horned Orchid ...


Schönen Gruß

Peter
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Berthold

Zitat von: PeterH am 20.Sep.08 um 20:07 Uhr
Orthoceras strictum, die Aborigines nennen sie wohl Horned Orchid ...
Schönen Gruß
Peter
sauber, danke Dir, Peter.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#7
Wenn man den Eindruck hat, ein Einheimischer winkt einem aus Freundlickeit schon aus der Ferne zu, so täuscht man sich. Er verscheucht die Fliegen.

Z.Z. produzieren 30 Mio. Rinder in der Woche 2 Mrd. Kuhfladen. Die Kuhfladen haben in Australien keine natürlichen Feinde wie etwa Mistkäfer, deshalb stehen die Fladen voll den Ende des 18. Jahrhunderts eingeschleppten Fliegen zur Verfügung. Die Fliegen können aus 1 kg Fladen etwa 15000 Nachkommen produzieren. Das führt auf Dauer in fast dem ganzen Land zu folgender Situation:



Vorteil: Die Fliegen stechen nicht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Auf dem Wege von den Blauen Berge an der Hauptstadt vorbei in die Australischen Alpen kann man die Augen etwas ausruhen:



Dann gehts in die höchsten Berge des Kontinentes, die Kosciuszko Mountains mit Bergen bis leicht über 2300 m. Weil ein Pole diese Gegend erforscht hat kann man leider den Namen des Gebirges nicht aussprechen:



Frostharte Eykalyptus-Bäume prägen das Landschaftsbild:



(habe ich auch im Garten, wie ich nach der Heimkehr festgestellt habe)

Orchideen gibt es in dem subalpinen Klima in Grenzen, hier ein Prasophyllum:



Diese Orchidee scheint auf Dauerernährung durch Mykorrhiza-Pilze angewiesen zu sein, denn sie hat kaum Blattgrün.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#9
Die Reise geht weiter bis zum Meer. Unterschiedliche Landschaften werden durchquert:




Unterwegs begegnet man solchen Wesen,


den uns bekannten Igel, hier nur als Beutelversion. Das Weibchen legt ein Ei (1,5 cm gross), packt es dann in seinen Beutel und brütet. Nach dem Schlüpfen wird das Junge gestillt.
Die Tiere sind selten geworden.

Orchiden gibt es natürlich viele:


eine Cryptostylis leptochila, selten anzutreffen. Einheimische waren sehr erstaunt, als ich ihnen "wilde Orchideen" gezeigt habe.
Eine Orchidee ohne Blattgrün, Gastrodia sesamoides:

und Dipodium roseum, auch ohne Blattgrün. Häufig anzutreffen:



Dann kam die Tasman-See:



Der Blick richtet sich auf die Antarktis:


Die Australier erscheinen etwas wasserscheu. Das Wasser war angenehm warm und auf Sichtweite kein Hai zu erkennen.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#10
Tasmanien ist eine sehr kleine Insel, mit ca. 60 000 km² nur etwa ¾ so gross wie Österreich. Sie liegt am 40. Breitengrad etwa wie New York, hat aber nur 490 000 Einwohner. Die Menschen, Tiere und Pflanzen müssen im Winter Schnee und leichten Frost ertragen.

Bei der Einreise auf die Insel wird man von diesem Hund beschnüffelt.



Die Einfuhr von Orchideen und anderen pflanzlichen Teilen (lebend oder tot) ist streng verboten. Die Sohlen der Wanderschuhe sind vor dem Betreten der Insel sorgfältig zu reinigen.

In der Mitte der Insel liegt ein grosser fast unberührter Nationalpark mit einer idyllischen Wilderness-Lodge, zu buchen in Sydney.
Unsere Lodge-Haustiere:



Mir scheint, dass der Kleine schon etwas gross ist für den Beutel. Aber auch zu Hause kenne ich jemanden, der wohnt noch mit 40 bei seiner Mutter.

Hier in diesen unterschiedlichen Landschaften waren wir auf der Suche nach dem Tasmanischen Tiger:














Leider hatten wir keinen Erfolg. Der letzte lebende wurde 1930 in einem Zoo gesichtet. Es gibt aber noch Fanatiker, die an seine Existenz glauben.
Diesen Burschen aber gibt es noch:


Streicheln war mir dann aber doch zu gefährlich, denn er hat als Aasfresser ein Mordsgebiss und kann einen Pitbull in der Mitte durch beissen. Seine bevorzugte Nahrung ist aber eher so etwas:


Er riecht schon etwas.
Leider hat die Evolution den Wombats noch keine Gelegenheit gegeben, sich an den Strassenverkehr anzupassen. Sie sind Erdbewohner und graben Höhlen. Damit sie sich beim Graben nicht ihren eigenen Beutel zuschaufeln, ist die Öffnung nach hinter gerichtet, das hat die Evolution aber doch schon geschafft.

Man findet ungewöhnlich endemitische Pflanzen, wie diese Christmas Bell, Blandfordia



Oder auch Orchideen, wie Thelymitra:


Am Tag der Abreise herrschte trübes Regenwetter, wie oft in dieser Ecke der Welt. Das hat uns den Abschied erleichtert, aber nur ganz wenig:




Gruss Berthold



Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Alexa

Berthold, das Teufelchen ist so süß!
Danke für den schönen Bericht und die tollen Bilder.
Abgefahrene Flora und Fauna.
Schade dass sich dieses Beutelprinzip nicht in anderen Erdteilen im Laufe der Evolution so umfangreich durchsetzen konnte. Praktisch eigentlich.

Berthold, glaubst du an die Existenz des angeblich ausgestorbenen Beutelwolfes?

Postpiet

Zitat von: Alexa am 22.Sep.08 um 17:56 Uhr
...
Berthold, glaubst du an die Existenz des angeblich ausgestorbenen Beutelwolfes?


Die Frage sollte wohl eher lauten, ob wir überhaupt an die Existenz einer solch garstigen Kreatur glauben wollen?

http://www.stupidedia.org/stupi/Beutelwolf


Schließlich haben wir in Deutschland doch mit der Rückkehr des Wolfes schon unsere eigenen Urängste zu bekämpfen ...  :heul


Schönen Gruß

Peter
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Wittgenstein

Zitat von: Alexa am 22.Sep.08 um 17:56 Uhr
Danke für den schönen Bericht und die tollen Bilder.

Dem kann ich mich nur anschließen!

Zitat von: Alexa am 22.Sep.08 um 17:56 UhrSchade dass sich dieses Beutelprinzip nicht in anderen Erdteilen im Laufe der Evolution so umfangreich durchsetzen konnte. Praktisch eigentlich.

Ich hätte auch gern so nen Beutel. Dann müsste ich nicht immer eine Handtasche mit mir rumschleppen!

Gruß
Ange

Alexa

Ange, wenn du ein Kind hättest, würdest du ihn dir noch mehr wünschen. Was meinst du, was das jedes Mal für ein Gefussel ist, dieses Tragetuch zu binden.
Und wenn wir einen Beutel hätten, würden die Tragetuch- Mütter nicht immer in die Öko- Ecke gesteckt werden und die Kinderwagenindustrie würde den Bach runter gehen.