Orchideenkultur

Fachbereich => Orchideenvermehrung und Kultur => Aussaat, symbiotisch => Thema gestartet von: Berthold am 24.Sep.08 um 19:56 Uhr

Titel: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 24.Sep.08 um 19:56 Uhr
Die Orchis elegans, eine grosse Verwandte der Orchis palustris aus der Türkei, lässt sich mit dem B1-Mykorrhizapilz sehr gut keimen. Es scheint eine aktive symbiotische Keimung vorzuliegen.
Bereits 4 Wochen nach der Aussaat haben sich grosse Protokorme gebildet:
(http://farm4.static.flickr.com/3088/2885637444_99711b6d8d_o.jpg)

Wenn man Pech hat, mischen sich andere Pilze mit ins Glas, insbesondere wenn man zu faul ist, den Samen vor der Aussaat zu desinfizieren:
(http://farm4.static.flickr.com/3244/2884814121_872238b9ec_o.jpg)
dann ist leider nichts mehr zu retten.
Aber oft klappt es auch ganz gut. Nach 9 Wochen sehen die Protokorme so aus, höchste Zeit, sie in Neudohum zu setzen. Sie sind jetzt noch in einer Wachstumsphase und haben schon Blattgrün gemacht, um sich über den Photosyntheseapparat selbständig weiter ernähren zu können:
(http://farm4.static.flickr.com/3185/2884826367_ba17887636_o.jpg)

Nach insgesamt 5,5 Monaten haben sie sich in Neudohum (mit Klarsichtfolie drüber) prächtig entwickelt:
(http://farm4.static.flickr.com/3104/2884832999_21bafce252_o.jpg)

nach 10,5 Monaten:
siehe letztes Foto

einige Sämlinge haben nach dieser Zeit Knollen mit 1 cm Durchmesser gebildet.
Es tritt dann eine Ruhephase ein und die Blätter ziehen ein. Jetzt nach insgesamt 13 Monaten treiben die ersten Pflanzen wieder mit einer kleinen Spitze aus. Sie werden allerdings kühl gestellt, sodass das Wachstum im Winter zur Ruhe kommt und erst im Frühling wieder richtig loslegt.
Wenn die dicksten Knollen im Frühjahr blühen wurden wäre das bereits 18 Monate nach der Aussaat.
Ich vermute, in der Natur dauert die Entwicklung bis zur blühenden Pflanze deutlich länger. Bei der Topfkultur kann man durch kräftige Nährstoffzufuhr und Wärme erheblich an Zeit gewinnen.

So sieht übrigens die Mutter aus:
(http://farm4.static.flickr.com/3128/2884879507_5b1966e7e6_o.jpg) 
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Claus am 24.Sep.08 um 22:40 Uhr
Man kann Orchis elegans allerdings auch ganz elegant asymbiotisch aussäen. Sie kümmert dann zunächst längere Zeit vor sich hin, ehe sie dann Anlauf nimmt und Knollen bildet. Ich habe den Eindruck, ohne dass ich dazu statistische Daten habe, dass die asymbiotische Aussaat ertragreicher ist. Man kann die Protokorme dann auch bequem auf B1 umlegen, wo sie sich rascher entwickeln.

Die gebildeten Knollen kann man natürlich in ein Substrat auspikieren, es geht aber auch recht gut, nach dem Einziehen der Blätter den anhaftenden Nährboden sorgfältig abzuwaschen und sie auf angefeuchtetem Küchenpapier z.B. in eine Kunststoffdose zu legen, diese zu verschließen und in den Kühlschrank zu stellen. Nach einigen Wochen bildet sich eine Triebknospe, und falls dann gerade das Frühjahr ausgebrochen ist, kann man sie bequem in ein geeignetes Substrat, z.B. Neudohum, auspflanzen.

Dieses Verfahren, auf das mich Rudolf brachte, hat den großen Vorteil, dass man praktisch kein Risiko eingeht, dass die Sämlinge vorzeitig den saprophytischen Bodenpilzen zum Opfer fallen. Im Gegenteil, auf dem feuchten Küchenpapier war nach einigen Wochen ein leichter Schimmelbefall, was aber den Knollen mit ihren Trieben überhaupt nichts ausmachte.

Das Verfahren ist natürlich nicht auf O. elegans beschränkt. Man kann sogar blühfähige Knollen auf diese Weise sicherer durch den Winter bringen. Aber auch sehr kleine Knollen überstehen die Zeit durch die hohe Luftfeuchte gut.

Wenn ich mir vorstelle, dass ich im vergangenen Jahr ca. 50 Exemplare O. spitzelii in Neudohum auspikiert hatte, von denen ich nach dem Sommer nur ca. 10 wiederfand, ist diese Lagerung im Kühlschrank eine sehr elegante Methode. Dies scheint auch für solche Knollen zu gelten, die nach der Herausnahme aus den Gläsern noch gar keinen Knospenansatz haben. Der bildet sich dann erst im Kühlschrank. Dagegen neigen Knollen ohne diesen Ansatz dazu, im unsterilen Substrat bei zu hoher Feuchtigleit einfach zu vergammenln.

Viele Grüße
Claus
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 25.Sep.08 um 15:15 Uhr
Zitat von: Claus am 24.Sep.08 um 22:40 Uhr
Ich habe den Eindruck, ohne dass ich dazu statistische Daten habe, dass die asymbiotische Aussaat ertragreicher ist.
Viele Grüße
Claus

Claus, da gibt es bei der symbiotischen Aussaat noch einige für mich unverständliche Effekte. Der Aussaaterfolg ist sehr unterschiedlich.
Bei Aussaaten im August 2007 entstanden etwa 50 Protokormen im Glas. Diese Anzahl nahm in den folgenden Monaten stetig ab, sodass im November nur noch 5 bis 10 Protokorme keimten. Es wurde jeweils auf eine Woche vor der Aussaat geimpften Boden ausgesät. Ob die Keimfreudigkeit des Samens abnahm oder ob der Pilz schlapp gemacht hat, kann ich leider nicht beurteilen. Es wäre sehr wichtig etwas über einen möglichen jahreszeitlichen Lebensrythmus des Mykorrhiza-Pilzes zu wissen.
Die Aussaat von ganz frischem Samen aus einer grünen Kapsel klappte gar nicht. Möglicherweise tötet der Pilz ganz frischen Samen ab.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 01.Jan.09 um 15:27 Uhr
Der Sämling im Alter von 16 Monaten:

(http://farm4.static.flickr.com/3284/3155504275_06128dea93_o.jpg)

Der Austrieb in der 2. Neudohum-Saison ist bereits wieder 12 cm hoch. Von Beginn des Austriebes an wurde die Pflanze bei Zimmertemperatur gehalten (die Geschwister im Kalthaus haben erst etwa 3 cm erreicht). Sie steht am sonnigsten Fenster ohne Abdeckung bei ca. 50% Luftfeuchtigkeit. Von Vorteil wäre eine Zusatzbeleuchtung oder eine Temperaturabsenkung auf ca. 17°, um den richtigen Habitus zu erzielen.

Das Substrat wurde in der 2. Vegeationsperiode mit 40% Seramis verdünnt.

Nach bisheriger Erfahrung scheint die Pflanzenentwicklung nach diesem Aussaat- und Kulturverfahren deutlich schneller als in der Natur abzulaufen.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 16.Jan.09 um 15:23 Uhr
Ein Vergleich zwischen symbiotischer und asymbiotischer Aussaat, Topfkantenlänge 9 cm:

(http://farm4.static.flickr.com/3529/3200790741_8917c8f881_o.jpg)

Beide Sämlinge würden im Herbst 2007 ausgesät.
Links asymbiotisch von Claus, einmal umgelegt und am 21. Okt.2008 in Neudohum gesetzt.
Rechts symbiotisch auf B1, im Herbst 2007 in Neudohum gesetzt.

Frage an Claus: Welche Sämlinge sehen besser aus? Aber ein Trost, Claus, beide Sämlinge sind gesund.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Uhu am 17.Jan.09 um 14:21 Uhr
Hallo Berthold,

wirklich ein respektabler Erfolg. Wenn sie dieses Jahr zur Blüte kommen sollte setzt Du die Geschichte hoffentlich bebildert fort. Außerdem hast Du dann immer mehr Samen übrig :-D

Erfolge hatte ich mit dem B1 auch. Es waren aber nicht soviele von der Menge her. Habe 3 Töpfe mit Dactys und einen mit Gymnadenia, sowie 2 Spiranthes in pikiergröße herangezogen. Leider hab ich´s mit dem Pilz zu locker genommen und mir anscheinend viele Fremdinfektionen eingefangen - vielleicht muss ich mich selbst auch mal wieder 2 Tg in Fungizid legen :rot. Dadurch hab ich aus literweise Haferagar doch nur bescheidene Stückzahlen erreicht.

Die asymbiontische Aussaat ist  bei mir wesentlich effektiver. Dabei belege ich 6-8 kleine (5ml) Gläschen mit Samen. Von der letzten morio-aussaat hab ich Ende November mit dem Auspikieren begonnen und noch gut 20 Gläser die darauf warten bzw. längst hätten raus gemusst. Da ich bei den Aussaaten für den Naturschutz 25-30% der Sämlinge behalten darf, ist die erzeugte Menge für mich durchaus von Bedeutung.

Für Tips zur Optimierung der B1-Nachzuchten wäre ich dankbar.

Gruß Jürgen
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 17.Jan.09 um 15:34 Uhr
Zitat von: Uhu am 17.Jan.09 um 14:21 Uhr
Für Tips zur Optimierung der B1-Nachzuchten wäre ich dankbar.
Gruß Jürgen

Jürgen, durch Aussaat nicht desinfizierter Samen auf die Pilzkultur versaut man sich die Kulturen leicht und erzeugt Pilz-Misch-Gerichte. Da nützt es dann auch nicht mehr, wenn Du Dich selber in Fungizid legst.
Diese Pilzverunreinigungen merkt man nicht immer, weil die Samen oft in der Pilzmischung ebenfalls noch einigermassen keimen. Wenn man diese Kulturen dann vermehrt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man Pilze erwischt, die keine Orchideen mehr keimen können.

Man muss aus den Pilzkulturen kontinuierlich die Pilze selektieren, die die besten Keimerfolge bringen. Auch Impfen durch Umsetzung der besten Sämlinge ist gut.

Kleinste genetische Unterschiede der Pilze innerhalb der selben Pilzart können schon deutliche Keimerfolgunterschiede bedeuten. Mit blossem Auge kann man das an der Pilzkultur natürlich nicht erkennen.

Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 10.Feb.09 um 15:16 Uhr
 jetzt 19 Monate nach der Aussaat zu Beginn der 2. Wachstumsperiode:

(http://farm4.static.flickr.com/3395/3269580932_73a981428e_o.jpg)

aus dem alten Knöllchen hat sich ein üppiger Trieb gebildet. Unten seitlich heraus wächst die neue Knolle an einem ca. 3 cm langen Wurzelstiel um die richtige Tiefe zu erreichen. Ich hoffe, dass sie in dieser Saison noch 1 cm Durchmesser erreicht. Der Sämling stand die letzten 2 Monate bei Zimmertemperatur, deshalb ist er jetzt schon so gross gewachsen.

Das Austopfen ist jetzt ungünstig. Aber wenn man keine Wurzeln abreisst und vorsichtig wieder einschlemmt, treten keine Störungen auf.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Dieter am 10.Feb.09 um 15:30 Uhr
woher nimmst du die gewissheit,
dass die "stiellänge" abhängig ist
von der "suche nach der geeigneten substratfeuchtigkeit" ?   :ka

ich habe im gleichen 20 cm topf verschiedene Ophrys,
beim austopfen habe ich kürzlich festgestellt,
dass einige arten einen "stiel" machen, andere jedoch nicht.

dabei haben sich jeweils gleiche arten gleich verhalten ! ? ! 
in einem derartigen topf sollte man wohl
eine eher gleichmässige feuchtigkeit vermuten.
deshalb sollte auch immer (oder nie)
ein stiel zu finden sein...........
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 10.Feb.09 um 17:35 Uhr
Zitat von: dieter am 10.Feb.09 um 15:30 Uhr
woher nimmst du die gewissheit,
dass die "stiellänge" abhängig ist
von der "suche nach der geeigneten substratfeuchtigkeit" ?   :ka

ich habe im gleichen 20 cm topf verschiedene Ophrys,
beim austopfen habe ich kürzlich festgestellt,
dass einige arten einen "stiel" machen, andere jedoch nicht.

dabei haben sich jeweils gleiche arten gleich verhalten ! ? ! 
in einem derartigen topf sollte man wohl
eine eher gleichmässige feuchtigkeit vermuten.
deshalb sollte auch immer (oder nie)
ein stiel zu finden sein...........

Dieter, einige Ophrys machen immer einen Stiel, andere nur wenn sie glauben nicht tief genug zu sitzen. Letzeres gilt auch wohl für fast alle anderen Gattungen. Für die richtige Tiefe spielt wahrscheinlich das Licht und die Luft um die Knolle neben der Feuchtigkeit auch noch eine Rolle. Ich habe festgestellt, wenn die Knollen in ganz luftigem lockeren Substrat sitzen wachsen sie meist nach unten.
Steck doch mal eine Ophrys, die keinen Stiel macht in ganz lockeres Substrat (z.B. 70 % Seramis) nur mit etwa 1,5 cm Substratüberdeckung und halte alles gleichmässig feucht. Ich vermute, sie macht eine neue Knolle mit Stiel dran. 

Die Ophrys, die immer einen Stiel bauen sind welche, die sich gern vegetativ durch mehrere Knollen vermehren möchten (z.B Ophrys bombiliflora). Da soll der Stiel eigentlich zur Seite wachsen, damit sich die neuen Rosetten später nicht zu sehr bedrängen.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Volzotan am 10.Feb.09 um 18:00 Uhr
Noch als Zusatz,
im Glas machen die Ophrys immer einen Stiel, bevor sie eine Knolle machen. In Gläsern ohne Aktivkohle im Agar machen die überhaupt keine Knolle, möglicherweise liegt das am Licht im Wurzelbereich, sehr komisch das ganze, bei den großen Sämlingen von O. apifera sieht man ganz genau den Ansatz für einen Knollenstiel, der aber meist nicht weiterwächst. Ich schreibe dazu noch was in Ophrys in-vitro

Gruß Volzotan
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Dieter am 10.Feb.09 um 18:08 Uhr
danke für die erläuterungen.
ich werde das wohlwollend überprüfen :-)
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 08.Apr.09 um 14:54 Uhr
Sämlinge in der 2. Saison in Substrat:

(http://farm4.static.flickr.com/3314/3424016276_db2c4cc64a_o.jpg)

Neudohum Pflanzerde verlängert mit Kleintierstreu und geimpft mit Myzel eines Ständerpilzes.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 07.Sep.09 um 20:08 Uhr
23 Monate nach der Aussaat. Da kann man wirklich nicht meckern!
(http://farm3.static.flickr.com/2661/3896623773_bcfd737dce_o.jpg)

Man könnte sie schon als "blühfähig" verkaufen, aber nicht unter Goldpreis.



Zitat von: Claus am 24.Sep.08 um 22:40 Uhr
Man kann Orchis elegans allerdings auch ganz elegant asymbiotisch aussäen.
Viele Grüße
Claus
:rofl
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Claus am 07.Sep.09 um 21:06 Uhr
Berthold,

wieviel Stück von den 50 ?
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 07.Sep.09 um 21:20 Uhr
Zitat von: Claus am 07.Sep.09 um 21:06 Uhr
Berthold,

wieviel Stück von den 50 ?


Claus, ich habe nicht so viel Geld, dass ich sie alle zeigen könnte.

Aber es sind schon einige. Die Töpfe standen halt ziemlich trocken und das Substrat wurde gewechselt, dann fault da in Neudohum auch nichts ab. Die grössten standen in reinem Neudohum, logischerweise wegen des hohen Nährstoffgehaltes.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Manne am 07.Sep.09 um 21:21 Uhr
Wenn sie richtig groß werden sollen, müßte ich was von meinem Lehm schicken.
Dann müßtest du aber Silberdollar daneben legen. Das wird dann teuer. :whistle
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 07.Sep.09 um 21:27 Uhr
Manfred, Deine Orchis palustris sind auf ähnlichem Wege. Sie wachsen genau so gut, nachdem ich den Pilz wieder sauber habe und den Samen ordentlich desinfiziert habe. Du hast da verdammt viele Pilze an den Samen kleben gehabt.
http://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=2719.0
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Manne am 07.Sep.09 um 21:51 Uhr
Die Pilze stören mich nicht. Im O. palustris Beet haben wieder ca. 20 Pflanzen gekeimt.
Habe deshalb ein neues Beet von 5 x 1 m angelegt. Dort kommen jetzt die Jungpflanzen rein. Dazu ziehen dort noch meine P. leucophaea ein. Mal sehen wie da die Keimungen sind.
Ihr wisst ja, ich stehe auf Rohboden als Nährboden.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 07.Sep.09 um 22:12 Uhr
Zitat von: Manne am 07.Sep.09 um 21:51 Uhr
Ihr wisst ja, ich stehe auf Rohboden als Nährboden.

Aber 1 cm Knollen in 23 Monaten (eigentlich 20 Manten) schaffst Du nie, glaube ich. Und ich glaube, Du brauchst 100 mal mehr Samen pro Pflanze als ich. Damit kommst Du niemals zu einem kleinen Vermögen.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Manne am 07.Sep.09 um 22:31 Uhr
Zum Ersten kann ich nicht viel sagen, ich sehe sie ja erst, wenn sie Blättchen haben. Ja und Samen habe ich ja genug. Der Hauptvorteil ist aber wohl, es macht sehr wenig Arbeit.
Aber jeder hat da so anders seinen Spass.
Was soll ich mit noch einem Vermögen. :whistle
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 01.Jun.10 um 19:33 Uhr
So, die erste blüht nach 2 Jahren und 6 Monaten

(http://farm5.static.flickr.com/4037/4660084853_46f147f4a2_b.jpg)

ich glaube, die Natur kann das nicht so schnell, denn sie benutzt kein Neudohum.
Leider hat der Sämling etwas Orchis laxiflora im Blut.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Manne am 01.Jun.10 um 19:56 Uhr
Berthold, das ist keine A. elegans. A. elegans faltet die Lippe nicht nach hinten. Die Lippe ist ganz flach und sehr groß. Jedenfalls die Pflanzen auf dem Balkan.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: erdorchideen am 01.Jun.10 um 21:23 Uhr
... und laxiflora keimt und wächst auch ganz leicht mit B1. Kostet daher auch nicht so viel. Zum Glück leben wir nicht von den erwarteten Orchideen-Vermögen :whistle

Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 01.Jun.10 um 21:51 Uhr
Zitat von: Manne am 01.Jun.10 um 19:56 Uhr
Berthold, das ist keine A. elegans. A. elegans faltet die Lippe nicht nach hinten. Die Lippe ist ganz flach und sehr groß. Jedenfalls die Pflanzen auf dem Balkan.

Manfred, der Samen ist von einer echten elegans, nur der Pollen stammt wohl von laxiflora. Ich kenne die elegans auch nur mit flacher Lippe, einzelne Blüten sind aber auch etwas gefaltet. Sie sind sehr gross, bis zu einem Meter. Aber jetzt habe ich echte laxiflora im Moor, die war letztes Jahr genau so gross.

Ich nehme ja stark an, dass der Samen von Deinen beiden palustris reinrassig ist. Sie wachsen auf B1 genau so gut, auch Orchis robusta aus Mallorca.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Manne am 01.Jun.10 um 21:57 Uhr
Berthold, mir ist eingefallen, das ich dir ja zu Rumänien was suchen wollte. An Unterlagen habe ich nichts mehr finden können. Aber es passt zum Thema. Du kannst in ganz Rumänien im Flachland A. elegans finden. In der Walachei besonders reichlich. Es ist dort die dominierende Form.
Die Blütezeit kommt auch gut hin. Die Spezies liegt ja in der Blütezeit ca. zwei Wochen später als A. palustris. Sie kann dort bis 1,50 m werden, nicht zu übersehen.
Die zwei interessantesten Art D. cordigera und Leucorchis frivaldii kommt in den Gebirgen in den meisten Mooren vor. Ich habe damals jedenfalls in den Karpaten die Arten fast überall gefunden. Die anderen Arten sind wie sonst auch in Europa.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 20.Sep.20 um 00:24 Uhr
12 Jahre später ein weiterer Aussaat-Versuch.

2 Monate nach der Aussaat auf A36 sind nur 2 Samen gekeimt in insgesamt 8 Gläsern.
Der Samen besaß etwa zu 60% Embryonen, teilweise verkrüppelt. Da schien etwas mit der Bestäubung nicht geklappt zu haben. Vielleicht war es ein Bestäubungsversuch mit eigenem Pollen in der Natur.
Auch der A36 war nicht mehr ganz sauber.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 29.Dez.20 um 22:33 Uhr
Nach dem Umlegen auf neuen Nährboden gab es einen enormen Wachstumsschub der Pilzhyphen.

Ich weiss leider nicht, ob die im Haferflocken-Agar mit sterilisierten Äste irgendwelche Stoffe enthalten, die das Pilzwachstum stark fördern oder ob sich ein Fremdpilz in die Gläser eingeschlichen hat.
Das Basis-Substrat enthält 2.5 g/l Haferflocken und 1 g/l Weizenmehl, und 8 g/l Agar, also der hier übliche Standard.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: FlorianO am 30.Dez.20 um 08:08 Uhr
Zitat von: Berthold am 29.Dez.20 um 22:33 Uhr
Nach dem Umlegen auf neuen Nährboden gab es einen enormen Wachstumsschub der Pilzhyphen.

Ich weiss leider nicht, ob die im Haferflocken-Agar mit sterilisierten Äste irgendwelche Stoffe enthalten, die das Pilzwachstum stark fördern oder ob sich ein Fremdpilz in die Gläser eingeschlichen hat.
Das Basis-Substrat enthält 2.5 g/l Haferflocken und 1 g/l Weizenmehl, und 8 g/l Agar, also der hier übliche Standard.

Naja, du arbeitest nicht steril, ein Fremdpilz wird sich sicher einnisten.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 30.Dez.20 um 10:49 Uhr
Zitat von: FlorianO am 30.Dez.20 um 08:08 Uhr
Naja, du arbeitest nicht steril, ein Fremdpilz wird sich sicher einnisten.
Bisher ist das sehr selten passiert, eigentlich nur, wenn ich den Samen nicht desinfiziere, was ich nicht mehr mache. Man muss allerdings sehr sauber arbeiten durch Raumluftfilterung, Atemschutz und Entstaubung der Arbeitsfläche und Desinfizierung der Geräte. Die Gläser sind bei den Arbeiten nur sehr kurz geöffnet, unter 5 Sekunden. 
Allerdings habe ich in den letzten Aussaaten manchmal gelartige Verflüssigungen auf der Agar-Oberfläche entdeckt. Das ist vermutlich eine bakterielle Infektion, die aber durch die Impf-Klumpen zur Vorinfizierung eingeschleppt wurden.
Antibiotika benutze ich nicht, was wahrscheinlich nützlich wäre, aber ziemlich unübersichtlich bezüglich der Umweltbelastung bei der Entsorgung.
In diesem Fall wurde der Agar nicht vorinfiziert, sondern durch Einsetzen der Sämlinge, die den Pilz am Protokorm tragen.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Uhu am 01.Jan.21 um 12:32 Uhr
Organische Zuschläge hab ich den Umlegeböden auch immer mal beigemischt. Ich meine das fördert etwas zusätzlich, habe aber aus Zeitgründen keine direkten Vergleichsreihen angesetzt. Ich habe eher leicht verdauliches wie klein geschnittene Blätter oder auch mal etwas Neudohum in den Agar gemischt. Besteht bei den Ästchen nicht die Gefahr der Verpilzung und dann Übergreifen auf die Blätter? Ich hoffe du beschädigst beim Ausfalschen nicht die Pflanzen daran. Wann hast du vor in Substrat zu setzen?
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 01.Jan.21 um 12:41 Uhr
Jürgen, es ist alles sterilisiert. Die Pilze, die jetzt im Glas wachsen, wurden mit den Sämlingen eingebracht. Idealerweise sind es nur A36-Hyphen.
Aber jetzt scheinst sich ein anderer Pilz (Richtung Grauschimmel) eingemischt zu haben. In dem Aussaatglas war er vermutlich unterdrückt durch den vorinfizierten A36, der dort einen Wachstumsvorsprung hatte.
Ich hatte Orchis morio alba x selbst und Orchis elegans ausgesäät.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Berthold am 29.Jan.21 um 15:51 Uhr
Zitat von: Berthold am 01.Jan.21 um 12:41 Uhr

Aber jetzt scheinst sich ein anderer Pilz (Richtung Grauschimmel) eingemischt zu haben. In dem Aussaatglas war er vermutlich unterdrückt durch den vorinfizierten A36, der dort einen Wachstumsvorsprung hatte.
Ich hatte Orchis morio alba x selbst und Orchis elegans ausgesäät.
Dieser Grauschimmel hat in der anschließenden Zeit Überhand im Glas gewonnen. Er ist alle Äste hochgewachsen. Ich wollte den Sämling schon entsorgen.

Aber siehe da, der A36-Keimpilz der Orchideen hat am Fuß des Sämlings den Schimmel wieder verdrängt und fördert das Sämlingswachstum so heftig wie nie.
Der Sämling hat schon eine Grösse von 8 cm erreicht.
Titel: Re: Orchis elegans symbiotische Aussaat
Beitrag von: Uhu am 29.Jan.21 um 18:24 Uhr
der hat sich ja richtig super entwickelt. Passt gut zum jetzt beginnenden frühjahrs Wachstumsschub.