Cleanbenchbesitzer & Techniker

Begonnen von Matthias, 04.Sep.18 um 18:20 Uhr

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Matthias

Nach gut 15 Jahren trage ich mich mit dem Gedanken, wieder eine Cleanbench zu bauen.
Ich habe eine Vertikal-Flow von Spetec (Erding bei München) - sehr schön und edel, die ich hauptsächlich für Ausstellungen und Workshops verwendet habe. Da letzteres ja nicht mehr erfolgt, ist die Effizienz eher zu beachten und ehrlich komme ich (derzeit?) mit Vertikalflow schlecht zurecht.
Dann habe ich eine kleinere, ebenfalls Vertikalflow, die ich nur zum Eingießen des Mediums in die Becher benütze. Diese arbeitet sehr zuverlässig, aber der Platz ist beengt, um hier wirklich an den Pflanzen zu arbeiten. Sie ist groß genug, dass darin die leeren Bechertürme (ca 200 Becher) und Deckeln Platz finden.
So, nun haben meine Verhandlungen, die ich seit langer Zeit führe, offenbar Erfolg gehabt, ich bekomme einen größeren Raum für mein Labor zur Verfügung gestellt. Es ist ein 20 m2 großes Zimmer in einem Wohnbereich, kein Kellerloch mehr. Ich hab Fenster, Tageslicht, ich kann wieder lüften, ich hab´s hell und ich hab Platz. Damit löst sich ein weiteres Problem, denn ich arbeite seit 2 Jahren in einem muffigen, feuchten Kellerraum, ehemals Erdkeller, mit 100 Jahre altem Gewölbe ... schön anzuschauen, aber für einen Sterilraum vollkommen ungeeignet. Nicht lachen, nicht ätzen ... ich hatte nichts anderes und war selbst über dieses Refugium mal dankbar.

Jetzt überlege ich, ob ich mir nicht wieder eine Horizontalflow baue oder bauen lasse. Arbeitsbereich ausreichend lang und ausreichend tief. Hauptfilter ca. 900 x 700 mm Es ist mühsam, dass das Zerteilen von Pflanzengewebe immer wieder mal zu Kontaminationen führt. Vielleicht bin ich auch ungelenkiger geworden und arbeite versehentlich zunehmend über dem Explantat statt davor. Generell finde ich eine Horizontalflow von der Handhabung sicherer.
Generell wird für Cleanbenches ein Luftstrom von 0,4 - 0,6 Meter pro Sekunde empfohlen. Frage, nimmt der Hauptfilter Schaden, wenn ich den Luftstrom verdopple bis optional verdreifache? Der Lüfter sollte regelbar sein, das ist klar. Dass es dadurch, wie ich in einem englischsprachigen Vermehrungsforum gelesen habe, eher zu Kontaminationen kommt, weil Keime durch den Hauptfilter gepresst werden und oder an den Ecken/Kanten Luftverwirbelungen auftreten, glaube ich nicht, es sei denn, der Filter ist generell schadhaft.

Ich habe früher schon Cleanbenches selber gebaut, nat. nicht solche Modelle, mit denen man auf Ausstellungen u Workshops erscheinen kann, deswegen wurde die Spetec ja auch angeschafft. Selbstbau bedeutet immer auch einen ziemlichen Aufbau oder Hinterbau, weil mit Vorfilter und Kammer für den Lüfter wird das ganze schon recht voluminös. Nun habe ich die Überlegung, ob ich die 2 Komponenten nicht trennen kann: ein Kobel für den Vorfilter und Lüfter und dann über einen ca. 20 - 25 cm Absaugschlauch eine Verbindung zum Hauptgerät mit Filter und Hauptgerät herstellen. Oder nimmt das zu viel Perfusionsdruck weg? Ich erinnere mich an eine meiner zuverlässigsten Cleanbenches in der Steiermark, Horizontalflow, die war fast 2, 5 m lang. Hatte auch vor dem Hauptfilter einen Blechkonus, um wirklich "laminar" zu arbeiten, 2 Vorfilter und einen sehr starken Radiallüfter. Ich hätte heute gerne diese Bestandteile dieser Bench, sie wurde aber dem Sperrmüll übergeben.
Somit 2. Frage: nimmt es zu viel Druck weg, wenn ich die beiden Komponenten mit einem Flexschlauch (zB Absaugung für Hobelmaschinen), Durchmesser 20 - 25 cm, ca 2 - 2,5 m lang.  verbinde. Ich bin alles andere als ein Strömungstechniker.

Ich freue mich, dass ich dem Kellerassel-Dasein entfliehen kann. Holzregale teils verschimmelt, Verputz von den Wänden bröckelt ab, auf den Bechern und dem Arbeitstisch finde ich Hinterlassenschaften von Mäusen, Weberknechte und Spinnen sind üblich und heute fand ich in der Ecke des Labors eine mazerierte Maus. Und dennoch wurden in diesem Kammerl 2 Jahre lang erlesene Lilienspezies ausgesät u umgelegt. Etwas anderes stand mir nicht zur Verfügung. Das wird sich jetzt ändern. Am WoE folgt die Übersiedlung.
Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

FlorianO


Matthias

Ja, inkludierend das Risiko, dass es nicht funktioniert. Die eierlegende Wollmilchsau, die alle meine Bench-Bedürfnisse abdeckt, gibt es nicht. Ich brauche eine Bench, um heißes Medium umzufüllen (mittelgroß), eine für Aussaaten und das Umlegen (groß) und eine für Arbeiten am Gewebe (klein). Da brauche ich immer andere "Endgeräte" (Arbeitsbereiche), aber doch nur 1 "vorgeschaltetes Gerät" mit Vorfilter und Lüfter. Soweit meine autistischen Züge.
Wenn ich es schaffe, einen Universalanschluss von der ersten Einheit (Vorfilter/Lüfter) auf die 2. Einheiten (unterschiedliche Arbeitsbereiche) zu übertragen, dann macht das für mich Sinn und befriedigt meinen Ordnungssinn.
Ein Vorhaben bedeutet anfangs immer ein Abwägen der Umsetzbarkeit. Wenn das Pro überwiegt, dann setze ich es mal durch. Die Spetec-Bench läuft sehr gut, keine Frage, aber jede Bench ist nur so gut, wie die Umgebung, in der man arbeitet. In einem muffigen Kellergewölbe versagt doch jedes Sterilgerät. Trotz Umzug des Labors in einen Wohnbereich, wird die Umgebung niemals so sein, wie es Profi-Labore haben. Und bevor ich den Raum entsprechend adaptiere, ist das Basteln deutlich günstiger. Mein Labor früher war auch in einem Keller, aber dieser war trocken und die Benches selber in einem extra verliesten Raum mit Schiebetür in den Sterilbereich. Und trotzdem hatte die Bench, an der ich meistens arbeitete, 2 Vorfilter und eine starke Turbine als Lüfter.
Da in den 3, von der Dimension her unterschiedlichen Werkbänken auch unterschiedliches bearbeitet wird, führt dazu, dass sie auch mit unterschiedlicher Gerätschaft bestückt sind. In betriebsamen Zeiten befülle icn pro Woche ca. 500 Becher mit Nährlösung. Eine öde Arbeit, ich mag sie nicht. Meine größte Sorge dabei ist, dass beim Einräumen der sterilen Bechertürme aus der Originalverpackung (Kiste 70 x 40 x 40 cm) ein Malheur passiert. Becher sind da noch weniger ein Risiko als die Deckeltürme steril aus den Kisten zu bekommen. Da habe ich einen Blutdruck von 180 /100 und eine Pulsfrequenz nahe 200. Nicht erst 1x ist mir durch unsachgemäßes Anstoßen ein ganzer Deckelturm in der Kiste umgefallen. Diese Deckeln sind dann für den Müll, ich bekomme sie nimmer sauber. Es ist meiner Gesundheit zuträglicher, gleich die Bench mit möglichst ausreichenden Becherrn und Deckeln zu befüllen, dass ich eine Zeitlang durchkomme. Für diese Tätigkeiten ist eine Vertikal-Flow ideal und die, die ich dafür habe, vollkommen ausreichend.
Für die restlichen Tätigkeiten, die Aussaat, das Umlegen und der Arbeit an der Gewebekultur, brauche ich allerdings eine bessere Lösung, angepasst an die Umgebung, meine zunehmende Weitsichtigkeit, die notwendige Gerätschaft in der Bench. Spetec reiste mit mir von Rom nach Glasgow u von Brest nach Budapest. Sie ist müde und reif für den Alterssitz als liebe Erinnerung an eine wunderbare Zeit. Somit schwingt auch Nostalgie mit.

Dass Ihr zu meinen beiden Fragen keine Antwort wisst, darf sein. Dann muss ich es wagen, mit dem Bau zu beginnen.

Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

FlorianO

Viel Erfolg!
Gibst du deine Spetec komplett auf? Ich habe mir so ein Gerät vor einiger Zeit zugelegt, die Kontaminationen sind damit bei null wenn ich fehlerfrei arbeite. Kann Problematik bei der Gewebekultur aber gut nachvollziehen, ist für mich aber das kleinere übel zu wissen das wenn das schief läuft es an mir liegt und nicht an der grundlegenden Sauberkeit des Gerätes. Hatte vorher eine ganz kleine uralte Sicherheitswerkbank der Klasse 2. Schimmel gab es manchmal, dafür sind immer Bakterien auf den Nährboden gekommen die sich mit etwas Glück nur langsam vermehrt haben.

Matthias

Ob ich sie ganz aufgebe ... momentan muss/darf/kann ich mit ihr weiterarbeiten aus Mangel einer unmittelbaren Alternative. Auch ein Neubau braucht seine Zeit.
Seit gestern steht die Werkbank im neuen Laborraum, mal sehen, ob es dort besser gehen wird. Die Übersiedlung brachte mit sich, nach 3 Jahren wieder den Überbau abzuheben und freien Blick auf das Filtermodul zu haben. Was haben Maus-Hinterlassenschaften darauf zu suchen? Eine Maus hat sich offenbar durch den Vorfilter (ist eine Matte, die aus einem Konvulut aus Haaren besteht) durchgebohrt. Dankenswerterweise fand sie auch wieder heraus. Hauptfilter kostet 360 Euro, Vorfilter sollte unter 100 Euro zu ersetzen sein. Ich pendle da noch zwischen Sinn, Unsinn, Ekel & Entsetzen.
Ich werde mal in Erding anrufen, vielleicht lässt sich auch ein stärkeres Gebläse einsetzen. Platz genug sollte sein.
Werde nochmals die Haube abnehmen und nachschauen, ob das wirklich ernst ist, dass Haarbüschel als Vorfilter reichen. Hoffe, dass da noch ein weiterer Filter nachfolgt.
Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

Berthold

Ich würde zwischen Vorfilter und Feinfilter eine Mausfalle einbauen. Dann bist  Du sicher.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Matthias

Zitat von: Berthold am 09.Sep.18 um 10:19 Uhr
Ich würde zwischen Vorfilter und Feinfilter eine Mausfalle einbauen. Dann bist  Du sicher.
Frech-Dax
Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

Eveline†

Zitat von: Matthias am 09.Sep.18 um 10:25 Uhr
Zitat von: Berthold am 09.Sep.18 um 10:19 Uhr
Ich würde zwischen Vorfilter und Feinfilter eine Mausfalle einbauen. Dann bist  Du sicher.
Frech-Dax

Ne, nicht gut! Der Dax ist im Fallen begriffen. Leg Dir zur Sicherheit eine Laborkatze (nicht -ratte) zu. Nicht, daß es noch zum Crash kommt.


FlorianO

Zitat von: Matthias am 09.Sep.18 um 10:13 Uhr
Ob ich sie ganz aufgebe ... momentan muss/darf/kann ich mit ihr weiterarbeiten aus Mangel einer unmittelbaren Alternative. Auch ein Neubau braucht seine Zeit.
Seit gestern steht die Werkbank im neuen Laborraum, mal sehen, ob es dort besser gehen wird. Die Übersiedlung brachte mit sich, nach 3 Jahren wieder den Überbau abzuheben und freien Blick auf das Filtermodul zu haben. Was haben Maus-Hinterlassenschaften darauf zu suchen? Eine Maus hat sich offenbar durch den Vorfilter (ist eine Matte, die aus einem Konvulut aus Haaren besteht) durchgebohrt. Dankenswerterweise fand sie auch wieder heraus. Hauptfilter kostet 360 Euro, Vorfilter sollte unter 100 Euro zu ersetzen sein. Ich pendle da noch zwischen Sinn, Unsinn, Ekel & Entsetzen.
Ich werde mal in Erding anrufen, vielleicht lässt sich auch ein stärkeres Gebläse einsetzen. Platz genug sollte sein.
Werde nochmals die Haube abnehmen und nachschauen, ob das wirklich ernst ist, dass Haarbüschel als Vorfilter reichen. Hoffe, dass da noch ein weiterer Filter nachfolgt.

Im Vergleich zu dem was das Gerät neu kostet sind die Filter doch recht günstig und mit Sicherheit eine gute Anschaffung nach so vielen Jahren Benutzung, sollte sie noch weiter verwendet werden.
Wieso willst du ein stärkeres Gebläse einsetzen, kommst du nicht auf die optimalen Durchsatz?