Rhododendron, Ericaceae

Begonnen von Berthold, 09.Jun.11 um 11:53 Uhr

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Berthold

das alpine Rhododendron hirsutum (über Kalk), nicht ganz einfach im Flachland zu kultivieren.




und ohne Blütenfarbstoffe
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Postpiet

Zitat von: Berthold am 09.Jun.11 um 11:53 Uhr
das alpine Rhododendron hirsutum (über Kalk), nicht ganz einfach im Flachland zu kultivieren.
...


Offensichtlich verliert sich auch das namensgebende Merkmal im Flachland, zumindest wirken die Blätter unnatürlich kahl für die Art ...


Schönen Gruß

Peter
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Eveline†

#2
In meiner Jugend waren Rhododendren für mich ein bißchen altvatrische Pflanzen. Ich sah dann mal einen Schattengarten mit großen Exemplaren in verschiedenen Farben und .......... war beeindruckt. Das war aber lange, bevor ich meinen eigenen Garten besaß. Inzwischen ist das eine und andere Stück hier eingezogen, leider sind meine Rhododendren noch klein.

Wertvolle Schmuckgehölze, wie ich finde. Auf den Gartenbildern von unserem Orchideenfreund Wolvo habe ich eine Reihe von Rhododendren gesehen, was mich spontan auf die Idee gebracht hat, einen eigenen Rhododendron-Thread ins Leben zu rufen. Ich hoffe auf Euer Interesse und dementsprechend rege Teilnahme.

Zunächst ein wenig Information, die ich aus dem Internet in Hobby-Gärtnerin-Manier zusammengetragen habe.

Die Hauptverbreitungsgebiete der Wildarten - es sind über 1.000 - liegen in China, Japan, Nordamerika, Himalaja und Kaukasus.

Die durch Kreuzung und Auslese entstandenen zahlreichen Formen werden in Sortengruppen zusammengefaßt. Zur Einordnung spielen unter anderem Habitus, Blütendetails, Form und Textur der Laubblätter eine wichtige Rolle.

Wichtig für die Auswahl von Rhododendren für den eigenen Garten ist es meines Erachtens zu wissen, daß wir wählen können zwischen
immergrünen Rhododendren
sommergrünen Rhododendren (werfen die Laubblätter im Winter ab)
wintergrünen Kleinsträuchern
und Wildarten.

FORTSETZUNG FOLGT.

Claus

Sehr schön ist auch die Anzucht von Rhododendren aus Samen. Da gibt es so manche Überraschung. Wenn man sich die Samen aus den nachbarlichen Gärten oder in meinem Fall aus dem Vogelpark oder aus dem Rhododendronpark Bremen stibitzt, dann sind das ja praktisch alles Hybriden, die dann auch noch durch die Bestäubung weiter hybridisieren.

Da unsere Hybriden meistens aus pinkfarbenen nordamerikanischen absolut winterharten Arten und weißen oder roten südostasiatischen Arten zusammengekreuzt wurden, bekommt man nach den Mendelschen Gesetzen nun Pflanzen, die die unterschiedlichsten Eigenschaften der Eltern haben: absolut winterhart, überhaupt nicht winterhart, mittelmäßig winterhart, weiche Zweige, die sich nach unten biegen, baumförmige starre Zweige, normal geformte Zweige (erwünscht) große und kleine Blüten, alle möglichen Farben.

Die Samenernte erfolgt im Januar- Februar, vielleicht gibt es auch jetzt noch Kapseln mit Samen. Die Aussaat erfolgt in einem Gemisch aus ganz schwach gedüngtem Torf und kalkfreiem Sand direkt auf der Oberfläche, abgedeckt mit einer Glasscheibe, um gespannte Luft zu erzeugen. Die Keimung erfolgt nach ca. 14 Tagen ganz massiv wie grünes Gras. Man lässt die Sämlinge etwas wachsen und pikiert die stärksten aus, wiederum in ein solches Substrat.

So weit die guten Nachrichten. Nun die schlechten: Die erste Blüte sieht man nach ca. 7 Jahren, aber dann geht es schnell bergauf. Und es sind auch jede Menge nicht frostharte dabei, die mendeln sich dann in den nächsten Wintern aus. Ich würde sie im ersten Winter noch frostfrei halten, danach aber nicht mehr.

Die Frosthärte kann man an folgenden Merkmalen erkennen: Entweder ganz tot, dann ist es klar. Oder schöne grüne Blätter ohne ausgefranste Ränder, das ist gut. Oder ausgefranste Ränder an den Blättern, dann sind sie begrenzt winterhart, würden aber bei einem härteren Winter eingehen.

Meine ältesten Pflanzen stammen aus einer Aussaat vor 37 Jahren.

Pflanzen aus England sollte man nicht importieren; denn durch das mildere Klima dort haben sich Sorten entwickelt, die in unseren Breiten nicht mehr winterhart sind.

Hat man eine besonders schöne Sorte gesehen, dann kann man auch mal eine Vermehrung durch Stecklinge versuchen. Das ist aber nicht ganz einfach, geht dann aber schneller in der weiteren Entwicklung, und man weiß ja, was man hat.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Eveline†

Claus, Du hast vor kurzem ein Gartenfoto gezeigt mit dem Vogelfutterhäuschen; rechts war ein großer Rhododendron zu sehen. Hast Du ihn selber gesät und großgezogen?

Claus

Das ist ein Klon von einem Klon, den ich ca. 1965 aus einem R. cattabiense grandiflorum durch einen Absenker gewonnen hatte.
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Eveline†

Vor langer Zeit! Da wußte ich noch gar nicht, daß Rhododendron ein Gehölz ist.

Wie lange dauert es denn, bis ein im Boden festgetackerter Absenker Wurzeln schlägt? Wäre interessant, diese Vermehrungsart einmal zu versuchen.

Claus

Wenn es richtig gemacht wird, dann dauert es etwa 6 Wochen bis zur Wurzelbildung. Das wusste ich damals nicht, und so habe ich den Absenker in einem Jahr gemacht und im nächsten geerntet. Danach habe ich dieses Spielchen noch mehrfach geübt.

Aber richtig macht man es, wenn man den Zweig des Absenkers horizontal etwas einschneidet, so dass er zwar noch mit der Mutterpflanze verbunden ist, aber nur noch zur Hälfte. Wahrscheinlich bekommt er dann allergrößte Angst, dass ihn jemand ganz abschneidet, und so beeilt er sich mit der Wurzelbildung. Die Angst ist ja nicht unbegründet; denn schließlich wird er ja abgeschnitten.  grins

Wenn man keinen Zweig bis zum Boden herunter ziehen kann, dann kann man die Schnittstelle auch mit Torf und etwas feuchtem Moos und einer Folie umbinden, muss ggf. hin und wieder etwas nachfeuchten.
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Eveline†

Vorzügliche Beschreibung, danke. Das probiere ich aus. Wann ist denn der beste Zeitpunkt, um dem armen Zweiglein Angst und Schrecken einzujagen?

Berthold

Zitat von: Claus am 05.Mär.13 um 19:02 Uhr
Wenn man keinen Zweig bis zum Boden herunter ziehen kann, dann kann man die Schnittstelle auch mit Torf und etwas feuchtem Moos und einer Folie umbinden, muss ggf. hin und wieder etwas nachfeuchten.

aber man muss für diese Technik des Abmoosens eine Aststelle finden, wo Nodien sitzen. An der normalen Rinde treiben keine Wurzeln.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Ich glaube, die bekommen schon aus Angst neue Nodien.  grins

Eveline, ich würde frühestens in der zweiten Maihälfte damit beginnen. Optimal ist so etwas meistens Mitte bis Ende Juni.
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Eveline†

Vielen Dank. Auch für den Link zum Abmoosen.

Vor meinem geistigen Auge sehe ich bereits alle Acer-Palmatum-Sorten in meinem Garten mit Kunststoffbeutel behangen. Ich mache  eine Vermehrungsstation auf.

Eveline†

Einige immergrüne Rhododendron-Formen:

Rhododendron-Repens-Hybriden (Rhododendron-Forrestii-Hybriden) wachsen zu kniehohen Kleinsträuchern heran.Ihr Laub ist relativ klein, kräftig dunkelgrün und meist glänzend; ihre leuchtend roten Blüten sind groß und glockenförmig. Aufgrund ihres kriechenden Wuchses sind sie geeignet für Randbepflanzungen, kleinere Flächen, aber auch für Gefäße. Für kleine Gärten. Blütezeit: Anfang Mai.


Rhododendron-Yakushimanum-Hybriden erreichen etwa Hüfthöhe. Sie sind langsam- und kompaktwüchsig, ihre Blätter sind länglich und am Rand umgerollt. Im Austrieb sind die Laubblätter behaart und erscheinen dadurch silbrig, die Behaarung (Indumentum) verschwindet später wieder. Sie blühen in Pastelltönen. Yakushimanum-Hybriden werden als gut frosthart und sonnenverträglich beschrieben, so sind sie auch ohne schützenden Gehölzrahmen einsetzbar. Blütezeit: Mai, Juni.


Rhododendron-Williamsianum-Hybriden erreichen etwa Brusthöhe. Sie bilden dichte, kugelige Sträucher. Ihre Blätter sind rundlich, herzförmig, ihr neuer Austrieb und die Winterknospen sind meist bronzefarben; die Blüten sind groß und glockig. Blütezeit: Anfang Mai.


Rhododendron-Catawbiense-Hybriden erreichen Wuchshöhen von 2 bis 5 m. Großblumig, großblättrig, hoch. Aufgrund ihres dichten, bis zum Boden reichenden Blattwerks wirken sie schwer und imposant, für große Gärten, als Rahmenpflanzung oder auch Solitär. Blütezeit März bis Juli je nach Sorte, Hauptblütezeit Mai. Bei Sorten mit sehr früher Blütezeit kann es zu Frostschäden kommen. 

Eveline†

Sommergrüne Rhododendren

werden traditionell als Azaleen bezeichnet. Ihre luftiglockere Textur läßt sie im Gegensatz zu den Schwergewichten, den immergrünen Catawbiense-Hybriden zum Beispiel, als Leichtgewichte im Garten-Ring erscheinen. Nach dem Laubfall würde ich diese Gehölze in die Klasse der Federgewichte einreihen.

Ihre leuchtstarken Blüten zeigen die Garten-Azaleen vor dem Erscheinen der Laubblätter. Für die Gestaltung des Gartens ist es m.E. auch von Bedeutung, daß diese Rhododendren eine intensive Herbstfärbung ihrer Laubblätter aufweisen. Die Blätter der rotblühenden Arten und Sorten verfärben sich im Herbst rot, jene der weiß- und gelbblühenden färben sich gelb bis orange.

Sie eignen sich für Gruppenpflanzung, als Solitärgehölze oder vor Gehölzgruppen.

Eveline†

Die sommergrünen Rhododendren, Gartenazaleen, werden nach ihrer Abstammung in Gruppen eingeteilt. Einige bekannte Gruppen:


Die Genter Hybriden (benannt nach der belgischen Stadt Gent, im frühen 19.Jh. Zentrum der Azaleenzüchtung).

Die Mollis-Azaleen oder auch Chinesische Azaleen genannt. Sie weisen große Ähnlichkeit mit der Art Rhododendron molle, syn. Azalea mollis auf. Gut mannshoch, Blütezeit Mai.

Die Knap-Hill-Hybriden (benannt nach A. Waterer's 'Knap-Hill-Nurseries' in England, wo die Zucht dieser Hybridengruppe begann).

Ich nehme dieses Thema im Galopp, weil es von Azaleen-Gruppen viele an der Zahl gibt, deren Beschreibung hier zu weit führen würde. Ich möchte ja eigentlich nur eine bescheidene, aber grundlegende Information über Rhododendren hier zusammentragen, um einem vielleicht noch unbedarften Gestalter des eigenen Gartens diese edle Gehölz-Gattung etwas näher zu bringen.

Auf eine sommergrüne Rhododendron-Art möchte ich aber besonders aufmerksam machen:

Rhododendron luteum, syn. Rhododendron flavum, Azalea pontica (die Pontische Azalee)
Zur Blütezeit wunderschön und leuchtend gelb blühend, starker Duft. Dieses Rhododendron wächst auch in meinem Garten, leider ist seine Größe noch wenig beeindruckend - es wird angeblich bis 4 m hoch. Vor einem grünen, besser noch dunkelgrünen Hintergrund kommen die Blüten besonders gut zur Geltung. Die gelb-orange Herbstfärbung der Blätter ist ebenfalls sehenswert.