Wie letztes Jahr ging es in den Herbstferien in den Süden um die Blütenpracht nach Einsetzen der Herbstregen genießen zu können. Das zwei Mann Team war das gleiche wie im letzten Jahr, mein Sohn und ich.
Die Route sollte natürlich eine andere sein und so starteten wir gleich direkt nach der serbisch/mazedonischen Grenze mit der Suche nach Crocus pallasii. Grobe Hinweise aus Veröffentlichungen hatte ich von Janis Ruksans bekommen (400m Höhe und 2 km N Kumanovo). Wie so oft war die Schnittmenge aus beiden Angaben leer, da das in Frage kommende Gebiet niedriger als 400m lag. Aber wo genau ist der Punkt in Kumanovo, von dem aus es 2 km nach Norden gehen soll?
Das waren die Überlegungen im Vorfeld mit dem Ergebnis, einfach die Straße von Norden nach Süden fahren und geeignete Gebiete erkunden.
Vor Ort ging es dann schneller als erhofft und der zweite Versuch war bereits erfolgreich. Wir waren sogar zu früh dran, die Krokusse waren noch geschlossen und öffneten sich erst im Verlauf der nächsten Stunde.
Als nächstes Stand dann eine Querung an den nördlichen Ausläufern des Olymps auf dem Programm. In den dortigen Orchideenbiotopen könnte es auch Krokusse geben dachten wir.
Zuvor mussten wir aber noch ein Handy Ladekabel für meinen Sohn kaufen, das er vergessen hatte. Katerini kennen wir jetzt sehr gut, alle vom Navi empfohlenen Geschäfte gab es nicht mehr. Wir wurden dann aber doch noch fündig und konnten zum Olymp weiterfahren.
Aus Samen von dort hatte ich Crocus pulchellus groß gezogen, den wir aber nicht fanden (Bild aus dem Garten), dafür gab es Crocus mazziaricus.
Dann war der erste Tag auch schon wieder vorbei, man hat ja um diese Jahreszeit kaum 11 Stunden Licht. Die Umstellung der Uhrzeit haben wir uns auch sparen können, da am nächsten Tag auf Winterzeit zurück gestellt wurde.
Oh, Stefan war wieder mal unterwegs. :thumb :popcorn: :lupe
Ja und es wird auch noch einer von der Osterreise kommen. Aber eins nach dem anderen.
Zitat von: sokol am 12.Nov.18 um 08:38 Uhr
Ja und es wird auch noch einer von der Osterreise kommen. Aber eins nach dem anderen.
Prima, das lässt ja auf noch mehr Orchideen- und Zwiebelbilder hoffen.
Ich freue mich schon auf die Bilder und den Bericht 😊
Nachdem wir gut ausgeschlafen hatten starteten wir auf 1100 m Höhe unsere Weiterfahrt. Morgens hatte es 15°C, zwei 2°C mehr als am Vortag. Mein Sohn ging nur mit ins Biotop, wenn er nicht kommentierte: "da gibt es keine Krokusse" und er hatte jedes Mal Recht.
Vom Auto aus entdeckten wir unseren ersten Crocus macedonicus auf der Westseite des Olymp (erstes Bild), vorher nur Crocus mazziaricus. Letzterer wuchs nur im steinigeren Bereich, ersterer auf tiefgründigerem Boden in Wiesenbiotopen. Anfangs waren sie noch zu, ein Nachteil gegenüber Orchideen.
Die Sonne kam dann auch besser raus, es wurde schnell warm und die Krokusse gingen auf.
Der breite Hügel auf dem letzten Bild ist der Olymp, wenig spektakulär von Westen aus gesehen.
Da weitere Ziele auf uns warteten ging es vom Olymp nach Westen in Richtung Pindus. Ein Halt bei Deskati auf dem Weg dorthin war genau in einem sehr schönen Crocus mazziaricus Biotop.
Weiter ging es nach Westen, das schöne Tal des Venetikos wurde gequert und ihm dann ein Stück nach Westen gefolgt.
Das nächste Ziel war Kranea, auf ca. 1100 m im Pindus gelegen. Dort sollte es Crocus robertianus geben, den wir noch nie in der Natur gesehen hatte.
Das Biotop war eine Kuhweide mit Büschen und lichtem Wald und es dauerte, bis wir unseren ersten Krokus fanden. Es ist eine relativ großblütige Art, recht ähnlich Crocus niveus aber mit anderer Chromosomenzahl.
Crochus robertianus mit Bestäuber im erfolgreichen Anflug.
Noch ein paar Bilder von den wenigen Krokussen, die noch sonnig standen.
Danach ging es weiter nach Westen, der Himmel inzwischen bedeckt, zum Gebiet des locus classicus von Crocus robertianus. Fundorthöhe passte mal wieder nicht zu den Koordinaten und die mehrfache Suche brachte auch nur bereits geschlossene Crocus hadriaticus zu Tage.
Mit dem letzten Tageslicht erreichten wir unser Zielgebiet, die Zagoria. Am zweiten Tag hatten wir 4 Krokusarten gesehen, eine neue für uns und niemals zwei Arten an einer Stelle aber noch kein einziges Colchicum.
In der Zagoria kann man es gut auch ohne Pflanzen aushalten. Wir starteten den Tag mit dem Blick vom Vikos-Balkon.
Danach suchten wir in der Nähe am locus typicus nach Crocus hellenicus aus der Verwandtschaft von Crocus speciosus. Trotz einer Höhe von fast 1300m waren erst sehr wenige beim Austreiben.
Die Landschaft dort oben ist für seine interessanten Felsformationen bekannt.
Die Zagoria ist auch für ihre schönen Steinbrücken bekannt
Nächstes Ziel war die Gegend am unteren Ende der Vikos-Schlucht. Dort sollte eine besonders schöne Form von Crocus hadriaticus blühen. Wir fanden ihn zwar während der Anfahrt und beim Weiterfahren aber von den erhofften Massen war noch nichts zu sehen. Das Jahr war hier bisher entweder zu trocken gewesen oder zu warm oder beides zusammen.
Danach ging es dann bei Ioannina auf die neue Autobahn, die uns bis an den Golf von Korinth brachte.
Ich war in der Gegend nur im Frühfahr - da ist es schon deutlich bunter.
Aber auch der Spätherbst hat so seine schönen Seiten!
Danke für die vielen schönen Bilder!
Im Westen und Südwesten war es offensichtlich noch zu warm gewesen, sodass wir dort nichts von der späteren Krokuspracht hatten.
Nach zwei einzelnen Pflanzen fuhren wir auf die Peloponnes, wo wir in einem Gebiet sehr viele Angaben von Colchicum peloponnesiacum hatten.
Wir hatten noch keinen der angesteuerten Fundpunkte erreicht, da stießen wir auf Tausende an Pflanzen. Im Gegensatz zu den Krokussen waren sie in Hochblüte und schienen schon einige Zeit zu blühen.
sehr schöne Bilder Stefan :thumb :thumb :thumb
Danke Sabine!
Es war noch nicht mal Mittag und wir waren schon weiter als gedacht. So machten wir einen extra Abstecher in die Hügel Attikas, östlich von Athen.
Dort sollte es Crocus cartwrightianus geben, den ich in der freien Natur noch nicht gesehen hatte. Wir bereuten diese Entscheidung nicht und kamen dort ganz auf unsere Kosten.
Crocus cartwrightianus ist schön, sehr vielgestaltig und in Massen vertreten. Da kommt man nicht mit wenigen Bildern davon. Dazwischen wachsen auch die zierlicheren Crocus laevigatus.
Das war dann dieser Tag gewesen. Ab 10 Uhr sollte das Wetter am nächsten Tag wieder schön sein. Inzwischen hatten sich die Wolken verdichtet und selbst ein leichter Regen war nicht ausgeschlossen.
Das hedrifolium hat ja sehr ausgeprägte Öhrchen. :thumb
Ja, das hat es. Für Cyclamen-Fans ist es dort ein El Dorado. Sie blühen teils an den unmöglichsten Stellen.
Zitat von: sokol am 16.Nov.18 um 12:44 Uhr
Ja, das hat es. Für Cyclamen-Fans ist es dort ein El Dorado. Sie blühen teils an den unmöglichsten Stellen.
Stefan, welche Arten hast Du gefunden, mit oder ohne Blüte?
Berthold, ich bin sicher, da kommen noch Fotos.
Zitat von: Berthold am 16.Nov.18 um 13:36 Uhr
Stefan, welche Arten hast Du gefunden, mit oder ohne Blüte?
graecum und hederifolium, beide mit und ohne Blüte. Aber nur ein Vorgriff, der Rest folgt später. Woher Carola das wohl weiß?
Ich habe nicht an cofusum gedacht und daher auch nichts genauer untersucht.
Am nächsten Morgen regnete es leicht, ohne Smartphone und einem Wetterbericht, der ab 10 Uhr wolkenlosen Himmel verprach hätte ich jetzt eine Krise bkommen können.
Wir fuhren nach dem Frühstück auf einen weiteren Berg und konnten schon erahnen, dass der Wetterbericht Recht haben sollte.
Zunächst gab es aber erst mal nasse Crocus cartwrightianus, die aber bald trocken waren.
Blick von oben über Attika, man sieht das Wetter wird besser und zuletzt ein unangenehmer Sitzplatz.
Zitat von: sokol am 17.Nov.18 um 13:37 Uhr
Blick von oben über Attika, man sieht das Wetter wird besser und zuletzt ein unangenehmer Sitzplatz.
Ein ausgezeichnetes Beispiel, wie sich die Pflanzen der Landschaft im Laufe der Zeit dem Ziegen- und Schafsverbiss widersetzt haben.
Praktisch jede dort wachsende Art hat sich Stacheln und Dornen zugelegt.
Die letzten Tage in Griechenland sollten besonders warm werden, diesen Tagen starteten wir bei 21,5°C während ich heute bei weniger als einem Viertel davon die letzten empfindlichen Pflanzen rein räumen musste.
Nach den schönen Bildern vom Vortag streiften wir ganz entspannt durch die Biotope und fanden immer wieder Interessantes wie Colchicum cupanii.
Zur Abwechslung ein paar Crocus laevigatus. Im Größenvergleich mit Crocus cartwrightianus haben weder er noch Colchicum cupanii eine Chance.
Als letztes von Attika noch ein paar Crocus mazziaricus, der als dritter Krokus im Biotop blüht.
Völlig verblüht war überall Scilla/Prospero autumnalis während wir Narcissus obsoletus nicht gefunden haben.
Zitat von: sokol am 17.Nov.18 um 19:51 Uhr
Als letztes von Attika noch ein paar Crocus mazziaricus, der als dritter Krokus im Biotop blüht.
(https://www.orchideenkultur.net/index.php?action=dlattach;topic=40308.0;attach=138624;image)
Hat der Krokus da was mit den Blättern vertauscht? grins
Und ich dachte das merkt keiner :rofl
Wir wechselten dann auf die Peloponnes und steuerten ein Biotop aus dem letzten Jahr südlich von Tripolis an. Damals war alles weiß von Crocus hadriaticus, von dem wir kaum noch letzte Reste fanden. Dafür gab es jetzt noch mehr Crocus melantherus, nachdem wir vor einem Jahr lange suchen mussten.
Auf der Peloponnes war das Jahr also bereits weiter vorangeschritten.
Fotografieren in einer Distelwiese ist eine stachelige Angelegenheit.
Von außen ist Crocus melantherus recht variabel, weniger von innen.
Auf der Weiterfahrt Richtung Sparta gibt es weitere ähnliche Biotope und jedes Mal auch Crocus melantherus. Man sollte da im Frühjahr auch mal nach Orchideen suchen, die Biotope sehen gut aus.
An einem Südhang blühten dann noch Sternbergia sicula, die in der Regel bereits verblüht waren. Man muss im Herbst gegenüber dem Frühjahr umdenken, die Pflanzen fangen oben in den kühleren Bereichen und an Nordseiten zum Blühen an und erscheinen an den wärmsten Stellen zuletzt.
Damit war der erfolgreichste Tag mit 5 Krokus- und zwei Colchicumarten auch schon fast wieder vorbei und wir fuhren noch bis ins Parnon. Dort wollten wir am nächsten Tag die letztjährige Tagestour wiederholen, bei der wir recht bescheidenes Wetter gehabt hatten.
Den nächsten Morgen starteten wir auf 1100m Höhe bei 19,5°C. T-Shirt und kurze Hose waren nicht verkehrt, wir fröstelten nicht mal ansatzweise im Schein der Morgensonne.
Außen herum standen Krokusse, die uns letztes Jahr hinsichtlich Zuordnung beschäftigt hatten, Crocus laevigatus oder Crocus boryi. Inzwischen tendiere ich dazu alle zu Crocus boryi zu stellen, weil die Blütenform und auch wie weit sie sich öffnen nicht zu Crocus laevigatus passt.
Als nächstes stießen wir auf den großblütigen Crocus niveus während wir uns dem Gebiet um Chouni näherten.
Das Gebiet ist aber auch sehr reich an Orchideen, 30 Arten lassen sich dort im April und Mai in etwa finden.
Jetzt passen die Blüten auch zu den Blättern. :thumb
Crocus melantherus war hier besonders schön. Er blühte zusammen mit Crocus boryi und öffnete die Blüten früher am Morgen als dieser.
Danke Stefan,
wunderschöne Bilder . :wink
Danke, Eva.
Jetzt kommt der anstrengende Teil des Tages, das Thermometer ging auf die 30°C zu. Bei der Durchfahrt durch den nächsten Ort gab es büschelweise Crocus boryi.
Noch ein schön gezeichneter Krokus und dann waren wir schon nicht mehr weit von einer Abkühlung entfernt.
Urginea maritima hatte bereits reife Samen. Wer es probieren möchte der melde sich, Berthold? Ich habe eine ganze Menge davon mitgenommen.
Nach der Abkühlung ging es wieder nach oben, den nächsten Krokussen entgegen, diesmal Crocus hadriaticus. Mit fünf Krokusarten hatten wir jetzt die Anzahl des Vortages erreicht.
Wunderbar!
Und man fragt sich, warum man daheim geblieben ist.
Zum Abschluss des Tages noch ein paar Bilder aus der Macchia, Erdbeerbaum, Kermeseiche, Colchicum cupanii und Allium callimischon.
Zitat von: Herbert am 20.Nov.18 um 06:25 Uhr
Wunderbar!
Und man fragt sich, warum man daheim geblieben ist.
Herbert, da kann man ja auch nächstes Jahr hinfahren. Zum Verlängern des Sommers ist es ein sehr gutes Ziel. Hätte ich mehr Urlaub oder weniger andere Interessen, dann würde ich das jedes Jahr machen und nicht nur eine, sondern zwei Wochen.
Schön, dass wir ins herbstliche Griechenland mit genommen werden.
Sind Dir Erdbeerbaumfalter (Charaxes jasius) oder die Raupen dieser Art aufgefallen?
Nein, wir haben weder noch gesehen.
Am vorletzten Tag unserer Reise war es morgens schon etwas frischer, kann auch an der Muldenlage gelegen haben.
Wir starteten den Tag in einem letztjährigen Biotop. Es gab gleich mal vier Krokus- und zwei Colchicumarten auf einmal, sowie viele verblühte Sternbergia sicula und Cyclamen hederifolium. Im April wurden dort von Freunden auch viele Orchideen gefunden.
Fangen wir mit Crocus goulimyi an, den wir bisher noch nicht gesehen hatten. Er scheint sich gerne vegetativ zu vermehren und bildet schöne Büschel aus.
hier noch ein paar von dem fotogenen Krokus.
Wir hatten am Vortag schon einige Angaben von Colchicum bivonae erfolglos überprüft, dieses Mal fanden wir zufällig eine Einzelpflanze.
Hier noch mal kurz die drei anderen Krokusarten (Crocus boryi, melantherus und niveus) des großartigen Fundortes. Wir hatten sie am Tag zuvor bereits zur Genüge gesehen.
Und dann gab es noch die Unmengen an Cyclamen hederifolium.
Mit dem Ziel, den Mittag am Meer zu verbringen bogen wir in die Stichstraße nach Kiparissi ab, das sehr idyllisch oberhalb des Meeres liegt.
Nach dem obligatorischen Bad, es hatte wieder 28°C, ging es wieder zurück zu den Blumen und über die Hochebene nach Westen. Der Navi lotste uns abseits der Teerstraßen auf Kieswegen, was wir aber gerne in Kauf nahmen, da wir so durch uns noch unbekannte Gebiete fuhren.
Beim Durchqueren der Langadaschlucht suchten wir einen Fundort von Galanthus reginae-olgae auf. Die Pflanzen waren eher am Ende der Blütezeit und erstaunlich variabel, insbesondere was die Blütenform angeht.
Noch ein paar von den Schneeglöckchen, die gegen Ende des Tages ganz schön im Dunklen standen.
Weiter ging es nach Westen, wo wir mal wieder auf einen Hang voller Cyclamen graecum stießen.
Mein Sohn hatte die Lumix inzwischen voll übernommen, ich nutze sie nur noch in bestimmten Situationen, wie bei den Schneeglöckchen gerade.
Im Hang stand auch die einzige noch blühende Urginea maritima unserer Reise. Von Narcissus obsoletus fanden wir diesmal genau drei Pflanzen.
Dann gab es noch einen Abstecher an den Sandstrand an der Westküste aber auch hier ließen die Krokusse uns noch nicht los, wieder Crocus boryi.
Dann aber doch noch das Meer ohne Krokusse hinter den Dünen.
Das war's dann auch schon wieder. Es ging in knapp zwei Stunden nach Patras, auf die Fähre nach Ancona und von dort nach Hause.
Halt, doch nicht ganz nach Hause, am Brenner brach noch eine Schelle eines Kühlerschlauchs. Wenn ich da rangekommen wäre hätte ich das vielleicht reparieren können aber das ging nur von unten. Also übernachteten wir bei einer Autowerkstatt, ließen es am nächsten Morgen reparieren und fuhren dann erst die letzten zwei Stunden nach Hause.
Jetzt ist erst mal urlaubsfrei bis Ostern, wo es nach Sizilien gehen soll.
Was für ein schöner Bericht. Diese Mittelmeerreisen von euch finde ich immer wieder spannend.
Danke fürs Mitnehmen. :thumb
Gerne, Carola!
Einfach herrlich, vielen Dank! :thumb