Re: Das Moor wird auch langsam wach.

Begonnen von jack, 14.Mai.10 um 12:28 Uhr

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Eveline†

hat jemand erfahrung mit dem blauen tarant (swertia perennis)?
kennt jemand eine bezugsquelle?

Berthold

Zitat von: vanessa am 18.Feb.11 um 18:06 Uhr
hat jemand erfahrung mit dem blauen tarant (swertia perennis)?
kennt jemand eine bezugsquelle?

Ich habe schon lange welche in Kultur. Sie tun sich in Dolomitsplitt am Teichufer schwer. Etwas besser geht es im Torfmoor mit etwas Dolomit um die Pflanze herum.
Jetzt habe ich eine Pflanze in einen Topf gesetzt.

Die Pflanzen bekommen hier sehr leicht einen Mehltau ähnlichen Pilz und dann leiden sie fürchterlich.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Zitat von: Berthold am 18.Feb.11 um 18:15 Uhr
Jetzt habe ich eine Pflanze in einen Topf gesetzt.

Wie ich Dich kenne bestimmt mit NeudoHum. :-D

Der blaue Tarant ist auch eher was für das Nieder oder Zwischenmoor.

Eveline†

Berthold, wieso mischt du dolomitsplitt in das substrat?

dolomitsplitt ist ein calcium-magnesium-doppelcarbonat und reagiert doch daher sehr ähnlich wie reiner kalk (calciumcarbonat). in meinen breiten wächst der tarant nur in kalkfreien gebieten. (z.bsp. hohe tauern). dies deckt sich auch mit den angaben von wikipedia und botanik im bild.at

in meinem garten gibt nur eine art moor, nämlich das vanessamoor.

Berthold

eigentlich wächst Swertia in der etwas sauren Schicht über Kalkschichten im Nieder- und Zwischenmoor, wie Michael sagt. Vielleicht braucht er Calcium in einem leicht sauren Mileau.
Aber eigentlich tut er sich überall schwer.

In Seramis/Neudohum 80/20 ist er noch am grössten geworden, hat sich aber trotzdem einen hefigen aber nicht tödlichen Blattpilz eingefangen
In der letzten Woche ist er im Topf wieder erschienen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eveline†

Zitat von: Berthold am 18.Feb.11 um 18:50 Uhr
Vielleicht braucht er Calcium in einem leicht sauren Mileau.

Calcium in einem pH-niedrigen substrat, das beißt sich doch! oder steh ich da daneben?

Berthold

Zitat von: vanessa am 18.Feb.11 um 18:58 Uhr
Zitat von: Berthold am 18.Feb.11 um 18:50 Uhr
Vielleicht braucht er Calcium in einem leicht sauren Mileau.

Calcium in einem pH-niedrigen substrat, das beißt sich doch! oder steh ich da daneben?

nein, das geht durchaus und es muss sogar im leicht sauern Mileau vorliegen damit es aufgenommen werden kann.
Wenn ich Chemiker wäre, würde ich Dir das sofort erklären.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eveline†

Berthold, du hast recht. aber die frage stellt sich, ob swertia perennis kalkliebend (d.h. sie benötigt calcium) oder kalkfliehend ist.

du sprichst von äpfeln und ich von birnen. ist aber beides obst.

Claus

Na ja, das geht ungefähr so: Über Kalkstein oder Dolomit bilden sich häufig Humusschichten, die durch das Verwittern einen sauren Charakter haben. Pflanzen siedeln sich gern dort an und bleiben mit ihren Wurzeln entweder vollständig im Humus, z.B. eine Form der Alpenrose oder die Wurzeln gehen bis an den Kalkhorizont, das machen wohl viele Orchideen. Dort kann die Pflanze organische Säuren ausscheiden, die dann genau das machen, was hier eben beschrieben wurde.

Es ist immer die Frage, ob Pflanzen Kalk (in Form von Carbonat) vertragen oder nicht. Calcium brauchen sie immer! Z.B. Rhododendron kann Kalk im Boden nicht vertragen, aber auf eine Düngung mit Calciumnitrat oder Superphosphat (Calciumdihydrogenphosphat) reagiert er sehr gut.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Eveline†

Yarek, deine reaktionsgleichung ist zwar prinzipiell richtig, aber doch extrem verkürzt. zunächst wird co2 im regen gelöst, dadurch wird dieser leicht sauer (es entsteht schwache kohlensäure). diese kann kalk lösen und so entstehen beispielsweise die tropfsteinhöhlen in kalkstöcken.

genau genommen, müßte deine reaktionsgleichung etwa so beginnen:
h2co3 + caco3 ......

aber was ist mit swertia perennis? kalkliebend oder kalkfliehend?

Eveline†

ich habe den prinzipiellen vorgang des lösens von kalk durch regenwasser beschrieben. der vorgang im boden als solcher ist ja wesentlich komplizierter, da - wie bereits erwähnt wurde - auch z.b. huminsäuren und andere faktoren eine rolle spielen (pufferungseffekte und neutralisationsvorgänge usw.).

weitere details spielen eigentlich keine rolle, da es noch viel zu viele zusätzliche einflüsse gibt.

Berthold

Zitat von: vanessa am 18.Feb.11 um 19:39 Uhr
aber was ist mit swertia perennis? kalkliebend oder kalkfliehend?

kalkliebend und wächst gern in leicht saurem Mileau, also wie z. B. Rhodothamnus chamaecistus.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Vielleicht noch ergänzend dazu, weshalb Kalk im Wasser für manche Pflanzen problematisch ist. Wie schon beschrieben löst sich Calciumcarbonat in Gegenwart von Wasser und CO2 zu Calciumhydrogencarbonat. Da Calciumhydroxid eine relativ starke Base ist - NaOH oder KOH sind noch stärker - und Kohlensäure eine schwache Säure, liegt der pH-Wert dieser Lösung über dem Neutralwert 7,0, d.h. die Lösung ist alkalisch. Und diese höheren pH-Werte vertragen manche Pflanzen nicht.

Salze schwacher Säuren und starker Basen bilden wässrige Lösungen mit pH-Werten im alkalischen Bereich. Salze starker Säuren und schwacher Basen bilden wässrige Lösungen mit pH-Werten im sauren Bereich.

Gut beschrieben ist unsere Diskussion über kalkfliehende Pflanzen auf Kalkuntergrund hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Rhododendren

Warum stört Calciumnitrat nicht? Weil es ein Salz einer starken Base und einer starken Säure ist, der pH-Wert in Wasser ist neutral (ziemlich). Allerdings sollte man damit auch nicht übertreiben; denn es gilt noch eine andere Gesetzmäßigkeit, die beim Düngen in der Landwirtschaft wichtig ist, aber auch in unseren Nährböden.

Durch Verbrauch von Ammonium durch die Pflanzen im Boden sinkt der pH-Wert, durch Verbrauch von Nitrat steigt er. Also kombiniert man gern beides, z.B. zu Ammoniumnitrat, wodurch sich beide Tendenzen ausgleichen. Bei Calciumnitrat geht also die Tendenz des pH-Werts nach oben. 
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Charlemann am 18.Feb.11 um 18:19 Uhr
Zitat von: Berthold am 18.Feb.11 um 18:15 Uhr
Jetzt habe ich eine Pflanze in einen Topf gesetzt.

Wie ich Dich kenne bestimmt mit NeudoHum. :-D

In einer Seramis/Neudohum Mischung natürlich. Da wächst er eigentlich sehr gut drin.
Mal sehen, ob dieses Jahr der Blattpilz wieder auftritt.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eveline†

Claus, danke für die aufschlußreichen Ausführungen.  :-)

wie kann ich feststellen, ob eine pflanze feststellen, ob eine pflanze kalkliebend ist. falls das laienhaft möglich ist, auf welche weise kann ich kalk am besten zufügen?

soll ich reines calcium in die feuchte erde hineintun und vor der stichflamme davonrennen?