Insektensterben in Deutschland

Begonnen von Ralf, 16.Jul.17 um 21:25 Uhr

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Eerika

Ich und meine Kamera mögen alle Insekten grins

Das mit der Einwohnerzahl pro Quadratmeter kann ich nicht sagen. Wiki sagt nur 179 Einwohner pro Quadratkilometer, aber da sind alle 12 Ortsteile berücksichtigt.

Hier ist Schutzgebiet - Feuchtgebiet. Rings um ist Deister, Wald, Acker und Wiesen. Wenn es hier nicht Insekten gibt, wo denn sonst.

Jill

Na, bei uns, Eerika  :wink
Kannste alle haben, ich mag sie nicht und Fotos davon gucke ich mir auch nicht gerne an. Hat nix mit Dir zu tun, logo.
Hier ist kein Schutzgebiet, dafür mehr Insekten und deutlich weniger Einwohner pro qm - also an Schutzgebiet ja oder nein liegt es demnach nicht.

Woran dann?
Winterhärtezone tF

Ralf

Zitat von: Tyr am 17.Jul.17 um 20:21 Uhr
Es stimmt schon das es "regionale" Unterschiede gibt.

Hier werden es von Jahr zu Jahr weniger Insekten. Viel weniger geht allerdings nicht mehr, es ist kaum noch was da. Im Frühjahr wurden die Kirschbäume von einer Handvoll Hummeln bestäubt und das war's. Die Schmetterlingssträucher und das Wildblumenbeet werden aktuell noch von ein paar Hummeln und Schmetterlingen besucht, wobei letztere wohl nur hier durchziehen.
Mit den fehlenden Insekten hört das nicht auf, auch Fledermäuse sind erstmals keine da. An Vögeln lediglich Elstern, Tauben, Amseln und ein paar Spatzen. Alle Nistkästen sind leer.   :heul
Es gibt Leute, die in jeder Suppe ein Haar finden, weil sie, wenn sie davor sitzen, so lange den Kopf schütteln, bis eins hineinfällt.

Eerika

Die Gesamtfläche hier ist 160 qkm.
Bei uns im Ort sind die Hälfte der 28 600 Einwohner, restliche Ortsteile sind klein, 3 900 bis 176 Einwohner. Also ist hier mehr Grünzeug, als sonst was.
Ich war heute 1,5 Stunden mit der Kamera draussen - Ergebnis: 2Bienen,  2 Käfer, Zikadennymphe, Schnecke, Wanze, 2 Fliegen, 2 Schmetterlinge.
Nix mehr. Büsche blühten, Pflanzen blühten, aber niemand am Krabbeln.

Eerika

Die Fledermäuse habe ich gesehen und die Blaumeise hat auch gebrütet.

Unseren Lavendel besuchen meist Kohlweisslinge und noch ein, komme jetzt nicht auf Name.
Die Nachbarn haben eine Sommerflieder, da habe ich gleichzeitig Admirale, Pfauenaugen, Distelfalter und Kleine Füchse.

Früher gab es abends viele Hausmütter auf dem Sommerflieder, habe schon lange keine mehr gesehen.

orchis pallens

Schmetterlinge sind bei uns selten geworden, der Kleine Fuchs, früher in Massen vorkommend, ist heute eine Rarität. Ich habe heute den ersten in diesem Jahr gesehen. Auch Tagpfauenauge, Grosser Kohlweissling, Admiral, C-Falter, Bläuling, Kaffeevogel und diverse Dickkopffalter, die es früher massenhaft gab, sind als Einzelfunde hier heute bemerkenswert...

Dafür gibt es heute die Blaue Holzbiene in großer Anzahl, die hatten wir früher nicht und sehr viele Wildbienen, unser Insektenhotel ist voll davon.

Junikäfer und Glühwürmchen gab es in diesem Jahr auch keine...
Blumen sind das Lächeln der Erde

orchis pallens

Die Hausmutter und das Rote Ordensband waren früher häufige Gäste an den Straßenlaternen, ich habe diese Falter seit 15 Jahren hier nicht mehr beobachtet, auch die Gammaeule ist selten geworden.

Bei einem Ausflug in die Böhmische Schweiz bei Hrensko habe ich 2 Exemplare der Spanischen Flagge gesehen, leider zu schnell für meine Kamera, das war aber ein Erlebnis in dieser insektenarmen Zeit...
Blumen sind das Lächeln der Erde

Jill

Die Stadt Schlitz hat ein Gebiet von 142,09 km2 und ist damit von der Fläche her gesehen die drittgrößte Stadt in Hessen. Auf diesem Gebiet wohnen 9631 Menschen, davon die meisten - wie ich auch - in der Kernstadt. Die dazugehörigen umliegenden Dörfchen sind mini. Wir sind also fast so groß wie ihr von der Fläche, Eerika, haben aber deutlich weniger Einwohner. Ich glaube, das macht viel aus.

Ralf, das ist erschreckend, was Du berichtest. Woran liegt es bei euch?
Und Jan, bei euch?
Winterhärtezone tF

orchis pallens

Bei uns liegt es an der ausgeräumten Landschaft, Iris. Früher gab es blühende Wiesen, die einmal jährlich gemäht wurden. Da gab es Klee, Kratzbeete, Wicke, Brennessel, Labkraut usw, wichtige Futter- und Blütenpflanzen der Falter. Heute nur noch Mais- und Rapsfelder.

Bei unserem Storchennest hat der BUND eine Schmetterlingswiese angelegt, da sind die alten Bekannten von früher wieder da, Ochsenauge, Goldene Acht, Schachbrettfalter usw. Man kann diese Arten also schon noch retten...

Wir lassen jetzt auch bewusst Brennesseln stehen für Admiral, Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge und Co, in der Hoffnung, dass sie diese Futterpflanzen annehmen
Blumen sind das Lächeln der Erde

Jill

Bei uns wird bestimmt 3 x gemäht und wieder draufgeodelt, Jan. Das nervt, weil wir dann immer keine Fährte legen können, daher weiß ich das recht genau. Nur gibt es auch genug Randstreifen etc., die stehenlassen werden und städtische Wiesen, die werden nur 1 x gemäht. Dann haben wir 2 Flüsse, direkt an den Ufern kann man eh nicht mähen, daher bleibt immer einiges. Störche gibts auch und quaakende Frösche im städtischen Teich. Und viele Angler ;-)

Noch dazu geologisch bedingt ne Menge Wiesen am Vogelsberg, die man gar lagebedingt (steil) nicht mähen kann und für die man Schafe braucht. Da laufen Naturschutzprojekte zum Erhalt.

Erhalt des einzigartigen Landschaftsmosaiks aus Bergmähwiesen, Gewässer und Wald.

Stöbere mal bißchen, ist echt ganz nett  :classic
Winterhärtezone tF

Ralf

Zitat von: Jill am 18.Jul.17 um 23:09 Uhr
Ralf, das ist erschreckend, was Du berichtest. Woran liegt es bei euch?

Vermutlich liegt es an der zugebauten Landschaft, überall gibt es nur noch Beton und sterile Gärten. Die Waldreste ähneln inzwischen eher an Parks und die Felder sind nur noch Monokulturen. Feldgehölze gibt es hier garnicht. Dazu wird noch eifrig gespritzt und gedüngt.  :motz

Einen Lichtblick gab es heute, ein Taubenschwänzchen hat uns heute besucht, gestern war es ein Schwalbenschwanz.
Wie sieht es bei euch mit Marienkäfern aus, gibt's die noch?
Es gibt Leute, die in jeder Suppe ein Haar finden, weil sie, wenn sie davor sitzen, so lange den Kopf schütteln, bis eins hineinfällt.

Berthold

Zitat von: Ralf am 19.Jul.17 um 20:33 Uhr
gestern war es ein Schwalbenschwanz.
Wie sieht es bei euch mit Marienkäfern aus, gibt's die noch?

Vor einigen Jahren gab es 3 Schwalbenschwanz-Raupen auf einer grossen Fenchel-Pflanze. Aber jetzt habe ich schon lange keinen Schwalbenschwanz mehr gesehen.

Marienkäfer gibt es noch einige hier, aber weniger als vor 2 Jahren.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Auch hier in Wien gibt es kaum mehr was.
Früher konnte man im Sommer nachts die Fenster nicht öffnen wenn irgendwo Licht war sonst war die Wohnung voller Getier. Jetzt ist nichts. Nicht ein Nachtfalter, nichtmal Gelsen. Bestenfalls tagsüber ein paar Fliegen und Wespen.
Hautflügler sieht man noch am Häufigsten aber es gibt auffallend wenige Käfer und Schmetterlinge.
Es war ein langer harter Winter der sicher dazu beigetragen hat dass es heuer besonders wenige Insekten gibt aber der Trend ist klar. Man findet ein paar Allerweltsarten und zunehmend eingeschleppte Exoten aber die Diversität ist in den letzten 10-15 Jahren massiv eingebrochen. Nicht nur bei Insekten, auch Vögel sind betroffen. Selbst Eichhörnchen sieht man kaum noch.
Auch blüht kaum mehr irgendwo etwas. Die Blühperiode ist durch den zunehmend warmen Frühling stark komprimiert worden. Im März-April blüht alles gleichzeitig aber schon im Mai ist alles vorbei und den Sommer über herrscht großteils grüne Wüste in der die Tiere kaum noch Nahrung finden.

Eerika

Nachtfalter gibt es auch hier kaum.

Wir hatten einen sehr milden Winter und trotzdem nichts da. Du hast Recht, auch hier blühte vieles gleichzeitig und dann wurde es noch zu kalt für die Hummeln und Bienen.

Ich füttere immer noch die Vögel.

Nor von den Ameisen gibt es dieses Jahr wieder reichlich. Der ganze Rasen ist voll mit den Hügeln.

Jill

Ein Artikel im Spektrum

Bis 2007 waren die Landwirte verpflichtet, 10% ihres Landes brachliegen zu lassen - diese Regelung wurde der Energiewende geopfert.
Winterhärtezone tF