Die Wahl des richtigen Substrats oder: Was sind aktive Wurzeln?

Begonnen von Jensli, 16.Nov.11 um 13:53 Uhr

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Berthold

Zitat von: Jensli am 17.Nov.11 um 10:58 Uhr

Aber Importpflanzen wachsen ja auch unter ihren natürlichen Bedingungen, die kannst du in Taiwan auch auf die Wäscheleine hängen, das hat mit dem Substrat wenig zu tun. Ich habe schon Importpflanzen bekommen, da war vom Moos nix mehr zu erkennen, das war nur noch ein brauner, trockener und undefinierbarer Klumpen, die Wurzeln kaum zu erkennen, die Pflanze war trotzdem topfit.

Das liegt sicher daran, dass an den Naturstandorten und an vielen Stellen ihrer Heimatländer Pilze, Bakterien und sonstige Mikrofauna existiert, an die die Orchideen gewöhnt sind, und die sie auch zur Keimung zwingend brauchen. Sie lassen sich auch von den dortigen Pilzen und Bakterien schützen vor Fäulnisinfektionen.

Diese Mikrofauna kann in Deutschland nicht existieren, weil sie von der heimischen verdrängt wird.
Man muss also hier als Kultuvateur selber besser auf Hygiene bei der Pflanze achten.

Abgestorbenes Sphagnum wird hier in Deutschland sehr schnell von anaeroben Bakterien besiedelt, die alle anderen lebendigen Pflanzenwurzeln mit verstoffwechseln. Am Naturstandort in Südostasien passiert das nicht so schnell, weil bereits andere Bakterien das Sphagnum schon vorher besetzt haben und die pathogenen Orchideenkeime länger vom Sphagnum fern halten.

Man hätte hier sicher die gleichen Bedingungen wie am Naturstandort, wenn man die Importpflanzen hier in ein vorher desinfiziertes Gefäss setzt, das anschliessend hermetisch von der Ausssenwelt abgeschlossen würde.

Die Orchideenpilze der Epiphyten sind hier offensichtlich schwer zu kultivieren. Mir sind keine Erfolge bekannt.
Allergings besteht auch kein grosser Forschungsdrang, denn die Aussaat funktioniert auch asymbiotisch sehr gut und die adulten Pflanzen sind auch gegenüber unserer Mikrofauna ohne Pilzschutz ziemlich robust.
Das gilt für die allermeisten tropischen Orchideen. Arten, für die das nicht gilt nennt man "unkultivierbar" und lässt die Finger davon.  
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Jensli

Danke Berthold für diesen sehr lehrreichen Hinweis!  :thumb

Berthold

Die Blätter der Walnussbäume enthalten ein Pflanzenvernichtungsmittel, deshalb wächst in der Nähe des Baumes nichts.
Ob die Nussschalen auch diese Substanz enthalten, weiss ich nicht.

Man könnte ja mal versuchen, die lätale Dosis für Phalaenopsis zu ermitteln.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)