Orchideenvermehrung aus Samen für Anfänger, Teil 5

Begonnen von Claus, 17.Jun.09 um 12:28 Uhr

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Claus

Herstellung von Aussaatböden

Da mir selbst die Nährböden ausgegangen sind und der Aussaattag Anfang Juli droht, den wir seit 2005 regelmäßig abhalten, passt das ganz gut in das Konzept; denn der nächste Schritt sollte ja die Herstellung von Nährböden sein.

Ich säe grundsätzlich nur in Reagenzgläser aus, allenfalls in seltenen Fällen auch einmal in Rundgläser. Die Gründe:

1. Ich benötige pro Glas lediglich 5 ml Nährboden, das ist vielleicht der wichtigste Grund.

2. Man kann die Samen mit dem Spatel sehr schön in den Nährboden der Reagenzgläser hineindrücken, um besseren Kontakt mit dem Nährboden zu schaffen, was die Keimung erleichtert. Vor allem bei der Grünaussaat, bei der oft ganze Samenleisten in das Reagenzglas eingebracht werden, ist ein inniger Kontakt der Fläche mit den Embryonen besonders wichtig. Bei den Rundgläsern ist das nicht so einfach die Samen einzudrücken.

3. Ein weiterer Grund: Reagenzgläser kann ich sehr schön in Gefriertüten, Marmeladen- oder Honiggläsern senkrecht aufbewahren und benötige dafür nur sehr wenig Platz, auch bei Hunderten von Gläsern.

4. Schließlich kann man mit einer 10x-Lupe sehr schön in die Gläser hinein schauen, kann erkennen, ob überhaupt Embryonen in den Samen sind, ob diese nach einiger Zeit quellen, um den Keimvorgang einzuleiten, oder ob sie sich bald nach rötlich oder braun verfärben, um den Tod zu beweisen. Auch den optimalen Zeitpunkt für das Umlegen kann man so leicht erkennen.

Wenn ich Nährboden koche, dann nur sehr selten eine einzige Variante. Meistens kombiniere ich mehrere Frucht- oder Pflanzensäfte oder setze verschiedene Hormone ein. In dem Beispiel, das ich hier als Datei anhänge, sind es 5 Varianten. Damit es sich lohnt, koche ich immer mindestens 0,5 Liter oder wie in diesem Fall 1 Liter. Bei 5 ml je Glas komme ich rechnerisch auf 200 Gläser pro 1 Liter; durch Verdunstung und ungenaues Abmessen sind es in der Praxis einige weniger, hier sind es immerhin 191 geworden.

Arbeitsvorgang:

In einen Edelstahl- oder emaillierten Topf fülle ich 1 Liter dest. Wasser – dieses entmineralisierte  Wasser aus den Bau- oder Supermärkten ist in Ordnung.

Dazu kommen 20 g Zucker, 2 g Aktivkohle und 6 g Agar.

Die anderen Zutaten sind hier einmal abgebildet, es ist eine ganze Menge an Chemikalien. Man braucht diese, wenn man wirklich gute Erfolge haben will und nicht nur einmal an der Orchideenvermehrung schnuppern möchte. Dafür würden käufliche Nährböden oder Küchenrezepte vollkommen ausreichen. Aber für die schwierigeren Arten reichen diese Böden nicht aus, die Samen keimen auf ihnen einfach nicht.



Ich arbeite seit einiger Zeit mit Stammlösungen, das erspart mir viel Arbeit beim Abwiegen auf der Analysenwaage. In einer Stammlösung kann ich mehrere Komponenten vereinigen, z.B. Vitamine, Spurenelemente oder auch manche Hauptnährstoffe, In diesem Fall sind es 4 Stammlösungen von denen ich von den ersten drei je 2 ml mit einer passend großen Spritze aufsauge und in den Topf spritze. Von der vierten Lösung werden 10 ml zugegeben.

Warum kann ich nicht alle Komponenten in eine einzige Stammlösung einbringen? Ich will es einmal an einem Beispiel zeigen. Nehmen wir einmal die Hauptnährstoffe Calcium und Phosphat. Calciumphosphat ist in Wasser praktisch unlöslich, kann also nicht Bestandteil einer Stammlösung sein. Ich kann aber z.B. Kaliumdihydrogenphosphat in eine Lösung bringen und Calciumnitrat in eine andere. Wenn ich die direkt zusammen schütte, dann fällt mir das Calciumphosphat aus und Kaliumnitrat entsteht. Also müssen diese Stoffe getrennt bleiben bis sie durch entsprechende Verdünnung im Nährbodenansatz nicht mehr zur Ausfällung führen. In der fertigen Nährbodenlösung spielt es keine Rolle, in welcher Form die Nährstoffe eingebracht wurden, weil nur die Ionen zählen, z.B. das 2-fach positiv geladene Calcium-Ion, das einfach positiv geladene Kalium-Ion oder das dreifach negativ geladene Phosphat-Ion

Die Stammlösungen werden grundsätzlich eingefroren, sonst verderben sie relativ rasch durch Mikroorganismen. Ich taue sie am Vorabend auf, indem ich die Flaschen bei Raumtemperatur in eine 10 l –Gefriertüte mit viel Luft stelle, die ich dann verschließe. Damit erspare ich mir die Bildung von Eis auf der Oberfläche der Flaschen und das Durchweichen von Papieretiketten. Am nächsten Morgen ist alles flüssig.

Damit sind zunächst alle notwendigen Zutaten im Topf, der dann auf höchster Stufe aufgeheizt und immer wieder durchgerührt wird. Zunächst backt der Agar am Boden etwas an, aber gegen Ende, kurz vor dem Aufkochen, löst sich alles auf. Wichtig ist, dass wirklich für einige Zeit aufgekocht wird, damit sich der Agar vollständig löst. Insbesondere Agar-Sorten aus dem Reformhaus lösen sich manchmal sehr schlecht auf. Ergebnis ist dann ein sich nicht verfestigender Nährboden, über den sehr viele Anfänger klagen. Mit dem Agar von Fa. Omikron bin ich immer sehr zufrieden gewesen.

Beim Aufkochen ist aber auch darauf zu achten, dass die Lösung nicht überkocht, sie neigt leider etwas zum Schäumen. Also einen ausreichend großen Topf wählen, gut rühren, und den Herd rechtzeitig kleiner stellen.

Ich messe dann auf einer Küchenwaage z.B. 200 g des Nährbodens in einem kleineren Topf ab, und dann kommen die übrigen Zutaten hinein: Wasser aus der reifen Kokosnuss, auf pH 5,7 neutralisierter Ananassaft aus dem Tetrapak, selbst gekochter Kartoffel-Glucose-Extrakt oder Kombinationen davon. Diese Zutaten werden ebenfalls mit einer passenden Spritze dosiert.

Die Hauptmenge der Nährbodenlösung bleibt inzwischen im zugedeckelten großen Topf auf kleiner Flamme stehen.

Hormone werden mit einer Insulinspritze dosiert, bei der eine Gesamtfüllung nur 1 ml ausmacht, unterteilt in 40 oder 100 Skalenteile. Die angehängte Rezeptur geht von 40 Skt. aus.

Danach wird der pH-Wert überprüft, das darf nicht vergessen werden. Dies kann mittels Prüfstreifen oder besser mit einem pH-Meter erfolgen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Lösung ja heiß ist, das pH-Meter muss entsprechend eingestellt werden, es hat dafür einen Stellknopf. Ideal ist ein pH-Wert von 5,7, aber ein Bereich von 5,3 bis 6,0 ist akzeptabel. Ich korrigiere mit winzigen Mengen Zitronensäure bzw. verdünnter Kalilauge, Essig oder Natron wären alternativ möglich.



Die gelben Streifen sind die Spiegelung der Beleuchtung im Küchenabzug.

Danach kann abgefüllt werden. Mittels einer Spritze mit dicker Kanüle 30 x 1,5 mm sauge ich jeweils 5 ml des flüssigen Nährbodens auf.



Dann drücke ihn in ein senkrecht in einem Gestell stehendes Reagenzglas. Dabei vermeide ich die Berührung der Kanüle mit der Glaswand.



Wenn die Gläser im Reagenzglas-Gestell alle gefüllt sind werden sie in die Honiggläser gestellt.



Zur Ablage der gefüllten Reagenzgläser verwende ich diese Gläser, sie fassen jeweils 13 Stück. Um Verwechselungen der Gläser zu vermeiden – sie sind ja noch nicht beschriftet – lege ich einen kleinen mit Bleistift beschriebenen Zettel in jedes Glas, die Bleistiftschrift verwischt beim Sterilisieren nicht. Dagegen hält die Schrift auch von Permanent-Faserschreibern auf den einzelnen Gläsern das Sterilisieren nicht aus, die Beschriftung erfolgt also erst danach.



Die Gläser werden jetzt mit einem Wattestopfen verschlossen. Dabei recycle ich die Wattestopfen. Das ist kein Geiz sondern Faulheit; denn die Herstellung eines passenden Stopfens benötigt wesentlich mehr Zeit als die Verwendung bereits gebrauchter. Man kann sie mehrere Male verwenden, falls man sie beim Umlegen in der Sterilbank sauber beiseite legt.



Ich stecke die Stopfen vollständig in das Glas hinein. Andere formen den Stopfen so, dass er wie ein Sektkorken aussieht, d.h. ein Stück herausragt. Falls man den Stopfen nach dem Aussäen in das Glas abflämmen möchte ist das ein möglicher Weg. Ich flämme nicht ab. Der Vorteil bei meiner Methode ist, dass die Verdunstung aus dem Glas deutlich vermindert ist, so dass man die ungebrauchten Gläser wesentlich länger aufbewahren kann. Andernfalls konzentriert sich der Nährboden immer weiter auf und schrumpft entsprechend. Außerdem hatte ich nach längerer Lagerung der mittels ,,Sektkorken" verschlossenen Gläser einen hohen Anteil an Kontamination mit Schimmel.

Eine Warnung muss ich aussprechen. Das Verschließen der Reagenzgläser mit den Wattestopfen ist nicht ganz ungefährlich. Der Stopfen soll relativ fest sitzen, da er nach einiger Zeit und auch nach dem Sterilisieren ohnehin etwas lockerer wird. Andererseits besteht immer die Gefahr, dass beim Hineindrücken eines zu dicken Stopfens das Reagenzglas zerbricht. Dabei können ganz schreckliche Wunden an den Fingern entstehen. Es ist daher notwendig, die Stopfen vorsichtig hineinzudrehen und nicht zu drücken.



Auf die Öffnung des Reagenzglases kommt dann ein Stück Alufolie. Bei einer Rollenbreite von 30 cm reiße ich einen Streifen  von ca. 8 cm Breite ab und teile ihn in vier Stücke, die rechnerisch je 7,5 cm breit sind.









Anschließend kommen die Reagenzgläser in den Honiggläsern in den Drucktopf. Bei den großen Sicomatic-Töpfen muss man den Einsatz umdrehen, damit man den Deckel schließen kann. Der Topf fasst jeweils 4 Honiggläser mit insgesamt ca. 50 Reagenzgläsern.



Unten im Topf muss mindestens 2-3 cm hoch Wasser stehen. Nach dem Verschließen des Topfes, jedoch mit noch offenem Ventil,  koche ich auf der höchsten Stufe an  –  bei mir ist das 9  –  und warte bei geöffnetem Ventil, bis der Dampf zischend austritt. Dies soll ca. 1 min abgewartet werden, damit die Luft aus dem Topf und den Gläsern entweicht. Nur dadurch ist gesichert, dass beim Erscheinen des zweiten Rings am Ventil die Sterilisiertemperatur von 118 Grad erreicht wird. Sicomatic-Töpfe schaffen die sonst in der Praxis üblichen 121 Grad nicht, aber die 118 Grad reichen völlig aus.



Dann stelle ich den Herd auf 4,5 bis 5, verschließe das Ventil und lasse 30 min auf dem Herd stehen, wobei der Druck ansteigt, bis der zweite Ring sichtbar wird. Danach nehme ich den Topf vom Herd und lasse ihn mindestens 15 min abkühlen. Auf keinen Fall darf er geöffnet werden, solange noch Druck vorhanden ist, andernfalls schäumt der Nährboden in den Gläsern auf, möglicherweise bis zum Wattestopfen und ist dann nicht mehr verwendbar.

Jetzt einmal ein Abstecher zu anderen Methoden. Empfohlen wird immer auch der Backofen. Dabei muss man sich darüber klar sein, dass man auf diese Weise nur Temperaturen von knapp über 100 Grad erreicht, weil dann das Wasser des Nährbodens kocht, eine höhere Temperatur ist eben nur über Druckaufbau möglich. Sporen werden so nicht abgetötet, die Gefahr des Verkeimens ist erhöht. Wenn man seltene Arten aussäen will, kann man diese Methode nicht empfehlen. Ein  gebrauchter Sicomatic von rechnerisch 6,5 Liter (innen 18 cm hoch) kostet im Internet etwa 35 EUR, allerdings sind die Angebote für große gebrauchte Töpfe seltener geworden. Die 18 cm Höhe werden benötigt, um Reagenzgläser stehend sterilisieren zu können, und liegend geht halt nicht.

Wenn man jetzt die aus dem Topf geholten Gläser bis zum Erstarren des Agars senkrecht stehend abkühlen ließe, dann wäre die zur Aussaat zur Verfügung stehende Fläche nur so groß wie die Öffnung des Glases. Wir brauchen aber einen sog. Schrägagar mit wesentlich größerer Oberfläche. Dazu werden die Gläser mit dem noch heißen flüssigen Nährboden vorsichtig in eine Kiste gelegt, in der sie mit der Öffnung etwas höher liegen als mit dem Ende. Ich habe dazu ein altes Kistchen genommen und meinen Kindern ein paar Bauklötze entwendet.



Falls ich mal Zeit habe werde ich mir eine Kiste basteln, in der 50 Gläser nebeneinander Platz haben.

Man kann die Gläser dort hinein sogar in mehreren Lagen einlegen, man muss nur verhindern, dass der Nährboden beim Einlegen oder beim Transport des Kistchens versehentlich nach vorn in Richtung Wattestopfen läuft. Wird der Wattestopfen mit dem Nährboden benetzt, dann kann man ihn wegwerfen.



Falls ich in einer Charge mehrere Varianten an Nährboden sterilisiert habe, dann muss ich die Gläser noch in heißem Zustand beschriften, andernfalls nach dem Abkühlen.



Ich verwende dazu die Staedtler Lumocolor permanent Faserstifte des Typs ,,F". Die Schrift hält sich lange auf den Gläsern, ist aber nicht stabil beim Sterilisieren, muss also danach aufgebracht werden. Sie kann dann aber mit einem Brittschwamm wieder entfernt werden, wenn das Glas nach Gebrauch gereinigt wird.

Die Gläser sollen lange auskühlen und dabei nicht bewegt werden, um dem Agar eine möglichst feste Form zu geben. Bei zu frühem Herausnehmen aus dem Kistchen und Senkrechtstellen kann der Agar wieder abrutschen, eine dann unschöne Sache.

Ich fasse die Gläser nach dem Sterilisieren grundsätzlich nicht mehr mit bloßen Fingern an sondern immer mit Gummihandschuhen. Sie werden schließlich in verschlossenen 1l- Gefrierbeuteln senkrecht gelagert. Bei kühler Lagerung hält der Nährboden mindestens 6 Monate. Eine Lagerung im Kühlschrank ist möglich, ich habe aber den Platz dafür nicht und lagere bei Raumtemperatur. Es könnte sein, dass die Kontaminationsgefahr beim Lagern im Kühlschrank steigt, weil sich die Luft in den Gläsern im Kühlschrank zusammenzieht und ggf. Keime aus der Umgebungsluft ansaugt.

Im nächsten Teil berichte ich über die Aussaat von reifen Samen, ggf. auch schon über die sog. Grünaussaat, falls ich dann schon Kapseln für Fotos zur Hand habe.

Viele Grüße
Claus

Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Alexa

Vielen Dank für diesen ausführlichen Fotobericht und die Mühe, die du dir immer machst.
Super Claus!!!

Peter

vielen Dank, Claus. Ein super toller Bericht. Besonders auf den nächsten, vermutlich auch über Samendesinfektion, bin ich gespannt.

Gruß
Peter
Grüße
P.

Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von Jedem! (Karl Valentin)

Phalifan

Hallo Claus,

schöner Bericht und interessant zu gleich, wie es auch möglich ist. So hat doch jeder seine eigene Variante.

Zum Backofen kann ich noch etwas ergänzen. Da ich mich als Anfänger (vor ca. 3 Jahren) nicht gleich mit einer kompletten Ausrüstung eindecken wollte, habe ich auch den Backofen zum sterilisieren genutzt. Und es funktioniert auch, erste Aussaaten mit Reagenzgläsern haben soweit gut funktioniert und es gab keine Kontaminationen. Da ich mit den Reagenzröhrchen aber zunehmend weniger Keimerfolge hatte, bin ich auf Schraubgläser umgestiegen. Diese haben auch den Vorteil, das sie im Backofen nicht so stark den Nährboden austrocknen. Erste Versuche haben auch hier gut funktioniert. Erst als ich größere Stückzahlen "gebacken" habe, hatte ich massiv mit Verpilzungen zu kämpfen. Hat auch eine ganze Weile gebraucht bis ich drauf gekommen bin. Hatte ich erst mit OBER/UNTERHITZE gekocht mit wenigen Gläsern, war die Temperaturverteilung im Backofen noch gut. Mit Vollpacken des Backraumes kam es aber zu starken Temperaturunterschieden, die eben sehr ungünstig gewirkt haben. Hatte das Problem mit Umluft dann aber gelöst.

Was am Backofen auch ungünstig ist, das die Vitaminbeigaben durch Fruchtzusätze o.ä. bei den 150°C eben vernichtet werden. Die Folgen sind dann schlechteres Wachstum. Erst mit dem Schnellkochtopf hat sich das Wachstum dann mehr als optimiert. Ich habe mir dann über das Internet einen möglichst großen Schnellkochtopf besorgt (6L), was ich nicht bereut habe. Kann es jedem nur empfehlen. Die Kosten zahlen sich dann über die Zeit wieder aus. Und was das Wachstum an geht, kann ich mittlerweile von einem "Turbo" sprechen. Die Pflanzen gehen jetzt richtig ab, was vorher definitiv nicht der Fall war.
Grüße Mike

Berthold

Zitat von: Phalifan am 18.Jun.09 um 09:23 Uhr
Was am Backofen auch ungünstig ist, das die Vitaminbeigaben durch Fruchtzusätze o.ä. bei den 150°C eben vernichtet werden.

Im Backofen wird der Nährboden nie über 100° heiss, unabhängig davon, welche Temperatur man einstellt. Die zugeführte Wärme führt nicht zur Erhöhung der Temperatur sondern zum Verdampfen des Wassers im Medium.
Im Drucktopf steigt die Temperatur auf 120°, deshalb sterilisiert ein Drucktopf besser, kann aber auch die Substratbeimischungen stärker schädigen.

Claus, was macht denn eigentlich die Aktivkohle in den Aussaatböden?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

jim

Hallo Berthold,
Wenn ich nicht falls verstanden habe,kann man mit Backofen nicht sterilisieren(weil temperatur erreicht nur bis 100 Grad,und es sollte bis 121 Grad ?).
Icfh arbeite nur mit Backofen seit über 2 Jahre(anfänger).Wie Phalifan geschrieben hat,bei 150 Grad und ca 55 bis 60 Minuten erhitzen,dann verpilzt nicht mehr(bei mir).
Jetzt bin ich verunsichert.Übrigen,wenn ich Nährboden zum Umlegen brauche,mit Schnellkochtopf mache,kann ich ja ganzen Tag für ca 30 Gläser produzieren.
Wie mache ich am besten um Zeit zu sparen?.


Grüß,

jim

Berthold

Zitat von: jim am 18.Jun.09 um 11:40 Uhr
Hallo Berthold,
Wenn ich nicht falls verstanden habe,kann man mit Backofen nicht sterilisieren(weil temperatur erreicht nur bis 100 Grad,und es sollte bis 121 Grad ?).

Grüß,
jim

Jim, bei 100° sterben auch schon viele Keime ab, aber eben nicht immer alle. Nur wenn Du ganz sicher sein willst, dass das Medium steril ist, musst Du höhere Temperaturen anwenden.
Man riskiert halt mit dem Backofen, dass mal eines von 10 Gläsern verpilzt, kann aber vielleicht viel Zeit sparen.

Wenn Du ganz wertvollen Samen hast, den es nur einmal auf der Welt gibt, solltest Du im Drucktopf sterilisieren.
Gruss Berthold
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Zitat von: Berthold am 18.Jun.09 um 10:30 Uhr
Claus, was macht denn eigentlich die Aktivkohle in den Aussaatböden?

Die hat wahrscheinlich eine Alibifunktion.  grins

Interessant: Ich habe immer wieder einmal symbiotische Hafer-Agar-Kulturen mit Aktivkohle gemacht. Da habe ich den Eindruck, dass die Entwicklung besser ist. Ein Nachteil soll nicht verschwiegen werden, man kann sehr schlecht sehen, wenn der Pilz sich nicht normal verhält, weil man keine Verfärbungen sehen kann.

Wir haben das Thema ja schon vor langer Zeit diskutiert. Die Aktivkohle scheint - abgesehen von ihrer Funktion Phenolverbindungen zu absorbieren - die Wirkung von Hormonen zu vergleichmäßigen. Ich bin aber nie wieder zu dem Versuch gekommen, den ich damals zur Prüfung der Wirkung von IAA gemacht hatte. Da hatte ich 10, 1 und 0,1 ppm IAA ohne A-Kohle bei Gymnadenia getestet, und bei 0,1 ppm das mit Abstand beste Ergebnis erhalten. Du hast mich damals animiert, den Versuch zur Reproduktion der Ergebnisse zu wiederholen, und ich hatte nur Nährböden mit A-Kohle zur Hand. Das Ergebnis war da unabhängig von der IAA-Konzentration positiv.

Ja, wenn ich doch die 1€-Leute zur Hand hätte!!!

Viele Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 18.Jun.09 um 13:36 Uhr
Wir haben das Thema ja schon vor langer Zeit diskutiert. Die Aktivkohle scheint die Wirkung von Hormonen zu vergleichmäßigen.
schön formuliert, zu vergleichmässigen auf dem Niveau null.


Zitat

Du hast mich damals animiert, den Versuch zur Reproduktion der Ergebnisse zu wiederholen, und ich hatte nur Nährböden mit A-Kohle zur Hand. Das Ergebnis war da unabhängig von der IAA-Konzentration positiv.
Viele Grüße
Claus

Claus, ich kombiniere: Das Ergebniss kann nur dann unabhängig von der Konzentration sein, wenn IAA überhaupt keine Wirkung hat. Deshalb bleibt meine These bestehen, dass die Kohle alle IAA eingefangen hat.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Hallo Berthold,
die Wirkung von IAA war eindeutig positiv; denn ohne IAA gab es nur wenige oder gar keine Protokorme. Reife Samen von Gymnadenia keimen so toll nicht. Als ich 2004 mit den Aussaten anfing hieß es, Gymnadenia sei nur ganz schwer zum Keimen zu bringen, und eine Vorbehandlung mit Schwefelsäure sei unbedingt erforderlich.

Weshalb müssen wir das immer so gegensätzlich diskutieren?  :nee :nee :nee Das ist doch jetzt schon mehr als 2 Jahre alt, da hast du den armen Oli an die Wand diskutiert, bis er resigniert hat: http://forum.orchideenfreunde.eu/printthread.php?tid=261 Sein Argument war ja, dass in einem Gleichgewicht immer auch freies IAA im Medium gelöst ist. Wenn das verbraucht ist, löst sich IAA von der A-Kohle ab.

So ist es auch. Und ich habe immer wieder ganz tolle Keimungen trotz A-Kohle im Medium. Ich denke auch nicht, dass die noch besser werden, falls ich sie weglasse.

Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Kellergeist.


Timm Willem

Der Herbst naht mit großen Schritten, die Tage werden kürzer. Damit mir im Winter nicht so langweilig wird, habe ich schon mal begonnen etwas auf Vorrat herzustellen.
Im letzten Winter hatte ich Probleme, da meine Wasservorräte über Monate eingefroren waren. Ich habe es dann tatsächlich in der Wohnung auftauen müssen.

Für die nächste Ladung muss ich erst mal neues Apfelmus kaufen.

winwen

Gasaustausch brauchen Deine Sämlinge nicht?

Timm Willem

Da ist Papier im Deckel, dadurch findet der Gasaustausch statt.

Das funktioniert aber nur bei gleichmäßiger Klimatisierung.

Claus

Zitat von: Timm Willem am 12.Aug.11 um 16:12 Uhr
Das funktioniert aber nur bei gleichmäßiger Klimatisierung.

Sonst schlägt der Schimmel zu.  O-) O-) O-)

Wenn die Luftfeuchte außen nämlich hoch ist, dann fressen Bakterien oder Pilze das Papier im Deckel von außen an und bahnen sich dann ihren Weg durch die Engstelle des Deckels nach innen. Ich habe mit diesem Verfahen gute und schlechte Erfahrungen gemacht, bin aber wieder auf das Loch im Deckel zurück gegangen, obwohl auch dies bei langer Verweilzeit im Glas unsicher ist.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)