Vergleich DanKlorix mit Clorox

Begonnen von Claus, 18.Sep.11 um 17:47 Uhr

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Berthold

Ich nehme Chlorkalk aus der Apotheke für 5,55 das Kilo mit 32 - 35% aktivem Chlor. Er enthält Ca-Hypochlorit und Ca-Hydroxid
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Und davon lösst Du dann 3gr. in 100ml auf, damit Du eine ca. 1%ige Konzentration bekommst. Oder?
Zumindest habe ich das mal so gemacht.
ich finde das Calciumhypochlorit bei der Desinfektionsfritte nicht so schön, weil sich das Calcium am Glas absetzt und man anschließend mit Säure herumpantschen muss und die Fritte wieder sauber zu bekommen.

Claus

Chlorkalk ist zur Samendesinfektion weniger geeignet, weil er wegen des Gehalts an Ca-Hydroxid stark alkalisch ist. Er ist auch in seiner Zusammensetzung wenig definiert und verändert sich bei Lagerung. Dies sind Angaben aus der Literatur. Ich selbst habe nur einige wenige Versuche mit Chlorkalk gemacht, die Ergebnisse waren nicht überzeugend.

Durchgesetzt hat sich Natriumhypochlorit, aber bei empfindlichen Arten scheint Calciumhypochlorit "sanfter" zu wirken. Aber über brauchbare Konzentrationen von Ca-Hypochlorit liegen nur wenige Angaben vor.

Leider gibt es darüber keine aussagefähige Literatur. Damit tappen wir bei vielen selteneren Arten etwas im Dunkeln und müssen "Bleichreihen" durchführen, um die optimalen Konzentrationen und Zeiten zu ermitteln.

So, wie wir inzwischen eine Tabelle über optimale Bleichzeiten von Cypripediensamen haben (leider aber unter amerikanischen Verhältnissen, siehe Thread-Titel) und Aufzählungen über die Arten, welche auf B1 keimen und wachsen, so müssten wir oder andere eine Liste mit optimalen Bleichzeiten, Art des Hypochlorits und Konzentrationen erarbeiten.

Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Claus

Nun habe ich noch den Versuch mit Gymnadenia mit 0,25% NaOCl wiederholt. Leider ist die Aussage dazu auch nicht eindeutig. Die Bleichzeit erhöht sich da von 13 auf 18 min, aber die Unterschiede sind gering. Die Samen im Clorox-Röhrchen zeigen geringfügig mehr dunkle Embryonen als im Röhrchen mit DanKlorix.

Vielleicht zeigen sich deutlichere Unterschiede bei der Keimung, aber das dauert ja noch.
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Claus

Die Keimung von Gymnadenia erfolgt ja im Vergleich zu Cypripedien sehr schnell. In diesem Fall bereits nach 14 Tagen.

Alle Samen keimen stark. Aber es gibt kleine Unterschiede. Von den mit Clorox gebleichten Aussaaten sind 3 von 4 etwas stärker gekeimt als die 4 Vergleichsaussaaten, die mit DanKlorix gebleicht wurden.

Das ist zunächst verwirrend. Aber die Bleichzeiten waren ja gegriffen, ohne zu wissen, was optimal wäre. Nun kann es sein, dass die verdächtigte höhere Konzentration des DanKlorix schon zu einem teilweisen Absterben der Embryonen führte, während die verdächtigte geringere Konzentration des Clorox noch keine Schäden verursachte. Fazit wäre eine bessere Keimung mit Clorox-gebleichten Samen.

Die Embryonen der calceolus-Aussaat sind immer noch unterschiedlich im Aussehen wie beschrieben. Da calceolus als reife Samen sehr schlecht keimt, wird es mit einer Aussage noch dauern.

Evtl. habe ich jetzt die Gelegenheit, Clorox und DanKlorix titrieren zu lassen. Auch falls das nicht klappt könnte ich es eventuell selbst machen. Ich kann dann zwar nicht die absoluten Werte von NaOCl ermitteln, aber ich könnte den Faktor ermitteln, um den Clorox konzentrierter ist als DanKlorix. Clorox soll 6% und DanKlorix 2,8% NaOCl enthalten, d.h. Clorox ist 2,14 mal stärker als DanKlorix. Ist der Faktor geringer wäre auch die Clorox-Konzentration geringer.

Jedenfalls werde ich Platanthera ciliaris mit Clorox bleichen. Dafür habe ich jetzt eine genaue Rezeptur erhalten, und da geht man auch von einer geringeren Konzentration an NaOCl aus als üblich.
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Timm Willem

Hallo Claus,
es gäbe da vielleicht noch eine andere interessante Frage: Wie wirksam ist die Oberflächensterilisation der beiden Bleichen? Das Problem ist dabei die Versuchsanordnung, da man sowohl Dauer und Konzentration variieren kann und eine Fallzahl braucht.
Vielleicht gibt es da noch Unterschiede in der Formulierung, die doch einen erheblichen Einfluss haben.

Claus

An sich verdünnt man ja beide Bleichlösungen auf die gewünschte Konzentration, z.B. 0,5% an NaOCl. Dann sollten beide gleich wirken. Tun sie aber nicht. Hintergrund: Clorox hat nicht 6% an NaOCl, DanKlorix allerdings auch nicht ganz 2,8%. Ich hoffe, bald genauere Konzentrationen zu bekommen. Erst dann kann man wirklich vergleichen, und ich nehme an, dann gibt es keinen Unterschied in der Wirkung.

Denn die Herstellung erfolgt überall nach demselben Verfahen: Ein Lösung von Kochsalz wird unter Rühren elektrolysiert bis der gewünschte Chlorgehalt erreicht ist. Der Rest an Kochsalz bleibt drin, und man verdünnt auf Handelskonzentration.

Bei einer längeren Lagerung der Lösungen, vor allem in der Wärme, erfolgt allerdings eine Disproportionierung des Hypochlorits zum Natriumchlorat, und das ist bei der Bleiche unwirksam. Auf diese Weise sinkt bei den Bleichlaugen allmählich der Gehalt an NaOCl, und von daher kann sich im Laden gekauftes DanKlorix und Clorox schon unterscheiden.
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Timm Willem

Claus,
meinst Du nicht, dass es vielleicht Spuren von Detergentien und Verunreinigungen geben könnte die einen Einfluss auf die Aggressivität der Bleichen hätte?

Claus

Organische Bestandteile würden in kurzer Zeit durch das Hypochlorit oxidiert, das ist ja auch die Wirkungsweise der Bleiche. Man riecht das z.B. an einer 0,5%igen Lösung, die ich zum Auswischen der Sterilbank benutze und der ich etwas Frosch Spülmittel zusetze. Am nächsten Tag riecht übrig gebliebene Lösung völlig anders, fast parfümiert. Also scheiden Detergentien und andere organische Verunreinigungen aus. Ich denke, der Unterschied liegt nur in der Konzentration und im Chloratgehalt.
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