Nach 5 Jahren Abstinenz wagten wir mal wieder einen Familienurlaub in Italien. 2013 hatten wir ausgeprochenes Pech mit dem Wetter gehabt und mehr Regen-als Badekleidung gebraucht. Für meine Tochter war es danach ein Unding, nach Italien zu fahren: "viel zu kalt".
Dieses Mal sollte es anders werden. Selbst über 1000m war es morgens zu warm für lange Kleidung.
Los ging es eigentlich bereits in Mittelitalien, im Latium, wo wir uns mit zwei Italienern trafen, die dort Ophrys illyrica gefunden hatten.
Beim Warten auf die beiden hatten wir die Pflanzen bereits entdeckt und konnten die Bestimmung auch vor Ort bestätigen. Es gab aber auch noch anderes zu sehen.
Schöne Bilder. Immer weiter so.
Ragwurzen und Schmetterlingshafte sind immer wieder toll!
Danke für die Foto-Mitbringsel!
Wunderschöne Bilder, vielen herzlichen Dank! :thumb :wink
Danke und gerne!
Zitat von: sokol am 13.Jun.18 um 07:25 Uhr
Sogar lokale alte Weinsorten werden dort noch kultiviert.
Was für eine Rebsorte kultivieren die denn da?
Ich denke, "Rubra antiqua"
Erkennst du das an den Blättern, dass es nicht "Bianco antico" ist?
Zitat von: sabinchen am 13.Jun.18 um 09:10 Uhr
Wunderschöne Bilder, vielen herzlichen Dank! :thumb :wink
Ich schließe mich Sabine an! Die Aufnahmen wecken Erinnerungen.
Hallo Stefan,
vielen Dank für den wunderbaren Reisebericht!
Viele Grüße
Walter
Nächster Tag war Badetag und wir genossen das bereits erstaunlich warme Meer.
War das Meer auch warm genug für die Tochter?
Ich ging nach 1,5 Stunden aus dem Wasser, die Tochter blieb noch drin.
Dann war der Urlaub ja auch beim Nachwuchs akzeptabel. :thumb
Danke für die tollen Bilder! :thumb
Zitat von: Ralla am 14.Jun.18 um 14:15 Uhr
Dann war der Urlaub ja auch beim Nachwuchs akzeptabel. :thumb
Ja! Das härteste für die Tochter waren die drei Stunden Pompeji und die Begeisterung des Bruders für diese Stadt.
Zitat von: sokol am 14.Jun.18 um 15:16 Uhr
Das härteste für die Tochter waren die drei Stunden Pompeji und die Begeisterung des Bruders für diese Stadt.
Hatte ihr Handy dort keinen Empfang? grins
Das hatte sie wohl vergessen, schlimmer Fehler. Kleiner Exkurs, wir hatten in der Natur, egal wo so gut wie nie Empfang.
Aber zurück zum Strand, den wir schlagartig verlassen mussten und auch wollten.
Schöne Bilder! Danke dafür.
Es war letztendlich eine falsche Endscheidung erst ans Meer und am nächsten Tag in die Natur zu fahren. Der Wetterbericht hatte jeden Tag besseres Wetter versprochen, es wurde aber erst mal schlechter.
Wir hatten eine Angabe von Ophrys cinnabarina mit 100 Pflanzen, erreichten aber die Stelle nicht weil der Weg bergab zu lehmig und damit zu rutschig wurde. Am frühen Morgen ging es daher 1,5 km zu Fuß dorthin, zurück musste ich joggen oder völlig nass werden, ein Gewitter zog plötzlich auf. Ich endschied mich fürs joggen und nur ein Reiter überholte mich.
Dazwischen, als sogar mal kurz die Sonne rausblitzte, beschäftigte ich mich mit der für mich neuen Art. Sie ist Ophrys apulica ähnlich, blüht aber nach ihr, vermutlich können sich die Blütezeiten kurz überlappen. Für mich ist das eine gute Art, leider habe ich erst mal nur Regenfotos mit nassen Blüten.
Danach ging es dann runter ans Ionische Meer, Regen auf Meereshöhe ist wärmer als im Landesinneren.
Am nächsten Tag wurde es nur zögerlich besser, am Nachmittag konnte man es langsam schön nennen. Es gab die letzten störenden Regentropfen des Urlaubs, dann kam das schöner Wetter wieder.
Erstmals in diesem Urlaub stießen wir auf Ophrys lacaitae, auch wenn nur in Form eines Hybriden mit Ophrys gracilis. Die Hummelragwurz-Sippen bleiben schwierig, denn jetzt haben wir es mit Ophrys gracilis und/oder pinguis zu tun.
Die Erstbeschreibung von Ophrys pinguis ist so schlecht und widersprüchlich, dass ihr eigentlich nur zu entnehmen ist, dass die Lippen von Ophrys pinguis etwas größer als die von Ophrys gracilis sind/sein sollen. Keine Angabe der Koordinaten des locus classicus, so dass man sich nicht anschauen kann, was die Autoren denn beschrieben haben, keine Differenzialdiagnose, um zu wissen, wodurch sie sich von ähnlichen Arten unterscheidet.
Auch die beiden anderen Neubeschreibungen von damals Ophrys appenina und Ophrys cinnabarina weisen die gleiche Qualität auf. Zum Glück ist dort zumindest klarer, was die Autoren meinten.
Genug geschimpft, es war ein toller Tag mit tollen Orchideen.
Hallo Stefan,
Dein interessanter und sehr schön bebilderter Reisebericht war eine Sternstunde für mich. Vielen Dank für dieses Erlebnis. :thumb
Zitat von: KarMa am 18.Jun.18 um 20:32 Uhr
Hallo Stefan,
Dein interessanter und sehr schön bebilderter Reisebericht war eine Sternstunde für mich. Vielen Dank für dieses Erlebnis. :thumb
Stefan, ich schließe mich Karin voll und ganz an!
Danke euch!
Walter, diese Arten hat Paulus meines Wissens nach nie getestet. Die Ergebnisse wären wirklich interessant. Eucera-Arten, die die meisten Hummelragwurzarten bestäuben sind sehr schwer zu testen. Das kann sehr zeitaufwändig sein.
Wir folgten den Spuren, sprich den Koordinaten eines Freundes, der 2015 alleine unterwegs gewesen war und dreimal mehr Stellen angefahren hatte als wir. Wir hatten kein schlechtes Jahr in 2018, seines war aber noch besser gewesen.
Vielen Dank für Deinen sehr interessanten Vortrag, Stefan.
Vielen Dank, dass Du uns mit den tollen Fotos teilhaben lässt! :blume
Hoffentlich hattet Ihr gleichzeitig einen schönen Familienurlaub. :yes
Hallo Stefan,
nachmals vielen Dank für die tollen Bilder!
Noch eine Verständnisfrage: Was meinst Du konkret mit "vermittelt zwischen Ophrys garganica und Ophrys incubacea"? ICh meine, nicht dass ich mir nicht diffus etwas vorstellen könnte, aber: Handelt es sich um eine Art oder eine Hybride? Kommt sie alleine/isoliert oder mit den anderen Arten vor, hat sie ein abgesetztes Verbreitungsgebiet? Hat sie einen eigenen Bestäuber?
Vielen Dank, liebe Grüße
Walter
Zitat von: Lisa. am 20.Jun.18 um 20:50 Uhr
Hoffentlich hattet Ihr gleichzeitig einen schönen Familienurlaub. :yes
Bei den verschiedenen Interessen war für alle etwas dabei. Es war mehr Strand und deutlich mehr Kultur als in den Jahren zuvor. Wenn jemand unzufrieden sein müsste, dann wäre eigentlich ich das. Meine Wunschliste war länger gewesen und musste gekürzt werden.
Och naja, unzufrieden solltest Du nicht sein. :thumb
Habe jetzt bei Delforge nachgelesen. Er nennt Ophrys pseudoatrata und stellt sie in dieselbe Gruppe wie garganica und atrata, schweigt sich aber leider über den Bestäuber aus...
Zitat von: walter b. am 20.Jun.18 um 21:21 Uhr
Hallo Stefan,
Noch eine Verständnisfrage: Was meinst Du konkret mit "vermittelt zwischen Ophrys garganica und Ophrys incubacea"? ICh meine, nicht dass ich mir nicht diffus etwas vorstellen könnte, aber: Handelt es sich um eine Art oder eine Hybride? Kommt sie alleine/isoliert oder mit den anderen Arten vor, hat sie ein abgesetztes Verbreitungsgebiet? Hat sie einen eigenen Bestäuber?
Vielen Dank, liebe Grüße
Walter
Es ist sicher keine Hybride, ich meinte, dass sie rein morphologisch zwischen Ophrys garganica und Ophrys incubacea steht. Ophrys incubacea blüht bei gemeinsamen Vorkommen früher, es ist also eine spätere Art. Ophrys garganica blüht noch früher als Ophrys incubacea. Ich habe sie noch nie an den Standorten von Ophrys pseudoatrata (blühend) gesehen, weiß also nicht, ob sie zusammen vorkommen. An einer Stelle hatte ich dick fruchtende Pflanzen aus der sphegodes Verwandtschaft mit dabei aber es war unmöglich, die noch zu bestimmen.
Das Verbreitungsgebiet ist das Bergland der Basilikata, ggf. noch das nördliche Kalabrien. Im Cilento habe ich sie nicht gesehen. Der Bestäuber ist meines Wissens nicht bekannt.
Ja, auch Delforge gibt sie als selten und sehr lokal an. Ebenso meint er dass sie sehr spät blüht.
Zitat von: walter b. am 20.Jun.18 um 21:45 Uhr
Er nennt Ophrys pseudoatrata und stellt sie in dieselbe Gruppe wie garganica und atrata, schweigt sich aber leider über den Bestäuber aus...
grins
Sie blüht deutlich später als die beiden anderen Arten!
Und puncto Bestäuber muss eben Dr. Paulus ran, er hat da so seine Methoden...
Zitat von: Lisa. am 20.Jun.18 um 21:40 Uhr
Och naja, unzufrieden solltest Du nicht sein. :thumb
war ich ja auch gar nicht.
Zitat von: walter b. am 20.Jun.18 um 21:45 Uhr
schweigt sich aber leider über den Bestäuber aus...
Weil er nicht bekannt ist. Als Buchautor sammelt er auch oft nur Informationen und ist auf die Arbeit anderer angewiesen.
Den Abschluss des Tages bildet ein griechischer Bergtee, Sideritis italica. In Italien gibt es nur eine Art, während es in Griechenland mindestens 5 als Tee verwendbare Arten gibt. Er ist nicht ganz so aromatisch wie seine griechischen Verwandten aber trotzdem gut zu genießen.
Ich habe die Stellen beim Orchideensuchen ausfindig gemacht, die Familie hat gerne gesammelt. Mein Sohn ist großer Fan des Tees.
Wir wechselten dann bei Aufzug eines Gewitters noch ins nächste Gebirge für die nächsten schönen Biotope.
Zitat von: sokol am 26.Jun.18 um 05:50 Uhr
Platanthera bifolia osca wurde vor ein paar Jahren aus der Basilikata beschrieben. Sie hat weiter auseinander stehende Pollinien als subsp. bifolia aber meist nicht so weit wie bei Platanthera chlorantha. Leider waren nur zwei Pflanzen offen, so dass ich die Variationsbreite nicht studieren konnte.
sie hat auch deutlich mehr Grün in den Blüten als bifolia. Die Pollinenstellung scheint zwischen bifolia und chlorantha zu schwanken, mal parallel, mal abgewinkelt, mal breit mal schmal.
Berthold, es waren genau zwei Pflanzen mit offenen Blüten. Da sie bei der Pollinienstellung recht unterschiedlich waren kann man vermuten, dass diese recht variabel ist. Ob das Grün standortbedingt ist oder generell so vorkommt kann ich schon nicht mehr beurteilen.
Platanthera chlorantha war auch an hochgelegenen Standorten immer voll aufgeblüht bis abblühend, hatte größere Blüten und diese waren oft recht weiß. Letzteres war auch nicht typisch.
Stefan, wachsen auch bifolia in der Umgebung, sodass es schlicht eine Kreuzung der beiden Arten sein könnte, was auch die Variabilität erklären würde?
Ein Vorkommen zusammen mit Plat. chlorantha konnte ich nicht beobachten. Auch die Beschreiber haben beide Arten nie zusammen gefunden. Sie schreiben weiter: "ersetzt die Nominatsippe in Süditalien, ...".
Ich werde mal einen von ihnen danach fragen, wenn ich in drei Wochen wieder bei ihm in der Basilikata bin.
Kontraste
Zitat von: sokol am 27.Jun.18 um 06:04 Uhr
Kontraste
Man kann schliesslich nicht nur durchs Grünzeugs laufen. :thumb
Zitat von: sokol am 27.Jun.18 um 06:04 Uhr
Kontraste
Stefan, diese Ophrys lacaitae enthält auch mehr Chlorophyll (grün) in der Lippe als die üblichen Arten, die nur gelb sind.
Das scheint ein Phänomen dieser Gegen zu sein. Bei der gezeigten Platanthera war es ebenso, etwas seltsam.
Der Grünstich bei der lacaitae ist mir auch aufgefallen. Sie stand in einem schattigen Zypressenmischwald. Vielleicht hat das den automatischen Weißabgleich entsprechend beeinflusst. Alle anderen lacaitae sind bei Sonne im Freien aufgenommen worden.
Ein paar Centaurium gab es auch noch in den Ritzen der alten Straße.
Davon abgesehen ist es ein schöner Strand.
Samstagmorgen ging es am italienischen Nationalfeiertag ziemlich entspannt weiter nach Norden und nach Hause.
Das war's dann schon wieder mit dem Urlaub, viel zu kurz wie immer.
Zitat von: sokol am 28.Jun.18 um 06:23 Uhr
Das war's dann schon wieder mit dem Urlaub, viel zu kurz wie immer.
Stefan, aber nach Deinem Bericht zu urteilen habt Ihr doch viele interessante Eindrücke gewinnen können.
Ich finde, ein Urlaub darf auch nicht zu lang sein, sonst wird man mit neuen Eindrücken übersättigt.
Zitat von: Berthold am 28.Jun.18 um 10:32 Uhr
Ich finde, ein Urlaub darf auch nicht zu lang sein, sonst wird man mit neuen Eindrücken übersättigt.
Das finde ich nicht, ich vertrage noch sehr viel mehr Eindrücke. Ich hätte z.B. gerne noch Ophrys posidonia gesehen.
Daher bin ich in zwei Wochen auch schon wieder auf dem Weg in den Süden.
Erneut ein extrem spannender Bericht. Ich freue mich auf jede neue Fortsetzung und werde meist frühmorgens auch nicht enttäuscht. Super Bilder und dieses Wissen um Standorte und Namen - beneidenswert.
Und nachdem Stefan ja bald wieder auf Tour geht, ist die Wartezeit bis zum nächsten Reisebericht auch nicht zu lang :-D
Zitat von: Herbert am 30.Jun.18 um 18:16 Uhr
Erneut ein extrem spannender Bericht. Ich freue mich auf jede neue Fortsetzung und werde meist frühmorgens auch nicht enttäuscht. Super Bilder und dieses Wissen um Standorte und Namen - beneidenswert.
Und nachdem Stefan ja bald wieder auf Tour geht, ist die Wartezeit bis zum nächsten Reisebericht auch nicht zu lang :-D
Mir geht es genauso!
Zitat von: Herbert am 30.Jun.18 um 18:16 Uhr
Und nachdem Stefan ja bald wieder auf Tour geht, ist die Wartezeit bis zum nächsten Reisebericht auch nicht zu lang :-D
Mal schauen, ob das sinnvoll ist. Ich habe aber noch die Frühlingsreise, die ich bis jetzt stillschweigend ausgelassen habe.
Hallo,
ich bin erst seit kurzem in diesem Forum. Ich arbeite mich schön langsam durch. Ihr Beitrag ist faszinierend. Wir haben auch schon Serapias cordigera gefunden aber nur zwei Einzelpflanzen. Aber so eine Wiese mit so vielen Exemplaren haben wir noch nie gesehen. Da wir im Mai von Neapel bis zur Straße von Messina unterwegs sind, dürfte ich Sie freundlicherweise um die Koordinaten dieser Wiese in Calvello bitten.
Gibt es dort auch Oph. gracilis?
Herzlichen Dank im Voraus.
Liebe Grüße
Andreas