Verbesserter Hafernährboden für symbiotische Kulturen

Begonnen von Claus, 21.Jan.10 um 10:18 Uhr

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Claus

Über dieses Thema habe ich ja bereits in Anfängen berichtet http://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=3293.0 aber der Thread ist dann etwas in Richtung Neudohum im allgemeinen und Symbiosepilze im besonderen entartet. Ich meine, hier ist jetzt ein für die Praxis brauchbarer Stand erreicht worden, der irgendwo in einem Rezeptur-Thread untergebracht werden sollte.

Ihr wisst ja, dass ich immer gern an Nährböden und Substraten bastele. Ich habe im Laufe der letzten 4 Jahre viele Versuche gemacht, den Hafernährboden für symbiotische Kulturen so zu verbessern, dass sowohl bessere Keimung erfolgt als auch stärkeres Wachstum von umgelegten Sämlingen.

Weshalb arbeite ich immer noch an der symbiotischen Kultur? Weil sich mit dem Symbiosepilz infizierte Sämlinge nach dem Auspikieren viel besser im unsterilen Substrat etablieren lassen als die aus sterilen Kulturen.

Da der Energiegehalt eines Haferagars mit 2,5 g/l Stärke nur ca. 1/9 dessen eines asymbiotischen Nährbodens mit 20 g/l Zucker beträgt, muss man relativ rasch wieder umlegen. In der verbleibenden Zeit sollten bei einem verbesserten Nährboden die Sämlinge möglichst rasch wachsen. Damit würde sich die Zeit bis zum Auspikieren verkürzen, und die Pflanzen kämen nach dem Umlegen wieder schneller ins Wachstum.

Alle Versuche, dies mit Hilfe anderer Energiespender als Haferstärke zu schaffen, müssen mit Ausnahme von imprägniertem Holz als gescheitert angesehen werden. Über imprägniertes Holz als Substrat habe ich bereits mehrfach geschrieben, das ist hier aber nicht Thema.

Bekannt ist inzwischen, dass eine Steigerung der Hafermenge über 2,5 g/l hinaus das Risiko des Wucherns des Symbiosepilzes erhöht. Auch die Zugabe von Zuckern führt nach anfänglichen scheinbaren Erfolgen zum Wuchern und Parasitieren der gekeimten Protokorme.

Ich habe es dann mit mineralischen Zusätzen versucht, insbesondere Kalium- und Calcium-Nitrat. Aber auch hier gab es keinen echten Durchbruch, der Pilz profitiert von dem zusätzlichen Stickstoffangebot deutlich, die Sämlinge aber nicht, d.h. der Pilz parasitiert die Sämlinge. Das gilt auch für die Zugabe von Aminosäuren oder anderen stickstoffhaltigen Düngern.

In einem Reihenversuch mit ca. 50 Arten von Erdorchideen und dem Pilz B1 habe ich parallel den üblichen Haferagar einem modifizierten Nährboden mit folgenden Zusätzen entgegengesetzt, immer pro Liter Nährboden gerechnet:

250 mg KH2PO4
150 mg tert. Calciumphosphat
100 mg MgSO4
20 mg EDTA-Fe(III)Na-Salz
15 mg Mangansulfat (zusätzlich zu den Spurenelementen)
10 mg NaCl
1 ml Spurenelementlösung
1 ml B-Vitamin-Lösung

Eine pH-Korrektur erfolgte nicht, das erledigt der Pilz selbst.

Bei der Keimung hatte ich zunächst den Eindruck, dass sie in einigen wenigen Fällen beim unmodifizierten Nährboden besser sei. Aber beim späteren Umlegen zeigte sich ganz eindeutig die Überlegenheit dieser Zusätze. Die Wirkung ist nicht spektakulär, aber sehr eindeutig. Es gab auch Fälle, bei denen vom unmodifiziertem Boden gar nichts umzulegen war, während es doch deutliche Keimung gegeben hatte. Vom modifizierten Boden dagegen konnte ich schöne große Protokorme ernten.

Ich kann diese Zusätze nur wärmstens empfehlen. 



 
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