Phalaenopsiswurzeln, abgestorben

Begonnen von Berthold, 28.Dez.09 um 14:05 Uhr

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Berthold

Eine Phalaenopsiswurzel ist etwa so aufgebaut wie ein einfaches Glasfaserkabel. Es besteht aus einer Aussenumhüllung, einer dicken Isolierschicht und innen drin einer ganz dünnen Glasfaser.



Die Phalaenopsiswurzel enthält eine Aussenhaut, durch die Nährstoffe und Wasser aufgenommen wird, eine dicke weiche Zellschicht, die zum Stofftransport in die Pflanze dient und eine dünne sehr feste fast drahtartigen Seele, die die Festigkeit der Wurzel in der Luft stabilisiert.

Wenn die Wurzel abstirbt bleibt meist die Aussenhaut und die innere Tragseele erhalten, weil diese Teile nur langsam verrotten (siehe Foto).

Man wird nun leider häufiger mit der Meinung konfrontiert, man dürfe die abgestorbene Wurzel beim Umtopfen nicht abschneiden, weil sie die Pflanze durch die innere Tragseele noch versorgt. Die Wurzel würde schliesslich am Ende auch noch wachsen.

Ich halte das für einen Irrglauben, der schleunigst ausgerottet werden sollte. Es sei denn ich irre mich.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Burki

Hmm, ich habe es schon öfter erlebt, daß an einer Wuzel die Außenhaut und das Velamen komplett durch waren und nur noch vom inneren Bündel zusammengehalten wurde. Trotzdem hat sich der untere Teil weiter verzweigt und diese Teile sind weiter gewachsen und leben immer noch (seit etwa 9 Monaten).
Beobachtet habe ich das bei mehreren Plopsen, einer Vanda und an einem Ornithochilus difformis.
Ach ja, das Velamen ist auf beiden Seiten des Bruches intakt geblieben. Von daher kann man eigentlich nicht von einer abgestorbenen Wurzel sprechen.
Grüße
Burki
Grüße, Burki     http://bulbophyllum.de/Bulbophyllum/

Die billigen Tricks sind oft die preiswertesten.
Verdorbener Spaß muß nicht sofort weggeworfen werden.
Zwei accounts kosten nicht das doppelte sondern Nerven.
Hat die Sache einen Haken, hänge was Aufgebundenes dran.

Berthold

Zitat von: Burki am 28.Dez.09 um 21:05 Uhr
Beobachtet habe ich das bei mehreren Plopsen, einer Vanda und an einem Ornithochilus difformis.

Grüße
Burki

ja Burki, das stimmt, die Wurzeln führen ein gewisses Eigenleben und können selbständig eine gewisse Zeit weiterwachsen. Aber sie tragen nicht mehr zur Ernährug der Mutterpflanze bei, deshalb kannst Du sie auch ruhig abschneiden. Sie wachsen trotzdem weiter.
Ich hatte sogar mal einen Topf gesehen, der bestand nur noch aus wachsenden Wurzeln. Die völlig abgetrennte Mutterpflanze mit gesunden Luftwurzeln konnte man ohne Kraftanwendung abheben. Ich habe sie dann aber wieder heimlich draufgesetzt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Burki

Du hast Dir nicht zufällig eine Chiloschista angesehen? :whistle :-p

Grüße :wink

Burki
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Burki

Zitat von: Berthold am 28.Dez.09 um 21:14 Uhr
Aber sie tragen nicht mehr zur Ernährug der Mutterpflanze bei, deshalb kannst Du sie auch ruhig abschneiden.

Das war eigentlich auch meine logische Schlußfolgerung.
Aber, etwas grünes abzuschneiden..... :heul

Grüße
Burki
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Berthold

Zitat von: Burki am 28.Dez.09 um 21:19 Uhr
Du hast Dir nicht zufällig eine Chiloschista angesehen? :whistle :-p

Grüße :wink

Burki

ja, sie assimilieren über die Wurzeln und zwar nur über die Wurzeln, weil sie keine Blätter haben. Sie transportieren also nicht nur Wasser und Nährstoffe sondern auch selber hergestellete Kohlenhydrate zum Vegetationszentrum. Aber was willst Du damit sagen?

Wenn sie von zentralen Trieb getrennt sind assimilieren sie sicher eine längere Zeit einfach weiter aber das nützt dem Blütentrieb nichts mehr.

Einige Orchideen können in den Wurzelspitzen neue Vegetationszentren bilden und von dort aus eine neue Pflanze basteln aber ich fürchte das kann Chiloschita nicht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Burki

Zitat von: Berthold am 28.Dez.09 um 21:47 Uhr
Aber was willst Du damit sagen?

Nichts, war nur ein kleiner Scherz. ;-)

Aber wie ist es denn mit den Leitbündeln? Dienen die wirklich nur statischen Zwecken?
Mir drängt sich das Bild der Haftwurzeln von Tillandsien auf. Die sehen auch ziemlich verdorrt und abgestorben aus. Ähnlich wie die Leitbündel der Orchideenwurzeln. Trotzdem wachsen sie langsam weiter. Aber nicht wie Haare von der Wurzel aus, sondern an den Enden.
Ich meine, die Leitbündel würden doch sicherlich nicht Leitbündel heißen, wenn sie nichts transportieren würden, oder?
Ich weiß es nicht.

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Burki
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Zitat von: Berthold am 28.Dez.09 um 21:47 Uhr
Einige Orchideen können in den Wurzelspitzen neue Vegetationszentren bilden und von dort aus eine neue Pflanze basteln aber ich fürchte das kann Chiloschita nicht.

Das habe ich an meiner Oeonia oncidiflora erlebt.
War sehr interessant. Der Kopf fing aus dem Herz an zu faulen. Den Kopf habe ich dann abgetrennt.
Die nächste Wurzel unter der Schnittstelle bildete ihre Spitze dann zu einem neuen Kopf um. Nicht wie eine Kindelbildung, sondern die Spitze wandelte sich zu einem Blatt um, die Wurzel verdickte sich und verkürzte sich um etwa die Hälfte, und das Velamen bildete sich zu einem Stamm um.
Dieser treibt nun das vierte Blatt aus und die Oeonia wächst mit dieser neuen Spitze einfach weiter.
Das ganze dauerte nur ca. drei Monate.

Grüße
Burki
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Verdorbener Spaß muß nicht sofort weggeworfen werden.
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Zeppi

Zitat von: Berthold am 28.Dez.09 um 14:05 Uhr
Eine Phalaenopsiswurzel ist etwa so aufgebaut wie ein einfaches Glasfaserkabel. Es besteht aus einer Aussenumhüllung, einer dicken Isolierschicht und innen drin einer ganz dünnen Glasfaser.

Die Phalaenopsiswurzel enthält eine Aussenhaut, durch die Nährstoffe und Wasser aufgenommen wird, eine dicke weiche Zellschicht, die zum Stofftransport in die Pflanze dient und eine dünne sehr feste fast drahtartigen Seele, die die Festigkeit der Wurzel in der Luft stabilisiert.

Hallo, Berthold !

Ich habe schön öfters beobachtet, dass Phals auch Wurzelhaare ausbilden können, um besseren Kontakt zum Substrat zu bekommen.

Grüße ... Ricci

Berthold

Zitat von: Zeppi am 29.Dez.09 um 22:54 Uhr
Ich habe schön öfters beobachtet, dass Phals auch Wurzelhaare ausbilden können, um besseren Kontakt zum Substrat zu bekommen.

Hallo Ricci,
ich predige schon lange, die Leute sollen feinere Substrate benutzen, damit der Kontakt zwischen Wurzel und Substrat verbessert wird. Die Pflanzen können doch dann viel leichter Wasser und Nährsalze aufnehmen. Die Wurzelhaare werden schliesslich nicht umsonst gebildet.

Aber mir glaubt es ja keiner.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

dancer_m

Allderdings ist dann die Gefahr der Vernässung größer!

Ich habe einige Feinwurzler in der Sammlung die mit groben Substraten besser zurecht kommen.

Zum Beispiel hab ich neulich Epidendrum diffusum, Dendrochilum wenzellii und cootesii erstanden.
Alle mit relativ feinem Substrat ... die musste ich heute alle umtopfen, weil die Wurzeln wegen zu wenig Luft und zu viel Feuchtigkeit abgestorben waren!
Das liegt nicht an meinem Giessverhalten, da ich eher gießfaul bin und die Pflanzen ohne Übertopf auf Seramis stehen!!!

Bezüglich der Überlebensfähigkeit grüner Pflanzenteile - ein abgebrochenes Vandablatt liegt seit 6 Wochen neben der Mutti und lässt nur extrem langsam nach!
Ist ein unabhängiger Test ... ich will mal sehen, wie irreparabel geschädigte Pflanzen bei optimalen Bedingungen durchhalten!

In diesem Sinne ... Wurzeln, die nur noch mit dem Zentralkörper mit der Pflanze verbunden sind bringen der Pflanze definitiv nichts mehr, können aber noch (relativ lang) existieren und sich vereinzelt auch noch regenerieren (je nach Species - funktioniert aber meistens nicht), aber bringen der "Mutti" nichts mehr ...

Grüßle Martin

Berthold

Zitat von: dancer_m am 29.Dez.09 um 23:55 Uhr
Allderdings ist dann die Gefahr der Vernässung größer!

das stimmt natürlich, insbesondere wenn man organisches Material einsetzt das sich leicht zersetzen kann. Dann hat man schnell so viele Feinanteile, dass kaum noch Sauerstoff an den Wurzeln zur Verfügung steht und sich anaerobe Bakterien breitmachen. Denen ist kaum ein Kraut gewachsen. Zum Glück sind sie am Geruch zu erkennen. Dann ist es zwar meist schon zu spät aber man weiss wenigstens warum.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Zeppi

Jegliches Substrat ist bei Epiphyten und Lithophyten immer nur ein mehr oder weniger guter Kompromiss, weitab von natürlicher Haltung. Habe im Urwald jedenfalls auf/an den Bäumen keine Orchideen in Töpfen gesehen, bunte Übertöpfe oder Glasvasen schon garnicht  :-D

Ich setze tendenziell lieber gröberes Substrat mit wenig Sphagnum ein. Bei den Plopsen auf der Fensterbank kann ich dieses dann alle 1-2 Tage kurz durchnässen, denke mal, das kommt den natürlichen Gegebenheiten etwas näher.

Die Töpfe in den Vitrinen werden natürlich seltener gewässert, die tausche ich aber jetzt nach und nach gegen Wasserpflanzenkörbe (Gittertöpfe) aus, sofern ich die Pflanzen nicht sowieso aufbinde.

Grüße ... Ricci

Berthold

Zitat von: Zeppi am 30.Dez.09 um 10:04 Uhr
Jegliches Substrat ist bei Epiphyten und Lithophyten immer nur ein mehr oder weniger guter Kompromiss, weitab von natürlicher Haltung.

Ricci, aber wer möchte denn bei der Kultur permanent den meist miserablen Zustand einer Pflanze vor Augen haben, wie er in der Natur existiert?

Beispiel Steinlaelie:

Natur (Carola)



Kultur (Frank)


Da wird die Pflanze nur mit dem Feinsten versorgt (Trüffel, Kaviar, Gelee Royal und Champagner zum Giessen)
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Zeppi

Zitat von: Berthold am 30.Dez.09 um 12:06 Uhr
Ricci, aber wer möchte denn bei der Kultur permanent den meist miserablen Zustand einer Pflanze vor Augen haben, wie er in der Natur existiert?

grins Wir wollen´s natürlich nicht übertreiben! Aber was sie nicht umbringt, macht sie nur härter.

Lithophyten können in Natur auch so aussehen:

Jetzt braucht man man nur noch den passenden Felsen zu Hause  :classic
Grüße ... Ricci