Myanmar

Begonnen von Ahriman, 26.Dez.15 um 21:29 Uhr

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Ahriman

Fast alle Luxuseinrichtungen in dem Land gehören dem Militär, daneben viele Schlüsselunternehmen.
Wäre es nicht so teuer wäre ich gerne länger geblieben.

Der Sammeltaxifahrer setzt mich an der Straße aus und verspricht mich in 2 Tagen an diesem Punkt wieder abzuholen und nach Bagan zurückzubringen. Dann geht es zu Fuß weiter den Berg hinauf. Gut dass ich wenig Gepäck mit habe aber es sind trotzdem an die 15kg die sich bemerkar machen. Man hätte mich auch von der Lodge abgeholt aber so sehe ich etwas von der Natur. Hier ist es wesentlich grüner und belebter als in der umgebenden Savanne aber immer noch epiphytenloser Trockenwald.

Eine Mistel mit bunten Blüten und mehrere mir unbekannte Schmetterlinge. Der letze ist wohl ein Schwalbenschwanz.

Ahriman

Die Lodge besteht aus verstreuten Holzbungalows in einer parkartigen Anlage und ist erstaunlich groß. Weitaus mehr Personal als Gäste. Etwa zur Hälfte einheimische Oberschicht / Militärs und Europäer. Es gibt diverse Orchideen auf Bäumen aufgebunden aber nichts blüht. Rundherum ist bis auf ein paar Forststraßen und Trampelpfade im Umkreis von mehreren km nichts.

Berthold

Oh, ein Dendrobium :classic
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Ja, nur trockentolerante Arten. Großteils Vandeen, Dendroben und laubwerfende Bulbophyllen wie auf dem letzten Bild.

Das nahegelegene Felsenkloster Taung Kalat sitzt auf einem herausgewitterten Basaltschlot am Hang des Vulkans. Dorthin war das Sammeltaxi unterwegs aber mir hat dafür die Zeit gefehlt.

Eine Menge Vögel um die Lodge die ich auf die Schnelle nicht bestimmen kann.
Es gab auch 2 verschiedene Affenarten, Makaken und Languren, die aber nie in Fotoreichweite waren.

Ahriman

Die Touristen im Hotel erkundeten mit Führer den Berg was angesichts der Forststraßen relativ absurd war. Ich hatte sowiso GPS mit selbstgebastelten Satellitenkarten.

Erste Erkundungstouren waren jedoch ernüchternd. Obwohl Naturschutzgebiet ist die Vegetation komplett mit Gartenflüchtlingen überwuchert. Ich war plötzlich in Mittelamerika. Weihnachtssterne, rote Trichterwinde, Petrea volubilis, Agaven. Dazu eine Menge Asteraceae die sichtlich auch mal Zierpflanzen waren. Ales mitten im Wald wachsend.

Ahriman

Am nächsten Morgen ging es auf zum Gipfel, ca. 2h leichter Aufstieg. Die Vegetation ist extrem von der Himmelsrichtung abhängig, die sonnenexponierte Südflanke ist savannenartig trocken während Schattenbereiche kühl und feucht sind. Auch hier wachsen Agaven.

Mt. Popa besitzt eine Caldera mit 1,6km Durchmesser die nach Norden hin ausgebrochen ist. Am Gipfel befindet sich eine Sendeanlage sowie mehrere buddhistische Schreine entlang des Kraterrandes.

Ahriman

Zutrauliche bunte Schmetterlinge suchen bei den Pagoden nach Mineralien. Der blaue ist Junonia orithya, Ich bin mir sicher ich hatte den gelb-schwarzen auch schonmal bestimmt.

Ahriman

Zwei unbekante Pflanzen am Kraterrand, ist der Kletterer Smilax?
Die weißen Blüten erinnern an Daphne oder eine Oleaceae.

Berthold

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Zitat
Myanmar ist anders als die meisten Länder, die ich bereist habe. Es hat sein Erbe nie richtig aufgearbeitet, weil die Zeit für eine Aufarbeitung fehlte. Das Leid und die massenhafte Flucht der Rohingya-Muslime, die Ausbeutung der Natur und Tiere, der Hass der radikalen Mönche. All diese Probleme gab es schon weit vor 2014; das Militär profitiert seit jeher von Konflikten und dem Raubbau an seinem Land. In den Grenzregionen liefert sich die Tatmadaw, wie das burmesische Militär genannt wird, Kriege mit ethnischen Rebellengruppen, die für mehr Autonomie oder einen eigenen Staat kämpfen.

In der meisten Zeit sah ich aber die Schönheit des Landes, die unermessliche Freundschaft der Menschen, den Frieden, die Traditionen, die Kuriositäten: In der Provinzhauptstadt Sittwe war der Flughafen mit einem Fahrradschloss abgesperrt. Und überall Männer in Röcken zu sehen, sogenannten Longyis, die auf ihren Betelnüssen herumkauen und so viel rote Spucke auf dem Boden verteilen, dass man den Eindruck hat, es wären vorher fünf Lämmer geschlachtet worden.

Die waren ja 2014 unterwegs, das habe ich ebenso alles erlebt. Mittlerweile dürfte aber die Infrastruktur und die Verkehrsverbindungen um Größenordnungen besser sein. Das traditionelle Leben geht aber wohl auch heute seinen gewohnten Gang.
Mehr dazu später wenn es in die nordwestliche Grenzregion nahe der Rohingya Gebiete geht.

Noch sind wir am Mt. Popa, wie man sieht waren auch dort de facto keine Menschen unterwegs. Die buddhistischen Pilgerstätten werden vor allem im Sommer besucht. Ein paar Jugendliche mit Motorrädern und gehetzte Touristen mit ihrem Führer bin ich vilelleicht 5x an dem Tag begegnet. Sonst menschenleer, absolute Stille.

Ich habe dann am nächsten Tag etwas gemacht was man eigentlich bleiben lassen sollte und bin allein auf einem schmalen Pfad in die Caldera abgestiegen. Binnen weniger Meter sank die Temperatur an der Schattenseite um gut 10°C und es war bedeutend feuchter.
Die Vegetation erinnerte etwas an den Lorbeerwald auf den Kanaren oder Madeira. Hier gab es auch massenhaft Epiphyten aber großteils nur eine Art, vermutlich Eria.

Ahriman

Niemand hätte mich dort im Ernstfall gefunden oder auch nur gesucht, im Krater natürlich auch keine Mobilfunkverbindung.
Interessanterweise war das Internet in der Lodge dafür fast brauchbar, wesentlich besser als in dem modernen Hotel in Bagan.

Der Pfad war nicht schlecht und hätte wohl bis zum Boden der Caldera geführt, die Idee dann unter Zeitdruck wieder aufsteigen zu müssen war mir dann aber doch zu unheimlich und so bin ich auf halbem Wege umgekehrt. Leider sonst keine interessanten blühenden Pflanzen oder Tiere. Interessanterweise funktionierte das GPS mit externem ublox6 Empfänger auch im dichbewalteten Krater problemlos, es waren jederzeit genug Satelliten in Reichweite.


Ahriman

Auch Insekten sah ich vorwiegend beim Abstieg in der neophytenverseuchten Vegetation nahe der Lodge. Hier mit Wandelröschen.
Auffallend war das völlige Fehlen von Amphibien und Reptilien.

Abends wanderte ich wieder den Berg hinab bis zur Straßenkreuzung um auf mein Sammeltaxi zu warten während es dunkel wurde. Mit 1h Stunde Verspätung tauchte es auch tatsächlich hupend auf um mich wie vereinbart zurück nach Bagan mitzunehmen. :thumb