Symbiotische Aussaat

Begonnen von Berthold, 13.Sep.08 um 12:57 Uhr

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winwen

Spätestens jetzt kann ich wirklich nicht mehr nachstehen hinter den Versuchen - die werden ja immer toller. Ich werde heute nochmals Medium kochen. Es gibt da so ein Substrat (Substral Naturen), das enthält Rinden- und Grüngutkompost (hoffentlich nicht zu viel Buchenblätter) sowie eine Menge Toresa Holzfaser + ein paar mineralische Bestandteile incl. Düngung. Ich werde a la Charleman vorgehen + 2,5g Haferflocken.
Möge die Übung gelingen..... grins

Claus

Michael,
prima, das ist doch eine gute Idee, und die sehen wirklich gut aus!  :thumb

Berthold, zumindest Dactys entwickeln sich bei 10-13 Grad wesentlich besser als bei 20 Grad. Am Anfang, wenn es noch Protokorme sind, ist das ok, aber später werden die schon ausgetriebenen Pflanzen im kalten Raum wesentlich kräftiger. Wenn ich mit den jetztigen zufrieden bin und sie aus den Gläsern hole, mache ich mal ein paar Fotos. Die müssten dann 1 Jahr später schon blühen, falls sie sich weiter so entwickeln. Natürlich Eiche!   :blume

Gruß Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 03.Feb.09 um 18:45 Uhr
Berthold, zumindest Dactys entwickeln sich bei 10-13 Grad wesentlich besser als bei 20 Grad. Am Anfang, wenn es noch Protokorme sind, ist das ok, aber später werden die schon ausgetriebenen Pflanzen im kalten Raum wesentlich kräftiger.
Gruß Claus

Claus, einverstanden. Aber in den ersten 6 Wochen nach der Aussaat verliert man bei 10 -13 Grad viel Zeit. Das sollte dann so ähnlich wirken als wenn man die Pilze nur mit schwer Verdaulichem füttert.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Nachgefütterter B1-Pilz:



Dactylorhiza ochroleuca ausgesät am 25.9.08 auf 3 g/l Haferflockenagar (normalerweise kommen solche Sämlinge jetzt in NH Pflanzerde mit Plastikhaube).
Ca. 2 Monate später kam das Wachstum der Protokorme bei etwa 2 mm zum Stillstand. Dieser Kolben wurde am 20. Januar 2009 mit Haferflocken "nachgefüttert". Jetzt wachsen die Protokorme wieder und sind mit Spitze etwa 10 mm lang. In Vergleichskolben ohne Nachfütterung sind die Protokorme bisher nicht weiter gewachsen. Alles bei Zimmertemperatur.

Eigentlich sollte man diesen Test mit einer grösseren Anzahl von Kolben wiederholen, um zufällig auftretende Störeinflüsse durch Infektionen irgendwelcher Art sicher ausschliessen zu können.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Berthold,
ich bleibe dabei, auf dem Haferagar kommt das Wachstum zum Stillstand, weil die Sämlinge am Verhungern sind - und der Pilz auch.

Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 07.Feb.09 um 22:01 Uhr
Berthold,
ich bleibe dabei, auf dem Haferagar kommt das Wachstum zum Stillstand, weil die Sämlinge am Verhungern sind - und der Pilz auch.

Grüße
Claus

Claus, einverstanden. Aber durch Nachfüttern mit Haferflocken kann man im Jugendstadium der Sämlinge die aktive Phase des Pilzes verlängern und damit auch die Sämlingsernährung. Ich als Frühpikierer rette damit die Sämlinge in einen Zustand, in dem ich sie pikieren kann.
Dactylorhiza praetermissa ist da sicher ein Sonderfall, die wächst auf jeder Götterspeise zur Blühgrösse.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Vorläufige Enderkenntnisse zu Dactylorhiza ochroleuca:

Nach ca. 5 bis 6 Wochen kommt die Protokormentwicklung im Aussaat-Pilzglas zum Stillstand. Das Umlegen auf neuen Boden mit Pilznährstoffen oder den alten Boden mit Pilzfutter nachzufüttern führt zum Weiterwachsen der Protokorme.

Der Grund für den Wachstumsstillstand scheint also eindeutig die abnehmende Futterversorgung durch den Pilz zu sein und nicht eine zunehmende Abstossreaktion der heran wachsenden Protokorme.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

zu Orchis laxiflora:

In manchen Gläsern bilden die Samen dicke Protokorme ohne lange dünne grüne Triebspitze, in anderen Gläsern entwickeln sich die Samen zu kleinen Protokormen aber mit langer grüner Triebspitze. Die Samen verhalten sich in den Gläsern jeweils gleichartig.
Wie ist das nun wieder zu erklären?

Für mich plausibel wäre: Die Pilze in den Gläsern sind genetisch doch geringfügig unterschiedlich und versorgen deshalb die Orchideenprotokorme mit einem etwas unterschiedlichen Nährstoffmix.
Dann könnten auch leicht mal Pilze dabei sein, deren Nährstoffe von den Samen überhaupt nicht gebraucht werden können und dann keimt natürlich gar nichts.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

winwen

Als symbiotischer Aussäer bin ich ja blutiger Anfänger und leider bin ich da in diese Serie von Durchbrüchen mit Nitraten und Eichenblättern auch etwas spät für eine eigene Aussaat hineingekommen, was insbesondere deshalb schmerzt, zumal man für symbiotische Aussaaten eher frische Samen vonnöten sind.
Ich habe mir sogar getrocknete Eichenblätter besorgt und in der Kaffeemühle pulverfein zerrieben (und gesiebt!), um mit allseits anerkannten Maßzahlen (Gramm statt Blattanzahl pro Liter) zu Werke gehen zu können.

Also -wie gesagt- das Wichtigste: die frischen Samen fehlen (Samen habe ich schon, aber eben nicht sonderlich frisch sondern etwa 5 Monate alt und kühlschrankgelagert). Das einzige, was ich erfolgversprechend symbiotisch umsetzen könnte wären einige asymbiotisch angesetzte Protokorme von Dactylorhiza maculata, die bis dato entsetzlich langsam dahingedümpelt sind. Ich denke mir: Entweder sie kommen vorwärts, oder andererseits -da bis jetzt auch nicht so großartig- wäre der Verlust auch nicht so aufregend. Ich nehme an, das wäre mein dafür am besten geeignetes Experimentiermaterial.

Also Claus, Berthold, Frank & Co: Was haltet Ihr davon? Ich wäre einfach zu neugierig -jetzt, wo ich mehrere B1-Gläser habe- den Ultraboost zu erleben.

Berthold

Das mit dem Umlegen der asymbiotischen Protokorme solltest Du auf jeden Fall versuchen.

Meine Vermutung, dass der Keimerfolg mit zunehmendem Samenalter schneller sinkt als bei asymbiotischer Aussaat muss ich revidieren. Es könnte nämlich auch am Altern meine Pilzkulturen gelegen haben, die sich durch Verunreinigungen (nicht desinfizierte Samen) im Laufe der Monate immer mehr durchmischt haben und zum Schluss gar keine keimpotenten Pilze mehr enthielten.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Volzotan

Denke auch das die Keimung hier nicht mit dem Alter der Samen zusammenhängt, die Samen, die ich zur symbiotischen Aussaat verwendet habe waren immer mehrere Monate alt und Kühlschrankgelagert, trotzdem waren die Keimerfoge bei A. morio und
S. cernua bombig, ebenso bei D. nieschalkiorum, foliosa und co.

Gruß Volzotan

erdorchideen

Zitat von: winwen am 15.Feb.09 um 19:19 Uhr
Also -wie gesagt- das Wichtigste: die frischen Samen fehlen (Samen habe ich schon, aber eben nicht sonderlich frisch sondern etwa 5 Monate alt und kühlschrankgelagert).
Also Claus, Berthold, Frank & Co: Was haltet Ihr davon? Ich wäre einfach zu neugierig -jetzt, wo ich mehrere B1-Gläser habe- den Ultraboost zu erleben.

Das mit den alten Samen ist doch ein Gerücht, oder? Bei mir keimen über 10 Jahre alte Samen teilweise zu 90% auf Pilz! Daran sollte es also nicht scheitern.
Umlegen von Protokormen geht sicher auch mit Boost-Effekt. Nur bin ich ein Fan von Einhaltung der richtigen Zyklen auch in-vitro soweit es geht, und da empfehle ich in der Regel drauf zu schauen, ob der Vegetationszustand zur Jahreszeit passt.
Liebe Grüße,
Frank

Claus

Hallo Erwin,
gerade habe ich wieder ausgesät, um verschiedene Pilze zu testen. Diesmal nahm ich D. maculata, weil ich davon ausreichend Samen für die vielen Gläser hatte. Die Samen habe ich 2005 geerntet, und ich habe keinen Zweifel, dass die noch in hohem Maße keimen werden.

Also "frische" Samen wäre Grünaussaat aus noch unreifen und geschlossenen Kapseln, in denen die Samen schon keimfähig sind, aber auch noch steril, so dass eine Desinfektion nicht notwendig ist.

Mit 5 Monaten sind sie ja noch sehr jugendlich. Vor 2 Jahren säte ich Ophrys apifera aus der Ernte 1999 aus, mit ziemlich 100% Keimrate. Allerdings asymbiotisch, weil uns der Ophrys-Pilz noch fehlt.

@Frank, was ist eigentlich aus dem englischen Ophrys-Pilz geworden? Man hörte nichts mehr darüber.

Viele Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Niko

Hallo,
jetzt muß ich mal dazwischenfragen: zuletzt ist (fast) nur noch von Eichenblättern die Rede, einmal heißt es auch "mit hoffentlich nicht zuviel Buchenlaub". Beim überfliegen des Themas habe ich jetzt aber nichts gesehen was gegen Buchenblätter spräche - oder gibt´s da schlechte Ergebnisse (Claus?), habe ich was übersehen?
Buchenlaub hab ich für meine Cyps im Topf extra gesammelt , da wär ja was da, alles andere bedeckt derzeit der Schnee.....

Viele Grüße
Niko

Volzotan

Die Buchenblätter verwendet Claus nicht mehr, weil sie im Nährboden später den pH-Wert ins basische verschieben, soweit ich da auf dem Laufenden bin.

Gruß Volzotan