Lebenserwartung von Orchideen

Begonnen von Ruediger, 28.Apr.11 um 21:55 Uhr

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orchitim

Das die Knollen, welche ja nur eine andersgestaltete Form des Rhizoms sind und damit auch sympodial, dem Untergang weiht sind sicherlich nicht die Fähigkeiten welche ihr gegeben sind, es ist die Unfähigkeit welche uns, ihrem Kultivateur, inne wohnt.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Reinhold

Ich hatte bewußt auf Sympodiale eingeschränkt und auf Fensterbanktaugliche wie Cattleya.
Um diese Klippen zu umschiffen, "aber es gibt ja auch ... und da ist es ganz anders".
Dem ist bei 20.000 Arten quer durch die ganze Welt immer so.
Ich möchte also auf zulässige Art generalisieren für uns überwiegend Fensterbänkler & Co.

Außerdem ist ja der Dampf überhaupt nicht rausgelassen, wenn wir durch Erfahrung (siehe Beiträge unten) gestützte Eigenschaften feststellen: praktisch können unsere Orchideen "ewig" leben, wenn wir sie ordentlich behandeln.
Ordentlich behandeln! DAS zentrale Thema.
Und auch: sind Pflegefehler revidierbar? (Hilfe meine Phal hat schlappe Blätter...)

Aber zunächst gilt als Ansporn & Motivation: WIR sind die Schachstelle, nicht die Orchideen.

Beste Grüße
Reinhold
Im Forum steht alles; auch das Gegenteil.

Berthold

Zitat von: orchitim am 24.Okt.12 um 21:14 Uhr
Das die Knollen, welche ja nur eine andersgestaltete Form des Rhizoms sind und damit auch sympodial, dem Untergang weiht sind sicherlich nicht die Fähigkeiten welche ihr gegeben sind, es ist die Unfähigkeit welche uns, ihrem Kultivateur, inne wohnt.

Nein, es ist die Unfähigkeit eines jeglichen sich selber reproduzierenden Systems, sich 100%fehlerfrei zu reproduzieren. Das hat mit dem menschlichen Kultivateur nichts zu tun.

Man könnte allerdings sagen, es ist die Unfähigkeit des Kultivateurs "Natur".
Das endliche Leben eines Individuums hat natürlich erhebliche Bedeutung für die Evolution. Durch das Ableben einer Pflanze wird Platz geschaffen für neue Individuen.

Tom, stell Dir vor, Du hättest 300 Jahre alte Brennnesseln im Garten oder einen 500 Jahre alten Apfelbaum mit noch Kirschkern grossen Äpfeln dran.   
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Matthias

Schon aus dem Evolutionsgedanken heraus, ist ewiges Leben nicht geplant, es ist das stete Bestreben nach Optimierung. Und es gäbe die Ressourcen nicht, wenn jedes Leben ewiglich sein wollte, zumindest in Form der Materie. Du selber bestehst aus Bausteinen, die Teil anderen Lebens waren. Diese Bausteine sind viel älter als du selber, somit wird das ganze philosophisch. Wann stirbt ein Organismus? Wenn das Bewusstsein abhanden kommt? Haben Pflanzen ein Bewusstsein? Alle ihre Bestandteile werden re-utilisiert, dienen als Nahrung oder Baustoff für neue Organismen. Jede Zelle beinhaltet Gensequenzen, die ganz gezielt für den programmierten Zelltod kodieren. Immortalität ist die Domäne der Kanzerogenese.
Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

Reinhold

Zitat von: Berthold am 24.Okt.12 um 21:29 Uhr
Tom, stell Dir vor, Du hättest 300 Jahre alte Brennnesseln im Garten oder einen 500 Jahre alten Apfelbaum mit noch Kirschkern grossen Äpfeln dran.
Wir reden von sympodialen Orchideen!
Im Forum steht alles; auch das Gegenteil.

Reinhold

Zitat von: Matthias am 24.Okt.12 um 21:30 Uhr
Jede Zelle beinhaltet Gensequenzen, die ganz gezielt für den programmierten Zelltod kodieren.
Danach hatte ich (siehe unten) gefragt, ob es einen genetischen Schalter gebe.
Welche Quelle zitierst Du? Würde mich interessieren.
BG
Reinhold
Im Forum steht alles; auch das Gegenteil.

Berthold

Zitat von: Reinhold am 24.Okt.12 um 21:21 Uhr
WIR sind die Schachstelle, nicht die Orchideen.

Beste Grüße
Reinhold

Nein, nicht wir, sondern die Natur ist die Schwachstelle.
Brennnesseln sind auch sympodial, denke ich.

Matthias hat alles Wesentliche zu dem Thema gesagt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

orchitim

#67
Meine Überzeugung ist, das der Schlüssel zum Erfog dieser Familie genau in dieser "rhizomatösen"( :-D) Strategie liegt, die es ihr erlaubt mit jedem neuen Vegetationszyklus ihre innerartliche Diversität zu nutzen um auf sich ändernde Umweltbedingungen zu reagieren und erfolgreich zu überleben. Diese in sich abgeschlossene "Individuenbildung" führt genau dazu das mit jedem neuen Abschnitt die benützten genetischen Resourcen divers abgerufen werden, quasi aktiviert werden, je nach sich ändernden Umweltreizen. Steht sie heller werden Trieblänge und Blattgröße angepasst, die Assimilationsfläche verkleinert und diese aufgesparten Energien z.B. in derbere Blattoberflächenstrukturen investiert. Wächst das Blätterdach über ihnen zu schnell, es kommt weniger Licht an, so wird die Assimilationsfläche vergrößert, Blatt und Trieb werden größer, und die Rhizomabschnitte werden verlängert um schneller wieder an die Astspitze(z.B.) also zu mehr Licht zu gelangen. So wird bei jedem Vegetationszyklus der Versuch unternommen das minimale Optimum zum überlegen zu erreichen, wodurch nahezu regelmäßig die abgeforderten( ruhend vorliegenden) genetischen Fähigkeiten in unterschiedlicher Ausprägung abgerufen werden. Was wiederum jedesmal auch, genau genommen, zu einer Veränderung der Individualität führt. Viele Pflanzen sind quasi an diese schizophrene Lebensweise optimal angepasst.
Ich finde dieses Thema sehr spannend und weis um die Tatsache das wir über die Individualität der Lebewesen noch überhaupt nichts wissen, aber auf neuen Wegen sind, diese Erkenntnisse zu gewinnen.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

orchitim

Zitat von: Matthias am 24.Okt.12 um 21:30 Uhr
Schon aus dem Evolutionsgedanken heraus, ist ewiges Leben nicht geplant, es ist das stete Bestreben nach Optimierung. Und es gäbe die Ressourcen nicht, wenn jedes Leben ewiglich sein wollte, zumindest in Form der Materie. Du selber bestehst aus Bausteinen, die Teil anderen Lebens waren. Diese Bausteine sind viel älter als du selber, somit wird das ganze philosophisch. Wann stirbt ein Organismus? Wenn das Bewusstsein abhanden kommt? Haben Pflanzen ein Bewusstsein? Alle ihre Bestandteile werden re-utilisiert, dienen als Nahrung oder Baustoff für neue Organismen. Jede Zelle beinhaltet Gensequenzen, die ganz gezielt für den programmierten Zelltod kodieren. Immortalität ist die Domäne der Kanzerogenese.

Der Unterschied zwischen uns und den Orchideen ist ja gerade der, das wir uns nicht zyklisch reproduzieren, wir erneuern nur regelmäßig den Lack je nach Gebrauchsspuren innen und außen.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Reinhold

Zitat von: Berthold am 24.Okt.12 um 21:36 Uhr
Zitat von: Reinhold am 24.Okt.12 um 21:21 Uhr
WIR sind die Schachstelle, nicht die Orchideen.

Beste Grüße
Reinhold

Nein, nicht wir, sondern die Natur ist die Schwachstelle.
Brennnesseln sind auch sympodial, denke ich.

Matthias hat alles Wesentliche zu dem Thema gesagt.

Die analoge Frage zu der, die ich hier gestellt habe, wäre, ob Deine Brennesseln einen genetischen Tod sterben oder an der Umwelt scheitern.
Und ein "Todesgen" zu behaupten, ist nicht gut genug, sorry.
Damit ist meine Frage nicht beantwortet.
Also nochmal: wir haben eine Cattleya in Kultur. Sie wächst vorne am Rhizom weiter und hinten stirbt sie bzw. wir entfernen die Rückbulben.
Gibt es für diesen Vorgang ein maximales Lebensalter? Oder gibt es eine genetische Bremse?
Die Antworten aus der Praxis zeigen, wir können annehmen, die Pflanze lebt ewig.

BG
Reinhold
Im Forum steht alles; auch das Gegenteil.

Volzotan

Zitat von: Matthias am 24.Okt.12 um 21:30 Uhr
Schon aus dem Evolutionsgedanken heraus, ist ewiges Leben nicht geplant, es ist das stete Bestreben nach Optimierung.

Das ist eine etwas unglückliche Formulierung, Evolution ist nicht an Optimierung interessiert. Vielmehr sorgen all die Faktoren die Evolution antreiben dafür das stets ungerichtet ein Organismus verändert wird. Klar wird negatives durch Selektionsfaktoren ausgesondert und Positives wird befördert. Aber das ungerichtete Wesen der Evolution lässt sich am besten daran Erkennen das einige Veränderungen die nicht stören, selbst wenn sie keinen Nutzen haben, im Genpool erhalten werden.

Gruß Volzotan

Berthold

#71
Zitat von: orchitim am 24.Okt.12 um 21:40 Uhr
Meine Überzeugung ist, das der Schlüssel zum Erfog dieser Familie genau in dieser "rhizomatösen"( :-D) Strategie liegt, die es ihr erlaubt mit jedem neuen Vegetationszyklus ihre innerartliche Diversität zu nutzen um auf sich ändernde Umweltbedingungen zu reagieren und erfolgreich zu überleben...

Nein, denke ich nicht. Um sich veränderbaren Umweltbedingungen besser anpassen zu können, hat die Evolutuion die generative Vermehrung erfunden. Eine sich vegetativ vermehrende Orchidee kann das nur in ganz begrenztem Umfang, zum Beispiel in dem sie in anderem Medium andere Wurzeln ausbildet.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

orchitim

Zitat von: Berthold am 24.Okt.12 um 21:36 Uhr
Matthias hat alles Wesentliche zu dem Thema gesagt.

Er hat den wesentlichen Fakt unterschlagen dabei. Der Zelltod steht hier nicht zur Diskussion, sondern die Überlebensfähigkeit des Zellverbandes. Und unterschiedliche Zelltodsequenzen innerhalb dessen sichern die Weitergabe der "Lebenweisheiten" an die nächste Zellgeneration(-en).

Zwischen Zelle und dem Individuum als Zellverband sollte man schon unterscheiden(wollen/können). Sonst machen solche Diskussionen wenig Sinn.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Berthold

Zitat von: Volzotan am 24.Okt.12 um 21:52 Uhr
Zitat von: Matthias am 24.Okt.12 um 21:30 Uhr
Schon aus dem Evolutionsgedanken heraus, ist ewiges Leben nicht geplant, es ist das stete Bestreben nach Optimierung.

Das ist eine etwas unglückliche Formulierung, Evolution ist nicht an Optimierung interessiert. Vielmehr sorgen all die Faktoren die Evolution antreiben dafür das stets ungerichtet ein Organismus verändert wird. Klar wird negatives durch Selektionsfaktoren ausgesondert und Positives wird befördert. Aber das ungerichtete Wesen der Evolution lässt sich am besten daran Erkennen das einige Veränderungen die nicht stören, selbst wenn sie keinen Nutzen haben, im Genpool erhalten werden.

Gruß Volzotan

Es ist uns klar, Roman, dass die Evolution ungerichtet arbeitet. Wir sind ja keine Kreationisten. Aber von aussen betrachtet erscheint es so, als wenn die Evolution optimiert.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

orchitim

 :thumb
Ich kenne einen der hat noch einige die viel älter sind.

Zitat von: Berthold am 24.Okt.12 um 21:52 Uhr
Nein, denke ich nicht. Um sich veränderbaren Umweltbedingungen besser anpassen zu können, hat die Evolutuion die generative Vermehrung erfunden. Eine sich vegetativ vermehrende Orchidee kann das nur in ganz begrenztem Umfang, zum Beispiel in dem es in anderem Medium andere Wurzeln ausbildet.

Führt hauptsächlich zur Erhaltung und ständigen Durchmischung des gesamten innerartlichen Genpools. Gelegentliche "Missbildungen" werden entweder (seltenst) neue Erfolge feiern, oder gehen unter, außer ein beschreibungswütiger Alba/Semialba "Orchideenspezialist" bekommt sie in die Hände.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.