Orchideenkultur

Fachbereich => Orchideenvermehrung und Kultur => Vegetative Vermehrung => Thema gestartet von: Berthold am 16.Jan.11 um 22:18 Uhr

Titel: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 16.Jan.11 um 22:18 Uhr
Heute hat Timm Willems dem Claus und mir eine Einweisung in die vegetative Orchideenvermehrung durch in vitro Meristemkultur erteilt.

Das Verfahren ist simpel: Man entnimmt der Pflanze ein Stück mit Meristemzellen, die noch nicht zu stark in die falsche Richtung der Differenzierung vorgepolt sind. Man darf also keine Zellen erwischen, die schon zu stark in Richtung Blüte ausgerichtet sind, denn sonst entwickelt sich auf dem Nährboden keine komplette Pflanze sondern vielleicht nur eine verkrüppelte Blüte.
Dieses Pflanzenstück desinfiziert man, ohne die Meristemzellen dabei zu zerstören, legt das Stück auf geeigneten Nährboden und lässt unter sterilen Bedingungen wachsen.

Als Versuchsobjekt haben wir unter anderem eine Phalaenopsis Fantasy Musick ausgewählt.
Im Folgenden werde die einzelnen Arbeitsschritte erläutert.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 16.Jan.11 um 23:29 Uhr
Bei den meisten Phalaenopsis findet man geeignetes Meristemgewebe in den Nodie (Knoten) des Blütentriebes. Aus diesen Nodien können potenziell Kindel, Blütentriebe oder Blüten entstehen.
(http://farm6.static.flickr.com/5004/5361803914_90bb92b38d_b.jpg)


Man sieht den BT mit den einzelnen Nodien, die durch ein kleines Hüllblatt verdeckt sind. Unter diesem Hüllblatt sitzt das Meristemgewebe, im frühen Stadium versehen mit einer Schutzhaut.
Das Meristemgewebe der unteren Nodie ist besser geeignet zur Vermehrung als das Gewebe der höher sitzenden Nodien, da dort oft schon eine Vorpolung für Blüten oder Blütentrieb existiert

Man muss also zunächst den BT ganz dicht an der Pflanze abtrennen
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 16.Jan.11 um 23:41 Uhr
(http://farm6.static.flickr.com/5083/5361803120_96b0d9ebb4_b.jpg)

Hier sieht man den unteren Teil des BT. Die Hüllblätter wurden bereits abgetrennt.

Im zweiten Knoten von rechts sieht man, dass sich das Meristemgewebe bereits zu einem kleinen Trieb von ca. 0.8 mm Länge entwickelt hat. Wenn es ein Kindel werden sollte haben wir Glück gehabt, wenn aber nur ein neuer BT angedacht war, sind wir zu spät dran. Ausserdem ist die Schutzschicht schon abgebaut, sodass der kleine Trieb bei der noch zu erfolgenden Desifizierung "verbrennen" kann.



(http://farm6.static.flickr.com/5049/5361802560_d3879f939f_b.jpg)

Das Meristem an diesem Knoten ist noch nicht differenziert und auch noch mit einer Schutzhaut umgeben, sodass das Gewebe auch noch steril und ausserdem noch geschützt gegen die Desinfektionflüssigkeit ist.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 16.Jan.11 um 23:46 Uhr
Die Nodien werden zerschnitten und in 1.3% Natriumhypochlorit für ca. 12 Minuten desinfiziert, dann abgewaschen und auf den Nährboden gelegt

(http://farm6.static.flickr.com/5124/5361802082_b22c5fd5c8_b.jpg)


Das ist die Ausbeute eines Blütentriebes
(http://farm6.static.flickr.com/5010/5361190095_e5a83b0d8c_o.jpg)


Den restlichen Blütentrieb steckt man dann in eine Blümenvase
(http://farm6.static.flickr.com/5008/5361800542_aa1f8bf1e7_b.jpg)
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 16.Jan.11 um 23:55 Uhr
Bei dem Verfahren ist mit folgenden Risiken zu rechnen

1. Das Meristemgewebe ist schon in eine falsche Entwicklungsrichtung vorgepolt. Dann enstehen keine brauchbaren Pflanzen

2. Das Meristemgewebe lässt sich nicht vollständig desinfizieren, weil in irgendwelchen Zellecken noch Infektionskeime stecken

3. Das Meristemgewebe wird beim Desinfizieren mit zerstört

4. Der Nährboden enthält nicht die richtigen Wachstumsregulatoren für die Pflanzenentwicklung

5. Das Meristemgewebe zeigt sehr starke Phenolbildung und vergiftet sich selber

6. Bei einem der Arbeitsgänge sind Keime in das sterile System gelangt und alles versifft (Hospitalismus)

7. Die Pflanzen überleben nicht den Sprung von der Flasche mit dem nährstoffhaltigen Gelboden auf das unsterile Kultursubstrat, meist bestehend aus einem hohen Sphagnumanteil.


Wir sind gespannt, ob wir bald ganz viele kleine FMs zur Verfügung haben.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 17.Jan.11 um 00:01 Uhr
Neben den Arbeiten an der Phalaenopsis wurde heute auch ein neues Verfahren getestet, um bei Steinlaelien geeignetes Meristemgewebe zur Vermehrung zu gewinnen.
Ein Test läuft an Laelia milleri und Laelia colnagoi.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Charlemann am 17.Jan.11 um 08:29 Uhr
Sehr schön Berthold,
ich hätte allerdings noch zwei Fragen hierzu.
Erstens, welchen Boden habt ihr hierzu genommen und
zweitens wie funktioniert das bei Cyps.?
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: orchitim am 17.Jan.11 um 08:32 Uhr
Und wie bei Phrags?
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Peter am 17.Jan.11 um 09:07 Uhr

vielen Dank, Berthold. Sehr interessant. Das eröffnet ungeahnte Möglichkeiten.

Gruß
P.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: mango am 17.Jan.11 um 09:59 Uhr
Super interessant. Ich drück die Daumen für ganz viele FM's und für die restlichen Versuche  :thumb
Würdest du mich mit auf die FM-Liste setzen, Berthold  :rot?
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Claus am 17.Jan.11 um 10:03 Uhr
Vor allem hat uns gewundert, dass der Prozess prinzipiell sehr einfach ist. Liest man in der Literatur nach, dann ist immer von einem Ausschälen des Meristems die Rede, das dann nach Desinfektion in einer komplizierten Nährlösung ständig bewegt wird, um die Orientierung nach oben und unten zu vermeiden. Das Gewebestück wachse dann zu einer Kugel heran, die wiederum geteilt werden könne etc. Schließlich in Ruhe würden sich Wurzeln und Trieb bilden.

Das hier gezeigte Verfahren ist viel leichter umzusetzen und auch im Hobbylabor machbar.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: kete am 17.Jan.11 um 10:05 Uhr
Ist das denn echte Meristemisierung? Kommt mir eigentlich nur vor wie Nodienkultur, bloß statt in Spaghnum auf Nährboden. Du hast ja anschließend allenfalls soviel kleine Pflanzen wie Nodien vorhanden sind und nicht hunderte oder tausende.  :ka
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: orchitim am 17.Jan.11 um 10:18 Uhr
Das von Claus beschriebene Verfahren ist sicher jenes welches für die Massenvermehrung selektierter Klone Verwendung findet.
Ob die von Berthold beschriebene Methode zu einer größeren Anzahl Pflanzen führt würde mich auch interessieren. Zumindest müsste irgendwann der Zellklumpen zerschnippelt werden um dies zu erreichen.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 17.Jan.11 um 10:33 Uhr
Zitat von: kete am 17.Jan.11 um 10:05 Uhr
Ist das denn echte Meristemisierung? Kommt mir eigentlich nur vor wie Nodienkultur, bloß statt in Spaghnum auf Nährboden. Du hast ja anschließend allenfalls soviel kleine Pflanzen wie Nodien vorhanden sind und nicht hunderte oder tausende.  :ka

Kete, man kann die entstehenden Triebspitzen wieder in zwei oder mehrere Teile teilen und käme so mindestens auf eine Verdoppelung etwa alle 6 Wochen.
Wir wollen aber auch nicht zu viele Pflanzen produzieren und uns selber die Preise zerstören.

Kete sei Dir bewusst, dass aus dem Meristemgewebe in dem Knoten entweder Kindel oder Blutenstiele entstehen können.
Vielleicht hast Du mit Deinem Keikibooster einen Blütenstiel gemacht.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 17.Jan.11 um 10:41 Uhr
Zitat von: orchitim am 17.Jan.11 um 08:32 Uhr
Und wie bei Phrags?

Bei den verschiedenen Orchideengattungen ist es unterschiedlich schwierig, das Meristemgewebe von der Pflanze abzuschneiden und es äusserlich zu desinfizieren ohne es dabei abzutöten.

Es laufen zur Zeit Versuche, welche Pflanzenteile bei welcher Orchideengattung man dazu benutzen kann.

Bei Cypripedien gibt es auch schon erfolgreiche Vermehrung über Meristeme, aber der Wirkungsgrad ist sehr schlecht. Der Erfolg hängt auch von dem aktuellen Zustand der Pflanze in dem Wachstumszyklus ab.
Vielleicht werden wir im Laufe des Jahres ein Verfahren an extrem seltenen Cypripedien testen.

Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: kete am 17.Jan.11 um 10:57 Uhr
Zitat von: Berthold am 17.Jan.11 um 10:33 Uhr
Kete, man kann die entstehenden Triebspitzen wieder in zwei oder mehrere Teile teilen und käme so mindestens auf eine Verdoppelung etwa alle 6 Wochen.

Ah, verstehe. Danke.

Zitat von: Berthold am 17.Jan.11 um 10:33 Uhr
Wir wollen aber auch nicht zu viele Pflanzen produzieren und uns selber die Preise zerstören.

Auf gar keinen Fall!  :classic

Zitat von: Berthold am 17.Jan.11 um 10:33 Uhr
Kete sei Dir bewusst, dass aus dem Meristemgewebe in dem Knoten entweder Kindel oder Blutenstiele entstehen können. Vielleicht hast Du mit Deinem Keikibooster einen Blütenstiel gemacht.

Ich sach ja, am besten wäre ein Blütenstiel mit Kindel....  :whistle
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 17.Jan.11 um 11:22 Uhr
Zitat von: Zeppi am 17.Jan.11 um 10:54 Uhr
Zitat von: kete am 17.Jan.11 um 10:05 Uhr
Ist das denn echte Meristemisierung? Kommt mir eigentlich nur vor wie Nodienkultur, bloß statt in Spaghnum auf Nährboden.

Mir kommt das jetzt auch nur vor, wie diese ältere Anleitung: http://www.orchideenvermehrung.at/nodien/in%20vitro/index.htm



Zeppi, da hast Du recht aber mir geht es bei diesem Thread eigentlich um die Meristemvermehrung anderer Orchideengattungen als den Phalaenopsis. Insofern sind die ersten Beiträge nur als Einführung in das Gesamtthema zu verstehen.

Ausserdem kann das Thema für manchen eine Anregeung sein, stark nachgefragte Phals in seinem Privatbesitz durch Vermehrung wieder verfügbar zu machen.

Wie oft hört man nicht in der Forumszene, dass sich Phalmädels sehnsüchtig ein Kindel wünschen.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: kete am 17.Jan.11 um 11:36 Uhr
Zitat von: hakone am 17.Jan.11 um 11:21 Uhr
Hallo Kete,

hier vielleicht für dich .

http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/d29/29a.htm

Dankeschön, hakone!
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Phalifan am 17.Jan.11 um 11:48 Uhr
Nein, es war unsere Heike/Solanum. Sie hatte es geschafft aus einem Nodium 4 Pflänzchen zu erzielen, leider ohne Wurzeln. Somit kam das Ende recht zügig. Aber aufschlussreich war der Beitrag schon.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 17.Jan.11 um 11:54 Uhr
Zitat von: Phalifan am 17.Jan.11 um 11:48 Uhr
Nein, es war unsere Heike/Solanum. Sie hatte es geschafft aus einem Nodium 4 Pflänzchen zu erzielen, leider ohne Wurzeln. Somit kam das Ende recht zügig. Aber aufschlussreich war der Beitrag schon.

Dann hatte sie wohl unten beschriebenes Problem:
Zitat von: Berthold am 16.Jan.11 um 23:55 Uhr
Bei dem Verfahren ist mit folgenden Risiken zu rechnen

1. Das Meristemgewebe ist schon in eine falsche Entwicklungsrichtung vorgepolt. Dann enstehen keine brauchbaren Pflanzen

Deshalb muss man mehrere Nodien nehmen, um die Wahrscheinlichkeit zu vergrössern, richtiges Gewebe zu erwischen.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Phalifan am 17.Jan.11 um 12:11 Uhr
Zitat von: Berthold am 17.Jan.11 um 11:54 Uhr
Deshalb muss man mehrere Nodien nehmen, um die Wahrscheinlichkeit zu vergrössern, richtiges Gewebe zu erwischen.

Hatte sie, nur starben bis auf ein Nodium alle anderen ab.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 17.Jan.11 um 13:53 Uhr
Wenn erst mal eine steril ist, ...
http://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=11554.msg130236#msg130236
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Daz am 17.Jan.11 um 19:27 Uhr
Danke Berthold, das ist ein wirklich lesenswerter Beitrag. Dieses Verfahren kannte ich bereits seit längerer Zeit für die Nodienvermehrung von Phaius/Gastrorchis. Da wurde allerdings nicht auf Nährboden gearbeitet, sondern auf unsterilem Moos. Ich hab's Mal versucht und es schimmelte.

Die Methode mit dem Nährboden sieht da wesentlich vielversprechender aus :yes
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 18.Jan.11 um 20:09 Uhr
Zitat von: Phalifan am 17.Jan.11 um 11:48 Uhr
Nein, es war unsere Heike/Solanum. Sie hatte es geschafft aus einem Nodium 4 Pflänzchen zu erzielen, leider ohne Wurzeln. Somit kam das Ende recht zügig. Aber aufschlussreich war der Beitrag schon.

Ich denke, sie hatte ein Problem mit der Umsetzung vom Nährboden auf Substrat.
Auf dem Substrat kann die Pflanze sehr gut Nährstoffe aus dem zuckerhaltigen Nährboden aufnehmen. Im Substrat ist das extrem viel schwieriger.
Ich denke, da muss die Pflanze noch auf dem Nährboden durch Reduzierung der Zuckerkonzentration langsam "abgestillt" werden, bevor sie aus der Flasche genommen wird.

Vielleicht äussert sich Heike noch dazu, wenn sie im Damenforum mal eine ruhige Minute findet.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Solanum am 18.Jan.11 um 21:57 Uhr
Zitat von: orchitim am 17.Jan.11 um 10:18 Uhr
Das von Claus beschriebene Verfahren ist sicher jenes welches für die Massenvermehrung selektierter Klone Verwendung findet.
Ob die von Berthold beschriebene Methode zu einer größeren Anzahl Pflanzen führt würde mich auch interessieren. Zumindest müsste irgendwann der Zellklumpen zerschnippelt werden um dies zu erreichen.

Welches Verfahren meinst du denn, wo hat Claus das beschrieben? Soweit ich das bisher gelesen hab, werden für die Meristemisierung bevorzugt Jungpflanzen genommen, die schon unter sterilen Bedingungen wachsen, so daß die Sterilisierung kein Problem mehr darstellt. Zumindest bei Phalaenopsis kann man alle möglichen Teile nehmen, ich hab Papers über Blätter, Wurzeln, das Herz, und natürlich Blütentriebe gelesen.

Zitat von: Phalifan am 17.Jan.11 um 11:48 Uhr
Nein, es war unsere Heike/Solanum. Sie hatte es geschafft aus einem Nodium 4 Pflänzchen zu erzielen, leider ohne Wurzeln. Somit kam das Ende recht zügig. Aber aufschlussreich war der Beitrag schon.

Das größte Pflänzchen hatte kleine Wurzeln, und die übrigen hätten sicher auch welche gekriegt, wenn ich sie nicht aus dem Nährboden hätte evakuieren müssen  :heul

Genau, Berthold, ich glaube, bei meinen Zöglingen war der Schock von voll konzentriertem Nährboden auf Sphagnum zu groß. Ich weiß nicht, ob es der Zucker war, denn andere Leute, die halbkonzentrierten Nährboden einsetzen, erhöhen doch die Zuckerkonzentration auf 1x. Ich dachte eher an die Salzkonzentration.

Das mit dem Damenforum überlese ist jetzt mal.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 18.Jan.11 um 22:09 Uhr
Zitat von: Solanum am 18.Jan.11 um 21:57 Uhr
Ich weiß nicht, ob es der Zucker war, denn andere Leute, die halbkonzentrierten Nährboden einsetzen, erhöhen doch die Zuckerkonzentration auf 1x. Ich dachte eher an die Salzkonzentration.

Das mit dem Damenforum überlese ist jetzt mal.

Du meinst, mit der Osmose hätte was nicht gestimmt?
Wenn Das Sphagnum-Giesswasser zu salzarm war, hätten sie Pflanzen minimal aufquellen müssen und dabei sicher auch Nährstoffe aufgenommen.

Kann es denn vielleicht zu salzhaltig gewesen sein?

Wenn Deine Pflanzen Wurzeln gemacht haben, hast Du also doch geeignete Meristemzellen erwischt.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Solanum am 18.Jan.11 um 22:20 Uhr
Zitat von: Berthold am 18.Jan.11 um 22:09 Uhr
Du meinst, mit der Osmose hätte was nicht gestimmt?
Wenn Das Sphagnum-Giesswasser zu salzarm war, hätten sie Pflanzen minimal aufquellen müssen und dabei sicher auch Nährstoffe aufgenommen.

Kann es denn vielleicht zu salzhaltig gewesen sein?

Wenn Deine Pflanzen Wurzeln gemacht haben, hast Du also doch geeignete Meristemzellen erwischt.

Nein, die Pflanzen sind alle Matsch geworden. Ich denke, das war eine Bakterien- oder Pilzinfektion, die nur passieren konnte, weil die Pflanzen durch die Umstellung total geschwächt waren. Ob sie jetzt direkte Schäden erlitten haben durch den hypoosmotischen Schock oder nicht, weiß ich nicht, aber ich könnte mir schon vorstellen, daß Zellen geplatzt sind.
Das Sphagnumwasser war definitiv nicht zu salzhaltig, ich gieße normalerweise mit 20µS-Wasser.

Was hat denn das mit den Meristemzellen zu tun?  :weird Die Tatsache, daß Pflanzen entstanden sind, zeigt doch schon, daß ich Meristemzellen erwischt hab. Ob sich an den Pflanzen einige Zellen zu Wurzeln ausdifferenzieren, ist eine andere Frage und hängt von den Phytohormonen im Medium und in der Pflanze ab.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 18.Jan.11 um 22:33 Uhr
Zitat von: Solanum am 18.Jan.11 um 22:20 Uhr
die Pflanzen sind alle Matsch geworden. Ich denke, das war eine Bakterien- oder Pilzinfektion, die nur passieren konnte, weil die Pflanzen durch die Umstellung total geschwächt waren. Ob sie jetzt direkte Schäden erlitten haben durch den hypoosmotischen Schock oder nicht, weiß ich nicht, aber ich könnte mir schon vorstellen, daß Zellen geplatzt sind.


Ja, das wäre ein Hinweis darauf, dass das Wasser zu salzarm war im Vergleich zum Nährboden.
Wenn die Zellen platzen, dringen ja blitzartig Bakterien ein und alle ist sehr schnell Matsch.
So einen Effekt hatte ich bei kleinen Steinlaelien Sämlingen in Sphagnum, 3 von 4 sofort zermatscht

Zitat
Was hat denn das mit den Meristemzellen zu tun?  :weird Die Tatsache, daß Pflanzen entstanden sind, zeigt doch schon, daß ich Meristemzellen erwischt hab. Ob sich an den Pflanzen einige Zellen zu Wurzeln ausdifferenzieren, ist eine andere Frage und hängt von den Phytohormonen im Medium und in der Pflanze ab.

Ich bin da kein Fachmann, aber gibt es nicht so eine gewissen "Vorpolung" der Zellen, sodass sie ab einem gewissen Stadium nicht mehr omnipotent sind und sich nur noch in eine gewisse Richtung entwickeln können?

Wenn man bei der Gewebeentnahme solche Zellen erwischt, bekommt man angeblich keine vernünftige Pfalnze mehr zustande.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Solanum am 18.Jan.11 um 22:43 Uhr
Zitat von: Berthold am 18.Jan.11 um 22:33 Uhr
Ich bin da kein Fachmann, aber gibt es nicht so eine gewissen "Vorpolung" der Zellen, sodass sie ab einem gewissen Stadium nicht mehr omnipotent sind und sich nur noch in eine gewisse Richtung entwickeln können?

Wenn man bei der Gewebeentnahme solche Zellen erwischt, bekommt man angeblich keine vernünftige Pfalnze mehr zustande.

Hm, ich weiß nicht, inwiefern es in Pflanzen pluripotente Zellen gibt, ich kenne nur die omnipotenten Meristemzellen. Ich würde erwarten, daß man im Fall einer Fehlentnahme gar nichts wachsen kriegt.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 18.Jan.11 um 22:47 Uhr
Zitat von: Solanum am 18.Jan.11 um 22:43 Uhr
Ich würde erwarten, daß man im Fall einer Fehlentnahme gar nichts wachsen kriegt.

Doch, das soll gehen.
Theoretisch sollte man sogar Zellen erwischen können, die sich direkt zu einer Blüte entwickeln. Das wäre ja ganz praktisch für die Schnittblumenliebhaber.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Ruediger am 18.Jan.11 um 22:50 Uhr
Zitat von: Berthold am 18.Jan.11 um 22:33 Uhr

Ich bin da kein Fachmann, aber gibt es nicht so eine gewissen "Vorpolung" der Zellen, sodass sie ab einem gewissen Stadium nicht mehr omnipotent sind und sich nur noch in eine gewisse Richtung entwickeln können?

Wenn man bei der Gewebeentnahme solche Zellen erwischt, bekommt man angeblich keine vernünftige Pfalnze mehr zustande.

Ja, so ist es auch bei den Tieren und dem Menschen.
Totipotente Zellen (z.B. embyonale Stammzellen) können sich in jede Richtung differenzieren, d.h. grundsätzlich jede Form von Gewebe/Zelltyp bilden. Auch einen ganzen Organismus.
Je weiter eine Differenzierung erfolgt ist, desto weniger Möglichkeiten hat eine Zelle in eine bestimmte Richtung zu differenzieren.
Adulte Stammzellen im Menschen z.B. haben viele Möglichkeiten, aber eben nicht mehr alle.

Neue Ansätze in der Forschung am Menschen, suchen nach Möglichkeiten Zellen (ausdifferenzierte Zellen) in Stammzellen (totipotente Zellen) umzuprogrammieren.
Erste Erfolge mit Hautzellen wurden kürzlich publiziert, sind allerdings noch mit Vorsicht zu betrachten.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Stick † am 19.Jan.11 um 09:43 Uhr
Sind meristem vermehrte Pflanzen fortpflanzungsfähig? Oder muss man 2 verschiedene Klone vermehren? Im Prinzip, wenn sie nicht fortpflanzungsfähig sind, dann ist es doch kein Ebenbild der Mutterpflanze, die kann man doch sehr wohl selbsten.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: kete am 19.Jan.11 um 11:11 Uhr
Oh ja, das würde mich auch mal interessieren, dann kann ich nämlich evtl. aufhören aus Meristem stammende zu bestäuben....  :rot
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Solanum am 19.Jan.11 um 11:20 Uhr
Zitat von: Berthold am 18.Jan.11 um 22:47 Uhr
Zitat von: Solanum am 18.Jan.11 um 22:43 Uhr
Ich würde erwarten, daß man im Fall einer Fehlentnahme gar nichts wachsen kriegt.

Doch, das soll gehen.
Theoretisch sollte man sogar Zellen erwischen können, die sich direkt zu einer Blüte entwickeln. Das wäre ja ganz praktisch für die Schnittblumenliebhaber.

:weird Wo hast du das her? Sowas hab ich noch nie gehört. Soweit ich weiß, hängt es von den eigenen und exogenen Phytohormonen ab, ob und in was für ein Gewebe sich Meristemzellen entwickeln.

Zitat von: Ruediger am 18.Jan.11 um 22:50 Uhr
Ja, so ist es auch bei den Tieren und dem Menschen.

Ja, von denen weiß ich das auch, aber gilt das auch für Pflanzen? Wie gesagt, ich hab bisher im Fall von Pflanzen nur von Meristemzellen gehört, die sich in jedes beliebige Gewebe differenzieren können.

Zitat von: Stick am 19.Jan.11 um 09:43 Uhr
Sind meristem vermehrte Pflanzen fortpflanzungsfähig? Oder muss man 2 verschiedene Klone vermehren? Im Prinzip, wenn sie nicht fortpflanzungsfähig sind, dann ist es doch kein Ebenbild der Mutterpflanze, die kann man doch sehr wohl selbsten.

Das Problem bei der Meristemisierung (bei manchen Verfahren mehr als bei anderen) ist, daß es in einem geringen Teil der Nachkommen zu chromosomalen Veränderungen kommt, zB Aneuploidie. Diese Pflanzen sind mit großer Wahrscheinlichkeit steril und sie sind auch nicht mehr exakte Klone der Ursprungspflanze. Die große Mehrheit, wo alles richtig geklappt hat, ist aber fruchtbar.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 19.Jan.11 um 17:04 Uhr
Zitat von: kete am 19.Jan.11 um 11:11 Uhr
Oh ja, das würde mich auch mal interessieren, dann kann ich nämlich evtl. aufhören aus Meristem stammende zu bestäuben....  :rot
Meristeme sind normalerweise so steril(fortpflanzungsunfähig) oder fertil wie ihre "Eltern", die Gerüchte alle Baumarkt-Hybriden seien steril stimmt absolut nicht!
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Miranda am 12.Feb.11 um 18:47 Uhr
Sehr spannend hier, ich drück Euch die Daumen!  :thumb

fast 4 Wochen später.... gibts was Neues an der Front?
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 12.Feb.11 um 19:28 Uhr
Zitat von: Miranda am 12.Feb.11 um 18:47 Uhr
Sehr spannend hier, ich drück Euch die Daumen!  :thumb

fast 4 Wochen später.... gibts was Neues an der Front?

Die gesamte Blütenstängel enthielt innerlich Bakterien, die sich nicht abtöten liessen.
Deshalb ist die weitere Entwicklung stark gefährdet.
Vermutlich war er zu alt für die Meristemvermehrung.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Miranda am 12.Feb.11 um 20:00 Uhr
oh nein, sehr schade  :heul

*tröst*
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: kete am 12.Feb.11 um 20:03 Uhr
Zitat von: Berthold am 12.Feb.11 um 19:28 Uhr
Zitat von: Miranda am 12.Feb.11 um 18:47 Uhr
Sehr spannend hier, ich drück Euch die Daumen!  :thumb

fast 4 Wochen später.... gibts was Neues an der Front?

Die gesamte Blütenstängel enthielt innerlich Bakterien, die sich nicht abtöten liessen.
Deshalb ist die weitere Entwicklung stark gefährdet.
Vermutlich war er zu alt für die Meristemvermehrung.

Hättste man lieber das Keikiboost probiert. Schlechtestenfalls hättste dann einen neuen BT gehabt zum rumspielen.  :yes
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Miranda am 12.Feb.11 um 20:15 Uhr
war mein Gedanke vorhin auch....

Ich hab vor zwei Jahren zu meinen Phal-Anfängen mal damit rumexperimentiert und muss aber sagen, dass mir zwei behandelte Phals kauptt gingen, andere wie wild BT-Knubbel bildeten und das ganze alles in allem nicht wirklich "schön" war.

Endeffektlich hab ich das Keiki-Teufelszeug in die Tonne gekickt, war eh dann auch abgelaufen  :ka

Jetzt pflegt Berthold die FM halt bis zum nächsten BT und dann auf ein Neues ;-)
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: kete am 13.Feb.11 um 08:56 Uhr
Zitat von: Miranda am 12.Feb.11 um 20:15 Uhr
Ich hab vor zwei Jahren zu meinen Phal-Anfängen mal damit rumexperimentiert und muss aber sagen, dass mir zwei behandelte Phals kauptt gingen, andere wie wild BT-Knubbel bildeten und das ganze alles in allem nicht wirklich "schön" war.

Hast Du es mehrfach an einer Pflanze angewendet? Ich habe nämlich drüben gelesen, dass einige es auf zwei oder drei Nodien verwendet haben bei ein und derselben Pflanze. Dass DAS zu viel war, will ich gern glauben.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Miranda am 19.Feb.11 um 13:10 Uhr
Ja, kann durchaus sein, dass es daran lag.  :ka
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 19.Feb.11 um 13:51 Uhr
Zitat von: kete am 13.Feb.11 um 08:56 Uhr
Ich habe nämlich drüben gelesen, dass einige es auf zwei oder drei Nodien verwendet haben bei ein und derselben Pflanze. Dass DAS zu viel war, will ich gern glauben.

Nein, kann ich mir nicht vorstellen.

Die Pflanze sollte eigentlich auf das Wachstumshormon, wenn es überhaupt das Zellgewebe erreicht nur mit verstärktem Zellwachstum reagieren und zwar an allen Stellen, wo man es drauf schmiert.
Ob die Zellen dann später weiter wachsen oder absterben ist eine andere Frage, aber zunächst sollte man einen Wachstumseffekt sehen können.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: kete am 19.Feb.11 um 14:30 Uhr
Zitat von: Berthold am 19.Feb.11 um 13:51 Uhr
Zitat von: kete am 13.Feb.11 um 08:56 Uhr
Ich habe nämlich drüben gelesen, dass einige es auf zwei oder drei Nodien verwendet haben bei ein und derselben Pflanze. Dass DAS zu viel war, will ich gern glauben.

Nein, kann ich mir nicht vorstellen.

Die Pflanze sollte eigentlich auf das Wachstumshormon, wenn es überhaupt das Zellgewebe erreicht nur mit verstärktem Zellwachstum reagieren und zwar an allen Stellen, wo man es drauf schmiert.
Ob die Tellen dann später weiter wachsen oder absterben ist eine andere Frage aber zunächst sollte man einen Wachstumseffekt sehen können.

Ich meinte, ich kann mir vorstellen, dass die Pflanze hopps geht, wenn man auf zu viele Nodien gleichzeitig KeikiBoost draufschmiert.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 19.Feb.11 um 14:31 Uhr
Kete, ich hatte Dich schon richtig verstanden.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: kete am 19.Feb.11 um 18:08 Uhr
Zitat von: Berthold am 19.Feb.11 um 14:31 Uhr
Kete, ich hatte Dich schon richtig versatnden.

Und das kannst Du Dir nicht vorstellen? Die überanstrengt sich doch dann total, wenn sie an allen möglichen Stellen gleichzeitig irgendwelche Austriebe machen muss. Von der Natur momentan nicht vorgesehene, möchte ich hinzufügen.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 15.Apr.11 um 21:40 Uhr
Berthold hat mich gebeten mal was zu den Ergebnissen des Grundkurses Verklonung zu schreiben.

Zunächst zwei Fotos von Ludisia

War sehr einfach: nur gebleicht und rauf aufs Wundermedium(was eigentlich wohl nicht mal nötig war)

Wie man erkennen kann, könnte man bereits teilen und auf neues Medium legen, sollte man demnächst auch tun.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 15.Apr.11 um 21:59 Uhr
Bei Macodes stellte sich ein Problem wesentlich stärker ein als bei Ludisia, sie reagieren sehr empfindlich auf die Bleiche. Das scheint bei Juwelorchideen verbreitet.

Hier das am besten erhaltene Explantat, man könnte es noch retten. Aber es ging mir bei dem Experiment nicht wirklich um die Vermehrung von Macodes.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 15.Apr.11 um 22:12 Uhr
Nun also zu der von vielen als spannend betrachteten Geschichte mit der FM, für mich wurde sie dann auch noch unerwartet spannend.

Nachdem ich den Spross gesehen habe, war mir eigentlich klar: viel zu alt, zu stark verhärtet, die Achselknospen sind schon lange nicht mehr am Leben

Nach dem Bleichen war klar, die Knospen sind tatsächlich hin und der ganze Spross ist innerlich mit Bakterien kontaminiert

Ab diesem Punkt ist das nur noch mit sportlichem Ehrgeiz lösbar gewesen. Nach etwa einem Dutzend, teilweise sehr komplizierter Prozeduren(Nummer 11 und 12 waren Besprechen und Verfluchen), ... ich lass da jetzt einen Teil aus, der einfach nicht mit der Lehrbuchbiologie konform geht....

Also bei einem Explantat entsteht eine organisierte Gewebestruktur um das abgestorbene Auge herum, dort bilden sich auch wieder winzige Sprosse.

Bei diesem Explantat ist nachweislich seit zwei Monaten keine oberflächliche Kontamination durch Bakterien vorhanden. Da ich zwar mit ein paar Tricks mit enormer Langzeit- und Tiefenwirkung gearbeitet habe, bleibt trotzdem immer die Gefahr, dass einzelne ,,verkapselte" Bereiche möglicherweise doch noch Bakterien enthalten.

Wenn noch mal jemand einen frischen Spross hat, kann man vielleicht mal den normalen Weg zeigen, ohne einen für mich bisher absolut unvergleichlich langen Weg zum Ergebnis zu gehen.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 16.Apr.11 um 00:50 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 15.Apr.11 um 22:12 Uhr
Also bei einem Explantat entsteht eine organisierte Gewebestruktur um das abgestorbene Auge herum, dort bilden sich auch wieder winzige Sprosse.

Kann man jetzt schon abschätzen, ob die Zellen des organisierten Gewebes noch omnipotent sind oder muss man einfach die Entwicklung abwarten, ob es ein gesundes Kindel, ein Blütentrieb oder ein Zwischending wird?

Rechnest Du jetzt mit einem schnelleren Wachstum der Sprosse als es bisher der Fall war?
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 17.Apr.11 um 05:00 Uhr
Zitat von: Berthold am 16.Apr.11 um 00:50 Uhr
Kann man jetzt schon abschätzen, ob die Zellen des organisierten Gewebes noch omnipotent sind oder muss man einfach die Entwicklung abwarten, ob es ein gesundes Kindel, ein Blütentrieb oder ein Zwischending wird?
Die werden sich schon zu Sprossen entwickeln. Das ist etwas kompliziert, aber so viel: durch den Weg wie sie entstanden sind, kann man weitgehend ausschließen, dass es da noch zu Unfällen dieser Art kommt, da kein voreingestelltes Meristem mehr genutzt werden konnte.

Zitat von: Berthold am 16.Apr.11 um 00:50 Uhr
Rechnest Du jetzt mit einem schnelleren Wachstum der Sprosse als es bisher der Fall war?
Ja, sie wachsen ab jetzt mit "normaler", für den Klon typischer Geschwindigkeit weiter(also vermutlich sehr langsam!!!).

Es müssen jetzt zunächst größere Meristeme gebildet werden. Das dauert eine Weile. Erst danach ist es für eine nicht all zu extreme Vermehrung sinnvoll, sie so zu beeinflussen, dass sie aus den Blattachseln weitere Sprosse entwickeln. So erhält man wesentlich stärkere Sprosse, die nach kurzer zeit homogen dem "Mutterspross" entsprechen. Würde man bereits jetzt mit der Hochvermehrung beginnen, bräuchte man bei diesem Klon vermutlich eine sehr lange sterile Nachkultur um zu pikierfähigen Jungpflanzen zu gelangen und man könnte nicht mehr beurteilen, ob die Vermehrung noch gesund(wirklich achsilar) verläuft.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 02.Jun.11 um 07:04 Uhr
Ein paar neue Bilder.
Ich habe aus Zeitmangel bis jetzt aber nichts weiter gemacht, sonst wäre alles wesentlich größer.
zunächst FM, es haben sich diverse kleine Sprosse gebildet
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 02.Jun.11 um 07:05 Uhr
Die Ludisien liegen nur noch auf dem Medium auf, weshalb dort nicht viel weiter passiert ist.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 02.Jun.11 um 07:07 Uhr
Die Macodes kommt seltsamer Weise über eine Kallusphase nicht hinaus???????
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 02.Jun.11 um 07:14 Uhr
Noch zwei Bilder von Paphiopedilum sanderianum, als ich mich etwas intensiver um sie kümmern konnte, bildeten sich durch bessere Pflege sehr schöne Büschel, wobei die Mistdinger einfach zu langsam wachsen, Hybriden sind sehr einfach zu verklonen.
Man kann sehr schlecht in die Gläser hinein fotografiere, die einzelnen Sprosse sind noch an der Basis verbunden. Nach jedem Umsetzen entstehen neue kleine Sprosse.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 02.Jun.11 um 16:52 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 02.Jun.11 um 07:04 Uhr
zunächst FM, es haben sich diverse kleine Sprosse gebildet

Das ist ja ganz hervorragend, Simon.
Ich denke, die Fantasy Musick ist bisher noch nicht über Meristeme vermehrt worden.
Mach bloss nicht zu viele, denn dann fallen die Preise zu stark.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Charlemann am 02.Jun.11 um 17:55 Uhr
Gib Gas Simon!
:-D
Sehr schön! :thumb
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: kete am 02.Jun.11 um 18:43 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 02.Jun.11 um 07:04 Uhr
Ein paar neue Bilder.
Ich habe aus Zeitmangel bis jetzt aber nichts weiter gemacht, sonst wäre alles wesentlich größer.
zunächst FM, es haben sich diverse kleine Sprosse gebildet

Yippieh! Die dickste ist meine!  :yes
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Ruediger am 05.Jun.11 um 15:05 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 02.Jun.11 um 07:04 Uhr
Ein paar neue Bilder.
Ich habe aus Zeitmangel bis jetzt aber nichts weiter gemacht, sonst wäre alles wesentlich größer.
zunächst FM, es haben sich diverse kleine Sprosse gebildet

Sieht vielversprechend aus! :thumb
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 15.Aug.11 um 21:12 Uhr
Noch ein Bild von Macodes, das ich schon ein paar Wochen lang vergessen habe. Es ist vom 03.07.11. Die Entwicklung von Sprossen aus dem ursprünglichen Kallus ist erkennbar. Es hat etwas länger gedauert, funktioniert aber doch problemlos.

In den nächsten Tagen fahre ich zu dem Kulturraum in dem die Gläser stehen und werde ein paar neue Fotos machen. Ich bin gespannt, was sich verändert hat. Am 03.07.11 wurden alle Explantate von diesem Jahr auf neues Medium umgelegt. Das größte Risiko besteht dabei in den, durch den Transport von meinem Labor zum Kulturraum, entstehenden Erschütterungen. Transport ist immer ein Problem für die Sterilität.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 17.Aug.11 um 05:58 Uhr
Der aktuelle Stand:
Im Vergleich zu Baumarkthybriden wächst FM sehr langsam, selbst wenn man bedenkt, dass sie nicht aus Meristemen entstanden sind, sondern nur aus einzelnen(kleinen Zellgruppen). Ein normales Auge einer Hybride hätte nach so langer Zeit schon eine erhebliche Menge starker, pikierfähiger Jungpflanzen ergeben.

Um eine effektive Vermehrung im Glas zu erreichen sollten jetzt möglichst viele Blätter gebildet werden.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 17.Aug.11 um 06:00 Uhr
Bei Ludisia ist mittlerweile die Unkrautphase ins rollen gekommen, es ist jetzt die Frage, was man eigentlich damit will.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Timm Willem am 17.Aug.11 um 06:05 Uhr
Macodes beginnt ebenfalls sehr gut zu wachsen, man muss immer bedenken in wie kurzer Zeit sich die Sprosse entwickelt haben.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: stpo2009 am 14.Mai.13 um 16:45 Uhr
Mal ne frage an die Profis! Kann man cypripedium auch über meristem vermehren? 

Mal angenommen man hat ne Super tolle Pflanze mit großem rhizom, könnte man da nicht aus m "schlafenden rhizom Auge", also das was sich bildet wenn der erste neutrieb geschädigt wurde und das rhizom einen neuen trieb bilden Moechte. Ich kann's nicht besser beschreiben aber ich denke ihr wisst was ich meine ;-)

Dieses abgeschnitten, sterilisiert und auf n Nährboden aufgebracht. Hat das jemand schon mal gemacht? Sinnvoll, weniger sinnvoll? Nicht machbar?

Besten dank für die Antworten!
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 19.Sep.13 um 01:10 Uhr
Zitat von: stpo2009 am 14.Mai.13 um 16:45 Uhr
Mal ne frage an die Profis! Kann man cypripedium auch über meristem vermehren? 

Hierzu http://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=11834.msg132544#msg132544
Wenn die Pflanzen noch in der Flasche steril sind, gibt es keine Probleme. Aber dann weiss man ja noch nicht wie sie blühen werden und ob sich das Klonen lohnt (http://www.youtube.com/watch?v=BMkjoQ6S7oQ)
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: FlorianO am 10.Aug.14 um 01:09 Uhr
Zitat von: orchitim am 17.Jan.11 um 10:18 Uhr
Das von Claus beschriebene Verfahren ist sicher jenes welches für die Massenvermehrung selektierter Klone Verwendung findet.
Ob die von Berthold beschriebene Methode zu einer größeren Anzahl Pflanzen führt würde mich auch interessieren. Zumindest müsste irgendwann der Zellklumpen zerschnippelt werden um dies zu erreichen.

Ist hier zwar schon etwas länger her, aber egal....
Wirklich auskennen tue ich mich nicht da ich es selbst nur mal gelesen habe, aber ich glaube ich kann es grob und laienhaft erklären wie es abläuft.
Von der vegetativ entstandenen Jungpflanze, die ja steril ist werden aus einem Blatt viele Segmente geschnitten. Diese Segmente kommen wieder auf ein Nährmedium mit den nötigen Hormonen. An den Schnittstellen entstehen sogenannte PLBs (Protocorm-like bodies).
Diese PLBs werden dann zerschnitten und kommen wiederum auf ein Nährmedium auf dem sie dank der "Verletzung" wuchern.
Alternativ können sie auch in eine Flüssige Kultur in der sie gerührt werden damit sie sich nicht ausdifferenzieren sondern teilen.
Ruhend auf Nährmedium bekommt man von einem PLB eine Pflanze.
Titel: Re: Meristemvermehrung von Orchideen
Beitrag von: Berthold am 10.Aug.14 um 11:18 Uhr
Zitat von: FlorianO am 10.Aug.14 um 01:09 Uhr

Von der vegetativ entstandenen Jungpflanze, die ja steril ist werden aus einem Blatt viele Segmente geschnitten. Diese Segmente kommen wieder auf ein Nährmedium mit den nötigen Hormonen. An den Schnittstellen entstehen sogenannte PLBs (Protocorm-like bodies).

Ja, aber das Problem ist für den Hobbyfachmann, der spezielle Pflanzen vermehren will, dass keine sterilen Jungpflanzen vorhanden sind.
Man muss also der adulten Pflanze bestimmte Körperteile entfernen, diese sterilisieren und ausserdem müssen sie Zellen enthalten, die solche PLBs bilden können.
Meist kann man diese Körperteile nicht sterilisieren oder sie enthalten keine omnipotenten Zellen mehr, die PLBs bilden können.

Aus einem Blatt einer Laelia milleri z. B. haben sich keine PLBs gebildet.