Calypso-Generator

Begonnen von Claus, 10.Aug.11 um 13:06 Uhr

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Claus

Da die Calypsos den Nährboden ausgelutscht hatten, musste ich sie wieder einmal umlegen. Dabei habe ich größere herausgenommen und guten Zwecken zugeführt.

Hier (Foto) ist wieder ein Beispiel für ein Anhängsel, aus denen sich dann neue Pflanzen vegetativ entwickeln. Da diese Anhängsel sehr brüchig sind, kommt es beim Abtrennen einer Pflanze oft zum Abtrennen aller Pflanzen, und man hat dann ein isoliertes Anhängsel. Alle Versuche, diese PLB-ähnlichen Gebilde wiederum zum Austreiben zu bringen, sind allerdings bislang gescheitert. Es muss also mindestens eine Pflanze am Anhängsel verbleiben, damit es austreiben kann.

Ich könnte solche Anhängsel auch einmal auf Kinetin-haltige Nährböden setzen, und ich würde gern einmal eine in der Natur wachsende Pflanze daraufhin untersuchen, ob sie auch solche Anhängsel bildet.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Timm Willem

Hallo Claus,
die Anhängsel haben mich ja auch schon ein paar Jahre beschäftigt. Aus Zeitmangel war es mir aber nicht möglich systematische Versuche mit den Dingern zu machen. Von einem etwas wüchsigeren Klon war jetzt erstmals genug Material vorhanden um verschiedene Medien zu vergleichen. Der Versuch lief nach der Methode "Bombenteppich" mit zufällig vorhandenen Vermehrungsmedien.

Die Frage war in diesem Fall, warum die Anhängsel manchmal taube "Knubbel" bilden und an anderer Stelle Sprosse entstehen.

Das Ergebnis auf einigen Medien deutet an, dass es durchaus möglich sein sollte, dass sich aus der Mehrzahl der Knubbeln neue Sprosse entwickeln. Ammoniumnitrat scheint bei der Entwicklung eine wichtige Rolle zu spielen, Cytokinin keine gute.

Dummerweise gab es auch Medien auf denen die Calypso sehr zügig abstarben, was ich überhaupt nicht erwartet hätte!

Die Vermehrungsrate war auf einigen Medien zwar sehr ordentlich, leider führt eine erhöhte Vermehrungsrate gleichzeitig zu einer deutlichen Größenabnahme der neu entstandenen Sprosse.

Da Calypso auf meinen Medien nie so ,,wucherte" und die Einzelsprosse auch nicht so groß werden, bedeutet die Größenabnahme eine nicht unerhebliche Einschränkung für ein Vermehrungssystem. Die neue Aufgabe ist damit eine Verbindung aus Vermehrung und Größenzuwachs zu erreichen.

Claus

Bisher bin ich mit meinem CAK-Medium (= Cokos, Ananas, Kartoffel) ganz gut zurecht gekommen. Auch da gibt es mal ein paar ganz faule Pflänzchen, und längst nicht alle bilden einen so starken Kallus wie oben gezeigt, aus dem dann jede Menge neuer Sprosse entstehen. Da ich demnächst alle wieder umlegen muss, werde ich einem Teil des Nährbodens dann eine Prise Ammoniumnitrat zufügen. Mal sehen.

Wurzeln entstehen übrigens erst nach längerer Zeit und dann meistens an größeren Knollen.

Was ich neuerdings bei den steril gehaltenen Pflanzen beobachte - jedenfalls bei einigen der größeren - ist eine Art Speicherknöllchen an den Wurzeln, die man sieht, wenn man sich die Gläser von unten betrachtet. Vielleicht ist es aber auch nur Kallus im Sinne der Anhängsel. Man kann das wegen der Dunkelfärbung des Nährbodens durch A-Kohle nicht gut erkennen. Das wird sich dann beim Umlegen zeigen.
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Claus

Michael,
Calypso keimen nur, wenn sie mit der Rezeptur von van Waes mit 0,2 ppm BAP und 10% Kokoswasser ausgesät werden. Alle anderen Versuche zuvor mit den verschiedensten Medien waren gescheitert. Ich bekam dann diesen Tipp aus den USA.

Meine letzten Aussaaten machte ich mit einer Nährboden-Variante, fügte aber auch BAP und Kokoswasser zu. Da keimten sie auch. Die Samen waren von einem niederländischen Forumsmitglied hier und einem englischen Mitglied des Terrestrial Orchid Forums. Die Samen von Debbie (dein Link) aus California keimten mal und auch mal nicht.

Die Keimung ist durchwegs schlecht, d.h. da wäre noch Verbesserungsbedarf. Und sie brauchen lange, die Keimung zieht sich ab ca. 8 Wochen bis zu über einem Jahr hin. Es sollten aber immer ein paar Samen relativ früh keimen, sonst tut sich nichts. Von der var. americana keimten sie nur einmal, weitere Aussaaten laufen, es zeigt sich aber nach 6 Monaten noch nichts. Immerhin habe ich von der ersten Aussaat 7 Pflanzen. Das sollte zum Klonen reichen!  :-D
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Claus

Ich weiß nicht wie lange die Samen keimfähig bleiben. Bei der americana habe ich den Verdacht, dass die nur kurz nach der Ernte keimten und jetzt nach 6 Monaten nicht mehr. Dasselbe gibt es ja auch bei der Disa uniflora, da bleiben die Samen nur ein paar Wochen keimfähig..
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Berthold

Zitat von: Claus am 17.Feb.13 um 11:49 Uhr
Ich weiß nicht wie lange die Samen keimfähig bleiben.

Claus, die ersten erfolgreich gekeimten Samen waren auch schon aelter. Sie stammten von Ebbi ueber Gerhard, d. h., sie waren schon laeger unterwegs, bis sie Nahrboden unter die Fuesse bekamen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Diese Zucker-Methode geistert ja durch die amerikanischen Veröffentlichungen. Sie soll latente Keime zum Leben erwecken, um ihnen dann mittels der Bleiche eins über die Rübe zu hauen.

Ich habe das auch einmal probiert und halte davon gar nichts. Eine verbesserte Keimung der Samen ist damit ja nicht verbunden.

Verkeimungen verhindert man am besten durch sauberes Arbeiten.

Nun gibt es Samen, die sind so empflindlich, dass man sie höchstens 5 min bleichen darf, andernfalls sterben die Embryonen ab. Das gilt z.B. für die meisten Ophrys, allerdings mit 5-7 min wohl auch für Calypso. Allerdings habe ich bei Calypso nicht öfter Verkeimungen gehabt als bei anderen Arten, deren Samen länger gebleicht wurden. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Calypsosamen sehr fein sind, so dass man Verunreinigungen gut erkennen und beseitigen kann, da kann sich nichts verbergen. Bei Samen mit großer Testa können sich Keime wahrscheinlich besser verbergen, vor allem wenn die Testa an einem Ende verschlossen ist, wie z.B. bei Cypripediensamen. Es sind aber meistens Reste der Kapsel und Samenleisten, in denen sich Keime verbergen können.

Übrigens, diese 5-7 min Bleichzeit bei Calypso war eine "gegriffene" Zeit. Calypsosamen sind ja so hell, dass man eine Bleichwirkung nicht erkennen kann. Man kann hier also nur auf Zeit bleichen. Es kann also durchaus sein, dass diese 5-7 min zu kurz oder schon zu lang sind.

Und noch eins: Erfolgreiche Keimung hatte ich immer bei Bleiche mit 1,25% Ca-Hypochlorit. Diese Konzentration kommt dadurch zustande, dass ich ein Ca-Hyp.-Pellet von ca. 6,5 Gramm in so viel Wasser löse (also hier auf 260 ml auffüllen), dass ich eine Konzentration von 2,5% erhalte, die verdünne ich dann vor der Bleiche mit Wasser 1:1. Die Lösung hält sich im Kühlschrank max. 1 Jahr.
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Claus

An sich ist es BM-2, d.h. mit 100 mg Glutamin und 0,2 ppm BAP. Aber zusätzlich eben mit 10% Kokoswasser.
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Timm Willem

Zitat von: Claus am 17.Feb.13 um 09:48 Uhr
Bisher bin ich mit meinem CAK-Medium (= Cokos, Ananas, Kartoffel) ganz gut zurecht gekommen. Auch da gibt es mal ein paar ganz faule Pflänzchen, und längst nicht alle bilden einen so starken Kallus wie oben gezeigt, aus dem dann jede Menge neuer Sprosse entstehen. Da ich demnächst alle wieder umlegen muss, werde ich einem Teil des Nährbodens dann eine Prise Ammoniumnitrat zufügen. Mal sehen.

Wurzeln entstehen übrigens erst nach längerer Zeit und dann meistens an größeren Knollen.

Was ich neuerdings bei den steril gehaltenen Pflanzen beobachte - jedenfalls bei einigen der größeren - ist eine Art Speicherknöllchen an den Wurzeln, die man sieht, wenn man sich die Gläser von unten betrachtet. Vielleicht ist es aber auch nur Kallus im Sinne der Anhängsel. Man kann das wegen der Dunkelfärbung des Nährbodens durch A-Kohle nicht gut erkennen. Das wird sich dann beim Umlegen zeigen.
Hallo Claus,
noch ein paar kurze Anmerkungen. Dein CAK-Medium ist unbestritten für diese Zwecke optimal. Es enthält aber einen unbekannten Hormoncocktail, das wäre nicht so schlimm, ich habe mir aber erhofft, auf meine gängigen Medien zurück greifen zu können, die gemein definiert und mit sehr schwachem Hormongehalt entwickelt wurden, halt keine Aussaatmedien.

Der zweite Punkt ist, das verwendete Pflanzenmaterial stammt von Dir, Du hast es im Herbst 2011 mitgebracht, ursprünglich hingen da drei Bulben und etwas Kallus zusammen. Das entspricht bis jetzt einer Vermehrungsrate deutlich über eins zu zehn pro Jahr auch auf meinen Medien. Es handelt sich also um einen Klon!

Meine eigenen Sämlinge sind in dieser Zeit praktisch ohne Veränderung geblieben, Bulbe gebildet, Bulbe abgestorben, sonst nicht viel, sind extrem schwachwüchsig!

Aus dieser Beobachtung würde ich schließen, dass Dein Pflanzenmaterial allgemein wesentlich vitaler ist und sich auch besser für Versuche eignet, da schnelle Ergebnisse erkennbar sind.

Timm Willem

Zitat von: Charlemann am 17.Feb.13 um 09:58 Uhr
Meine bisherigen Aussaatversuche waren allesamt erfolglos.
Wahrscheinlich lag es aber an den Samen.
Gibt es eine Quelle mit der eine Aussaat klappen könnte?
Bisher habe ich meine Samen von diesem Anbieter hier.

http://www.calypsoorchid.com/
Hallo Michael,
die von mir verwendeten Samen stammten von dort. Sie keimten sowohl auf verschiedenen Medien von Claus als auch auf meinen. Allerdings war das Ergebnis nicht überwältigend.
Die Vitalität der Sämlinge ist ebenfalls nicht annähernd vergleichbar mit den Jungpflanzen die Claus hier öfter gezeigt hat.

Claus

Auch meine Pflanzen sind unterschiedlich im Wuchs. Ich kann aber keine Zuordnung mehr machen, von welchen Ausgangspflanzen die einzelnen Klone jetzt abstammen, das würde mir zu viel Arbeit im Verfolgen machen.

Auch die 7 Sämlinge der var. americana sind sehr unterschiedlich, es gibt 2, die sehr starke Anhängsel bilden und selbst kräftig sind. Dann ein richtiger Mickerjahn, der allerdings seine Wurzel in die Luft gestreckt hat und so Nährstoffe nur über den auf dem Boden liegenden Stängel aufnehmen kann. Den werde ich mal entsprechend umlegen. Die anderen sind so la la.

Und bei den occidentalis ist es auch so. Einige sind abgestorben, ich glaube aber, ich habe da beim Umlegen die alte Knolle erwischt.  grins Die wächst natürlich nicht weiter.

Auch die aktuelle Aussaat, die umgelegt wurde, sieht erfolgversprechend aus, jedenfalls wachsen die Protokorme schon deutlich, und eins bildet schon das erste Blatt. Die andere Aussaat habe ich erst vor drei Tagen umgelegt.

Die erste Blüte färbt sich jetzt schon. Ich bin gespannt ob sich die Knospen der Pflanzen in den Gläsern auch öffnen. Die stehen ja viel wärmer und müssten eigentlich auch früher blühen, aber vielleicht fehlt denen der Kälteschock.

Das grüne Blatt daneben hat mit Calypso nichts zu tun, es ist Cyp. hotei atsumorianum. In diesen Kasten mit Cyps hatte ich versuchsweise einige Calypso gepflanzt, da ich dort schon Moos etabliert hatte. Jetzt treiben die Cyps bereits aus, da der Kasten frostfrei stand. Nun müssen sie sich in Koexistenz üben. 
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Timm Willem

Hier noch mal etwas aktuelles aus Polen, die Samen sollen ebenfalls von Calypsogrower stammen.

http://forum.terrorchid.org/viewtopic.php?t=773

Wenn man die Bilder vergrößert, erscheinen die Protokorme teilweise als "verknubbelt", zusammen mit der hohen Keimrate deutet das auf hohe Konzentrationen von Wachstumsregulatoren hin. Es muss nicht zwangsläufig in eine Sackgasse führen, bei mir war es aber so.

Claus

Die unterschiedlichen Ausbeuten bei der Keimung schiebe ich auch auf das Thema Bleichzeiten. Es ist schon die Frage, ob Calypso überhaupt mit Hypochlorit gebleicht werden muss, da es wohl eine ehemalige Epiphyte ist, die wieder terrestrisch geworden ist. Aber mein einmaliger Versuch mit 3% H2O2 wie bei Epiphyten scheiterte am Schimmel. Mit 0,5% NaOCl habe ich erfolgreiche Keimung zwischen 6 und 8 min Bleichzeit gehabt, in einem Fall auch positiv mit 4 min.

Die Samen sind so hell, dass man keine Bleichwirkung erkennen kann, auch nicht unter dem Stereomikroskop. Andererseits sind Zeiten unter 5 min erfahrungsgemäß sehr riskant bezüglich Verkeimung. Ich würde bei ausreichender Samenmenge gern einmal eine Bleichreihe machen, insbesondere auch mit geringeren Konzentrationen an NaOCl.

Vielleicht habe ich ja in 1-2 Jahren dafür genügend Samen aus eigener Quelle.   :whistle
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Claus

Ich wollte die eigentlich noch nicht bei der ersten Blüte zum Nachwuchs quälen. Andererseits, wann gibt es wieder die Gelegenheit? Ich müsste wohl aber eine Selbstung machen; denn ob die zweite im Obikasten wirklich blühen wird, weiß ich noch nicht. Und die in den Gläsern??? Mhhh!
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walter b.

In der Natur fällt es aber auch nicht wirklich auf wenn eine einzelne Pflanze aus Entkräftung durch Kapselbildung mit der Blüte aussetzt bzw. ganz eingeht.

Schöne Grüße
Walter