Winwen's Erstaussaat - die 2. Etappe

Begonnen von winwen, 09.Apr.09 um 22:11 Uhr

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winwen

Diejenigen, die schon im alten Forum dabei waren, haben vielleicht damals -vor ca. eineinhalb Jahren- meinen Erstaussaat-Thread (Dactylorhiza maculata) gelesen (mit Bildern des Equipments etc.). Jetzt, vor 3 Tagen, habe ich die Pflanzen pikiert.
Das erste Bild zeigt die letzten Minuten der Pflanzen in den Flaschen, das zweite das entflaschte Gemüse. Die stärksten 30 Pflanzen (die längsten Blätter sind so 5-6 cm lang) habe ich pikiert - sie stehen jetzt in einem Plastiksack unter Kunstlicht bei konstant 19 Grad Celsius. Als Substrat habe ich eine Mixtur aus leicht angedüngter Kokosfaser mit Perlit gewählt. Mal sehen, was daraus wird - stay tuned for more!

Charlemann

Mahlzeit!

Das sieht doch sehr gut aus!
Weiter so!

winwen

Danke!
Ich vergaß zu schreiben: Substrat war P6668/2 mit Zuckerzusatz auf 20g/l und 7g Agar/l


Charlemann

Musstest Du nicht umlegen?
Ich versuche ja auch mir hier nd da die Umlegerei zu ersparen.
Zum ersten ist es eine Friemelei die kleinen sauber aufs nächste Substrat zu legen und zum zweiten natürlich auch eine Verkeimungsgefahr.
Bei Ophrys klappt das schon sehr gut. Da nehme ich aber die normale Konzentration zur Aussaat.

winwen

#4
Ich bin sicher, mit Umlegen oder einer feiner verteilten Aussaat wäre das Ergebnis noch besser gewesen, jedoch Deine Frage geht in die richtige Richtung: Ich habe tatsächlich nicht umgelegt.
Ich denke, dass dies manchmal gut möglich ist, v.a. wenn man mehr als genug Samen hat. Bei mir war das "nur" Dactylorhiza maculata, von denen ich jedes Jahr (mit Handbestäubung) so um die 2-3g Samen ernten kann. Dadurch ist es möglich nach der ersten Winterruhe anstatt umzulegen, die weniger wüchsigen einfach zu entfernen und zu kübeln. Auch das Medium ist sicher fett genug, um das gesamte Wachstum im selben Glas durchzustehen.
Mittlerweile verwende ich keine schräg gestellten Einweckgläser mehr, sondern 0,5l Kaffeesahne-Flaschen. Die sind schön bauchig, können einfach gelegt und geschlichtet werden und es passen 120ml Medium hinein. Exakt 8 Flaschen passen in meinen 10l Fissler Vitavit-Schnellkochtopf und können so in einem Durchgang autoklaviert werden.
Für Aussaat und Selektion sind die Flaschenhälse allemal breit genug, nur für das
Entflaschen werden sie zerstört - das geht nicht anders. Umgekehrt habe ich im Büro durch unsere Kaffetrinker auch ständig Nachschub an Flaschen. Nur die Drehverschlüsse werden wiederverwendet, denn da sind die teuren Filterpatches daraufgeklebt.

Ich denke, es ist am praktikabelsten so....

Charlemann

#5
Hallo Winwen, so hat jeder seine Techniken.
und jeder soll es auch so machen wie es für ihn am einfachsten oder am günstigsten ist.
Bei mir laufen halt ein paar Dinge ganz anders ab.
Eine andere Frage, hast Du die Kochtopfmethode gewählt oder bist Du im Besitz einer Sterilbank?

winwen

weder noch
Ich habe ein Environment, mit dem ich steril arbeiten kann, auf Basis eines Hepa-Filters: Durch einen Hepa H13 wird mit 2 Gleichstrom-Radialgebläse (zur Serverklimatisierung) Luft gedrückt und gelangt durch eine Düse in eine transparente Plastikbox. In diese habe ich 4 Löcher geschnitten: in eines bläst die Düse (4-5cm Durchmesser, eher weiter oben) durch das 2. stecke ich meine behandschuhte Hand (9cm Durchmesser), 2 weitere Löcher (je 4-5 cm Durchmesser) stellen die Ports dar, an die von außen die Kaffeesahneflaschen (oder das Samenbehältnis) angelegt werden (nachdem die Hälse zuvor mit Mikrozid AF besprüht wurden). Innen liegt nur eine Schale mit Alkohol, in das die Spatel und die Spritze gelegt werden und ein steriles Tuch zum abtupfen der Spatel.
Die Flaschen werden am Hals desinfiziert, an die Ports gelegt und von innen geöffnet (so daß der Flaschenhals im sterilen Bereich liegt). Dann wird von innen mit dam Spatel oder der Spritze in die Flasche hinein einhändig gearbeitet. Bevor die Flasche abgedockt wird, kommt der zuvor abgenommene und im sterilen Bereich zum liegen gekommene Drehverschluß wieder drauf.

Vorteil: gute Sicht auf das Innere der Flaschen, keine Überfüllung da die Flaschen nicht im Sterilbereich stehen müssen, geringe Mengen gefilterter Luft reichen aus, da der Gesamtquerschnitt der Öffnungen gering ist. Wenn man die Flaschenports nicht nur als Löcher ausbildet, sondern dort einen "Stutzen" anbringt, könnte man das Kontaminationsrisiko noch weiter senken, da die Flaschenhälse dann ständig in einem sterilen nach außen gerichteten Luftstrom liegen würden - allerdings wäre dann das Öffnen der Flaschen schwieriger, weswegen ich letztlich darauf verzichtet habe. Da der Sterilbereich keine toten Winkel enthält und selbst recht klein ist, habe ich auch keine Desinfektionsorgien mehr.

Die Idee zu dem ganzen ist ähnlich der McEwan-Flask (aus dem Buch "Asymbiotic Technique of Orchid Seed Germination" von Aaron Hicks), nur dass die "Flask" ein transparenter PP-Behälter ist, in dem mit einer Hand garbeitet wird (wodurch der Hauptnachteil der McEwan-Flask wegfällt, dass man dort eben sehr langstielige Spatel braucht) und dass die angelegten Flaschen von innen geöffnet werden können.
Als Hepa-Filter kann man auch einen guten Staubsauger-HEPA verwenden (Nilfisk eXtreme Hepa H14, mit 3700cm2 Filtermaterial bei 132cm2 Querschnitt (das entspricht 2.6m2 Filtermaterial bei einem 30x30 Standard-Hepa-Filter)), als Radialgebläse ein bfb1012vh von Delta Industries (gibt's um 8 US$ bei eBay). Da der ziemlich hochamperigen 12V-Gleichstrom frisst (2,7A), verwende ich ein PC-Netzteil als Gleichstromquelle (12V bis 15A stabilisiert um 8€ ebenfalls bei eBay). Mit einer Autobatterie oder einem Bleiakku ginge es auch!

Das ganze Environment ist mobil und platzsparend verstaubar (alles kommt wieder in die Kiste, die als Sterilbereich genutzt wurde) und kostete alles in allem etwa 80€. Bis jetzt (60 Flaschen) keine sichtbaren Verkeimungen.

Charlemann

Sehr interessant!

Kannst Du da mal ein Foto von einstellen?
Vorstellen kann ich es mir zwar, aber gesehen hab´ ich das noch nicht.
Als kleine Ausweichmöglichkeit zur grossen Sterilbank wäre das für mich doch schon interessant.

winwen

Hier das Bild:
rechts Reinlufteinheit auf Netzgerät stehend, links die Flaschen. Das Loch vorne ist für die Hand.

Charlemann

Gar nicht dumm!

bei mir aber nicht verwendbar, weil ich Gläser habe.
Aber vielleicht fällt mir da was ein.