Gasaustausch Symbiotische und Asymbiotische Vermehrung

Begonnen von Norbert, 04.Apr.21 um 15:46 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Norbert

Die Ergebnisse meines ersten symbiotischen Vermehrungsversuch gefallen mir schon besser als meine ersten drei asymbiotischen Versuche. Die Protocorm der symbiotischen Vermehrung sind nach 2 Monaten schon viel viel größer als sie 2mm Pünktchen  aus der Sterilkultur.
Aber jetzt zu meiner Frage...
Bei der asymbiotischen Kultur soll ein Loch im Deckel, mit Wattepfropfen und Klarsichtfolie, wichtig zum Gasaustausch sein. Bei der symbiotischen Aussaat hab ich davon noch nichts gelesen. Ist das hier nicht nötig, da der Pilz den Sauerstoff veratmet und so die Orchidee immer genug CO2 zur Verfügung hat. Oder brauche ich das hier auch?

Außerdem frage ich mich noch, wann ich die Protocorm umsetze. Sollte ich das alle 4-6 Wochen machen, damit der Pilz aktiv bleibt. Versorgt er durch neues (schon beimpftes) Nährmedium und neue Luft die Protocorm besser, oder wie sehe ich, dass der Nährboden verbraucht ist.
Ich freu mich auf eure Erfahrungen und Berichte.

Gruß
Norbert

Berthold

Die Nährbodenbestandteile bei 2.5 g/l Haferflocken-Agar sind etwas nach 6 bis 8 Wochen von den Pilzen verstoffwechselt. Dann werden die Orchideen-Protokorme nicht mehr gefördert. Man muss also auf frischen Boden umlegen.
Es gibt auch die Methode des Nachfüttrens. Da wurde einiges diskutiert  https://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=140.msg9016#msg9016
Hier haben alle symbiotischen Aussaaten auch ein Loch mit Watte im Deckel mit Folie darüber.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

winwen

#2
Allgemein gesprochen hängt die Dauer der Förderung durch den Pilz vom Nährstoffgehalt, dem Pilz UND der Temepratur ab. Geht man von 2,5g Hafer/l, dem B1 und 20°C aus, sind es wohl eher 6 Wochen. Bei 16-18°C und 3g Hafer wären es gut 8, vielleicht sogar 9 Wochen. Meiner Erfahrung nach können Umlagemedien durchaus auch etwas fetter sein (3,5g Hafer/l oder 2,5g Hafer+1g Maizena), da manche Arten stärker zehren als andere. Man muss dann aber mehr Acht auf Sauberkeit geben!
Belüftung halte ich gerade bei asymbiotischer Kultur für besonders wichtig. Jeder hat da seine eigene Methode. Ich verwende Filter-Patches (Luxusversion), Claus und viele andere machen in Wattestäbchen, die sie in Nietmuttern stecken, welche in zuvor in den Deckel gebohrte Löcher eingeklebt werden. Andere wiederum verkleben zuvor in den Deckel gebohrte Löcher mit 1-3 Lagen 3M-Micropore. Wenn man Flaschen verwendet, so gehen sicherlich auch Zellstoffstopfen. Zusätzlich kann man die Flaschenhälse dann auch noch in Küchenplastik hüllen. Hier muss man einfach experimentieren und sehen, was für einen halt passt.
Immerhin: symbiotische Kultur ist bezüglich Kontaminationen nicht so extrem heikel. Wichtiger ist, dass der Pilz gute Arbeitsbedingungen hat und "potent" bleibt. Da sind diverse Nährstoffe und die Belüftung sowie die Kompatibilität mit der Orchideenart wesentlich bedeutsamer. Ebenso wichtig ist es, beim Pilz die aktiven Strains zu selektieren und damit weiterzumachen. Meiner Erfahrung nach bringen Reinkulturen nach vielen Jahren Inaktivität minder gute Ergebnisse als selektierte aktive Stämme.

Claus

Woher bekommst du jetzt noch die Filter-Patches? Sigma hat die nicht mehr, ich fand sie nur noch auf einer russischen Seite, für mich nicht lesbar.

ansonsten: Belüftung ist auch symbiotisch nötig. Ein Versuch zeigte, dass alle Protokorme nach spätestens 6 Monaten eingegangen waren, wenn man die Gläser fest verschließt.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 05.Apr.21 um 18:33 Uhr
Woher bekommst du jetzt noch die Filter-Patches? Sigma hat die nicht mehr, ich fand sie nur noch auf einer russischen Seite, für mich nicht lesbar.

Ich nehme nur Ohrstäbchen und stecke sie in ein Loch im Deckel. Sie vertagen auch mehrere Sterilisierungen im Drucktopf. Irgendwann nur rostet der Glasdeckel durch.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Die Filter-Patches waren schon gut, man kann sie auch mehrmals verwenden. Nach 3 -4 mal werden sie aber spröde und brechen.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Ja, aber Ohrstäbchen bekommt man auch in Marl-Löntrop ohne russische Aufschrift.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Die Ohrstäbchen sind leider nicht dicht, auch mit übergezogener Frischhaltefolie, es gibt viel mehr Ausfälle als bei Patches. Das gleiche gilt für diese medizinischen Pflaster, die Poren darin sind für Bakterien so groß wie Scheunentore.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 05.Apr.21 um 19:11 Uhr
Die Ohrstäbchen sind leider nicht dicht, auch mit übergezogener Frischhaltefolie, es gibt viel mehr Ausfälle als bei Patches. Das gleiche gilt für diese medizinischen Pflaster, die Poren darin sind für Bakterien so groß wie Scheunentore.

Sicherlich sind sie nicht so dicht wie die Patsches, aber mit der übergezogenen Frischhaltefolie habe ich noch nie Probleme gehabt.
Allerdings ging es in den letzten Jahren immer um symbiotische Aussaaten.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

winwen

Zitat von: Claus am 05.Apr.21 um 18:33 Uhr
Woher bekommst du jetzt noch die Filter-Patches? Sigma hat die nicht mehr, ich fand sie nur noch auf einer russischen Seite, für mich nicht lesbar.

ansonsten: Belüftung ist auch symbiotisch nötig. Ein Versuch zeigte, dass alle Protokorme nach spätestens 6 Monaten eingegangen waren, wenn man die Gläser fest verschließt.
Ich habe noch Restbestände und hoffe, damit überbrücken zu können, bis etwas Neues kommt.
Allerdings zweifle ich aktuell an der Sinnhaftigkeit der Belüftung, insb. wenn die Protokorme erst nach 6 Monaten ohne Belüftung absterben. Da die Nährstoffe symbiotisch nach 6-8 Wochen aufgebraucht sind, begrenzt das auch die Aufenthaltsdauer der Protokorme in den Flaschen. Danach wird umgelegt oder pikiert. Die Maximaldauer, über die meine Flaschen verschlossen waren, überstieg niemals 2 Monate.

Claus

Na ja, nach 6 Monaten sind sie wirklich tot. Davor aber schon erheblich gehemmt im Wachstum und geschädigt. Und der Pilz selbst braucht ja auch Sauerstoff.

Ich habe auch nur noch Restbestände der Patches, ich will mal versuchen mit Sigma Kontakt aufzunehmen. Der eigentliche Hersteller war ja eine japanische Firma. Teuer genug waren sie ja auch.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

winwen

#11
Zitat von: Claus am 06.Apr.21 um 09:58 Uhr
Na ja, nach 6 Monaten sind sie wirklich tot. Davor aber schon erheblich gehemmt im Wachstum und geschädigt. Und der Pilz selbst braucht ja auch Sauerstoff.

Ich habe auch nur noch Restbestände der Patches, ich will mal versuchen mit Sigma Kontakt aufzunehmen. Der eigentliche Hersteller war ja eine japanische Firma. Teuer genug waren sie ja auch.
Ich verwende ja Kaffeesahne-Flaschen. Die sind doch recht voluminös. Wenn die Protokorme dort 8 Wochen verschlossen unbeschadet überleben (mit Pilz natürlich), so wäre das ausreichend ...... ich muss mal experimentieren! Bis 6 Monate hin ist da noch viel Platz.
Bei Amazon gibt's Synthetic Filter Paper Stickers 0,25 Mikron
https://www.amazon.com/-/de/dp/B08RS6QRK8/ref=sr_1_3?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=2582PVWQ21E48&dchild=1&keywords=synthetic+filter+paper+stickers+20+mm&qid=1617703454&sprefix=synthetic+filter%2Caps%2C257&sr=8-3

Claus

Danke für den Link. 0,25 gegen 0,02 µm, das wird wohl nicht passen. Wie groß sind Bakterien? 0,1 - 700 µm, man könnte es versuchen.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Aber die Bakterien werden doch von den Pilzen selber auf Distanz gehalten. Da kann es nur Probleme bei der Befüllung bzw. Infizierung der Flasche geben, wenn die Pilze noch nicht voll in Betrieb sind.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

winwen

Zitat von: Claus am 06.Apr.21 um 14:31 Uhr
Danke für den Link. 0,25 gegen 0,02 µm, das wird wohl nicht passen. Wie groß sind Bakterien? 0,1 - 700 µm, man könnte es versuchen.
Aber Claus, selbst das Rückhaltevermögen der H14-Filter wird auf 0,3 Mikron getestet. Das passt sicher!