Fragen zu Keimung von Erdorchideen in der Natur.

Begonnen von Lilgish, 08.Mai.21 um 20:55 Uhr

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Lilgish

Hallo,
ich hätte ein paar Fragen zur Keimung von Anacamptis, Ophrys und Orchis mit Winterblättern in der Natur über die ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht habe.
-Erscheinen die ersten Keimblätter schon direkt im nächsten Frühling nach Aussaat im Sommer oder bilden sich erst unterirdisch für ein/zwei Jahre Knöllchen/Protocorme?
-Bilden die Pflanzen im Herbst des ersten Jahres schon die ersten Winterrosetten?
-Kennt ihr eine Seite im Internet auf der man Bilder von Keimblättern sehen kann? Ich habe leider nichts gefunden.
-Wie lange in etwa brauchen diese Arten in der Natur von der Aussaat bis zu Blüte?

Wäre nett, wenn jemand mir ein oder mehrer dieser Fragen beantworten könnte.
Danke
Grüsse
Lilgish

Uhu

tja, wie lange die Entwicklung in der Natur dauert kann ich nicht sagen. Die Orchideen mit Winterblättern haben ja eigentlich einen mediterranen Wachstumszyklus. Das heißt Austrieb nach der warmen sommerlichen Ruhezeit im Herbst, wachstum über den Winter bis zum Abschluss der Vegetation mit Blüte/Fruchtreife im Frühjahr. Ich meine die Samen keimen im Herbst bei zunehmender Feuchtigkeit.
Aus dem Protokorm bilden sich frühzeitig eine Menge Rhizoide, über die die Infektion mit den Symbiosepilzen erfolgt. Schwerkraft gesteuert erfolgt der Austrieb nach oben. Leider habe ich keine bessern Bilder davon - aber ich denke man kann es erkennen. Welchen Sinn macht der Verbleib des Protokorms über mehrere Jahre in der Erde? Würde das den nächsten Sommer überhaupt überstehen? Ich glaube nein.
Nach meinen invitro-Erfahrungen können die kleinen Pflanzen durchaus erste Knöllchen zur Übersommerung bilden. Das 2. Bild zeigt junge morios (im Januar ausgeflascht) unter Kunstlicht. Kriegen nur morgens etwas Sonne. Ich will sie diesen Monat noch durchkultivieren und dann einziehen lassen.

Grüße Jürgen

Lilgish

Hallo Jürgen,
danke für Deine Rückmeldung. Ich denke auch das die Samen im Herbst bei zunehmender Feuchtigkeit keimen. Was mich nur interessieren würde ist wann dann das erste Keimblatt erscheint und ob die Pflanze dann nach einer Sommerruhe schon im nächsten Herbst erneut austreiben und schon Winterblätter bilden.
Wahrscheinlich sind die Pflanzen aber so klein und auf die Wiese in der Vegetation so gut versteckt das man sie erst findet wenn sie schon größer sind.
Ich dachte nur das vielleicht jemand Aussaatversuche mit diesen winterblattbildenden Arten im Garten gemacht hat und berichten kann.
Wahrscheinlich ist das aber von Art zu Art unterschiedlich. Bei Dactylorhiza geht es ja relativ schnell bis zur Blüte und die kleinen Keimblätter sind auch recht gut auffindbar da sie recht groß sind.

Grüsse
Lilgish

Uhu

Dactylorhiza keimen immer wieder an verschiedenen Stellen. Die Jungpflanzen erkennt man gut an den gepunkteten Blättern. Keimungen vom morio (oder anderen Anacamptis) hatte ich im Garten leider nie.
Grüße Jürgen

walter b.


wölfchen

Zitat von: Lilgish am 09.Mai.21 um 19:45 Uhr
Hallo Jürgen,
danke für Deine Rückmeldung. Ich denke auch das die Samen im Herbst bei zunehmender Feuchtigkeit keimen. Was mich nur interessieren würde ist wann dann das erste Keimblatt erscheint und ob die Pflanze dann nach einer Sommerruhe schon im nächsten Herbst erneut austreiben und schon Winterblätter bilden.
Wahrscheinlich sind die Pflanzen aber so klein und auf die Wiese in der Vegetation so gut versteckt das man sie erst findet wenn sie schon größer sind.
Ich dachte nur das vielleicht jemand Aussaatversuche mit diesen winterblattbildenden Arten im Garten gemacht hat und berichten kann.
Wahrscheinlich ist das aber von Art zu Art unterschiedlich. Bei Dactylorhiza geht es ja relativ schnell bis zur Blüte und die kleinen Keimblätter sind auch recht gut auffindbar da sie recht groß sind.

Grüsse
Lilgish

Im Glas ist es jedenfalls so. Man kann die Anlage der Neuknolle und den darauf folgenden Neuaustrieb verfolgen.
Warum sollte es im Freiland anders sein ?


Uhu

heute bekam ich die Nachricht, dass in einem Steinbruch in der Nähe neuerdings Anacamptis morio blüht. Ausgesät hatte ich die Art dort im Juli 2016  - genehmigt, mit Saat von Pflanzen in ex situ Kultur. Der Erfolg freut mich sehr. Eigentlich hatte ich nach 3 Jahren mit Blüten gerechnet - aber im Frühjahr 2019 dort keine blühenden morios gefunden. Werde sicher in den nächsten Tagen mal eine Tour dorthin machen.
Grüße Jürgen

Berthold

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

#8
als ich heute in den Steinbruch kam rasche Ernüchterung :swoon
Die Knabenkräuter dort sind wirklich sehr klein; aber alles Dactylorhiza majalis, die schon deutlich unter 10cm blühen. Durch die südexponierte Lage sind sie dort immer sehr früh und blühen gleichzeitig mit den morios im Nachbartal.
Die Lurchfreunde, die die dortigen Geburtshelferkröten betreuen kennen sich mit Orchideen leider doch nicht so gut aus. Mein Aussaatversuch ist ohne Blüten nach 5 Jahren leider eher als Fehlschlag zu werten.
Grüße Jürgen