Was sind Erdorchideen?

Begonnen von Berthold, 12.Dez.10 um 20:54 Uhr

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Berthold

Viele Forumbesucher interessieren sich für Erdorchideen.
Aber was ist das eigentlich? Was unterscheidet Erdorchideen von anderen Orchideen?

Vielleicht können wir uns hier im Forum auf folgenden Sprachgebrauch verständigen:

Erdorchideen im engeren Sinn sind Orchideen, deren überirdische Pflanzenteile nach spätestens 10 Monaten erneuert werden.

Hat jemand eine bessere Definition?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Zitat von: Ralla am 12.Dez.10 um 21:44 Uhr
So wie diese hier?

Klassische Erdorchidee im engeren Sinn.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

pierre


Berthold

Zitat von: hakone am 12.Dez.10 um 21:47 Uhr
Was ist das ?

Cynorkis natürlich, kennt man doch, wächst in der EU.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Eine baumbewohnende Cynorkis reticulata. Eine Erdorchidee...
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Ralla

#6
Auch sehr hübsch ist Arnottia mnauritiana, eine Erdorchidee....

Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Zitat von: Ralla am 12.Dez.10 um 21:50 Uhr
Eine baumbewohnende Cynorkis reticulata. Eine Erdorchidee...

wächst eigentlich lieber (ich meine häufiger) unten auf dem Boden
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Zitat von: Berthold am 12.Dez.10 um 21:52 Uhr
Zitat von: Ralla am 12.Dez.10 um 21:50 Uhr
Eine baumbewohnende Cynorkis reticulata. Eine Erdorchidee...

wächst eigentlich lieber (ich meine häufiger) unten auf dem Boden

Meistens schon. Aber auch Cynorkis discolor mag Baumstümpfe.

Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Charlemann

Erdorchideen sind Orchideen die nicht als Aufsitzerpflanzen wachsen.
Erdorchideen nach dem Blattabwurf zu katalogisieren halte ich nicht so für eine gute Idee.
Diverse Denbrobien machen das auch sehr gerne, nur würde ich die nicht wirklich als Erdorchideen bezeichnen.
Mir fällt aber auch nicht wirklich etwas Besseres dazu ein.

Postpiet

Zitat von: Charlemann am 13.Dez.10 um 12:33 Uhr
...
Erdorchideen nach dem Blattabwurf zu katalogisieren halte ich nicht so für eine gute Idee.
Diverse Denbrobien machen das auch sehr gerne, nur würde ich die nicht wirklich als Erdorchideen bezeichnen.
...

Hallo,

dem kann ich mich nur anschließen, ansonsten würde ja plötzlich der ganze Subtribus der Catasetinae zu den Erdorchideen gehören ...

Hier mal der Versuch einer Definition von Frank ("erdorchideen"):

"Unter Erdorchideen kann man verschiedene Dinge verstehen. Für mich sind das Orchideen, die augenscheinlich im Erdboden wachsen und in der Regel unterirdische Speicherorgane (Rhizome oder Knollen) besitzen, mit denen sie Kälte oder Hitze überdauern können. Manchmal sind die Speicherorgane auch an der Erdoberfläche sichtbar (Pleione, Stenoglottis), dann handelt es sich oft um Orchideen, die auch halbepiphytisch vorkommen oder in Moos- und Humusnestern wachsen. Durch die Anpassungen an kalte Winter oder Sommertrockenheit haben Erdorchideen die kühleren Regionen der Erde (gemäßigte Breiten bis zu den Polarzonen und hohe Lagen der Tropen und Subtropen) besiedeln können."


Schönen Gruß

Peter
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Carsten

Vielleicht kommen wir der Sache etwas näher, indem wir beide Definitionen verknüpfen?
Erdorchideen sind typischerweise Orchideen, die im Boden wachsen, über unterirdische Speicherorgane verfügen und deren überirdische Pflanzenteile nach spätestens 10 Monaten erneuert werden.

Pleione sind für mich keine "typischen" Erdorchideen, ebenso Rallas Cynorchisdinger in ihren Moospolstern.  Ist das normal oder eher ein Grenzhabitat? Auch die tropischen Frauenschuhe erfüllen nicht alle Bedingungen, weil ihre Triebe meist mehrjährig sind.
Wenn man in die Definition einschließt, daß die unterirdische Ruhezeit (noch ein Kriterium) eine Anpassung an gemäßigte oder mediterrane Bedingungen ist und wenn man erlaubt, daß diese Definition in tropischen, eher dauerfeuchtwarmen Gebieten aufgeweicht wird, paßt das schon weitgehend. Die Definitionen für Epiphyt oder Litophyt werden von den Orchideen ja auch nicht immer klar eingehalten. Ist ein Humusepiphyt eine Erdorchidee?

plantsman

Moin,

für mich sind Erdorchideen die Orchideen, deren Wurzeln IM terrestrischen Substrat wachsen, egal ob dieses sehr humos oder auch sehr mineralisch ist und egal aus welcher Verwandtschaft sie kommen und deren Wurzeln nicht das hohe Luftbedürfnis echter Epiphyten haben.

Taxonomisch gesehen sind für mich nur die Unterfamilie Orchidoideae (http://www.mobot.org/MOBOT/research/APweb/) DIE Erdorchideen, weil der Großteil der Gattungen terrestrisch wächst. Trotz teilweise epiphytischer Lebensweise wie die gezeigten Cynorkis und Arnottia. Ansonsten beschränkt sich die terrestrische Lebensweise auf bestimmte Verwandschaftskreise der Epidendroideae (z.B. Eulophia, Bletia, Calanthe, Malaxis) und Cypripedioideae.

Als Gegenbeispiel zu der morphologischen Definiton nenne ich die meisten Oeceoclades-Arten, echte Erdorchideen. Dort sind die Blätter sehr langlebig (bei meiner O. saundersiae leben die Blätter mehr als 2 Jahre), haben keine unter- sondern oberirdische Sprossknollen (Bulben), wachsen aber eindeutig mit ihren Wurzeln in terrestrischen Substraten.

Was soll eigentlich Humusepiphyt bedeuten? Epiphyt bedeutet "auf Pflanze". Humus ist aber keine Pflanze also kann es (finde ich) auch keine Humusepiphyten geben. Diese Pflanzen sind für mich eindeutig Erdorchideen (s.o.). Oder würde jemand Arethusa bulbosa als Humusepiphyt bezeichnen.
Tschüssing
Stefan

Berthold

Zitat von: Carsten am 13.Dez.10 um 16:32 Uhr
Vielleicht kommen wir der Sache etwas näher, indem wir beide Definitionen verknüpfen?
Erdorchideen sind typischerweise Orchideen, die im Boden wachsen, über unterirdische Speicherorgane verfügen und deren überirdische Pflanzenteile nach spätestens 10 Monaten erneuert werden.


Ist ein Humusepiphyt eine Erdorchidee?

Carsten, ich denke, meine Definition schliesst Deine ein. Die unterirdischen Speicherorgane braucht man nicht extra zu erwähnen, da sie bei einer mehrjährigen Pflanze eh vorhanden sein müssen.

Ich finde, ein Humusepiphyt ist eine Orchidee, die in Humus wächst, egal ob der Humus in einer Baumgabel oder direkt auf dem Boden liegt. Arnottia klettert halt meist in die Humusnester in Baumgabeln oder in Baumfarne, würde Arethusa vielleicht auch gern machen, hat aber keine Bäume in der Gegend und ausserdem kommt die Sonne bis zum Erdboden.

Charleman, die blattabwerfenden Dendrobien und Phals haben aber doch überirdische Speicherorgane, oder?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Ich denke das der Übergang von Erdorchideen zu Epiphyten eher fließend verläuft. Es gibt Arten die am Boden als auch an oder sogar in Bäumen wachsen und auch unter den Epiphyten gibt es welche die ihre Blätter nach relativ kurzer Zeit wieder abwerfen.
Ich denke wir sollten diese Unterscheidung anders definieren.

z.B. meine Arundina, die wächst auch ausschließlich terrestrisch. Hat keine nennenswerten Speicherorgane und behält ihre Blätter schon ca. 2 Jahre.
Das wäre so ein "Zwitter".
In jeden Baumarkt bekommt man mittlerweise Ludisas, das sind auch Erdorchideen die nicht nach 10 Monaten ihre Blätter abwerfen.

So einfach werden wir das nicht auseinadergefriemelt bekommen.
Wir könnten uns natürlich hinsetzen und jede einzelne Art durchkauen, aber das wird uns am Schluß auch nicht weiterhelfen.

Warum möchtest Du denn gerne die Erdorchideen so genau definiert haben, was ist der Grund für die exakte Abspaltung?

Ich denke das die Trennung von winterharten Erdorchideen und tropischen Orchideen ausreicht.