Cypripedium irapeanum

Begonnen von Berthold, 27.Nov.13 um 16:20 Uhr

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Carsten

Meine sind insgesamt wohl etwas kleiner und wenigertriebig als Deine, weil ich nach Dir bestellt habe, aber sie waren ebenfalls blaß und hatten Triebe von ca. 2-4 cm Länge. Zwergenspargel.

Berthold

Zitat von: purpurea am 06.Jan.14 um 14:24 Uhr
Frag doch mal Manne wie er seine irapeanum pikiert hat. Er hilft Dir bestimmt weiter. :rot
Die müssten jetzt schon blühstark sein. :yes

"""""""ich habe auch noch C. cordigerum und C. irapeanum auspikiert. Dort habe ich zusätzlich noch zwei Neudohum-Lehm-Sand Varianten und mein Substrat für O. palustris eingebracht.
Die Winterhärte von  C irapeanum werde ich hier auch gleich testen."""""
BG
Manne

Ich denke, dass sie schon geblüht haben, aber sie werden alle dem Frost zum Opfer gefallen sein, vermute ich.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Wie zu vermuten ist Cypripedium irapeanum eine stark pilzabhängige Art, die kaum asymbiotisch im Topf oder im heimischen "unsterilen" Gartenboden zu kultivieren sein dürfte.
Bereits durchgeführte Untersuchungen an der Art legen diese Vermutung nahe. Ich danke Tom Velardi für den Link.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

purpurea †

Wäre das etwas als Zugabe fü das Substrat?
Ich verwende es schon einige Jahre.
http://www.inoq.de/profi-anwender-de.html
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

Claus

Rudolf, welches Produkt verwendest du? Das von Pötschke?
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: purpurea am 01.Feb.14 um 09:17 Uhr
Wäre das etwas als Zugabe fü das Substrat?

Das sind natürlich völlig andere Pilze als die irapeanum spezifischen. Aber vielleicht können sie trotzdem einen gewissen Infektionsschutz auch für irapeanum liefern, indem sie anaeroben Bakterien das Leben erschweren, was man allerdings auch durch luftiges Substrat erreichen kann.

Ich denke, eine Prognose ist schwierig. Man muss es testen. Aber dann sollte man zunächst testen, ob Cephalanthera damasonium in dem Substrat überleben kann.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

purpurea †

Zitat von: Claus am 01.Feb.14 um 09:59 Uhr
Rudolf, welches Produkt verwendest du? Das von Pötschke?

Hallo Claus
Nein , meines ist direkt von der Firma. Es istdas Spezial im 10 Litergebinde.
Aber Pötschke vertreibt das gleiche.
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

Berthold

Ich hatte ja Versuche mit verschiedenen Ständerpilzen aus dem Garten durchgeführt, die auf Holzhäxel leben. Eine gewissen Schutzwirkung bei Knollen-Orchideen und auch bei Cypripedium konnte ich nachweisen. Andererseits hat das Myzel die Orchideenwurzeln so stark bewachsen, dass die Orchideen in der Wasseraufnahme behindert wurden und die Blätter schlapp runter hingen. Nach Reinigung der Wurzeln mit einer Zahnbürste waren die Orchideen wieder fit.

Stanislav hatte Versuche mit dem Austernseitling durchgeführt, die zu ähnlichen Ergebnissen führen. Aber eine Cephalathera damasonium oder Orchis pallens konnte er soweit ich weiss, ebenso wenig vor dem Abfaulen schützen wie ich mit meinen Gartenpilzen 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Inzwischen sind leider die Sämlinge in allen Substraten abgefault. Nur die Wurzelspitzen sind noch übrig geblieben.

Ich möchte manne deshalb davon abraten, die Art als Kreuzungspartner zur Zucht neuer frostfester mittelamerikanischer Cypripedium-Arten einzusetzen. :classic
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Carsten

#24
Berthold hat mich gefragt, wie es meinen irapeanum-Sämlingen geht.
Ein Sämling ist nach 3-4 wochen verschwunden, ein zweiter erst vor ca. 2 wochen. Der dritte sieht gesund und grün aus.
Der erste, der oberflächlich verschwunden war, war ein paar Zentimeter in die Länge gewachsen, aber gelb/weiß geblieben. Der Zweite ist ebenfalls ca. 5 cm gewachsen und halb ergrünt, und zwar vor allem an den halb ausgebildeten Blättern (die irgendwann eben nicht weiter gewachsen sind).
Frage: Warum wird eine Pflanze grün, eine weitere nur teilweise und die Dritte garnicht, unter gleichen Bedingungen? Hat das wirklich was mit einem (fehlenden?) Pilz zu tun? Oder haben die Sämline eine anderes Stoffwechselproblem? Braucht auch irapeanum eine "Vernalisierung" irgendeiner Art, besonders aus der Flasche? Können einige Sämlinge den Schalter zur Photosynthese nicht umlegen und warum nicht?
In einem AHO Heft wird erwähnt, daß Epipactis spp. fakultativ mycotroph sind/sein können: Pflanzen an dunklen Standorten sind stark pilzabhängig. Diese Anhängigkeit sinkt mit zunehmend besseren Licht/Wachstumsverhältnissen.
Der Artikel, den Berthold oben verlinkt, zeigt, daß C. irapeanum einige Pilze beherbergt, und die beprobten Exemplare vielleicht sogar mycotroph/Pilzabhängig sind. Er zeigt aber nicht, daß die Art generell auf die Pilze angewiesen ist.
Ich würde Jan unterstützen und postulieren, daß die Art fakultativ mycotroph ist, also Pilzsymbiosen eingehen kann, wenn die Umweltbedingungen nicht optimal sind. In unseren Kulturen herrschen aber optimale Bedingungen bezüglich Klima, Licht, Nährstoffversorgung, Hygiene und Konkurrenz. Oder etwa nicht?
Das Temperaturproblem in der Flasche wurde oben schon thematisiert. Würden die Überlebenschancen der Sämlinge signifikant verbessert werden, wenn Temperatur und Licht vor dem Ausflaschen besser gesteuert würden? Werden Triebwachstum und Photosynthese noch über andere Faktoren gesteuert/getriggert?

Berthold

Ich denke, dass der Mykorrhiza-Pilz an der Pflanze zwei unterschiedliche Hauptfunktionen hat. Eine Funktion ist die Ernährung, die zweite Funktion ist die Abweisung anderer Pilze und Bakterien.
Viele Orchideenarten können sich ohne Pilze selber durch ihr Chlorophyll über Photosynthese ernähren, faulen aber unter unsterilen Bedingungen schnell ab. Zu diesen Arten gehört sicherlich C. irapeanum, aber auch Selenipedium.

Pilze, die die Pflanze ernähren sind i. a. artspezifischer als Pilze, die nur einen Schutz vor Fäulnis bieten. Pilze, die den Samen keimen, können oft auch noch die adulte Pflanze ernähren.
Es kann somit auch vorkommen, dass eine Epipactis helleborine ohne Chlorophyll (albinistische Form) zwar nicht abfault aber verhungert, weil ein Schutzpilz einen Ernährungspilz verdrängt bzw. behindert. 

Das Nichtergrünen eines vergeilten chlorophyllfreien Sämlings halte ich für irgendeine Stoffwechselstörung, die durch Infektion des Rhizoms bewirkt wird.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Carsten

Mein Cyp. irapeanum hat mir ein paar Tage Sorgen bereitet, weil sich der Trieb schnell braun verfärbt hat. Jetzt liegt er da im Topf. Ist aber gar nicht schlimm, denn praktisch zeitgleich ist ein Neutrieb erschienen. Ruhepause? Wozu?

Berthold

Zitat von: Carsten am 25.Jul.14 um 11:14 Uhr
Ist aber gar nicht schlimm, denn praktisch zeitgleich ist ein Neutrieb erschienen. Ruhepause? Wozu?

sehr gut, Carsten :yes
Ich würde gleichmässig weiter leicht feucht und halbschattig halten. Wenn die Pflanze eine Ruhepause machen will, tut sie das von alleine. Aber man weiss nie in welchem Zyklusabschnitt sie sich aktuell befindet.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Carsten

Zitat von: Berthold am 25.Jul.14 um 11:22 Uhr
Ich würde gleichmässig weiter leicht feucht und halbschattig halten.

Mache ich. Offenbar mag die Pflanze viel Licht, denn trotz hellem Standort ist der alte Trieb noch deutlich Richtung Nachmittagssonne gewachsen. Ich werde die Pflanze trotzdem nicht heller stellen, weil es dort, wo es heller ist, auch noch wärmer ist.
Der alte Trieb hatte eine Pilzinfektion am Stengel. Eine Behandlung mit einer Auswahl an Fungiziden (inkl. Aliette) wurde gut vertragen. Die Infektion ist nicht fortgeschritten und der Trieb blieb noch monatelang grün.

Berthold

Nach neueren Untersuchungen lebt die Art in Symbiose in einer arbuskulären Mykorrhiza. Sie ist also stark pilzabhängig.
Das erklärt ihr sehr grosse Neigung zum Abfaulen in der Kultur in Europa, wo man den passenden Pilz nicht im Topf mit kultivieren kann.
Sie scheint also kaum eigene Resistenz gegen Infektionen zu besitzen, sondern verlässt in dieser Hinsicht auf die antibiotische und fungizide Wirkung ihres Pilzpartners.

Ähnlich scheint die Lage bei den verwandten Cypripedium-Arten molle und dickinsonianum zu liegen

Man wird in der Kultur also nur kleine Erfolge erzielen können, wenn man die Pflanzen möglichst steril kultiviert und dabei viel Glück hat. Oder man muss einen geeigneten europäischen Pilz suchen, der die Pflanze nicht verstoffwechselt auch in der Lage ist, sie zu schützen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)