Symbiotische Aussaat

Begonnen von Berthold, 13.Sep.08 um 12:57 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Berthold

Hier eine typische B1-Mischpilzkultur. Orchis morio alba, 5 Wochen nach der Aussaat:


man sieht im 6 bis 9-Uhr Sektor die Schwarzfärbung, die durch einen Fremdpilz bedingt ist.
Anfänglich entwickelten sich die Protokorme gleichmässig über die Oberfläche und sogar noch schneller als auf reinem B1. Dann aber hat sich der Infektionspilz durchgesetzt und die Protokorme im Schwarzsektor sind abgestorben und die übrigen haben ihre Entwicklung deutlich verlangsamt.

Es kann passieren, dass sich der B1 wieder im gesamten Glas durchsetzt, dann geht die Entwicklung der überlebenden Protokorme normal weiter. Die Wahrscheinlichkeit hierfür beträgt 40%.
In so einem Glas findet ein dynamischer Prozess statt und man kann praktisch nicht vorher sehen, wie er endet. Man kann ihn aber beeinflussen durch unterschiedliche Pilzfuttermittel, nur weiss man nicht in welcher Richtung.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Österreicher hin oder her, dies ist auch kein Österreicher sondern ein Berliner, nämlich Dieters Pilz D1 auf Eichensubstrat.

Zur Zeit mache ich einen Vergleich zwischen verschiedenen Pilzen und unterschiedlichen Substratzusätzen. Zum einen mein Nährmedium ohne Zucker und Agar, zum andern ein einfaches Rezept, bei dem ich als Aminosäurequelle Adors hydrolysierten Schweinedarm Palbio 62 SP verwende. Davon habe ich nämlich noch ein paar Kilo.  :whistle Er stinkt ungemein!  :bad :bad :bad Zum Vergleich auch noch Haferagar. Aufgelegt wurden jeweils Anacamptis morio von der Ernte dieses Jahres.

Während die Pilze B1, L1, 3707, 3713 und auch der neue CP sich sehr ähnlich verhalten und dünne Hyphen zwischen den unregelmäßigen Substratteilen bilden, zeigt sich Dieters Pilz völlig abweichend als Wattepuschel, so sieht man oft Schimmel beginnen. Aber es ist kein Schimmel, auf Haferagar bildet er normale, flach angepresste Hyphen. Auf dem Foto hier auf Eiche sieht man diese Watte sehr deutlich.

Von den anderen Pilzen liegt zur Zeit der CP beim Wettrennen an der Spitze, er scheint recht aktiv zu sein, Reinheitsprüfung vorbehalten.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Dieter

#227
nee Claus,
DAS kann nur eine verunreinigung sein......
da hast du den falschen der drei erwischt !
sowas macht der bei mir NIE, ehrlich  :thumb

aber du kannst den ja testen:
wenn er australische Pterostylis keimt, DANN ist er ok.   

ach, habe gerade gesehen:
der extrakt aus Pterostylis knollen auf haferagar
keimt auch Pterostylis (mindestens)
und wächst "ganz zivilisiert" 

wir sollten ihn D2 nennen  :-D

Claus

Nee, Dieter,
das macht er nur auf Holz. Und da schafft er auch die Keimung von Samen gut. das hatte ich ja schon einmal, nur nicht mit der vereinfachten Rezeptur, bei der das genauso aussieht wie bei der komplexen.

Wie gesagt, auf Hafer ist er ganz brav. Und auf Toresa sah man ihn ja gar nicht. Das kann aber an den Aminosäuren gelegen haben, du hast ja normalen Blumendünger genommen, der enthält ja Nitrate und Ammonium, aber keine Aminosäuren.

Auf jeden Fall ist das kein Rhizoctonia, aber Symbiosepilz und von daher sehr interessant.

Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Dieter

da ich inzwischen auch "komplexe" organische subtrate nutze,
müßte er das bei mir auch machen...........

tut er aber nicht.

was tust du da rein,
daß er sich derart aggressiv dagegen wehrt?   :ka

Claus

Zitat von: dieter am 31.Jul.09 um 08:11 Uhr
da ich inzwischen auch "komplexe" organische subtrate nutze,
müßte er das bei mir auch machen...........

tut er aber nicht.

was tust du da rein,
daß er sich derart aggressiv dagegen wehrt?   :ka

Na, altes vergammeltes Holz halt, natürlich sterilisiert!  :-D Und er wehrt sich ja nicht, wie du siehst, sondern ist ganz begierig auf diesen Stoff.  :thumb
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: dieter am 31.Jul.09 um 08:11 Uhr
was tust du da rein,
daß er sich derart aggressiv dagegen wehrt?   :ka

einen Fremdpilz, der ihn aktiviert, diese Wattehyphen zu bilden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Ach nee,

ein Fremdpilz würde ja nicht aktivieren, sondern normalerweise überwuchert entweder einer den anderen, oder beide leben in Koexistenz, aber mit abgegrenzten Gebieten. Das habe ich alles schon gesehen.

In Dieters Toresa lebten allerdings drei nebeneinander, wobei man zwischen den Holzfasern aber gar keine Hyphen sehen konnte. Möglich, dass sich die Pilze in einzelnen Fasern als ihr eigenes Territorium verstecken. Dafür spricht, dass in der D1-Probe von Jürgen, aus der ich eine einzelne winzige Holzfaser entnahm, nur dieser Pilz enthalten war, der auf Hafer zarte Hyphen und auf Holz diese Puschel bildet. Und er fördert die Keimung und das Wachstum.

Ich denke eher, der ist eigentlich rein. Garantieren kann ich das natürlich nicht, aber ich werde mal diese Versuche mit extrem magerem Nährmedium machen, um zu versuchen, eine einzelne "Flachhyphe" zu fassen und zu vermehren.

Bei der Lufthyphe gelang das ja auch, allerdings war das ganz einfach, mit der Pinzette eine einzelne Faser aus der Luft zu packen. Die waren ja bis 5 cm lang.

Ich werde mal von dem Wattepuschel etwas packen und wieder zurück auf Hafer bringen.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 31.Jul.09 um 11:19 Uhr
Ich werde mal von dem Wattepuschel etwas packen und wieder zurück auf Hafer bringen.

Claus, ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass die Wattepuschel auf Hafer anständige Langhyphen bilden und auch noch Orchideen keimen, bin da sehr gespannt..
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Ja, Berthold,
mir kommt das auch alles merkwürdig vor. Aber vor Monaten, als ich das schon einmal machte, förderte dieser Pilz Sämlinge auf Holz sehr gut. Und jetzt wurde er ja auch wieder vom Haferagar auf Holz übertragen.

In deinem Pilzbuch bin ich noch nicht weit genug vorgedrungen, um den Unterschied zwischen anamorphen und teleomorphen Formen wirklich zu verstehen. Die anamorphen Formen sind z.B. die fungi imperfecti, wie auch der B1. Wir wissen ja bisher immer noch nicht exakt, welchem Teleomorph er entspricht, dazu schicke ich ihn ja in Kürze noch einmal an Christian.

Wenn ich es richtig verstanden habe, sind die teleomorphen Formen die sexuellen Formen, die Anamorphe asexuell. Nirgendwo habe ich aber gefunden wie genau denn nun die teleomorphe Form aus der anamorphen entsteht, d.h. unter welchen Bedingungen die Entwicklung eines Pilzes von der vegetativen Form in Richtung der sexuellen Form geht. Man hat ja immer noch diese wundervollen Bezeichnungen "Nebenfruchtform" und "Hauptfruchtform", d.h. ich habe den Eindruck, dass es zur Zeit wissenschaftlich um die Pilzforschung schlecht bestellt ist. Es reicht doch nicht, wenn man nur Champignons, Steinpilze und Pfifferlinge als Pilze kennt, man muss doch auch eine dem Laien verständliche Darstellung geben können. Laut Schwantes kennt man aber von 30% aller Pilze nur die anamorphe ungeschlechtliche Form.  :heul :heul :wacko

Herr Schwantes schreibt da auf Seiten 108-109 in seiner unnachahmlich differenzierten Schreibweise, wie es zu den Weiterentwicklungen kommen kann, hier ein paar Auszüge: "Die Aktivitäten des Primärstoffwechsels sind gekennzeichnet durch Reaktionen, die zur Belieferung mit der notwendigen Energie und zur Synthese der Grundbausteine erforderlich sind. So wird der Aufbau von Makromolekülen und die Vermehrung der Biomasse ermöglicht. Diese Vorgänge sind charakteristisch für die mehr oder weniger lange Phase der vegetativen Entwicklung, in welcher die Vertreter zahlreicher Pilzgruppen übereinstimmen. .... Mit einer langsam einsetzenden Verarmung des Mediums und gleichzeitiger Anreicherung von Metaboliten sowie durch Veränderung der Bedingungen im Wachstum kommt es zu Störungen dieses Gleichgewichtes, damit erfolgt eine Umstellung vom Primär- zum Sekundärstoffwechsel. In dieser Lebensphase des Sekundärstoffwechsels setzt jetzt die weiterführende Entwicklung der myzelbildenden Pilze ein. Es wird ein Luftmyzel gebildet, das vom Substratmyzel ernährt werden muss, von ihm folglich abhängig ist. Gleichzeitig entstehen die zahlreichen Formen vegetativer Vermehrung, des Anamorph und sexueller Fortpflanzung, des Teleomorph, d.h. erst in dieser Phase erhält der Pilz seine typische, vielfältig ausgestaltete artspezifische morphologische Gestalt."  :heul :heul :heul

Rein theoretisch könnte es also sein, dass wir den D1 auf Hafer als anamorphe Form vorliegen haben und dass der dann unter den auf Holz bestehenden Bedingungen in die teleomorphe Form übergeht. Denn auf Haferagar steht ihm die leicht abbaubare Stärke zur Verfügung, auf dem Holz aber nur die schwerer abbaubare Cellulose, schon das könnte ein Auslöser sein. Interessant wäre schon deshalb die Rückübertragung auf den Haferagar.  :thumb :whistle

Und welche Form sponsort eigentlich die Orchideensamen?  :ka :ka :ka
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Dieter

Zitat von: Claus am 31.Jul.09 um 14:06 Uhr

Und welche Form sponsort eigentlich die Orchideensamen?  :ka :ka :ka


ja, wärt ihr nur zu Professor Dr. Ries netter gewesen,
JETZT könntet ihr mal ihre kompetenz in anspruch nehmen.
aber so?    :-D

und von Dr. Joe ist auch keine unterstützung zu erwarten,
manche Österreicher sind nachtragend,
det weeß ick.............

Berthold

Zitat von: dieter am 31.Jul.09 um 15:17 Uhr
ja, wärt ihr nur zu Professor Dr. Ries netter gewesen,
JETZT könntet ihr mal ihre kompetenz in anspruch nehmen.
aber so?    :-D

die sagt doch nichts. Sie sitz ja im Ehrenrat und der wird nur aktiv bei Streitfällen zwischen gesitteten Menschen, also z. B. wenn sich Dr. Joe mit dem Präsidenten streiten würde.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Zitat von: dieter am 31.Jul.09 um 15:17 Uhr
ja, wärt ihr nur zu Professor Dr. Ries netter gewesen,
JETZT könntet ihr mal ihre kompetenz in anspruch nehmen.
aber so?    :-D

Ich glaube, das käme mir spanisch ... äähh ... italienisch vor.   :weird :weird :weird
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Uhu

Zitat von: Berthold am 27.Jul.09 um 17:11 Uhr
ebenfalls Orchis morio alba x alba, 6 Wochen nach der Aussaat auf B1(auf Schrägagar mit 2.5 g/l Haferflocken, sonst nix):


seit 2 Wochen am Licht. Die Sämlinge haben jetzt max. 17 mm Höhe erreicht und sind reif zum Pikieren. Sie kommen jetzt in reines Neudohum mit Tüte drauf ans Wohnzimmerfenster. 2011 sollen sie blühen und zwar weiss!

Man sieht, dass die Entwicklung deutlich unterschiedlich verläuft im Vergleich zu dem Foto in vorherigen Beitrag. Das kann nach meiner Meinung nur an der Reinheit des Mykorrhiza-Pilzes liegen.

Hallo Berthold,

setzt Du die Sämlinge bei B1 zwischenzeitlich auf neue Böden oder pikierst Du direkt aus dem Aussaatglas in substrat?
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 15.Aug.09 um 21:35 Uhr
setzt Du die Sämlinge bei B1 zwischenzeitlich auf neue Böden oder pikierst Du direkt aus dem Aussaatglas in substrat?
Jürgen, wenn die Sämlinge so gut wachsen wie diese hier kommen sie sofort in reines Neudohum. Da wachsen sie sogar etwas schneller weiter als auf dem Pilz und vor Allem "nachhaltig".
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)