Orchideenkultur

Fachbereich => Allgemeines => Thema gestartet von: Rhodosfreund am 06.Jan.13 um 11:55 Uhr

Titel: Keimvorgang sichtbar gemacht Visable germination process
Beitrag von: Rhodosfreund am 06.Jan.13 um 11:55 Uhr
Hallo Stefan,
wie sehen denn nun Deine Protokorme aus? Kann man den Keimvorgang schon sehen? Es wurde schon geschrieben, dass die Samen so aussehen, dass sie gut gequollen sind und von der Farbe her auch richtig gebleicht wurden. Ich werde ein paar Bilder von den unterschiedlichen Keimstadien hier einstellen, es ist schon interessant, wie sich die Samen auf Medium entwickeln. Volzotan hat ja schon geschrieben, dass das erste sichere Zeichen der beginnenden keimung ist, wenn die Testa durchstoßen wird. Weiterhin werden die Protokorme schnell glasig und es bilden sich die ersten Wurzelhaare. Der nächste Schritt ist dann, dass sich der Trieb zeigt. Das ist in der Regel dann der Zeitpunkt des Auspikierens.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 06.Jan.13 um 13:44 Uhr
Achim, ganz hervorragende Bilder :thumb :thumb :thumb
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 06.Jan.13 um 14:36 Uhr
Genial wäre es, wenn wir solche Bilder von der symbiotischen Keimung sehen könnten. Dann wüsste man endlich mal genauer, wie die Pilzhyphen in den Samen eindringen und sich dann als Orchideennährstoff aufopfern
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Claus am 06.Jan.13 um 16:18 Uhr
Achim, ein paar Protokorme auf B1 könntest du doch ruhig mal opfern.  :thumb
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Rhodosfreund am 06.Jan.13 um 16:53 Uhr
Hallo Berthold,
habe ich alles schon gemacht. Leider konnte ich das Eindringen nicht im Bild festhalten, da ich nirgends so etwas feststellen konnte. Aber ich habe sehr oft bei symbiotischer Aussaat den Austritt an den Wurzelhaaren im Bild festahlten können.
Bilder kann ich bereitstellen.

Gruß

Rhodosfreund

Wer kann auf dem Bild schon feststellen, wo der B1 in das Protokorm eindringt.
Bei Bild 2 sieht man ein Rhizoid aus einem der Wurzelhaare austreten?
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Rhodosfreund am 07.Jan.13 um 09:46 Uhr
Hier noch zwei Bilder, wo ich denke, dass der Austritt aus dem Rhizoid besser dargestellt ist.

Gruß

achim
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: neil am 07.Jan.13 um 11:23 Uhr
Achim,

Könnten Sie nach diese Fotos in einer größeren Größe? So daß können wir die detail in ihnen.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 07.Jan.13 um 12:11 Uhr
Zitat von: Rhodosfreund am 06.Jan.13 um 16:53 Uhr
Wer kann auf dem Bild schon feststellen, wo der B1 in das Protokorm eindringt.
Bei Bild 2 sieht man ein Rhizoid aus einem der Wurzelhaare austreten?

Dass eine Pilzhyphe aus einem Orchideen-Rhizoid rauswächst, passt überhaupt nicht in meine Modellvorstellung der symbiotischen Keimung.
Ich war bisher immer der Meinung, dass die Pilzhyphen in das Embryo hinein wachsen und dort von der Orchidee enzymatisch in Nährstoff zerlegt werden. Aber ein solcher Ablauf würde in keiner Weise erklären, wie Hyphen das Protokorm wieder verlassen können.

Ich fürchte, da muss einige Literatur umgeschrieben werden.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Rhodosfreund am 07.Jan.13 um 17:20 Uhr
oh, das will ich nicht behaupten. Es sind nur so meine Gedanken gewesen, als ich danach gesucht habe, wo wohl die Hyphen in den Samen eindringen. Ich habe von der Materie sowieso nicht die Ahnung, um zu behaupten, dass es wirklich so ist. Nur habe ich bisher bei der asymbiotischen Vermehrung derartige Erscheinungen nicht gesehen, obwohl ich in den letzten beiden Jahren unendlich viele Aufnahmen  von Orchideensamen durchgeführt habe.

Gruß

Achim
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 07.Jan.13 um 18:30 Uhr
Zitat von: Rhodosfreund am 07.Jan.13 um 17:20 Uhr
oh, das will ich nicht behaupten.
Gruß
Achim

Achim, ist aber nach den Aufnahmen nicht zu leugnen. Was sollen diese dünnen Fäden denn sonst sein als Pilzhyphen, da versagt meine Phantasie.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Claus am 07.Jan.13 um 22:53 Uhr
Der Pilz ist hungrig. Wenn er in den äußeren Zellen des Embryos steckt wird er ja nach der Lehrbuchmeinung verdaut. Aber er ist ja zunächst noch am Leben und sucht hier und da und dort. Er macht ja auch zunächst Lufthyphen und geht die nicht verdaubare Glaswand hoch. Wahrscheinlich bestehen die Rhizoide aus Röhren - schließlich sollen sie ja Nährstoffe aus der Umgebung aufnehmen - warum also sollen die Hyphen nicht auch diesen Weg gehen? Er ist ja auch erfolgreich; denn außen gibt es ja wieder Haferfutter.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 07.Jan.13 um 22:59 Uhr
Claus, meinst Du dass die Pilz-Hyphen vielleicht aussen an den Wurzelhärchen entlang wachsen? Wenn sie innen durch wüchsen, müssten sie ja schon zum Teil verdaut werden.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Claus am 07.Jan.13 um 23:09 Uhr
Mal abgesehen von der Lehrbuchmeinung, der ich nicht unbedingt anhänge: Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Hyphen in die äußeren Zellen des Embryo eindringen und dann den keimenden Embryo wie über eine Pipeline mit Nährstoffen versorgen.

Aber nehmen wir mal die übliche Deutung an. Dann kann dennoch der Pilz aus den äußeren Bereichen des Samens Hyphen entsenden. Und die können dann aus den Rhizoiden herauswachsen.

Die Lehrbuchmeinung ist ja wohl, dass Hyphen auch über Rhizoide in den keimenden Embryo eindringen. Dies scheint aber nach Achims Fotos widerlegt zu sein. Müsste man natürlich noch erhärten.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 07.Jan.13 um 23:43 Uhr
Zitat von: Claus am 07.Jan.13 um 23:09 Uhr
Die Lehrbuchmeinung ist ja wohl, dass Hyphen auch über Rhizoide in den keimenden Embryo eindringen. Dies scheint aber nach Achims Fotos widerlegt zu sein. Müsste man natürlich noch erhärten.

Vielleicht hat man ähnliche Bilder wie die von Achim gesehen und die Wachsrichtung umgekerht interpretiert.
Es heisst sogar, dass die Hyphen nur in die Rhizoide hinein wachsen, was nach meiner Meinung nicht sein kann, weil der Embryo ja anfänglich gar kein Rhizoide besitzt aber trotzdem von den Pilzen schon ernährt wird.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: orchitim am 08.Jan.13 um 05:29 Uhr
Was mir bei den Bildern fehlt sind die Vakuolen, welche normalerweise im Lichtmikroskop sichtbar wären. Da es sich hier jedoch anscheinend um ganz frische Keimlinge handelt wäre ein fehlen möglich, da die Ausbildung der Vakuolen erst mit fortschreitender Entwicklung des Zellverbandes erfolgt, u. a. in Abhängigkeit der eingelagerten Menge unverdaulicher Hyphenreste.
Hinsichtlich der Orchideenmykorrhiza, kann man überhaupt von solcher sprechen schließlich handelt es sich ja um einen parasitischen Vorgang zugunster der Orchideen, bestehen noch so viele Ungereimtheiten und fehlende Erkenntnisse, da sind solche Bilder und eine Diskussion darüber auf jeden Fall ein spannendes Thema.
Betreffs Mykorrhiza(oder nicht) stellt sich mir auch die Frage, welche Rolle spielen hierbei die Chitinasen, ansonsten Abwehrstoffe der Wurzelzellen gegen Schadpilze. Handelt es sich bei der Orchideenmykorrhiza eventuell nur um eine Abwehrreaktion der Pflanzenzellen mit dem positiven Nebeneffekt der Nährstoffbereitstellung aus den Abbauprodukten. Bisher unbekannt ist ja immer noch, von wem der Partner der Auflösungsvorgang der Pilzhyphen ausgeht, vom Pilz selbst(autolytisch) oder von der Orchideenzelle(Chitinasen- also quasi parasitisch).
Zu den hier oft zitierten Rhizoiden eine Frage. Sind es überhaupt welche, da selbige eigentlich spezifisch für primitive Pflanzen, Moose etc. beschrieben sind, bzw. kann man/werden Zellausstülpungen im Keimling generell als solche bezeichnet? Ich kann zu letzterem eigentlich nichts finden. Fragen über Fragen.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Rhodosfreund am 08.Jan.13 um 08:35 Uhr
Hallo Claus,
Ich kann Bilder zeigen, wo man annehmen muss, dass die Rhizuide aus Röhren bestehen. Ich habe festgestellt, dass, wenn man eine Petrischale öffnet, die Rhizoide wie ein Feuerwehrschlauch ohne Wasserdruck zusammenfallen. Dazu gleich ein Bild. Dort kann man das genau sehen
Berthold,
ich habe auch feststellen können, dass die Hyphen an der Außenwand der Rhizoide langwachsen. Ich werde einmal nach dem Bild suchen und einstellen.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: orchitim am 08.Jan.13 um 08:49 Uhr
Rhizoide werden auch als solch ein Schlauch beschrieben, bei dem sich die Zellwandung ausstülpt und an der Spitze die Ausstülpung wieder nach innen stülpt. So zumindest eine gängige Erklärung für die Entstehung der Rhizoide, welche als Vergrößerung der Zellwandoberfläche vermutet werden um dem Keimling größeren Kontakt zur Umwelt zu ermöglichen und damit mehr Oberfläche für den Stoffwechsel zu haben.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Rhodosfreund am 08.Jan.13 um 08:59 Uhr
Ich möchte gleich noch eine Bilderserie nachschieben, wo ersichtlich ist, wie schnell sich die Hyphen des B1 ausbreiten. Ich wollte mit dieser Serie herausfinden, ob sichtbar wird, wann und wo die Samen von den Hyphen kontaktiert werden. Leider habe ich da kein befriedigendes Ergebnis gefunden. Zumindest konnte man die Wachstumsgeschwindigkeit erkennen.

Gruß

Achim
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: orchitim am 08.Jan.13 um 09:56 Uhr
Normalerweise wird angenommen, behauptet, vermutet das die Samen Lockstoffe für den Pilz aussenden/abgeben. Das würde für ein zielgerichteteres hinwachsen der Hyphen zum Sämling sprechen. So sieht das aber nicht aus auf dem Bild.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Rhodosfreund am 08.Jan.13 um 09:58 Uhr
ja, als würden die Samen ohne Interesse sein
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: orchitim am 08.Jan.13 um 10:01 Uhr
Was sind das eigentlich für Kügelchen auf den Hyphen, Quellkörperchen etwa?
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Claus am 08.Jan.13 um 10:14 Uhr
Die Hyphen gehen zunächst ohne Zielsetzung in alle Richtungen auseinander, auf dem Haferagar vom Zentrum einer Infektion radial nach außen. Manche Pilze, auch der neue B1, bilden während dieser "Expansionsphase" auch kurze Lufthyphen, diese werden aber nach völliger Bedeckung der Oberfläche wieder abgebaut. Wenn die Hyphen an die Wand des Glases kommen, wachsen sie noch ein paar cm nach oben, geben dann aber auf. Auch diese Hyphen werden später zum größten Teil wieder abgebaut.

Nimmt man statt der ebenen Oberfläche des Haferagars ein Gemisch aus groben Holzspänen bzw. Zweigen, dann gehen die Hyphen auch dauerhaft durch die Luft. Sie wandern also nicht nur über die Kontaktstellen der Späne/Zweige sondern überbrücken regelrecht die Luftspalte.

Um Samen herum habe ich nie besondere Konzentrationen an Hyphen gesehen, von daher halte ich nichts von dem Modell eines Anlockens der Hyphen. Auch Achims Fotos zeigen ja dieses Anlocken nicht.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: orchitim am 08.Jan.13 um 11:24 Uhr
Wenn ich die Bildunterschriften richtig deute, Uhrzeitangaben, macht der Pilz aber ganz schön Betrieb beim schieben der Hyphen.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 08.Jan.13 um 11:41 Uhr
Zitat von: Rhodosfreund am 08.Jan.13 um 08:59 Uhr
Ich möchte gleich noch eine Bilderserie nachschieben, wo ersichtlich ist, wie schnell sich die Hyphen des B1 ausbreiten. Ich wollte mit dieser Serie herausfinden, ob sichtbar wird, wann und wo die Samen von den Hyphen kontaktiert werden. Leider habe ich da kein befriedigendes Ergebnis gefunden. Zumindest konnte man die Wachstumsgeschwindigkeit erkennen.

Gruß

Achim

Achim, sind die Samen auf diesen Fotos noch im Originalzustand vom Aussaatzeitpunkt oder sind sie schon irgendwie aufgequollen?
Es könnte ja theoretisch sein, dass die Samen auf dem Nährboden tatsächlich ohne Pilzhilfe etwas aufquillen und kleine Rhizoiden ausstülpen und dass erst dann die Pilzhyphen in diese Rhizoiden hinein wachsen und mit der Ernährung des Embryos beginnen.

Es muss sich ja eine Phase anschliessen, in der die Pilz-Hyphen massiv über den Samen herfallen und der Embryo dann langsam dicker wird und Rhizoide ausstülpt. Aber dieser Zeitpunkt beginnt frühestens 1 Wochen nach dem Aussäen. Bei Orchis morio sieht man mit einer Standard-Lupe erst nach 2 Wochen, bei Orchis elegans erst nach 4 Wochen Rhizoide.

Tom, wir gehen davon aus, dass es sich bei der Orchideenkeimung und parasitäre Vorgänge handelt. Bei adulten chlorophyllfreien Orchideen gibt es echte Symbiose. Das ist mit markierten Molekülen nachgewiesen, wobei man Molekülewanderungen von der Orchidee über einen Pilz in einen Baum gefunden hat und zurück.     
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: orchitim am 08.Jan.13 um 13:56 Uhr
Warum es nur bei chlorophyllfreien  eine echte Symbiose sein soll leuchtet mir nicht ein, wo die doch gerade auf jedes Nährstoffmolekül angewiesen sind. Also dann würde ich schon eher tippen das es bei allen echt smbiotisch zugeht. Wobei mir noch nicht klar ist wovon der Pilz partizipieren will. Aber vielleicht ist er ja ein Süchtling auf Chitinasen. :ka
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 08.Jan.13 um 14:10 Uhr
Zitat von: orchitim am 08.Jan.13 um 13:56 Uhr
Warum es nur bei chlorophyllfreien  eine echte Symbiose sein soll leuchtet mir nicht ein, wo die doch gerade auf jedes Nährstoffmolekül angewiesen sind.

Die grünen Pflanzen können sich selber ernähren durch Photosynthese, aber die chlorophyllfreien eben nicht. Deshalb mussten letztere sich irgendwann in der Evolution mal entschliessen, den Pilzen etwas zurück zu geben, damit die Beziehung langfristig bestehen bleibt. Sonst hätten die Pilze sicher die Lust verloren. Und so kam die Symbiose zustande. Man kennt das ja aus dem richtigen Leben.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: orchitim am 08.Jan.13 um 14:20 Uhr
 :nee
Dafür gibbet es zu viele Belege von sekundärinfektion mit Mykorrhizapilzen, auch bei blättrigen Orchis.

Ich denke das dies nur eine Frage der Ordnung ist.
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Rhodosfreund am 08.Jan.13 um 15:16 Uhr
Zitat von: Berthold am 08.Jan.13 um 11:41 Uhr
Zitat von: Rhodosfreund am 08.Jan.13 um 08:59 Uhr
Ich möchte gleich noch eine Bilderserie nachschieben, wo ersichtlich ist, wie schnell sich die Hyphen des B1 ausbreiten. Ich wollte mit dieser Serie herausfinden, ob sichtbar wird, wann und wo die Samen von den Hyphen kontaktiert werden. Leider habe ich da kein befriedigendes Ergebnis gefunden. Zumindest konnte man die Wachstumsgeschwindigkeit erkennen.

Gruß

Achim

Achim, sind die Samen auf diesen Fotos noch im Originalzustand vom Aussaatzeitpunkt oder sind sie schon irgendwie aufgequollen?
Es könnte ja theoretisch sein, dass die Samen auf dem Nährboden tatsächlich ohne Pilzhilfe etwas aufquillen und kleine Rhizoiden ausstülpen und dass erst dann die Pilzhyphen in diese Rhizoiden hinein wachsen und mit der Ernährung des Embryos beginnen.

Es muss sich ja eine Phase anschliessen, in der die Pilz-Hyphen massiv über den Samen herfallen und der Embryo dann langsam dicker wird und Rhizoide ausstülpt. Aber dieser Zeitpunkt beginnt frühestens 1 Wochen nach dem Aussäen. Bei Orchis morio sieht man mit einer Standard-Lupe erst nach 2 Wochen, bei Orchis elegans erst nach 4 Wochen Rhizoide.

Tom, wir gehen davon aus, dass es sich bei der Orchideenkeimung und parasitäre Vorgänge handelt. Bei adulten chlorophyllfreien Orchideen gibt es echte Symbiose. Das ist mit markierten Molekülen nachgewiesen, wobei man Molekülewanderungen von der Orchidee über einen Pilz in einen Baum gefunden hat und zurück.   


Hallo Berthold,
der Samen ist kurz  nach der Beimpfung des Haferagars steril aufgebracht worden, um den Wachstumsvorgang der Hyphen zu verfolgen. Es ist wirklich so, dass zwischen den Bildern Stunden (wie in der Bildschrift angegeben) vergangen sind. Das Aufbrechen der Testa geschieht bei Anacamtis morio dann relativ schnell (einige Tage).

Gruß

Achim
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Rhodosfreund am 08.Jan.13 um 16:32 Uhr
Zitat von: orchitim am 08.Jan.13 um 10:01 Uhr
Was sind das eigentlich für Kügelchen auf den Hyphen, Quellkörperchen etwa?


Ich vermute, dass es Wassertröpfchen sind

Achim
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Volzotan am 08.Jan.13 um 17:04 Uhr
Die Lockstoffe die auf den Pilz wirken wurden letzenz erst identifitziert, zumindest für arbuskuläre Mykorrhiza, es handelt sich um Srigolactone. (http://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-540-87407-2_14?LI=true)

Die Theorie mit den verdauten Hyphen als hauptsächliche Ernährung würde ich mittlerweile anzweifeln auch Arbuskel werden regelmäßig verdaut und neue gebildet, der Hauptnährstoffaustausch ist dabei recht detailliert nachgewiesen, (der, die, das) Arbuskel dient dabei nur als Schnittstelle. Gut nun bilden sich in der Orchideenmykorrhiza Hyphenknäule statt arbuseln, aber warum sollte nicht der gleiche Nährstoffaustausch stattfinden. Andere Mechanismen zur Bildung von Mykorrhiza sind genetisch stark konserviert, warum sollte es hier anders sein. Orchideen sind für Wissenschaft die Geld kostet einfach nicht interessant, wir müssen mal über den Tellerrand schaun, aber es ist immer schwierig was zu suchen von dem man noch nie was gehört hat.

Gruß Volzotan
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 08.Jan.13 um 19:12 Uhr
Zitat von: Volzotan am 08.Jan.13 um 17:04 Uhr
Die Lockstoffe die auf den Pilz wirken wurden letzenz erst identifitziert, zumindest für arbuskuläre Mykorrhiza, es handelt sich um Srigolactone. (http://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-540-87407-2_14?LI=true)
Die Fotos im Beitrag 18 zeigen aber, dass offensichtlich hier keine Lockstoffe mit im Spiel sind

Zitat
Die Theorie mit den verdauten Hyphen als hauptsächliche Ernährung würde ich mittlerweile anzweifeln auch Arbuskel werden regelmäßig verdaut und neue gebildet, der Hauptnährstoffaustausch ist dabei recht detailliert nachgewiesen, (der, die, das) Arbuskel dient dabei nur als Schnittstelle.
Wenn die Arbuskeln als Schnittstelle für den Nährstoffaustausch dienen, sollten sie ja eigentlich nicht selber verdaut werden. Sie dienen dann ja nur als Membran, durch die Nährstoffe diffundieren.


Zitat
Gut nun bilden sich in der Orchideenmykorrhiza Hyphenknäule statt arbuseln, aber warum sollte nicht der gleiche Nährstoffaustausch stattfinden.
Gruß Volzotan
Da sehe ich auch keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Arbuskeln und Hyphenkneulen in diesem Zusammenhang
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Volzotan am 08.Jan.13 um 20:57 Uhr
Das Arbuskel nur 3 bis 4 tage halten ist Fakt, das habe ich mir nicht ausgedacht. Ich wälz jetzt erstmal wieder Paper, zur Bioinformatik, das hat jetzt Priorität, zur Mykorrhiza such ich euch morgen was raus.

Gruß Volzotan
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 09.Jan.13 um 18:39 Uhr
Weitere Bilder von Hans-Joachim Pischeli. Ich bin beauftragt, seine Bilder hier zu präsentieren.
Zunächst Orchis morio. Das Aufnahme-Datum steht unter dem Bild
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 09.Jan.13 um 18:43 Uhr
Weitere Arten, den Bildunterschriften zu entnehmen
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 09.Jan.13 um 18:45 Uhr
Weitere Arten
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 09.Jan.13 um 18:46 Uhr
Sämlinge
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Volzotan am 09.Jan.13 um 19:11 Uhr
Warum gibt es einen ständigen Umsatz von Arbuskeln?

"In a recent study, Javot
and colleagues analysed the time-scale of arbuscule
development in more detail. They found that arbuscules
undergo a phase of growth until a certain maximum size is
reached, after which arbuscule degradation or senescence
is induced and the arbuscular hyphae become separated
from the remaining cytoplasm by septation. Arbuscules
subsequently collapse over time and ultimately disappear.
This succession of arbuscules is costly in terms of plant
and fungal resources, so why are arbuscules so shortlived?
The observation that mutation of the arbusculespecific
phosphate transporter PT4 results in premature
degradation of arbuscules80 suggests that the lifetime of
arbuscules is influenced by their ability to deliver phosphate
and probably other nutrients. This provides the
plant with a means to maintain efficient arbuscules and
penalize inefficient arbuscules with early degradation.
conceptually, this mechanism allows the plant not only
to discriminate between efficient and inefficient fungal
species but also to remove potientally 'good' fungal
symbionts that are attached to a poor phosphate source.
This concept allows fungal clones and species to compete
for arbuscule formation, which allows succession in an
established root system. The spatial distribution of nutrients
in the soil will change over time, and well-connected
hyphae replace 'non-providers'. Thus, a limited arbuscule
lifetime allows constant renewal and rewiring of the
hyphal network and allows connections to be made to
the most efficient providers"

Was ich gefunden habe beantwortet unsere Frage nicht ausreichend, stellt lediglich dar das die Pflanze (der die das) Arbuskel auflöst wenn nicht genug Phosphat rüberwächst. Ein Zwang zur regelmäßigen Erneuerung der Arbuskel wäre von Seiten der Pflanze nur dann von Vorteil wenn natürlicherweise der Phosphattransport an den Arbuskeln nach einiger Zeit nachlässt, was aber offen blieb. Diese Informationen stammen aus einem review Paper, ich bin noch nicht dazu gekommen das original dazu zu lesen. Das Review Paper findet ihr hier, ist sehr interessant: http://www.nature.com/nrmicro/journal/v6/n10/full/nrmicro1987.html

Das Paper von Javot et al. findet ihr hier:
http://www.pnas.org/content/104/5/1720.full

Gruß Volzotan
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 09.Jan.13 um 19:32 Uhr
Zitat von: Volzotan am 09.Jan.13 um 19:11 Uhr
Was ich gefunden habe beantwortet unsere Frage nicht ausreichend, stellt lediglich dar dass die Pflanze (der die das) Arbuskel auflöst wenn nicht genug Phosphat rüberwächst.
Gruß Volzotan

Roman, zu meinem Verständnis:

Die baumförmigen Hyphen (Arbuskeln) sind Körperteile des Pilzes. Wie kann die Pflanze diese Pilz-Arbuskeln auflösen? Kleben die Pilzhyphen an der Oberfläche der Pflanze und scheidet die Pflanze Enzyme über die Oberfläche aus um die Hyphen aufzulösen?
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Volzotan am 09.Jan.13 um 19:35 Uhr
Die Vesiculär-Arbuskuläre Mykorrhiza ist eine Form der Endomykorrhiza, darum ja auch der Vergleich mit den Orchideen. Arbuskel sind "baumförmige" strukturen des Pilzes die sich in den Cortex Zellen der Wurzeln bilden. Sie sind also dem vollen Enzym-Bombardement der Pflanze ausgeliefert.

Gruß Volzotan
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht Visable germination process
Beitrag von: Berthold am 15.Dez.13 um 20:43 Uhr
Fotos von Hans-Joachim Pischeli: Samen von Paphiopedilum armeniacum.

Im normalen Lichtmikroskop sehen die Samen pechschwarz aus.

Hier wurde eine Aufnahme des Samens ungebleicht angefertigt und die anderen Aufnahmen (da aussagekräftiger) nach der Bleiche (7min 0,5% Clorax) aufgenommen.
E wurden die meisten im Durchlicht/Dunkelfeld und das eine in Durchlicht/Hellfeld aufgenommen. Je nach Beleuchtungsart sind die unterschiedlichen Strukturen zu erkennen.

Seltsamerweise sind viele Samen zerbrochen. Sie rieselten schon zerbrochen aus der Kapsel.

Klicken
Titel: Re: Keimvorgang sichtbar gemacht
Beitrag von: Berthold am 06.Nov.15 um 22:44 Uhr

Achim, ich denke, was dort aus den Rhizoiden der Orchideenknolle austritt sind Pilzhyphen. Meintest Du das?

Zitat von: Rhodosfreund am 06.Jan.13 um 16:53 Uhr
Auf dem Bild sieht man ein Rhizoid aus einem der Wurzelhaare austreten?

(http://www.orchideenkultur.net/index.php?action=dlattach;topic=26100.0;attach=46399;image)

Zitat von: Rhodosfreund am 07.Jan.13 um 09:46 Uhr
Hier noch ein Bild, wo ich denke, dass der Austritt aus dem Rhizoid besser dargestellt ist.

Gruß
achim
(http://www.orchideenkultur.net/index.php?action=dlattach;topic=26100.0;attach=46409;image)