Enziankultur

Begonnen von Uhu, 16.Okt.08 um 09:46 Uhr

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Uhu

Für ein Naturschutzprojekt zur Wiederansiedlung von Feldenzian (G.campestris) suche ich ein paar Tips zur Nachzucht. Hat sich überhaupt schon mal jemand an den 2-jährigen Enzianen versucht?
Tausengüldenkraut hat sich in meinem Kalksumpf im 1. Jahr gut entwickelt.  Im botanischen Garten stand es mehrere Jahre in einem 1-schürigen Wiesenstück. G.campestris, ciliata, germanica etc. habe ich jedoch niemals in Kultur gesehen.

Bin für jeden Hinweis, auch Fehlschläge, dankbar. Hat schon mal jemand andere Pflanzen als Erdorchideen auf B1 gesät, z.B. Pyrola?

Die ganze aktion ist mit der örtlichen Naturschutzbehörde abgestimmt und von dieser genehmigt. Die Samen stammen von einem der letzten Standorte im Kreisgebiet. Da konnte nur eine kleine Menge entnommen werden. 

Gruß Jürgen
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 16.Okt.08 um 09:46 Uhr
Bin für jeden Hinweis, auch Fehlschläge, dankbar. Hat schon mal jemand andere Pflanzen als Erdorchideen auf B1 gesät, z.B. Pyrola?
Gruß Jürgen
Jürgen willst Du neben dem Feldenzian auch Wintergrün ansiedeln?

Pyrola scheint stärker von Pilzen abhängig zu sein als alle grünen Orchideen, deshalb wachsen adulte Pflanzen sehr schwer im Garten an. Spontane Aussaat im Garten (wie bei mehreren Orchideenarten) habe ich noch nicht beobachtet.

Ausgesät auf B1 habe ich noch nicht aber asymbiotisch auf 2 unterschiedliche Nährböden, allerdings ohne Erfolg. Grundsätzlich sollte das aber funktionieren, wenn man das Bleichmittel und die Böden entsprechend variiert.

Ein B1-Test wäre sicherlich sehr interessant. Bei der Keimung durch Pilze scheint das Alter des Samens eine grosse Rolle zu spielen, viel stärker als bei der asymbiotischen Aussaat.
Die B1-Aussaat werde ich machen, wenn wieder Samen vorhanden ist. Z.T. läuft ein Test auf Original-Standortboden im Topf.
Die Pyrola-Samen sind den Orchideensamen sehr ähnlich. 

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Zitat von: Berthold am 16.Okt.08 um 12:00 Uhr

Jürgen willst Du neben dem Feldenzian auch Wintergrün ansiedeln?


ne, das nicht, Pyrola würde auf den leicht sauren Magerrasen nicht passen. Sie wächst aber in der Nähe im sauren Burgwald an sehr schattigen Waldwegen. Die genaue Art kann ich Dir leider nicht nennen. Pyrola steht im botanischen Garten auf den Lahnbergen/Marburg im Kieferwald mit Calluna und Rhododendren. Erst einmal etabliert ist sie ausdauernd und dürfte dann m richtigen Standort weiterwachsen. Ich selbst habe damit keine Erfahrungen und auch nicht die richtigen Standorte. Meine saure Heide dürfte zu hell und trocken sein.

Die Frage nach Saat auf B1 deshalb, da auch Enziane eine ausgeprägte Mykorrhiza besitzen sollen. Die Versuchsfläche vom Tausendgüldenkraut im botanischen Garten ging meines Wissens auch der Frage nach, ob sich die Inhaltsstoffe (Heilpflanze) durch Pilzpartner verändern/verbessern. Leider hab ich damals durch wechsel des Studienganges den Anschluss verloren und weiß nicht welches Ergebnis es gegeben hat.

Gruß Jürgen
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 16.Okt.08 um 12:32 Uhr
Die Frage nach Saat auf B1 deshalb, da auch Enziane eine ausgeprägte Mykorrhiza besitzen sollen.
Gruß Jürgen

Den Franzenenzian habe ich schon über 3 Generation in einer grossen Tonschale gehalten in einer Sand/Dolomitsplit Mischung. Ich vermute, er ist bei der Keimung nicht auf Mykorrhizapilz-Versorgung oder -Geleitschutz angewiesen. Er ist aber empfindlich gegenüber Überwachsen durch andere Pflanzen. Man muss das Substrat feucht halten, damit die klitzekleinen Samen und Keimlinge den Wasseranschluss halten. Dies Bedingungen missbrauchen aber eben auch viele Begleitpflanzen zum Wachsen.

Tausendgüldenkraut sät sich gleichverteilt im Garten aus, findet aber auch nur an wenigen Stellen Überlebenschancen, auch wegen der Begleitpflanzen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Hallo Berthold,

Dein Erfolg macht Mut. Für das Tausendgüldenkraut will ich nach der Samenreife immer mal ein paar Grassoden im Garten abheben um eine Verletzung der geschlossenen Grasnarbe zu erzeugen.

Am Naturstandort sind diese Arten ebenfalls auf eine nicht geschlossene Pflanzendecke, wie zum Beispiel im Kalksteinbruch oder auf anderen Trocken-, NICHT Halbtrockenrasen, angewiesen. Der Feldenzian steht zwar auf Halbtrockenrasen, ist da aber auch Schfbeweidung angewiesen. Die Verletzungen der dichten Pflanzennarbe erledigen dabei die Hufe über die gesamte Fläche verteilt.

Gruß Jürgen
Grüße Jürgen