Grünaussaat von Cypripedien

Begonnen von Claus, 23.Sep.08 um 13:20 Uhr

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Claus

Die Aussaat von Cypripedien ist immer noch mit einem gewissen Hauch von Exklusivität verbunden. Aussagen, man könne Cypripedien nur "grün" aussäen, stimmen nicht. Dennoch ist die Keimrate oft unbefriedigend, auch bei Grünaussaat.

Dass der richtige Zeitpunkt für die Grünaussaat ganz entscheidend ist, habe ich jetzt wieder gesehen. Cyp. calceolus, am 6.8. grün ausgesät, keimten bereits nach 14 Tagen und abhängig vom gewählten Nährboden hat es auch Massenkeimung gegeben. Hier ein Foto von heute, d.h. gut 6 Wochen nach der Aussaat.

Man könnte sie bereits umlegen, ich werde aber noch einige Wochen warten, da der Nährboden jetzt noch gar nicht ausgelutscht ist.

Der Nährboden besteht aus meiner inzwischen bewährten eigenen Rezeptur auf Basis von Malmgren, van Waes und etwas Claus. Die immer etwas kritischen Stickstoffverbindungen sind Caseinhydrolysat, medizinische Aminosäurelösungen, Glutamin, eine Spur Glycin (weiß ich auch nicht, was sich van Waes dabei gedacht hat), aber auch etwas Calcium- und Kaliumnitrat. Die besten Ergebnisse erhielt ich durch Zugabe von 7% Kokoswasser aus reifen Nüssen und 1,5% Kartoffelextrakt. Aber auch bei anderen Kombinationen dieser beiden Zusätze sowie Ananassaft ergab sich recht gute Keimung.

Viele Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Claus, eine solche Grösse in dieser Zeit, das schaffen ja nicht mal meine Pilze. Aber sie haben ja auch nur Haferflocken zur Verfügung.

Sehr schade, dass sich meine Samenkapseln von Cypripedium montanum im Kühschrank versteckt hatten und nichts mehr zur Grünaussaat taugten.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Zitat von: Berthold am 23.Sep.08 um 13:56 Uhr
Claus, eine solche Grösse in dieser Zeit, das schaffen ja nicht mal meine Pilze. Aber sie haben ja auch nur Haferflocken zur Verfügung.
Na ja, Berthold,
es ist alles eine Frage der Relativität. So wie auch bei den CDS, je nachdem, wieviel Schrotthypotheken man hinein gemischt hat.

Du musst bedenken, dass das Foto den Querschnitt eines Reagenzglases zeigt. Leider konnte ich wegen der Sterilität keine 1 Cent-Münze einwerfen. Die sähe ganz schön groß aus. Adobe Photoshop machts möglich.  :-D

Allerdings ist meine Kraftnahrung auch von besonderer Qualität. Man sollte sie mal bei Babies ausprobieren, z.B. an Stelle von Melamin. :whistle

Grüße
Claus
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Claus

Hallo Michael,
das Thema hatten wir ja schon diskutiert, und bei der nächsten Aussaat ist es auch dran.

Ich diskutiere woanders zur Zeit auch die Keimung von Epipactis. Während mir E. gigantea relativ gut gelang, ich bei E. helleborine nur bei Grünaussaat einige ganz wenige Protokorme erhielt, die dann auch noch abnippelten, habe ich mit E. atrorubens und anderen Arten bislang überhaupt keinen Erfolg gehabt.

Ganz deutlich ist, dass die Embryonen nach der Bleiche mit 0,5% NaOCl innerhalb weniger Tage absterben, man kann das an der Verfärbung erkennen. Das ist auch so bei Neottia und Cephalanthera. Da das auch bei Grünaussaat passiert, kann es allein an der Bleiche nicht liegen.

Sind die Samen der genannten Arten nur kurze Zeit lebensfähig? Das kann ich mir nicht vorstellen; sonst würden sie sich ja kaum vermehren. Gerade E. atrorubens scheint mir in der freien Natur sehr lebenskräftig. Ich denke eher, dass unsere bisherigen Nährböden nicht geeignet sind. Entweder muss da mit mehr oder anderen Hormonen nachgeholfen werden, vielleicht ist auch der Zuckergehalt viel zu hoch. Geeignete Pilze haben wir ja nicht. Also vielleicht mal ganz schwache Bleiche und Aussaat auf Nährmedium mit 1/3 Stärke. Ich denke, man muss sich da herantasten. Noch Vorschläge?

Viele Grüße
Claus
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Berthold

Zitat von: Claus am 23.Sep.08 um 19:08 Uhr
Geeignete Pilze haben wir ja nicht.
Viele Grüße
Claus

Ich bezweifele inzwischen, dass es überhaupt für jede Orchidee einen Keimpilz gibt.
An die nur kurze Keimfähigkeit kann ich auch nicht glauben. Der Samen muss ja erst mal vom Winde verweht und dann auch noch etwas in den Boden gespühlt werden. Das kann doch durchaus in warmen Herbsten mal ein bis 3 Wochen dauern.
Auch meiner Meinung nach muss es an der Nährstoffzusammensetzung liegen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Zitat von: Berthold am 23.Sep.08 um 19:26 Uhr
Auch meiner Meinung nach muss es an der Nährstoffzusammensetzung liegen.

Ja, das ist jetzt die ultimative Herausforderung. Außer einigen Epipactisarten, Neottia und Cephalanthera (eine positive Ausnahme) habe ich bisher alles zum Keimen gebracht, was wohl einigermaßen lebensfähig war. Ob das demnächst auch für Amerorchis, Corallorhiza und Spranthes gilt, muss ich nun noch beweisen. Harte Arbeit harret meiner.

Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)