Wasserpest verschwunden

Begonnen von Berthold, 22.Aug.10 um 00:37 Uhr

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Berthold

Im Kemnader See im Süden Bochums hatte sich über die Jahre hinweg die Wasserpest (Elodea canadensis) ausgebreitet und den gesamten See völlig zugewachsen, sodass die Freizeitnutzung stark behindert und zum Teil unmöglich wurde. Man hatte Mähboote eingesetzt aber auch das half nichts.
In diesem Jahr ist die Pflanze plötzlich verschwunden. Niemand weiss warum. Einige Experten führen den Rückgang auf die beiden letzen kalten Winter zurück.

Aber das kann es nicht sein, denn ich hatte hier im Teich einen ähnlichen Effekt und die Wasserpenst ist schon vor dem vorletzten kalten Winter verschwunden. Vorher hatte sie über 3 Jahre hinweg den ganzen Teich zugewuchert.

Ähnlich ging es hier mit der Krebsschere (Stratiotes aloides), die den ganzen Teich überwachsen hat und dann plötzlich verschwand. Miriam ist unschuldig.

Seit 2 Jahren versucht die Seekanne (Nymphoides peltata) hier den Durchmarsch zu machen. Ich werde sie sorgfältig beobachten.

Auch die Rotferdern breiten sich rasant aus, aber da werden die Hechte schon aufpassen.

Wenn jemand glaubt, die Natur befände sich in einem stationären Gleichgewicht, das der Mensch auf keinen Fall stören dürfe, so irrt sich der.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

orchitim

Zitat von: Berthold am 22.Aug.10 um 00:37 Uhr
Wenn jemand glaubt, die Natur befände sich in einem stationären Gleichgewicht, das der Mensch auf keinen Fall stören dürfe, so irrt sich der.

Wieso irrt er, wenn wie aufgezeigt die Natur ständig bemüht scheint dieses Gleichgewicht wieder herzustellen. Das Gleiche Phänomen habe ich mit dem Japanknöterich hier vor Ort erlebt. Über 3-4 jahre breitete der sich am Ufer eines Flusses rasant aus und den Galaleuten blieb nur nutzloses mähen. Der wuchs schneller wieder nach wie die zu zweit am Ende des Besatzes angelangt waren. Dieses Jahr steht da nicht ein Halm mehr rum, ohne das seitens der Grünflächenbewirtschaftung eingegriffen wurde, die hatten es letztes Jahr aufgegeben dagegen vorzugehen. Hat er mangels Konkurenz sich selbst erstickt, die Nahrungsgrundlage entzogen?
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Claus

... und die spanischen Wegschnecken sind auch schon fast auf der roten Liste. grins grins
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

orchitim

Aber nur bei den Kleingärtnern. Da hat die eine Bedeutung mit umgekehrten Vorzeichen. :-D
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Manne

Zitat von: Claus am 22.Aug.10 um 09:56 Uhr
... und die spanischen Wegschnecken sind auch schon fast auf der roten Liste. grins grins

Ein Bekannter hat mir erzählt, das die Igel sich auf die Biester umgestellt haben.

Timm Willem

Zitat von: orchitim am 22.Aug.10 um 00:49 Uhr

Wieso irrt er, wenn wie aufgezeigt die Natur ständig bemüht scheint dieses Gleichgewicht wieder herzustellen. Das Gleiche Phänomen habe ich mit dem Japanknöterich hier vor Ort erlebt. Über 3-4 jahre breitete der sich am Ufer eines Flusses rasant aus und den Galaleuten blieb nur nutzloses mähen. Der wuchs schneller wieder nach wie die zu zweit am Ende des Besatzes angelangt waren. Dieses Jahr steht da nicht ein Halm mehr rum, ohne das seitens der Grünflächenbewirtschaftung eingegriffen wurde, die hatten es letztes Jahr aufgegeben dagegen vorzugehen. Hat er mangels Konkurenz sich selbst erstickt, die Nahrungsgrundlage entzogen?
Ein anderes Beispiel: nordamerikanische Traubenkirsche, dort wo sie vor zehn Jahren ein sehr übler Neophyt war, zeigt sie sich jetzt fast harmlos.

Ein Nachteil ist, dass oft zunächst alles überwuchert und die heimische Flora zerstört wird, bis endlich die Invasion abklingt, wie es beim Goldrutenbeispiel möglicherweise auch sein wird.

http://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=8263.0

orchitim

Tatsache ist doch, das die Natur seit Jahrmillionen mit Neophyten klarkommen muss, jede geringe oder gravierende Klimaveränderung hat zum einwandern neuer Arten geführt. Und derzeit erfolgt dies im Zusammenspiel zwischen Mensch und Klimaveränderung massiv. Der Touristenstrom hat in den letzten 30/40 Jahren unmengen Saatgut aus dem Mittelmeerraum zu uns gebracht, das dann allenfalls ein Jahresgastspiel hier abgab. Nunmehr führen die klimatischen Veränderungen vermehrt dazu das einige Arten sich hier schon etabliert haben und andere werden folgen. Natürlich wird es dabei einen Verdrängungswettbewerb geben und einige hießige Arten werden sich weiter nördlich ansiedeln. Die nach den Eiszeiten für viele Arten unüberwindliche Alpenschranke hat der Mensch, und an dessen Schuhen klebend die Samen der Pflanzen, durchlässig gemacht.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Ahriman

Hm, der Grund warum sich solche Neobiota zu Beginn stark ausbreiten ist dass sie entweder in ihrer ökologischen Nische keine Konkurrenz haben und/oder dass es in ihrem neuen Lebensraum keine natürlichen Feinde oder Parasiten gibt. Nach einiger Zeit finden sich aber immer Organismen die auf die neue lukrative Futterquelle umsteigen wenn sie häufig genug ist. Und das evolutionäre Wettrüsten beginnt von neuem  :-D

Berthold, war die Wasserpest bereits nach der Schneeschmelze verschwunden (also hat sie nicht mehr ausgetrieben) oder ist sie während der warmen Jahreszeit stagniert?

Ersteres würde eher auf die Kälte hindeuten. Der erste strenge Winter schwächt die Pflanze sodass sie für den darauffolgenden nicht genug Reserven bilden kann und endgültig eingeht. Mag sein dass sie in dem Großen See einfach ein wenig länger durchgehalten hat als in deinem Teich.

Kann aber auch bedeuten dass sie im Überwinterungsstadium von Krankheiten oder Herbivoren augerottet wurde die den See erst 1 Jahr nach deinem Teich erreicht haben.


LG,
Christian

Berthold

Zitat von: Ahriman am 03.Sep.10 um 02:37 Uhr
Berthold, war die Wasserpest bereits nach der Schneeschmelze verschwunden (also hat sie nicht mehr ausgetrieben) oder ist sie während der warmen Jahreszeit stagniert?

LG,
Christian

Christian, sie ist im Frühling nicht mehr erschienen, aber schon im Frühling 2008 als der Winter noch nicht so kalt war.
Der gleiche Effekt war ja im Kemnader See in Bochum in diesem Frühjahr. Die Seefläche beträgt ca. 10 km², mein Teich hat ca. 800 m².
Die Seepfleger in Bochum wissen jetzt gar nicht, was sie mit ihren Wasserpestmähbooten machen sollen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Burki

Berthold, der Ruhrverband war letztes Jahr aber massiv gegen die Wasserpest vorgegangen. So wurden u.a. tonnenweise Rotfedern eingesetzt, die die Wasserpest fressen. Auch war die Schwanenpopulation letztes Jahr deutlich höher. Nur können Schwäne nur das oberflächennahe Wachstum der Wasserpest bremsen.
Möglich aber, daß alle diese Umstände und Maßnahmen letztendlich zum Erfolg geführt haben.
Aber Umstände können sich schnell wieder ändern und darum könnte sich die Notwendigkeit der Mähboote wieder etablieren.
Grüße, Burki     http://bulbophyllum.de/Bulbophyllum/

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