Orchideen im Garten

Begonnen von Berthold, 06.Jan.15 um 16:04 Uhr

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Berthold

Die meisten Erdorchideen haben eine natürliche Lebenserwartung zwischen 2 und 10 Jahren. Nach dieser Zeit müssen neue Pflanzen im Garten heran gewachsen sein, sonst stirbt der Bestand ab.
Da nur wenige Arten im Garten spontan keimen, weil der passende Keimpilz nicht vorhanden ist, müssen die Pflanzen regelmässig per Hand nachgepflanzt werden.
Man kann versuchen, entsprechende Keimpilze anzusiedeln und Samen auszustreuen. Das Projekt scheitert jedoch meist daran, dass hunderte von Pilzarten den Boden im Garten bereits besetzt haben und der Keimpilz sich nicht durchsetzen kann.

Wenn man einen dauerhaften Bestand im Garten haben will, muss man sich auf die langlebigen Orchideenarten beschränken. Das sind z. B.:

-Orchis anatolica
-Orchis militaris
-Orchis quadripunctata
-Orchis simia
-Cephalanthera longifolia
-Cypripedium calceolus

Auch Dactylorhiza z. B. der Gruppe maculata und majalis bilden stabile Bestände im Garten aus, da sie sich leicht aussäen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#1
Im hiesigen Garten haben sich folgende Arten selber ausgesät (generative Vermehrung):

- Dactylorhiza maculata/fuchsii praetermissa und Hybriden
auf Halbtrockenrasen, die regelmässig gemäht werden, stabiler Bestand

- Dactylorhiza majalis auf feuchter mooriger Wiese, die einmal jährlich gemäht wird, stabiler Bestand

- Dactylorhiza incarnata auf feuchter Kalkwiese am Teichrand. 2 Sämlinge sind zur Blüte gekommen, sind dann verschwunden. Die Art scheint ähnlich wie Dactylorhiza ochroleuca kurzlebig zu sein und nach der Blüte zu verschwinden

- Listera ovata vereinzelt an unterschiedlichen Stellen im Graten, labiler Bestand

- Epipactis helleborine an verschiedenen Stellen im Garten, stabiler Bestand

- Spiranthes spiralis auf trockenem nährstoffarmen Rasen mit Moosbewuchs, seit 4 Jahren stabiler Bestand

- Orchis mascula kreisförmig um die Mutterpflanze herum bis zu einem Durchmesser von 2 Metern über 4 Jahre, dann sind alle Pflanzen verschwunden

- Himantoglossum hircinum, nach 4 Jahren 2 Sämlinge neben der Mutterpflanze. Ein Jahr später ist alles verschwunden

- Ophrys apifera, 2 Sämlinge, die auch zur Blüte gekommen sind. Dann ist die Population verschwunden

- Ophrys fuciflora, 1 Sämling am feuchten Teichrand. Nach der Blüte verschwunden

- Cypripedium calceolus, 1 Sämling ca. 30 cm entfernt von der Mutterpflanze, nach einem Jahr verschwunden. Aber vielleicht erscheint er wieder.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Ich habe heute weitere Orchideen-Sämlinge im Garten gefunden. Der Standort ist Kalksplitt mit Zumischung von etwas schwarzer Gartenerde.

Worum könnte es sich handeln?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

purpurea †

morio ??Die Winterblätter sind meines Erachtens typisch.
oder musst Du Manne fragen.Nach eigener Aussage in einem anderen Forum kennt er ALLE Orchis an den Winterblättern. :thumb
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
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Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

Berthold

Morio könnte sein. In ca. 10 Metern Entfernung hat eine helle morio (das Kind von zwei albino-Eltern) geblüht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Es könnte auch noch Orchis quadripunctata sein, die in der unmittelbaren Umgebung seit vielen Jahren regelmässig blüht. Aber deren Blätter sind meist etwas grasgrüner mit weniger blau-Komponente im Blatt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#6
Zitat von: Berthold am 08.Jan.15 um 14:01 Uhr
Im hiesigen Garten haben sich folgende Arten selber ausgesät (generative Vermehrung):

- Dactylorhiza maculata/fuchsii praetermissa und Hybriden
auf Halbtrockenrasen, die regelmässig gemäht werden, stabiler Bestand

Ergänzung:
Die Keimpilze leben hier im Garten nur an Rasenstellen, die häufig gemäht werden, also etwas trockener und nährstoffärmer sind. Wegen des häufigen Mähens müssen die Pflanzen an andere Plätze umgesetzt werden, wo nur ab Sommer gemäht wird.

In der Natur wäre ein solcher Standort also nicht für Dactylorhiza fuchsii geeignet. Da müsste das Substrat noch nährstoffärmer und trockener sein, damit die Konkurrenzpflanzen nicht alles überwachsen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Zitat von: Berthold am 06.Feb.15 um 00:28 Uhr
Die Keimpilze leben nur an Rasenstellen, die häufig gemäht werden,.....

Berthold, das kann ich so nicht bestätigen. Ich habe tatsächlich Keimungen in Iris, neben einer großen Alantstaude, allgemein im Staudenbeet ..... sogar in einem Paphitopf gehabt. Auch die Möller´sche schnittlauchmethode hat bei mir tatsächlich funktioniert. Ich werd im Frühjahr mal wieder ein paar Reihen säen um den Versuch zu wiederholen.

Bei mir gab es die meisten Keimungen sogar an eher feuchten, aber nicht nassen Stellen.
Grüße Jürgen

Berthold

#8
Zitat von: Uhu am 06.Feb.15 um 19:23 Uhr
Zitat von: Berthold am 06.Feb.15 um 00:28 Uhr
Die Keimpilze leben nur an Rasenstellen, die häufig gemäht werden,.....

Berthold, das kann ich so nicht bestätigen.

Einverstanden, Jürgen. Ich meinte natürlich, dass sie hier im Garten nur an solchen Stellen leben und nicht z. B im Schnittlauch oder bei Schwertlilien.


Zitat von: Uhu am 06.Feb.15 um 19:23 Uhr
Bei mir gab es die meisten Keimungen sogar an eher feuchten, aber nicht nassen Stellen.
Vielleicht ist dann der Nährstoffgehalt in Deinem Boden geringer als hier, so dass die höhere Feuchtigkeit nicht zu stärkerem Wuchs der Konkurrenzflora führen kann.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Hallo Berthold,
wenn ich dieses Thema lese, frage ich mich, ob man nicht zunächst für sich selber klären sollte, wo die persönliche Destination liegt, will man eine Orchideenkultur oder eine aufgepeppte Wildblumenwiese erschaffen???

Im ersten Fall, der Orchideenkultur, bietet sich an, sich um die Pflanzen so weit zu kümmern, dass sie in einer definierten Form erhalten bleiben, alle Maßnahmen ergriffen werden, dass ihr Überleben auch über einen längere Zeiträume möglich ist.

Im zweiten Fall simuliert man einer anderen Philosophie folgend einen Wildstandort mit allen Vor- und Nachteilen.
Ich habe immer beides irgendwie parallel in unterschiedlichen Ansätzen versucht. Nun bin ich der Meinung man sollte nicht Theorie und Praxis beider Fälle über Kreuz vermischen.

Die meisten Knollenorchideen sind bei mir sehr langlebig, da ich sie regelmäßig ausgrabe und teile(in rein mineralischem Substrat), in einem komplexeren System ermögliche ich ihnen eine regelmäßige Reproduktion(mit anderen Pflanzen Schnittlauch, Iris Rasen, und einige mehr als Quelle für Kohlenhydrate).

Kombiniert man beides ungünstig, werden alle Arten kurzlebig.

Kombiniert man sehr geschickt, werden sie ebenfalls kurzlebig aber mit einem großen Reproduktionspotential.

Die Frage ist also: Was ist Orchideenkultur?

Berthold

Zitat von: Timm Willem am 08.Feb.15 um 11:12 Uhr
Hallo Berthold,
wenn ich dieses Thema lese, frage ich mich, ob man nicht zunächst für sich selber klären sollte, wo die persönliche Destination liegt, will man eine Orchideenkultur oder eine aufgepeppte Wildblumenwiese erschaffen???
Ja, einverstanden, Simon.
Ich hatte mehr eine Standort im Auge, der mit möglichst wenig Pflege auskommt, also Richtung Wildblumenwiese/Halbtrockenrasen/Trockenrasen/Naturschutzgebiet.
Also ein- oder zweimal Rasen mähen als Ersatz für die Schafbeweidung und alle 2 bis 3 Jahre aufkommenden Sträucher entfernen.

Wenn man Orchideen kultiviert, um sie vielleicht abzugeben, ist das eine völlig andere Zielrichtung. Da ist sicherlich auch ein regelmässiges Umsetzen und Teilen der Pflanzen sinnvoll, ähnlich wie das Umschulen in einer Baumschule.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

purpurea †

Zitat von: Berthold am 08.Feb.15 um 11:41 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 08.Feb.15 um 11:12 Uhr
Hallo Berthold,
wenn ich dieses Thema lese, frage ich mich, ob man nicht zunächst für sich selber klären sollte, wo die persönliche Destination liegt, will man eine Orchideenkultur oder eine aufgepeppte Wildblumenwiese erschaffen???
Ja, einverstanden, Simon.
entfernen.

. Da ist sicherlich auch ein regelmässiges Umsetzen und Teilen der Pflanzen sinnvoll, ähnlich wie das Umschulen in einer Baumschule.

:thumb :einig:
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
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Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

Timm Willem

Zitat von: Berthold am 08.Feb.15 um 11:41 Uhr
Wenn man Orchideen kultiviert, um sie vielleicht abzugeben, ist das eine völlig andere Zielrichtung. Da ist sicherlich auch ein regelmässiges Umsetzen und Teilen der Pflanzen sinnvoll, ähnlich wie das Umschulen in einer Baumschule.
Ich würde das noch weiter greifen wollen.
Da die norddeutsche Tiefebene noch nie ein natürliches Orchideenparadies war, liegt die Vermutung nahe, dass es etwas mit der Umwelt dort zu tun hat. "Orchideen im Garten" zu halten, ist wohl sehr von dem Garten abhängig.

Wenn man andere Orchideen halten will als lokal natürlich verbreitet sind, sollte man auf die notwendigen Lebensbedingungen eingehen.

Dies führt, sollte es erfolgreich sein sollen, zu einer in den meisten Fällen intensivierten Kultur. Ich sehe das, wenn bestimmte Parameter natürlich nicht vorhanden sind, als zwingende Notwendigkeit. Das hat für mich nichts damit zu tun, ob jemand Pflanzen zur Abgabe kultiviert, es kann eine grundsätzliche Voraussetzung für eine gelungene Kultur sein.

Unter Umständen ist die Intensivierung der Kultur genau der falsche oder unmögliche Weg, aber auch für diese These sollten Grundlagen und erfolgreiche Beispiele, wie Deine oben beschriebenen Selbstassaaten, gezeigt werden.

Berthold

Orchis laxiflora scheint nach der Blüte schnell zu verschwinden.

Ich hatte in den vergangenen Jahren häufiger Orchis laxiflora, die hier auf B1 gekeimt waren, in den Garten gesetzt.
Im Garten haben sie sich als robust erwiesen und sich in weiteren 3 bis 4 Jahren bis zur Blüte entwickeln. Nach der Blüte ist keine einzige der 8 Pflanzen, die bisher hier geblüht haben, wieder erschienen.

Das Verschwinden der Pflanzen nach der Blüte ist von mehreren Orchideenarten bekannt. Ich kann nicht beurteilen, ob dieser Effekt an fehlenden Mykorrhizapilzen im Boden liegt oder ob es genetisch bedingt artabhängig ist. 

Die Art ist zwar eine elegante Pflanze, aber muss wohl regelmässig nachgezogen werden, wenn man eine stabilen Bestand im Garten haben möchte.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

durften die laxifloras bei Dir Samen ansetzen? Ich denke es ist in den meisten Fällen nicht die Blüte, sondern der Samenansatz, an dem sich manche Pflanzen verausgaben. Meine Topfpflanze hat sich berappelt. Sie hat letztes Jahr nur 2 Kapseln getragen und man kann die neuen Knospen inzwischen tasten  - sie steht weiterhin frostfrei im Topf unter Kunstlich.
Grüße Jürgen