Wie lege ich eine Ophrys-Wiese an?

Begonnen von kkaugusta, 23.Jun.13 um 21:20 Uhr

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kkaugusta

Hallo Leute,

ich würde gerne einige Quadratmeter meines Gartens zur Ophrys-Wiese umfunktionieren. Mein Garten war vor ca. 100 Jahren Auwald und wird jetzt als Wiese genutzt. Die Wiese wurde nie gedüngt, wird gelegentlich gemäht - das Mähgut wird regelmäßig abgeräumt.

In den einschlägigen Büchern wird empfohlen, dass der Oberboden abzutragen ist, dann kommt eine Kiesschicht und zum Schluss eine dünne Substratschicht drauf.... - gelegentlich wird dann auch darauf verwiesen (auch hier im Forum), dass man mit Oprys nur langfristig erfoglreich ist, wenn man den entsprechenden Pilz im Boden hat.

Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass 500 Meter von meinem Garten eine Heide liegt, auf der bereits Hummeln wachsen. Ich meine, dass somit auch in meinem Garten einige Dinge gar nicht so verkehrt sein sollten.

Wer hat bereits Erfahrung bei der Umwandlung einer Wiese in eine "Ophrys-Wiese"? Welche Ratschläge habt Ihr?

Nachfolgend noch ein paar Bilder (Heideüberblick, Ophrys auf der Heide, mein Garten, Bodenprofil des Gartens).

Es würde mich freuen, wenn ich Eure Meinung zu diesem Projekt bekommen könnte.

Vielen Dank und viele Grüße
Klaus aus Augsburg


orchitim

Wenn Ophrisse damit zurecht kommen wie es ist, warum willst Du dann erstmal die Bodenstruktur zerstören? Nutze was da ist und Versuche andere Arten dort anzusiedeln.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Ralla

Das klingt nach einem interessanten Projekt.  :yes  Hoffentlich haben die Ophrys-Spezialisten hier ein paar gute Ideen griffbereit.

Tom, offensichtlich wachsen dort im Garten noch keine Ophrys. Die Frage ist also, ob es dort im Garten schon so aussieht, wie es aussehen sollte.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Uhu

Wenn von selbst nichts kommt würde ich es mal mit einem Samenpröbchen versuchen. Du könntest mal versuchen an einer sonnigen Stelle einen Streifen der Grasnarbe zu entfernen. Ophryserfahrung im Garten hab ich leider nicht - hier gehen draußen weder Hummeln noch Bienen.
Grüße Jürgen

kkaugusta

Hallo Orchitim,
die ersten beiden Bilder waren von der Heide auf der die Ophrys wachsen - die beiden andern Bilder stammen von meinem Garten - da wachsen bisher keine Ophrys.

Hallo Uhu,
die Wiese in meinem Garten ist leider viel zu dicht (auch wenn nie gedüngt wurde), da werden keine Samen keimen. Wenn ich 10 cm Substrat entferne, wird sich wohl auf Dauer nicht wirklich viel ändern, der Bewuchs wird wohl genau so dicht, wie er bisher schon ist.

Gibt es jemanden der bereits selbst in dieser Sache Erfahrungen sammeln konnte?

Viele Grüße
Klaus

Claus

Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: kkaugusta am 23.Jun.13 um 21:54 Uhr
Hallo Uhu,
die Wiese in meinem Garten ist leider viel zu dicht (auch wenn nie gedüngt wurde), da werden keine Samen keimen. Wenn ich 10 cm Substrat entferne, wird sich wohl auf Dauer nicht wirklich viel ändern, der Bewuchs wird wohl genau so dicht, wie er bisher schon ist.

Viele Grüße
Klaus

Ich wuerde keine Schicht abtragen, sondern 3 qm mal mit Roundup behandeln, damit die Begleitflora reduziert wird und dann Samen ausstreuen.
Be Orchis mascula hift es, Pfanzen mit Substrat einzusetzen. Dann breitet sich der Pilz alleine aus, wenn keine anderen Pilze im Boden sind
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

sokol

Ich würde auch nichts abtragen, sondern eher versuchen den Boden auszumagern. Ich vermute mal, dass er im Prinzip bereits Orchideen-tauglich ist.
Ich habe bei mir dazu mehrfach Kalk ausgebracht, weil bei mir der Boden nicht sehr kalkhaltig ist und Klappertopf eingebracht, der die Gräser in Schach hält. Bei mir klappt es bisher nicht mit Ophrys, dafür stehen da jetzt ca. 100 selbst ausgesäte Dactylorhiza, einige Ep. palustris, 2 Anacamptis, eine Listera ovata, 4 Ceph. longifolia (Randbereich) und eine Gymnadenia (die nicht blühen will). Ich habe keine Orchideen eingesetzt, ging alles über Samen und fast alles ohne mein Zutun. Das Ganze erstreckte sich allerdings über 20 Jahre und wurde von mir auch erst in den letzten 5-10 Jahren etwas zielgerichteter gesteuert.
Die Wiese wird erst im Juli/August gemäht und dann bis zum Herbst kurz gehalten

In deinem Fall halte ich eine kombinierte Vorgehensweise für sinnvoll, mittel bis langfristige Maßnahmen kombiniert mit Bereichen zum Experimentieren (Samen ausbringen) und Ausprobieren (Pflanzen einsetzen).

Beispielbild siehe: http://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=27315.msg309478#msg309478
LG Stefan

orchitim

Zitat von: kkaugusta am 23.Jun.13 um 21:54 Uhr
Hallo Orchitim,
die ersten beiden Bilder waren von der Heide auf der die Ophrys wachsen - die beiden andern Bilder stammen von meinem Garten - da wachsen bisher keine Ophrys.

Meine Antwort bezog sich auf die direkte Nähe des Ophrisstandortes. Wenn dem so ist, sind die benötigten Pilze ganz sicher auch in Deinem Boden und bei einem geplanten größeren Eingriff würdest Du die Bodenflora nachhaltiger stören, was den anzusiedelnden Orchis weniger bekommt als wenn Du idealtypische Standorte findest und weniger Invasiv welche ansiedelst.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Tyr

Das mit den Pilzen ist sicher möglich allerdings sieht die Heide wesentlich trockener und mager aus. Kann es sein das der Naturstandort auf Schotter und erhöht liegt, wenn ja kann man das nicht unbedingt eins zu eins übertragen.
Good manners don't cost nothing.
Ian Fraser ,,Lemmy" Kilmister

orchitim

Welche Heide meinst Du? Heide ist doch meist Grundmoränenmaterial, also eher fein geriebens, sandiges Material. Und auch bis in die Tiefen welche Orchideen erreichen.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Tyr

Zitat von: kkaugusta am 23.Jun.13 um 21:20 Uhr
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass 500 Meter von meinem Garten eine Heide liegt, auf der bereits Hummeln wachsen.
Möglicherweise meint er sowas wie eine Wachholderheide ich vermute er meint aber eher eine Brennehttp://de.wikipedia.org/wiki/Brenne_%28Lebensraum%29 da es ja ein Auengebit ist.
Good manners don't cost nothing.
Ian Fraser ,,Lemmy" Kilmister

Tyr

So so das die meisten Erdorchideensamen Pilze zum keimen brauchen ist ein Märchen, dann muss es in Zukunft heisen:" ...und wenn sie nicht geboren sind dann können sie auch nicht sterben."
Good manners don't cost nothing.
Ian Fraser ,,Lemmy" Kilmister

Uhu

naja, komischerweise sind auch auf isolierten Kalklinsen geeignete Ophryspilze in der Regel vorhanden. Wenn Muschelkalk im UNterboden ist klappt es auch mit den Ophrys, Gymadenien, Orhcis militaris und purpurea etc. Die Seltenheit der Orchideenstandorte liegt meiner Meinung nach mehr an der intensiven Nutzung der Landschaft - wobei ich nicht unbedingt was dagegen habe, solange die  noch vorhandenen Standorte geschont werden.

Grüße Jürgen

Berthold

#14
Zitat von: Uhu am 25.Jun.13 um 23:35 Uhr
naja, komischerweise sind auch auf isolierten Kalklinsen geeignete Ophryspilze in der Regel vorhanden. Wenn Muschelkalk im UNterboden ist klappt es auch mit den Ophrys, Gymadenien, Orhcis militaris und purpurea etc. Die Seltenheit der Orchideenstandorte liegt meiner Meinung nach mehr an der intensiven Nutzung der Landschaft -

Juergen, wenn dem so waere, sollten die von Dir aufgezaehlen Arten oft zusammen auftreten, was aber nicht der Fall ist.

Ophrys apifera saeht sich allerdings leicht ueberall aus, die anderen Ophrys-Arten und insbesondere Orchis militaris und Orchis purpurea aber nicht. Es gibt Standorte mit vielen Orchis militaris und keiner einzigen Ophrys und umgekehrt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)