Ich hatte heute einen Vogel

Begonnen von Eerika, 16.Dez.08 um 19:55 Uhr

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Reinhold

Zitat von: Berthold am 20.Feb.21 um 20:22 Uhr
Zitat von: wölfchen am 20.Feb.21 um 20:19 Uhr
Hab ich schon mal gehört.
Gibt's so ein Verhalten beim Menschen auch?

Natürlich, klassisch dafür ist die Tour de France. Da wird auch oft im Belgischen Kreisel gefahren.

Mir sagt, als Ex-Hobbyradsportler, der Kreisel schon was.
Mir stellten sich aber die Fragen, als ich neulich diesen Kranichzug gesehen habe,

- wer weiß von denen, wo es lang geht, wo es hin geht?
- wer gibt das Kommando?
- wer führt?

- wie schaffen die ihre Kalorienbilanz? Nahrungsaufnahme?
- wieviele kommen durch?

- gibt es ein Fürsorgeverhalten?
- wenn mal jemand nicht mehr kann, kümmert sich ein anderer?

Die anderen Fragen erspare ich mir/euch. Sie würden immer sozial-linker. Ich meine, die werden doch keine KV-Karte unterm Flügel tragen und ins Kranichhospital einkehren?

Grüße von der Orchideenfensterbank.
Im Forum steht alles; auch das Gegenteil.

Muralis

Ich finde die Fragen eigentlich ganz interessant.

Zu den ersten Fragen kann ich nichts sagen, weil ich mich hier mit Kranichen bis jetzt sehr wenig beschäftigt habe. Sie waren bis vor etwa 10 Jahren in Österreich extrem selten. Dann haben sie z.T. ihre Zugroute geändert und seither fliegen im Herbst Abertausende über Österreich nach Westen und einige Paare brüten (inoffiziell!) neuerdings sogar in Waldgebieten an der tschechischen Grenze.
Sie kehren im Frühling aber nicht wieder, was bedeutet, dass sie einen Schleifenzug machen. Sie fliegen wohl weiter nördlich zurück nach Nordosten.

Energetisch schaut es so aus, dass sie in großen Rastgebieten in West- und Südwesteuropa den Hochwinter überdauern, wo sie genug zu fressen finden. Somit dürfte es für sie kein Problem sein, die Rückkehr zu den Brutgebieten in wenigen Etappen zu schaffen. Aus irgendeinem Grund geschwächte Exemplare starten vermutlich gar nicht zu diesen Flügen. Daher ergibt sich die Frage nach einer allfälligen "Rücksichtnahme" der stärkeren Tiere gar nicht. Es wurde bisher kaum beobachtet, dass irgendwo ein geschwächtes Tier aus einem Kranichkeil vom Himmel fiel. Auch gibt es bei den Kranichen keine "Gutmenschen", derartige Extremhaltungen sind in der freien Natur nicht sinnvoll. Aber sie helfen insofern zusammen, dass sie diese energiesparende Keilformation bilden, da hat jeder was davon. Es gibt also auch keine "Schlechtmenschen" bei den Kranichen.

Daran sollten wir uns ein Vorbild nehmen. Die Gutmenschen denken ihr Gutmenschentum leider nicht bis zum Ende durch. Sonst könnten sie nicht auf die Idee kommen, alle "Wirtschaftsflüchtlinge" der Welt in Mitteleuropa aufnehmen zu wollen, das ist einfach selbstzerstörerisch. Das würden Kraniche nie machen.

Ich bin eigentlich auch ein Gutmensch, aber wir können definitiv nicht die ganze Welt retten und schon gar nicht aufnehmen, da bin ich ganz bei den Kranichen.

Berthold

Zitat von: Reinhold am 22.Feb.21 um 14:38 Uhr
Zitat von: Berthold am 20.Feb.21 um 20:22 Uhr
Zitat von: wölfchen am 20.Feb.21 um 20:19 Uhr
Hab ich schon mal gehört.
Gibt's so ein Verhalten beim Menschen auch?

Natürlich, klassisch dafür ist die Tour de France. Da wird auch oft im Belgischen Kreisel gefahren.

Mir sagt, als Ex-Hobbyradsportler, der Kreisel schon was.
Mir stellten sich aber die Fragen, als ich neulich diesen Kranichzug gesehen habe,

- wer weiß von denen, wo es lang geht, wo es hin geht?
- wer gibt das Kommando?
- wer führt?

Nach meiner Kenntnis fliegt der Vogel mit der Routenkenntnis an 2..Stelle.
Der führende Vogel, der den grossen Luftwiderstand hat, wird regelmässig abgelöst, eben wie beim belgischen Kreisel.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Muralis

Ich kann mir nicht vorstellen, dass nur 1 Vogel von so einem Trupp, der im Durchschnitt meist 200-300 Vögel umfasst, weiß, wo´s lang geht. Das muss theoretisch jeder drauf haben, aber zumindest die, die den Heimzug schon einmal durchgeführt haben.

Berthold

Jungvögel schaffen den Wanderflug zu einem bestimmten Ziel nicht, wenn sie nicht geführt werden und deshalb die Strecke nicht kennen. Aber man kann sie zähmen und dann mit einen kleinen Tragschrauber zum Ziel führen.

Dass sich einige Vögel verirrren, ist für die Evolution von Vorteil, deshalb macht es keinen Sinn, dass der Flugweg genetisch im Tier verankert wird.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Reinhold

Zitat von: Berthold am 22.Feb.21 um 23:29 Uhr
Jungvögel schaffen den Wanderflug zu einem bestimmten Ziel nicht, wenn sie nicht geführt werden und deshalb die Strecke nicht kennen. Aber man kann sie zähmen und dann mit einen kleinen Tragschrauber zum Ziel führen.

Dass sich einige Vögel verirrren, ist für die Evolution von Vorteil, deshalb macht es keinen Sinn, dass der Flugweg genetisch im Tier verankert wird.

Wenn sich Flugwege nicht genetisch verankern, dann wie sonst? Fakt ist, sie finden zurück. Wie? Faszinierend.
was in so einem kleinen Vogelhirn drinsteckt.
Faszinierend, was in unserem großen Hirn nicht drinsteckt.

Energiebilanz
Da oben, wo sie fliegen, ist es kalt. Wo holen sie die "Körner" her? So ein Vogel hat kaum Reserven. Fakt ist, sie schaffen das. Aber wie?
Im Forum steht alles; auch das Gegenteil.

Berthold

Zitat von: Reinhold am 23.Feb.21 um 12:21 Uhr
Wenn sich Flugwege nicht genetisch verankern, dann wie sonst? Fakt ist, sie finden zurück.
Sie machen es ähnlich wie Du, sie lernen von anderen die Strecke kennen. Ein paar Kolumbusse gibt es auch unter den Vögeln.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Reinhold

Zitat von: Berthold am 23.Feb.21 um 12:46 Uhr
Zitat von: Reinhold am 23.Feb.21 um 12:21 Uhr
Wenn sich Flugwege nicht genetisch verankern, dann wie sonst? Fakt ist, sie finden zurück.
Sie machen es ähnlich wie Du, sie lernen von anderen die Strecke kennen. Ein paar Kolumbusse gibt es auch unter den Vögeln.

Aber ich bin nicht abgehoben, sondern bodenständig.
Im Forum steht alles; auch das Gegenteil.

Rüdi

Berthold, Dein gestutzter Weidenbaum triebt ja super aus!!! :thumb
Mit gütigen Menschen zu leben, ist wie einen Raum mit Orchideen zu betreten -
        :: Kǒng Fū Zǐ  孔夫子 :: 推手 ::

Muralis

Zitat von: Berthold am 22.Feb.21 um 23:29 Uhr
Jungvögel schaffen den Wanderflug zu einem bestimmten Ziel nicht, wenn sie nicht geführt werden und deshalb die Strecke nicht kennen. Aber man kann sie zähmen und dann mit einen kleinen Tragschrauber zum Ziel führen.

Dass sich einige Vögel verirrren, ist für die Evolution von Vorteil, deshalb macht es keinen Sinn, dass der Flugweg genetisch im Tier verankert wird.

Interessanterweise ziehen z.B. bei den Watvögeln (Limikolen), bei denen man die Altersklassen an ihren differierenden Kleidern gut unterscheiden kann, beim Wegzug weitgehend getrennt, die Altvögel zuerst. Trotzdem finden auch die Jungvögel in die entsprechenden Winterquartiere. Wobei - nach Lektüre des deutschen Zugvogelatlas (https://www.weltbild.at/artikel/buch/atlas-des-vogelzugs_18273722-1) - durchaus nicht alle Arten dieselben Regionen in Afrika oder sonstwo bevorzugen.

Muralis

Inzwischen habe ich auch das Kapitel Kranich im deutschen Zugvogelatlas analysiert. Nach Deutschland ziehende Kraniche kommen überwiegend aus Finnland und z.T. auch aus Schweden. Sie treffen dort auf die in Norddeutschland brütenden Kraniche und ziehen mit diesen gemeinsam über Frankreich in die spanische Extremadura (wobei neuerdings klimabedingt der Zug oft schon in Frankreich endet).
Früher zogen sie auch weiter bis nach Marokko, auch das dürfte nun klimabedingt weitgehend unterbleiben, zumindest gibt es keine entsprechenden Ringfunde bzw. -ablesungen. Nach Österreich z.B. kommt kein einziger deutscher Kranich.

Eine östliche Zugroute führt - ebenfalls von Finnland ausgehend - über die baltischen Staaten bis nach Ungarn, wo im Herbst über 100000 in der Hortobagyi-Puszta rasten. Von dort führte die Route weiter bis nach Nordafrika. Neuerdings allerdings ändert ein zunehmender Teil dieser Vögel den Zugweg und fliegt nördlich der Alpen weiter zum westlichen Zugkorridor und kommt so auch durch Österreich und Süddeutschland.

Der deutsche Zugvogelatlas ist schon 2014 erschienen und wird jetzt gerade billig verschleudert. In Österreich wird es wohl nie einen Zugvogelatlas geben. Hier wurde erst vor wenigen Jahren, als dem letzten Staat Europas, eine eigene Vogelwarte, die sich mit der Beringung der Vögel und dem Vogelzug beschäftigt, gegründet. Wo sind die kaiserlichen Zeiten geblieben, als Österreich in der naturkundlichen Erfoschung weltweit führend war?

Ralla

Gestern habe ich mich mit extrem unkooperativen Haubentauchern beschäftigt. Bei einem Stadtbummel in Hellevoetsluis waren die zwei am Turteln im Hafenbecken. Also Anpirschen (mit Allrounderobjektiv) und bevor ich auch nur ein Sicherheitsfoto damit machen konnte, hören die auf mit Turteln und interessieren sich brennend für diesen Wasserdurchlass, als ob da gerade viele kleine Fische zu erwarten sind.

Als die dann wieder anfingen mit ihrem Hochzeitstanz waren die soweit weg, dass es kein ordentliches Foto mehr geworden ist.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Ruediger

Aber immer hin. :blume

Die Kamera immer an der Frau?
Beste Grüße

Rüdiger

Ralla

Zitat von: Ruediger am 27.Feb.21 um 17:36 Uhr
Die Kamera immer an der Frau?

Wenn ich ausflugstechnisch unterwegs bin, ja.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

#4829
Die Schwanzmeisen bauen ein Nest in der Banksia-Rose (eine Rose ohne Stacheln), etwa in Kopfhöhe an der Hauswand.
Als Baumaterial wird nur das Feinste verwendet, Flechten und etwas Moose. Das Nest ist schon zur Hälfte fertig gestellt. Es wird eine Kugel mit Eingang oben von der Seite.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)