Blattpilz an Dactylorhiza Cladosporium orchidis

Begonnen von Berthold, 27.Mai.10 um 15:27 Uhr

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Berthold

Ich habe diesen Blattpilz (sofern es der selbe ist) auch schon in der Natur gesehen. Es waren etwa 10% der Pflanzen befallen. Hier im Garten waren es ca. 80%, nicht nur Dactylorhiza, auch Orchis mascula und Gymnadenia.
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Timm Willem

Zitat von: Berthold am 24.Dez.13 um 13:03 Uhr
Simon, welches Schadbild hat Cladosporium orchidis an Deinen Dactylorhiza erzeugt?
Handelt es sich etwa um diesen Pilz?
http://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=6354.msg76164#msg76164
Ich bin nicht sicher, das könnte auch Frostschaden mit einem langsamer wachsenden Pilz sein.

Hier ist es eindeutiger:
http://www.srgc.net/forum/index.php?topic=10546.msg277811#msg277811

Berthold

Simon, der Pilz auf dem Foto von Bernd (Catwheazle) ist sicher identisch mit dem Pilz an meinen Pflanzen, auch wenn man es auf meinem Foto nicht so gut erkennt. Es gibt andere Fotos, die sehr eindeutig sind.
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Claus

Ich habe diese Schäden auch an Stenoglottis, Eltroplectris vor dem Einziehen, D. sphagnicola (in falschem, nämlich basischem Substrat), D. fuchsii in Lehm, vielfach D. in Auspikierkästen, Gymnadenia in Lehm und auch an Cyp. acaule im Moor, bei letzterer habe ich die braunen Stellen abgeschnitten, und die Pflanzen sind in die Winterruhe gegangen. Eine habe ich ausgebuddelt, die war völlig in Ordnung.

Im acaule-Hügel von Manne habe ich Gymnadenia-Sämlinge auspikiert, und obwohl mir die Amseln die immer wieder heraus gerissen haben und ich sie wieder eingepflanzt habe, zeigen die keinerlei Schäden. Das Substrat besteht aus inzwischen ziemlich verrotteter Kiefernrinde und Perlite ca. 1:1 (Volumen) und ist krachsauer. Die Amseln müssen sich jetzt dank eines Gitters ein anderes Übungsfeld suchen.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 24.Dez.13 um 21:50 Uhr
Ich habe diese Schäden auch an Stenoglottis, ..

Ja, Stenoglottis longifolia ist hier auch stark geschädigt und Stenoglottis fimbriata ist völlig hingerafft worden.
Ich habe jetzt alles mit Aliette besprüht.
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Timm Willem

#20
Hallo Claus,
ich denke, es könnte sich um unterschiedliche Pathogene handeln, zumindest um sehr unterschiedliche Stämme. Als "Cladosporium orchidis" vor etwa 15 Jahren begann die Dactylorhiza Sammlungen zu verstoffwechseln tat er das mit einer zuvor unbekannten Effizienz. Normalerweise lassen sich Blattprobleme bei Dactylorhiza mit schwachen Kontakt-Getreide-Fungiziden bekämpfen, in dem Fall nicht. Es gab wohl Gärtnereien die es damals mit systemischen Fungiziden unterdrückt haben, durch diese wurde der Pilz dann aber erst richtig verbreitet, wenn er beim Kunden dann wieder gewachsen ist. Betroffen waren auch Gärtnereien die in klimatisch sehr begünstigten Regionen lagen, Frost alleine war nicht der Promotor des Befalls. Wenn man auf die beginnenden Austriebe der Dactylorhiza versehentlich tritt, kommt es zu sehr ähnlichen Symptombildern bei den späteren Pflanzen, auch dabei spielen Pilze eine Rolle, mit großer Wahrscheinlichkeit gibt es dann im Folgejahr aber wieder kleine austreibende Knollen. Es sind also wahrscheinlich verschiedene Erscheinungen.

Da es auch immer wieder Berichte über neue Ausbrüche gibt, habe ich mir jedenfalls überlegt zumindest einige interessante Klone und einige Sämlings-Gruppen in Langzeitlagerung zu "erhalten". Daran bastle ich jetzt schon einige Zeit. Zunächst waren die Pflanzen dafür zu schnell gewachsen, man bekam sie dann nicht mehr pikierfähig aus den Gläsern heraus. Dann verbrauchten die Knollen systematisch den Zucker, dessen Gehalt immer weiter abnahm. Dies führte irgendwann zu glasigen Blättern. Sie dürfen also nur langsam und gleichmäßig wachsen.
Das lässt sich wiederum ganz einfach lösen, man pipettiert jährlich eine bestimmte Menge Flüssigmedium neu in die Gläser. Der benötigte Raum ist trotzdem noch ein Problem und Agar ist auch kein perfekter Träger für eine Langzeitlagerung. Seit diesem Sommer experimentiere ich deshalb mit neuen Medien und anderen Trägern in großen Gläsern, das sie nicht wachsen ist wohl nicht das Problem.
Ein Problem bleibt, wie bekommt man alte Pflanzen wieder aus den Gläsern heraus und was macht man, wenn sie sich im Glas zu sehr vermehren?


Claus

Meine auspikierten Sämlinge leiden oft unter diesem Pilz, den Günter Bergel in der neuen "Orchidee" 65(3), 2014 S. 187 beschrieben hat. Er hat Dithane Neotec von Spiess-Urania erfolgreich eingesetzt, der Wirkstoff ist Mancozeb, ein Mittel, das sowohl Mangan als auch Zink an Dithiocarbamat gebunden enthält.

Es gibt das nur als 1 kg-Packung (25,95 +3,90 € Porto). Ich will mir das kaufen. Günter Bergel, den ich anrief, meinte nur, dass er den Eindruck hat, das Mittel würde mit der Zeit seine Wirkung verlieren oder zumindest abschwächen.

Deshalb die Frage, will da jemand mitmachen? Ich würde es entsprechend aufteilen. 1 kg ist ja auch schon eine ganze Menge.
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Berthold

Claus, ich nehme die Hälfte. Ich glaube zwar nicht dass es wirkt, aber vielleicht wirkt es auch, wenn man nicht daran glaubt.
Diese Blattpilze sind hier in einigen Jahren massiv aufgetreten. Sie schädigen die Pflanzen zu 40 bis 80% nach meinen Beobachtungen.
In diesem Jahr sind keine Infektionen mehr aufgetreten. Vielleicht sind auch schon allen sensiblen Exemplare verendet.

Schlimmer ist die Stängelfäule, die aber im Wesentlichen Orchis, Ophrys und Himantoglossum dahinrafft.
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Stick †

Heuer gibt es bei mir auch Blattpilze. Das erste Mal sind bei mir Platanthera ciliaris im Moor befallen. Ich glaube das sind Schwächepilze da man ja heuer nicht von einem normalen Wetter ausgehen kann. Ich werde aber nicht behandeln, da sie nicht so gravierend befallen sind.
Die Blöden rennen, die Schlauen warten, die Guten gehen in den Garten.

Berthold

Zitat von: Stick am 13.Jun.14 um 18:58 Uhr
Ich glaube das sind Schwächepilze da man ja heuer nicht von einem normalen Wetter ausgehen kann.

Gerhard, das ist ja ähnlich wie mit der Grippeinfektion beim Menschen. Geschwächte Personen bekommen sie etwas häufiger als gesunde, aber ganz starke bekommen sie auch.
Du kannst auch durch eine noch so gute Kultur die Pflanzen nicht vor den Pilzen schützen, Du kannst lediglich das Infektionsrisko geringfügig reduzieren
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Claus

Gerhard, auch bei mir sind die Pl. ciliaris betroffen, ich kann dir also keine Sämlinge schicken. Aber sie sind noch nicht so hinüber, dass ich nicht feststellen kann ob das Mittel wirkt.

Eine Pflanze scheint nicht betroffen zu sein, sie wird wohl blühen und war von Beginn an der größte Sämling. Auch die Pflanze, die du mir letzten Herbst schicktest will wohl blühen, die steckt in einem anderen Moor und zeigt gar keinen Schaden.

Auch an den Cyp. acaule - wieder ein anderes Moor - scheint der Pilz zu nagen. Das tat er auch schon im letzten Jahr, die Pflanzen kamen trotzdem wieder. Und bei den größten nagt er nur, bringt sie aber nicht um.

Dagegen sind die D. fuchsii unbehelligt, das sind aber auch alles symbiotische Sämlinge gewesen, sie blühen zur Zeit alle, ca. 20 Stück.

Und in einem weiteren Moor blühen Gymnadenia conopsea, D. traunsteineri (wahrscheinlich) und Pl. dilatata und ein paar kleine Sämlinge, alle unbehelligt.
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Claus

2015 hatte sich der Blattpilz bei ausgepflanzten D. fuchsii verbreitet. Als sich im Frühjahr 2016 beim Austrieb die Blätter wiederum schwarz färbten habe ich alle Pflanzen ausgegraben und beäugt. Ergebnis: siehe unten.

Ich habe alles was schwarz, braun oder alt aussah weggeschnitten und die verbleibenden Knollen in eine Lösung von 1 g/l Teldor gelegt, dann wieder in frisches Substrat eingepflanzt. Nach ein paar Wochen habe ich alles wieder ausgegraben, nochmals das weggeschnitten was mir nicht koscher erschien, wiederum in Teldur gebadet und wieder eingepflanzt.

Der Stand heute ist im neuen Austrieb zu sehen. Alle sind wohl nicht wieder gekommen. Die Pflanzen sehen aber gesund aus. Ob die Krankheit damit überstanden ist ???
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Berthold

Zitat von: Claus am 09.Apr.17 um 11:08 Uhr
Der Stand heute ist im neuen Austrieb zu sehen. Alle sind wohl nicht wieder gekommen. Die Pflanzen sehen aber gesund aus. Ob die Krankheit damit überstanden ist ???

Der Blattpilz verschwindet auch zum grossen Teil von alleine ohne Behandlung und tritt spontan auf, deshalb ist Deine Frage für mich kaum zu beantworten.
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Matthias

Zitat von: Berthold am 30.Mai.18 um 11:43 Uhr
Matthias, hier liegst Du richtig.

Mag sein, aber dieser thread überfordert mich gegenwärtig. Was hat das Spritzen nun gebracht?
Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

Berthold

#29
Zitat von: Matthias am 30.Mai.18 um 14:38 Uhr
Zitat von: Berthold am 30.Mai.18 um 11:43 Uhr
Matthias, hier liegst Du richtig.

Mag sein, aber dieser thread überfordert mich gegenwärtig. Was hat das Spritzen nun gebracht?

Das ist ungewiss, manchmal verschwindet der Pilz nach dem Spritzen, manchmal nicht.
Es ist ähnlich wie beim Nichtspritzen.

Auf die Frage, soll ich spritzen, also ein klaren eindeutiges "jein".

Hier im Garten ist der Pilz nie wieder aufgetaucht. Ich habe nicht gespritzt. Meist überlebt der Pilz den Winter nicht, die Orchideenknolle aber wohl.

Ich hätte gern einen Druckknopf, den ich betätigen kann und sofort ist der Pilz verschwunden.
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