Neudohum im Garten

Begonnen von Berthold, 04.Okt.09 um 18:22 Uhr

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Berthold

Viele Knollenorchideen werden im Garten über die Jahre immer kleiner und verschwinden dann völlig. Ist die natürliche Lebenserwartung erreicht oder verändern sich die Bedingungen am Standort der Knolle zum Negativen?

Ich habe nun solche Kandidaten aufgenommen und in Mischung von 70% Seramis (oder Perlite) und 30% Neudohum wieder an die selbe Stelle eingepflanzt. Dabei hat sich bei allen Arten wieder ein deutlicher Zuwachs der Knolle ergeben.

Diese Orchis purpurea habe ich seit 11 Jahren und ihre Knolle war schon auf 1,5 cm zurück geschrumpft:


Man erkennt deutlich den Zuwachs im neuen Substrat.
Getestet habe ich empfindliche Arten, wie Dactylorhiza sambucina, Orchis pauciflora, O. purpurea, Himantoglossum hircinum und adriaticum, Ophrys apifera und Comperia comperiana.

Das Zurückbauen der Knolle im Laufe der Jahre liegt also wohl nicht am Alter der Pflanze sondern an der sich versclechternden Bodenbedingungen in der Umgebeung der Knolle. Einige Arten bilden wohl deshalb die neuen Knollen an Wurzelausläufern, um andere entferntere Bodenbereiche für die neue Pflanze zu nutzen (Herminium monorchis Orchis champaneuxii und andere).
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Berthold,
ich weiß ja nicht, womit Neudohum aufgedüngt ist. Aber es gibt ja ein uraltes Rezept, um sog. Torfschnellkompost herzustellen:

1 Ballen Torf mit 200-300 l Wasser durchfeuchten
5 kg Kalkstickstoff
5 kg Thomasphosphat (gibts nicht mehr: http://de.wikipedia.org/wiki/Thomasmehl , muss man Thomaskali nehmen)
5 kg 40er Kali (40% K2O, 5% MgO)
gut untermischen und die Masse zu einem Haufen setzen (oder Grube), mit Erde abdecken, nach 4 Wochen abstechen und umsetzen, ist nach weiteren 4 Wochen fertig.

Einen besseren Gartendünger kann man sich gar nicht vorstellen! Es ist eben nur sehr viel Arbeit damit verbunden. Woran mag das liegen? Vermutlich, weil die Humusstoffe des Torfs sich mit den Mineralstoffen ideal verbinden und den Dünger dann im Boden nur ganz langsam abgeben.

So, ich vermute, dass Neudohum auf ähnliche Weise hergestellt wird, nur nicht mit Torf als Ausgangsstoff. Ob da der vorhandene Pilz noch eine Rolle spielt, weiß ich natürlich nicht, kann aber sein.

Mein Bekannter hier am Ort, der so ca. 250 Stück D. maculata im Garten hat, verriet mir mal: "Sie, ich habe die mal mit Blaukorn gedüngt, die sind aber abgegangen".

Ich denke, dass Erdorchideen mehr an Dünger vertragen als immer behauptet wird. Nur, er darf nicht in höherer Konzentration als bloßer Mmineraldünger vorliegen, der die Wurzeln "verbrennt". Das wird auch der Grund sein, dass bei Manne in seinem Löss+Sand oder Sauerkrautboden der darin enthaltene Lehm die Düngesalze festhält und nur ganz langsam dosiert abgibt.

Also litten deine Pflanzen schon unter Mangel an Dünger.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Manne

Das mit der Entwicklung der Knollen liegt an nichts anderem als an den Nährstoffen.
Irgendwie steck überall noch das Denkmuster, dass Erdorchideen nährstoffarm wachsen drin. Das ist aber absolut falsch.
Bei mir wachsen einige Knollenorchideen schon Jahrzehnte im Garten. O. purpurea z. B. wird aber immer noch bis zu 80 cm groß, O. palustris noch besser und O. morio erreicht manche Jahre 30 cm.
Man muss einfach stickstoffarm, aber ansonst kräftig düngen. Keine zu konzentrierten Dosen, aber regelmäßig.
Beim Neudohum ist es auch der enthaltene Dünger.
Selbst beim auspikieren sieht man doch, das Substrate mit hohem Nährstoffgehalt sehr gut funktionieren, während sie in nährstoffarmen bei Zeiten umkommen.

Berthold

Zitat von: Claus am 04.Okt.09 um 18:42 Uhr
Also litten deine Pflanzen schon unter Mangel an Dünger.
so in der Richtung sehe ich die Dinge auch und in Folge der schlechten Nährstoffversorgung scheint die Infektionsgefahr stark anzusteigen.

Die Infektionsgefahr scheint aber auch in torfhaltigen Substraten (Topfkultur) sehr hoch zu sein. Dieser Effekt hat mich vielr Pflanzen gekostet.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: Manne am 04.Okt.09 um 19:00 Uhr
Beim Neudohum ist es auch der enthaltene Dünger.
Selbst beim auspikieren sieht man doch, das Substrate mit hohem Nährstoffgehalt sehr gut funktionieren, während sie in nährstoffarmen bei Zeiten umkommen.

Manfred, aber die Kultur und das Pikieren in torfhaltige Standard-Blumenerde, die auch gut aufgedüngt ist, funktioniert bei etwas empfindlichen Arten nicht, sie faulen blitzschnell ab, ein ähnlicher Effekt wie bei Neudohum nach etwa 5 Monaten.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Ja Torf scheint tödlich zu sein. Vielleicht wegen des hohen Gehalts an Huminsäuren? Die wirken ja konservierend, so dass selbst ins Moor gefallene Leute ein paar Tausend Jahre konserviert bleiben. Konservieren heißt auch immer, lebende Zellen abzutöten.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

pierre

wirkt Huminsäure nicht fungizid  :whistle

Berthold

Zitat von: hakone am 04.Okt.09 um 19:20 Uhr
wirkt Huminsäure nicht fungizid  :whistle

ja, aber wirkt sie auch antibakteriell gegen anaerobe Bakterien? Die sind nämlich ganz schlimm!  :whistle
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Tobias

Berthold,
erneuerst du das Substrat jährlich?Ist Neudohum im Garten denn nicht eigendlich tabu? :wacko

Verwirrte Grüße

Tobias
Liebe Grüße
Tobias

Manne

Mit Torf muss man vorsichtig sein. Wobei einige Arten ihn auch ganz gut vertragen. Aber dazu muss man ein sehr gutes Gefühl für seine Pflanzen haben.
Torf hat eine für viele Erdorchideen gefährliche Eigenschaft. Torf in einem Mischsubstrat beginnt sofort mit der Zersetzung und da werden größere Mengen Stickstoff frei, da helfen die anderen Nährsalze auch nichts. Das mögen rundknollige Erdorchideen gar nicht.
Bei Dactylorhizen ist dies schon wieder ganz anders.
Bei Neudohum scheint der Abbauprozess zu Anfang gehemmt zu sein, folgt dann aber dem Torfmuster.

Berthold

Zitat von: frauenschuh am 04.Okt.09 um 19:47 Uhr
Berthold,
erneuerst du das Substrat jährlich?Ist Neudohum im Garten denn nicht eigendlich tabu? :wacko

Verwirrte Grüße

Tobias

Tobias, ich erneuere das Substrat im Garten nicht. Man darf aber nur maximal 30% Neudohum nehmen. Herr Dr. Beyrle empfieht Ähnliches für das von ihm eingesetze Toresa-Substrat.

Bei den geringen Anteilen von organischen Komponenten werden im Garten wahrscheinlich schädliche Zerfallsprodukte, die bei der Zersetzung entstehen, leichter weggespühlt als bei der Topfkultur.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Tobias

Zitat von: Berthold am 04.Okt.09 um 20:41 Uhr
Zitat von: frauenschuh am 04.Okt.09 um 19:47 Uhr
Berthold,
erneuerst du das Substrat jährlich?Ist Neudohum im Garten denn nicht eigendlich tabu? :wacko

Verwirrte Grüße

Tobias

Tobias, ich erneuere das Substrat im Garten nicht. Man darf aber nur maximal 30% Neudohum nehmen. Herr Dr. Beyrle empfieht Ähnliches für das von ihm eingesetze Toresa-Substrat.

Bei den geringen Anteilen von organischen Komponenten werden im Garten wahrscheinlich schädliche Zerfallsprodukte, die bei der Zersetzung entstehen, leichter weggespühlt als bei der Topfkultur.

Danke für die Info Berthold, das wusste ich noch nicht.

lg
Liebe Grüße
Tobias

purpurea †

Zitat von: Manne am 04.Okt.09 um 19:49 Uhr
Mit Torf muss man vorsichtig sein. Wobei einige Arten ihn auch ganz gut vertragen. Aber dazu muss man ein sehr gutes Gefühl für seine Pflanzen haben.
Torf hat eine für viele Erdorchideen gefährliche Eigenschaft. Torf in einem Mischsubstrat beginnt sofort mit der Zersetzung und da werden größere Mengen Stickstoff frei, da helfen die anderen Nährsalze auch nichts. Das mögen rundknollige Erdorchideen gar nicht.
Bei Dactylorhizen ist dies schon wieder ganz anders.
Bei Neudohum scheint der Abbauprozess zu Anfang gehemmt zu sein, folgt dann aber dem Torfmuster.

Ich möchte aber einmal daran erinnern das da jemand in früheren Beiträgen sehr von Weistorf geschwärmt hat.Auch bei Ophrys und Orchis!!
Ich kann mich natürlich auch irren was in meinem Alter ja auch verständlich ist. :rot
Aber es wird ja soviel weggelogen im Leben . :whistle
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

pierre

Ich möchte aber einmal daran erinnern das da jemand in früheren Beiträgen sehr von Weistorf geschwärmt hat.Auch bei Ophrys und Orchis!!


Orchideenfreund Purpurea,

Wer war ?. Du vielleicht ?  :-D

Manne

#14
Hakone, er hat irgendwie eine Leseschwäche und verwechselt auch noch die Leute. Und was er einmal falsch gelesen hat, darauf beruft er sich immer wieder und das kommt oft vor.
Muß wohl doch das Alter sein.