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Ist Benedikt XVI gefährlich?

Begonnen von Phil, 19.Sep.11 um 14:34 Uhr

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Berthold

Zitat von: Ruediger am 21.Sep.11 um 21:53 Uhr
Heike, es geht immer nur um den aktuellen Papst. Jedes mal. :whistle

Man drischt auf ihn ein, meint aber eigentlich die Kirche.

völliger Unsinn,

man drischt auf den Papst ein, weil er teils groben Unfug macht und manche unserer Rechtsnormen verletzt, z. B. den Gleichheitsgrundsatz. Es hat überhaupt nichts mit der Kirche zu tun, denn es sind schlicht Eigeninitiativen des jeweilgen Papstes.
Das ist einfach unerträglich.


Rüdiger, in manchen Dingen bist Du blind wie ein Grottenolm, nur fehlen Dir die anderen Sensoren, um Dir dennoch ein klares Bild zu verschaffen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass Solanum diesen meinen Beitrag voll billigt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Solanum

Rüdiger, es tut mir leid, aber ich kann die in dem Interview geäußerten Ansichten und Kommentare partout nicht mit deinen ziemlich paranoiden Vorwürfen in Übereinstimmung bringen. Daraus schließe ich, daß du das Interview nicht angehört hast, in Sachen Papst und Kirche nicht kritikfähig bist und jetzt wild um dich schlägst  :ka

Solanum

Mal abgesehen davon sehe ich nicht, was prinzipiell dagegen spräche oder daran verwerflich wäre, wenn nicht nur dieser Papst, sondern auch der vorige und der nächste kritisiert werden. Sie sind schließlich Personen des öffentlichen Raumes mit Macht und Verantwortung, und so lange wir noch in einer pluralistischen Gesellschaft leben und frei reden dürfen, müssen Menschen mit Macht und Verantwortung für ihre Handlungen geradestehen.

Mr. Kaizer

#33
Zitat von: Ruediger am 21.Sep.11 um 21:14 Uhr
Lustig finde ich nur, daß gerade die die am weitestens von der Kirche entfernt sind, sich mit solcher Inbrunst an ihr, dem Papst oder dem Christentum bzw. Religion an sich reiben.
Eigentlich könnten es ihnen völlig egal sein.

Das ist nicht lustig, das ist ganz einfach zu erklären:
Weil es Religion nicht sein lassen kann Politik zu betreiben. Papst, Kirche, Christentum, das sind Institutionen mit mehr oder minder großem Einfluss auf Gesellschaft und Politik, die sich selbst als moralische Instanzen verstehen, versuchen direkt Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen, obendrein mit ganz offensichtlich undemokratischen und diskriminierenden Strukturen. Und die gehören genauso kritisiert wie eine Partei oder ein Staatsmann, gerade auch wenn unsere (persönlichen) Werte verletzt werden.

Ich habe nichts dagegen, wenn jemand still und leise vor sich hin glaubt, von mir aus auch laut. Oder den Papst toll findet. Das ist letztlich Privatsache.
Aber wenn die Leute dem Papst zujubeln, dann sollten sie sich schon darüber im Klaren sein, daß er es nicht gut findet, daß sie ein Kondom in der Tasche haben, oder die Pille, daß er es nicht toll findet, daß die katholische Jugend auf ihren Freizeiten Sex hat, daß er es schlecht findet, daß sie unverheiratet zusammenleben, geschieden sind, offen homosexuell leben, nicht an die unbefleckte Empfängnis Marias glauben...

Wenn man mit dem Spagat leben kann soll es mir recht sein. Ich könnte das nicht.

Trocknerflusen

Rüdiger, was ist los? Das Thema scheint ja ein rotes Tuch für dich zu sein, jedenfalls bin ich ziemlich überrascht, was du hier so von dir gibst.
Du beschwerst dich, dass es sinnlos ist, mit Religionsgegnern zu diskutieren, dabei geht es hier eigentlich noch sehr gesittet zu. Nur du fährst wie mit einer Dampfwalze über jeden Versuch eines Dialogs.

Man muss auch kein übereifrig missionierender Atheist sein, um dem Vatikan kritisch gegenüber zu stehen. Ich bin mir sicher, dass eine Menge Christen und sogar Katholiken der gleichen Meinung sind.

Gründe um sich an der katholischen Kirche "zu Reiben" gibt es ja wohl einige und ich weigere mich zu glauben, dass dir keine einfallen. Mr. Kaizer's Liste ist ja schon mal ein guter Anfang.

Lebst du im kompletten Einklang mit diesen Regeln? Falls nein, was bedeutet das für dich?

Ich würde mich freuen, wenn du darauf antworten würdest, da eines meiner größten Probleme ist, zu verstehen, wie jemand bei vollem Bewusstsein die "Regeln" komplett ignoriert aber trotzdem mit Feuer und Flamme Katholik ist.
Gruß,
Christian

Mr. Kaizer

Zitat von: Ruediger am 21.Sep.11 um 21:14 Uhr
Lustig finde ich nur, daß gerade die die am weitestens von der Kirche entfernt sind, sich mit solcher Inbrunst an ihr, dem Papst oder dem Christentum bzw. Religion an sich reiben.
Eigentlich könnten es ihnen völlig egal sein.

Viele ihrer schärfsten Kritiker hat die Kirche selbst hervorgebracht. Das willst du doch wohl nicht leugnen.
Ich kenne auch Leute, die ich im christlich-katholischen Sinne als sehr gläubig bezeichnen würde, die den Papst für seinen reaktionären Unfug aber ziemlich geringschätzen und ihn nicht als Stellvertreter für ihren Glauben und ihre Werte akzeptieren.

Bunuel bezeichnete sich als Atheist von Gottes Gnaden. Das gefällt mir wiederum.

Ahriman


Jensli

Zitat von: Mr. Kaizer am 22.Sep.11 um 00:52 Uhr


Ich habe nichts dagegen, wenn jemand still und leise vor sich hin glaubt, von mir aus auch laut. Oder den Papst toll findet. Das ist letztlich Privatsache.


Genau: Privatisiert die Religionen!

Biscaya

Der Deismus ist lediglich eine kategorisierende Bezeichnung für ein Konzept, keine Religion (so wie Rationalismus).

Zitat von: Trocknerflusen am 22.Sep.11 um 01:12 Uhr
Ich würde mich freuen, wenn du darauf antworten würdest, da eines meiner größten Probleme ist, zu verstehen, wie jemand bei vollem Bewusstsein die "Regeln" komplett ignoriert aber trotzdem mit Feuer und Flamme Katholik ist.

Ich heiße nicht Rüdiger, möchte es aber trotzdem mal versuchen, weil ich diese Diskussion schon öfter geführt habe und früher selbst Probleme hatte das zu verstehen.
1. Gibt es einen sehr großen Unterschied zwischen Theologie und gelebtem Glauben. Wenn du Gläubige fragst, was ihre Taufe, der Kreuzestod oder das Abendmal konkret theologisch bedeutet, wirst du meistens keine Antwort bekommen. Denn das wissen viele einfach nicht (und brauchen sie auch nicht zu wissen).
Nicht nur durch die Aufklärung hat sich das Christentum zu einem mehr indiviuellen Glauben entwickelt. Theologie ist nur mehr die Klammer, die die Richtung vorgibt.
2. Kein Mensch ist ohne Sünde und die Welt gibt den Menschen auch keine andere Möglichkeit als täglich zu sündigen, aufgrund ihrer Umstände. Bsp: Die Bank, die deinen Rentenfond betreut, unterstützt mit dem Geld einen Waffenhersteller. Das ist Sünde, du kannst aber nicht aus. Dafür gibts aber ja die Vergebung Gottes  ;-)
3. Herr Kaizer hat schon etwas wichtiges angedeutet:
ZitatIch kenne auch Leute, die ich im christlich-katholischen Sinne als sehr gläubig bezeichnen würde, die den Papst für seinen reaktionären Unfug aber ziemlich geringschätzen und ihn nicht als Stellvertreter für ihren Glauben und ihre Werte akzeptieren.
Der Mensch kann nur im Idealfall alles 100%ig mittragen (was wiederum voraussetzt, dass er es auch weiß). Der Idealfall ist bekanntlich meist eine Utopie.
4. Vielleicht trifft alles von Mr. Kaizer genannte in der Liste nicht auf Rüdiger zu.  ;-)

Zum Interview:
Was er sagt, ist Spekulation. Der Papst selbst hat geäußert, dass er durch die Missbrauchsfäll zutiefst (im Herzen) verletzt war. Er ist enttäuscht von den Ausmaßen innerhalb der Kirche, die er als Vertretung Christi auf Erde sieht.

Sein ganzer Text am Anfang hört sich danach an, als wäre der Papst ein Demagoge, der die Aufklärung und alle mit ihr verbundenen Gedanken als schlecht verwerfen würde. Ich frage mich: Hat dieser Herr schon jemals Josef Ratzinger gelesen? Ich habe einige seiner Texte und Reden gelesen und es ist einfach falsch, dass er die Aufklärung rückgängig machen möchte. Wieso sonst, sollte Ratzingers Herzblut der wissenschaftlichen Argumentation mit Philosophie und Logik gelten, wenn er das alles am liebsten vewerfen würde? Ich schrieb bewusst "Josef Ratzinger", da ich seine wissenschaftlichen Schriften meine, bevor er Papst geworden ist. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass so ein scharf denkender Mann durch sein Amt zu blinden Demagogen wird.
Als Papst wie als Mensch hat er das Recht zu glauben.

Was er am Williamson-Beispiel einfach nicht kapiert hat, ist, dass der Papst hier innerkirchliche Politik gemacht hat. Das hat nichts mit einer dogmatischen Lehre wie dem Abendmahlsverbot für geschiedene Frauen zutun.

Die Idee "Religion als Privatsache" stammt aus der Franz. Revolution und ist m.E. mit keiner der abrahamitischen Religionen vereinbar. Das war in unserer Geschichte übrigens auch nie so (und ist es jetzt auch nicht). Warum sollte der Papst diesen Anspruch haben, der eigentlich zum Nachteil der RKK ist?

Berthold

Zitat von: Biscaya am 22.Sep.11 um 17:22 Uhr
Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass so ein scharf denkender Mann durch sein Amt zu blinden Demagogen wird.

Natürlich ist das der Fall, denn durch wissenschaftliches Denken kann man nicht zu dem Ergebnis kommen, dass Frauen diskriminiert werden müssen und so weiter und so weiter...
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Manne

Zitat von: Biscaya am 22.Sep.11 um 17:22 Uhr
Der Deismus ist lediglich eine kategorisierende Bezeichnung für ein Konzept, keine Religion (so wie Rationalismus).

ich meine die form des deismus, welche sagt, das gott das universum und die naturgesetze geschaffen hat. das wars dann. alles andere findet ohne den weiteren zugriff gottes in diesem rahmen statt. nicht die gebote mose sondern die naturgesetze sind gottes gebote.
mit isaak newton und albert einstein befinde ich mich da in guter gesellschaft.
wenn man dies bedenkt, erklärt sich auch einsteins berühmter ausspruch:
gott würfelt nicht.

orchitim

Ein interessantes Zitat möchte ich hier einfügen:
"Da bleiben die Linksgrünen heldenhaft dem Parlament fern wenn der Papst kommt. Vor Freude über den Protest bekommt Claudia Roth schon Schnappatmung.

Wenn es aber darum geht gegenüber den echten totalitären Regimes wie z.B. Iran die Werte der Freiheit hochzuhalten, dann sitzt Frau Roth mit Schleier in Teheran im Parlament und macht Bückling bei den Taliban."

Genau das ist es was mir die Politik verleidet hat, diese Verlogenheit aus Geltungssucht und dümmlicher Arroganz den tatsächlichen Anliegen der Menschen gegenüber.

Und eines noch, der Papst ist nach unseren Rechtsgrundsätzen ein anerkanntes Staatsoberhaupt und und hat deswegen auch den Anspruch auf Respekt wie er jedem Gast entgegen gebracht wird. Wem das nicht gefällt das er auch Andersdenkenden Respekt entgegen bringen muss in diesem Geschäft, der soll seine Reden am Stammtisch schwingen und gehört nicht als Vertreter ins Parlament.

Als Atheist muss ich sagen das ich das beschämend finde.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Berthold

Harald Schmidt meint, der Papst in Berlin sei ein Widerspruch.

Berlin ist arm aber sexy, der Pappst sei das Gegenteil.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Jensli

Da ich krankgeschrieben war, habe ich mir gestern die Live-Übertragung vom Pabstbesuch angeschaut und auch die gesamte Messe im Olympiastadion.

Ich muss zugeben, der Mann versteht seinen Job, er kann schon wirklich die Menschen erreichen. Schade nur, dass er seine Macht so wenig zu nutzen weiß und in den Dogmen verharrt. Andererseits ist es nachvollziehbar, dass eine 2000-jährige Institution wie die R-K-Kirche nicht beliebig werden darf. Intellektuell hat mich der Pabst jedenfalls angesprochen, der Mann hat schon was drauf...