Orchideenkultur

Fachbereich => Andere interessante Pflanzen => Gemischtes => Thema gestartet von: plantsman am 26.Jan.14 um 20:33 Uhr

Titel: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 26.Jan.14 um 20:33 Uhr
Moin,

auf den Kanaren haben sich ja ein paar "Unkräuter" entschlossen dem Insel-Gigantismus zu fröhnen. Eine Gattung die ich unheimlich gerne mag ist Sonchus. Es ist schon beeindruckend wie schön "gewöhnliche" Saudisteln sein können.

In den Gruson-Gewächshäusern in Magdeburg gerade in Blüte (die getopfte Pflanze) oder in der Entwicklung (die ausgepflanzte) ist Sonchus congestus. Sie ist eine Art der Lorbeerwälder Teneriffas und Gran Canarias. Am Standort ist sie ein bis 4 m hoher Schopfbaum. Die Rosette hat einen Durchmesser von ca. 1 m und die Blütenköpfchen ca. 10 cm.

Wenn man sie selber kultivieren möchte sollte man daran denken das die Kanarischen Arten Winterwachser sind. Auch hat die Weiße Fliege ein großes Faible für die Gattung.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 26.Jan.14 um 20:48 Uhr
Sonchus ist die einzige Pflanze, die ich nie auf den Kanaren eingesammelt habe, weil sie mich zu sehr an unser Unkraut, den Löwenzahn erinnert.
Aber eine 10 cm leuchtend gelbe Korbblüte im Winter im Kalthaus hat durchaus seinen Reiz, finde ich inzwischen.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 26.Jan.14 um 20:53 Uhr
Am meisten hat mich damals auf Teneriffa Sonchus acaulis beeindruckt. Ein Löwenzahn von fast 2 m Durchmesser und Köpfchen mit sicher 15 cm Durchmesser in einer Dolde mit weiß bewollten Knospen :drool. Total schön. Noch hab ich aber nur einen Sämling davon im Bestand.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 05.Mär.14 um 18:04 Uhr
Moin,

in Blüte ist gerade Echium virescens. Ein strauchiger Natternkopf der auf Teneriffa endemisch ist und dort im Kiefernwald-Bereich wächst. Er braucht also einen gut durchlässigen Boden. Zwei weitere Arten sind in den Startlöchern: E. simplex und eine Pflanze, bei der das Etikett verloren gegangen ist. Wenn er blüht, kann er endlich nachbestimmt werden.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 27.Jun.14 um 18:15 Uhr
Moin,

Acanthaceae sind in Europa nur durch die Gattung Acanthus vertreten. Ein tropischer, strauchiger Vertreter hat es anno dunnemals aber auf die Kanaren geschafft und dort die Art Justicia hyssopifolia gebildet. Es ist ein etwas struppiger, sommerblühender Strauch des Sukkulentenbusch. Leider war die große Pflanze bei meinem Arbeitsantritt derart mit Schmierläusen verseucht, daß ich den Bestand ganz neu aufbauen musste. Die kleine Stecklinge machen aber jetzt nach einem halben Jahr schon fleissig Blüten.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: walter b. am 28.Jun.14 um 13:20 Uhr
Toller Thread, gerade entdeckt!

Kultiviert eigentlich jemand Isoplexis?
Die gehören für mich zu den schönsten KanarierInnen...

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 28.Jun.14 um 14:19 Uhr
Zitat von: walter b. am 28.Jun.14 um 13:20 Uhr
Toller Thread, gerade entdeckt!

Kultiviert eigentlich jemand Isoplexis?
Die gehören für mich zu den schönsten KanarierInnen...

Viele Grüße
Walter

Aber Walter, was denkst Du denn nur von uns? (http://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=601.0)
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 20.Jan.15 um 00:23 Uhr
Moin,

die Sonchus-Arten Makaronesiens gehören mit zu meinen Lieblingen hier in Magdeburg. Die nächste Art wächst zwar nicht auf den Kanaren, aber dafür gehört ihr Heimatarchipel, die Kapverden, noch zu Groß-Makaronesien. Als Pflanze vielleicht nicht so beeindruckend wie einige andere Arten der Gattung, dürften die folgenden Fotos doch recht interessant sein. Es könnten nämlich die ersten Blüten-Fotos dieser Art sein (ich hab im WWW jedenfalls keine gefunden)....... und ihr seid dabei :yes.
In Kultur ist sie leider ein Spinnmilben-Magnet.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Ahriman am 20.Jan.15 um 01:58 Uhr
Wie lange hat es bis zur Blüte gedauert und wie groß sind die Blütenköpfchen?
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 20.Jan.15 um 10:53 Uhr
Zitat von: plantsman am 20.Jan.15 um 00:23 Uhr
Moin,

die Sonchus-Arten Makaronesiens gehören mit zu meinen Lieblingen hier in Magdeburg.

Sehr schon, Stefan.  :thumb
Man muss die Gattung aber erst mal lieben lernen, da sie so sehr an Löwenzahn erinnert.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 20.Jan.15 um 16:02 Uhr
Moin,

@Ahriman, die Pflanze ist ein knapp einjähriger Sämling. Sie scheint am Standort später kurzstämmige Büsche in den Felsspalten zu bilden. Die Köpfchen haben ganz geöffnet einen Durchmesser von ca. 6 cm.

Habituell sind sie noch deutlich vielfältiger. Auf Teneriffa konnte ich im November einige Arten fotografieren. Auch 3 sehr seltene Arten waren dabei:
Sonchus gummifer, ein chasmophytischer Strauch der nur bei Güimar vorkommt;
Sonchus canariensis, eine baumartige Pflanze, nur im Westteil der Insel immer nur in sehr kleinen Gruppen und weit verstreut wachsend;
Sonchus fauces-orci, ein ebenfalls felsspaltenbewohnender, seltener Kleinstrauch aus dem Westteil der Insel, hier aus der Schlucht von Masca, die Blätter finde ich ausserordentlich attraktiv.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 20.Jan.15 um 16:27 Uhr
..... eine Art, die so überhaupt nicht in das Sonchus-Schema passt ist die häufige Sonchus capillaris. Sie erinnert eher an einen strauchigen Fenchel mit Salatblüten. Von dieser Gruppe, der ehemaligen Gattung Taeckholmia, gibt es noch mehr Arten, ich selber habe aber nur zwei gefunden. Alle sind Arten des Sukkulentenbusch in tieferen Lagen.
Im Lorbeerwald dann noch Sonchus acaulis, der "Riesen-Löwenzahn". Rosetten von 1,5 m Durchmesser sind keine Seltenheit. Leider ohne Blüten, denn damit ist er noch beeindruckender.
Offensichtlich blühen die feinblättrigen Arten im Winter und die breitblättrigen im späteren Frühjahr.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Ahriman am 20.Jan.15 um 23:19 Uhr
Sehr schön!
Ich habe bislang nur die typischen Löwenzahn-Soncusarten wahrgenommen.
Bin anfang Februar nach langem wieder einmal auf Teneriffa, hast du Vorschläge wo sich da spannendes sehen lässt?
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Postpiet am 21.Jan.15 um 00:58 Uhr
Zitat von: plantsman am 20.Jan.15 um 00:23 Uhr
...
Als Pflanze vielleicht nicht so beeindruckend wie einige andere Arten der Gattung, dürften die folgenden Fotos doch recht interessant sein. Es könnten nämlich die ersten Blüten-Fotos dieser Art sein (ich hab im WWW jedenfalls keine gefunden)....... ...

Die hier (http://treebreeder.blogspot.de/2013/12/different-sonchus-species-in-cape-verde.html) unter 2. gezeigte Sonchus daltonii ist wohl eher keine ...

Schönen Gruß

Peter
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 21.Jan.15 um 06:42 Uhr
Moin,

bevor ich die Behauptung in die Welt setze, das erste Blütenfoto der Art zu zeigen, wollte ich natürlich sicher sein und habe ein wenig im Netz rumgesucht. Dabei habe ich auch dieses Bild gefunden. Es ist wohl noch nicht mal eine Sonchus, schon eher was in Richtung Picris oder so.

@Ahriman, kommt drauf an, was Du als spannend empfindest. Insgesamt kann man sagen, das die straßenbegleitenden Felswände immer für Raritäten gut sind. Da ist das Orotava-Tal und die Gegend um Güimar ziemlich reichhaltig. Aber auch der Lorbeerwald im Teno-Gebirge ist interessant. Von Erjos aus kommt man zu einem beschilderten Waldpfad um den Barranco de los Cochinos...... sehr zu empfehlen. Masca ist natürlich immer schön, aber mit einem Haufen Touristen.
Im Bereich des Anaga-Gebirges sind vor allem die Felswände in den niederen Lagen sehr interessant.
Aber insgesamt ist es schwer etwas hervorzuheben. Nur die Kiefernwälder sind im Allgemeinen recht artenarm und die Canadas dürften im Februar noch unter einer Schneedecke liegen.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: walter b. am 21.Jan.15 um 06:46 Uhr
Doch auch orchideenmäßig sollte sich im Februar durchaus Interessantes auf Teneriffa finden lassen...

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Ahriman am 21.Jan.15 um 23:30 Uhr
Danke!
Ich denke Endemiten und Orchideen wären ganz oben auf der Liste.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 22.Jan.15 um 10:13 Uhr
Zitat von: Ahriman am 21.Jan.15 um 23:30 Uhr
Endemiten und Orchideen wären ganz oben auf der Liste.
Da müsste ja Orchis canariensis ganz oben stehen (gibt's allerdings auf Gran Canaria auch noch).
Interessierst Du Dich auch für die Insel-endemischen Aeonien?
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: walter b. am 22.Jan.15 um 13:47 Uhr
Orchis canariensis ist äußerst hübsch! Doch nicht so leicht zu finden...

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 22.Jan.15 um 13:57 Uhr
Stimmt, Walter. Ich habe sie nur einmal gefunden, am Rand einer Hauptverkehrsstrasse auf Gran Canaria. Auf Teneriffa habe ich mir einen Wolf gesucht und keine gefunden.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: walter b. am 22.Jan.15 um 14:03 Uhr
Ich habe sie auf Teneriffa auch nur einmal gefunden, in einem extrem steilen Hang. Ich wunderte mich dass da Dosen und anderer Müll rumliegen, bis ich draufkam dass sich ein Stück weiter oben eine Aussichtsplattform befindet...
Auf Gomera habe ich die Art auch gefunden; sehr dramatisch, am Rand eines Tafelberges!

Was ich auf Teneriffa aber noch viel beeindruckender finde, ist das Himantoglossum metlesiczianum!!!
Und dann gibt es ja noch eine endemische Serapias...

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 22.Jan.15 um 14:11 Uhr
Zitat von: walter b. am 22.Jan.15 um 14:03 Uhr
Was ich auf Teneriffa aber noch viel beeindruckender finde, ist das Himantoglossum metlesiczianum!!!
Viele Grüße
Walter

ja, das glaube ich. Ich habe sie nie gefunden. Einmal hatte ich eine kleine Pflanze in Topf-Kultur, ist aber nach 2 Jahren verschwunden. Ich suche neue Pflanzen oder Samen.
Die Art sollte kultivierbar sein.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 22.Jan.15 um 17:53 Uhr
Moin,

an Orchies hab ich dort nur Neotinea maculata und Habenaria tridactylites gefunden. Die Orchis soll ja im Kiefernwald wachsen und die Himantoglossum hab ich nicht speziell gesucht. Die hab ich Januar 2004 oberhalb von Chio auf knapp 1400 m im Straßengraben gesehen. Keine Ahnung ob sie noch da ist.

Eine Pflanze die überall zu finden ist, vom Sukkultenbusch bis in die Canadas, ist Andryala pinnatifida. Vor allem die Gebirgstypen sind schön kompakt und weißwollig. In Blüte setzt die Art das Thema "Löwenzahn" weiter fort. Leicht zu kultivieren, aber etwas kurzlebig (muss immer wieder durch Saat verjüngt werden) und im Gewächshaus sollte sie öfter gestutzt werden, da sie sonst schlaksig wird.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 25.Jan.15 um 23:17 Uhr
Moin,

das einzige endemische Hahnenfußgewächs Makaronesiens: Ranunculus cortusifolius. Sieht zwar so aus wie ein normaler Hahnenfuß Mitteleuropas, ist aber in allen Dimensionen deutlich größer. Zur Zeit steht auch ein Topf voll Sämlinge bei mir. Da werde ich mal sehen, ob ich ein paar Pflanzen mit sehr schön gefleckten Blättern auslesen kann. Die Art hat nämlich eine braune Musterung auf dem Laub.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 25.Jan.15 um 23:27 Uhr
Zitat von: plantsman am 25.Jan.15 um 23:17 Uhr
Ranunculus cortusifolius.

Scheint etwas heikel zu sein, ist mir zweimal abgefault
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 26.Jan.15 um 17:28 Uhr
Moin,

bei mir hat sie sich bisher nicht als besonders zickig erwiesen. Da ich aber in Berlin-Dahlem gesehen habe, daß sie die Art in der Doppeltopf-Methode ziehen (Tontopf in einen größeren mit Sand gefüllten eingesenkt, im Sommer wird dann nur der Sand feucht gehalten), habe ich Vorkehrungen getroffen und kultiviere sie in recht durchlässigem Substrat. Man muss einfach mit dem Gießen aufpassen. Jetzt zur Blüte fängt sie schon langsam an, einzuziehen. Im Sommer bekommt sie dann genau so wenig Wasser, wie meine mediterranen Zwiebeln (gelegentlich mal "überhaucht") und das funzt.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 26.Jan.15 um 19:27 Uhr
Ich habe sie sicherlich zu feucht gehalten, dann ist sie abgefault.
Unter den Hahnenfüssen gibt es viele Sensibelchen, z. B. anthora und lyalii aus Neuseeland
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 07.Feb.15 um 15:16 Uhr
Moin,

es sind am Ranunculus noch ein paar mehr Blüten auf.

Ebenfalls blüht mein ganzer, vor einem Jahr aus Saat gezogener, Bestand an Pericallis tussilaginis. Wie der Hahnenfuß zieht die Pflanze im Sommer vollständig ein. Da musste ich mich auch erst einmal dran gewöhnen, denn damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Dazu macht die Art noch Ausläufer wie blöde........ aber hübsch ist sie. Leider macht sie im Schauhaus ihrem umgangssprachlichen Namen "Läuseblume", die gute alte Cinerarie ist ja auch eine Pericallis, alle Ehre.

Als Zierpflanze noch gewöhnungsbedürftiger als die Gänsedisteln sind sicher die kanarischen Wegeriche. Keine Blütenwunder, aber für jemanden, der Wegeriche anders kennt, sind sie schon ungewöhnlich. Sie gehören zur Untergattung Psyllium, zu der auch der Flohsame gehört. Am Standort wachsen sie bonsaiartig und recht knorrig.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 19.Feb.15 um 21:32 Uhr
Moin,

nach dem ganzen "Gebüsch" zeig ich heute mal eine der wenigen endemischen Geophyten der Kanaren. Romulea columnae ssp. grandiscapa ist ein sehr hübscher naher Verwandter der Krokusse. Wenn man sich das Narbenfoto ansieht, kann man schon fast die feine Zerteilung des Griffels eines Safran-Krokus erahnen.
Warum die Sippe keinen mehr Artrang mehr geniesst, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wer Romulea columnae schon mal am Standort gesehen und auch in Kultur hatte, erkennt kaum Gemeinsamkeiten......... finde ich. Die Blüte der Nominatform ist viel kleiner, der Blattquerschnitt ist anders und vor allem der Griffel, ein wichtiges Merkmal bei Romulea, ist deutlich kürzer als die Staubblätter. Die Merkmale, die die anderen mediterranen Arten der Gattung differenzieren sind oft subtiler als hier und da geht es um Arten.
Auf dem letzten Foto hab ich mal eine portugiesische Herkunft von R. columnae verewigt (nicht mehr in meinem Besitz). Da kann man sich mal selber ein Bild machen.
Kultur ist in einem eher mineralischen Substrat recht einfach. Sie braucht nur viel Licht für kompakteres Wachstum und Wärme, damit die Blüten aufgehen.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 20.Feb.15 um 00:29 Uhr
Hier hat Romulea columnea einige Jahre in Kultur überlebt, einmal geblüht und ist dann abgestorben.
Vermutlich enthielt das Substrat einen zu hohen Humusanteil.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 22.Feb.15 um 23:04 Uhr
Moin,

auf den Kanaren ist auch die Gattung Sideritis zu finden. Den griechischen Bergtee kennt vielleicht der eine oder andere. Hier ist die Gattung, wie sollte es anders sein, zu Sträuchern geworden. Einige davon sind mit die puscheligsten Pflanzen die ich kenne, total weich und flauschig (dazu später mehr).
Sideritis macrostachys ist eine von diesen "Kissenpflanzen". Die großen Blütenstände wirken durch die strikte Anordnung der kleinen Blüten. Diese erscheinen zwar farblos, sind im Makromodus fotografiert aber total interessant.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: walter b. am 24.Feb.15 um 12:18 Uhr
Hallo Stefan,

schön, die Blüten der Romuleas!

Eine der ersten sehr ähnliche habe ich letztes Frühjahr/Anfang April am Rande eines Pinsapo-Tannenwaldes auf über 1000 m Höhe in Andalusien gefunden. Die könnte eventuell sogar bei uns winterhart sein.

Die Art auf den Kanaren habe ich aber auch vor Ort auf Tenerifa gesehen, wo sie fast auf Meeresniveau Anfang Februar blühte. Hat sich für mich auf den ersten Blick durch kaum etwas von den mediterranen Pflanzen unterschieden, vielleicht etwas größere Blüten. Die Pflanzen waren jedenfalls gut als Romuleas zu erkennen...

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 19.Apr.15 um 16:51 Uhr
Moin,

das Frühjahr ist auf den Kanaren die blütenreichste Zeit. Auch bei uns Grusons ist es gerade im vollen Gange. Mit dabei ist z.B. Ceballosia fruticosa. Es ist eine Boraginaceae, wie z.B. Echium, die aber näher mit Heliotropium verwandt ist. Das merkt man auch am Duft, der besonders Abends sehr stark wird........ und das bei den gerade mal 5 mm großen Blüten. Den Strauch hab ich auf Teneriffa überall am Straßenrand gesehen. Dort war er aber wirklich futzelig. Im Gewächshaus ausgepflanzte Exemplare werden über 2,5 m hoch.
Zwei Natternköpfe, die bei uns gerade blühen, sind der großstrauchige Echium virescens und der deutlich kleinere Echium aculeatum. Besonders der Zweite ist ein garstiges Zeug. Die Haare sind wirklich dick, stachelartig und bleiben unheimlich gerne in der Haut stecken. Dadurch entstehen kleine eiternde Quaddeln, wirklich widerlich. Also, wer ihn kultivieren will, Handschuhe immer am Mann (eigentlich bei allen Echium).
Auch wenn es von der Blüte aussieht wie Rucola, sind die Descurainia-Arten der Kanaren eigentlich ganz hübsch. Vor allem die Blätter von D. millefolium sind ausserordentlich fein geschnitten. Leider sind die Pflanzen wegen mitteleuropäischem Lichtmangel nicht ganz so kompakt wie im Sukkulentenbusch auf Teneriffa.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 27.Apr.15 um 12:49 Uhr
Moin,

Madeira gehört ja auch zu Makaronesien, deshalb kommt Geranium maderense auch hier mit rein. In Blüte ist dieser Riesen-Storchschnabel eine echte Schau. Leider etwas kopflastig. In der letzten Woche sind mir beide umgekippt und bei einem musste ich sogar den Blütenstand abschneiden. Normalerweise eine monokarpe Pflanze, hat sie bei mir doch Basaltriebe gebildet, die die Pflanze am Leben erhalten.
Der Blütenstand sollte einen Durchmesser von ca. 1 m haben.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Ralla am 27.Apr.15 um 13:53 Uhr
Das ist ja ein Wahnsinn! Ich habe die Dinger auf Madeira wachsen sehen, aber so gross war da sicher nichts.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 27.Apr.15 um 18:16 Uhr
Moin,

möglicherweise hast Du Geranium palmatum gesehen, daß gerne mit G. maderense verwechselt wird. Die Art ist das zweite endemische Riesen-Geranium auf Madeira. Es ist aber nicht so massiv und in der Wildnis auch viel häufiger.
Geranium maderense selber kommt wild nur noch an drei Stellen in ca. 50 Exemplaren vor. Der Bestand ist wohl stabil aber das könnte schnell kippen.
Oder hast Du sie in Kultur gesehen?
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Ralla am 27.Apr.15 um 18:20 Uhr
Kann sein, dass ich die verwechselt habe. Die Blüte ist ja ähnlich, aus rosa-lila.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Phil am 27.Apr.15 um 18:36 Uhr
Ich habe auf Madeira dieses gesehen:
(https://farm6.staticflickr.com/5501/10782884624_b766ed6040_c.jpg)

Ich tippe auf G. palmatum
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 27.Apr.15 um 18:38 Uhr
Jupp, das ist G. palmatum.

Noch ein Sideritis ist letztens zur Blüte gekommen. Es ist ein knapp einjähriger Sämling von Sideritis nutans. Im Gegensatz zu den bisher von mir gezeigten Arten scheint sie eher eine Staude denn ein Gehölz zu sein. Pflanzen mit solchen nickenden Blütenständen find ich ja immer sehr apart.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 27.Apr.15 um 18:39 Uhr
Die Blätter unterscheiden sich deutlich
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Ralla am 27.Apr.15 um 18:46 Uhr
Ich hab blöderweise kein Foto gemacht....  :bag
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 27.Apr.15 um 18:48 Uhr
ja, das ist blöde  :classic
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Tobias TJ am 27.Apr.15 um 18:54 Uhr
Zitat von: plantsman am 27.Apr.15 um 18:16 Uhr
Geranium maderense selber kommt wild nur noch an drei Stellen in ca. 50 Exemplaren vor. Der Bestand ist wohl stabil aber das könnte schnell kippen.
Oder hast Du sie in Kultur gesehen?

Der Fortbestand der Art ist, zumindest in Kultur, ersteinmal gesichert  grins!
Die großen Versandgärtnereien haben sie für sich endeckt. Siehe hier: https://www.poetschke.de/Aufrechte-Sommerpflanzen-Gaertner-Poetschkes-Palmen-Geranie--3797d1a243574.html?query=geranium
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 27.Apr.15 um 18:58 Uhr
Zitat von: Tobias TJ am 27.Apr.15 um 18:54 Uhr
Der Fortbestand der Art ist, zumindest in Kultur, ersteinmal gesichert  grins!

Ja, hier auch, obwohl die Art deutlich sensibler ist als palmatum und canariense.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 27.Apr.15 um 19:05 Uhr
Ja,

es gibt so einige Pflanzen, die in Kultur deutlich häufiger sind als am Naturstandort. Geranium maderense ist schon lange in Kultur und so kaum vom Aussterben bedroht. Es wäre aber schade, wenn sie auf Madeira verschwinden würde.
Geranium canariense Reut. 1858 muss übrigens Geranium reuteri heissen, weil der Name schon vorher irrtümlich für ein südafrikanisches Pelargonium benutzt wurde (Geranium canariense Poir. 1812).
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Ralla am 28.Apr.15 um 08:06 Uhr
Ich habe noch einmal meine Madeira-Fotos durchsucht. EIN Bild ist mit dabei, aber es ist mies.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 21.Sep.15 um 18:29 Uhr
Moin,

als Herr Linné die Art Jasminum odoratissimum beschrieben hat, hat er seine Nase wohl nur tagsüber in die Blüten der ihm bekannten Arten gesteckt oder kannte J. officinale nur als Herbar-Exemplar. Diese makaronesische Art (Kanaren und Madeira) duftet zwar ganztägig und auch angenehm, kann in der Intensität aber niemals mit den weißen Ostasiaten mithalten. Der Artname ist also nicht ganz zutreffend......... nicht das erste Mal bei Linné. Es sei ihm aber verziehen, es gab ja nur Briefverkehr........
Am Standort wächst die Art an feuchteren Stellen im Sukkulentenbusch und kann ganz ordentliche Ausmaße annehmen. Hier bei "mir" fängt der Strauch jetzt wieder mit der Hauptblüte an. Insgesamt ist er aber das ganze Jahr dabei, wäre durch diese Eigenschaft, incl. des Duftes, also eine lohnende Kübelpflanze.

Neuere Arbeiten zeigen jedoch, daß die gelbblütigen Jasminum mit wechselständigen Blättern einen eigenen Verwandtschaftskreis bilden und nicht näher mit den gegenständig belaubten Arten verwandt sind. Deshalb wurden für sie die neue Gattung Chrysojasminum aufgestellt......... als wenn es Linné gewusst hat. Jetzt ist er doch der am stärksten duftende seiner Gattung grins.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 15.Okt.15 um 23:48 Uhr
Moin,

ein in den Schauhäusern ausgepflanztes Echium wildpretii hat vorher, im Anzuchtgewächshaus, mal Wasser ins Herz bekommen. Das war vor meinem Arbeitsantritt 2013. Dabei ist der Vegetationspunkt ausgefault. Was sollte ich mit so einem Dingelchen machen. Matschig-schwarze Blätter und ein paar kleine Seitentriebe....... ab damit und auspflanzen. Es hat sich, wie ihr unten seht, fein entwickelt und, wenn man die Pflanze mit den Wildlingen meines letzten Teneriffa-Urlaubs (1. Foto) vergleicht, braucht es sich inzwischen nicht mehr verstecken. Nächstes Jahr wird es aber wohl blühen. Ob dann alle Rosetten gleichzeitig im Flor stehen? Könnte richtig Klasse werden.

Mit der Jungpflanzen-Anzucht hab ich bisher keine Probleme. Mein Substrat besteht zu 65% aus einem mineralischen Untersubstrat für Innenraumbegrünung und 35% TKS 1. Ab einem Alter von ca. 3 Monaten darf man sie aber nicht mehr über die Blätter gießen.
Regen bekommen sie in der Natur nur im Herbst. Im Winter, so ab November, schneit es dort und der Schnee bleibt ziemlich lange liegen. Im Frühling taut dieser dann ziemlich schnell und das Schmelzwasser versickert. Über den Sommer ist es rappeltrocken. Die Blätter müssen also nur kurze Zeit im Jahr mit Wasser klarkommen. Der ständige Wind und die Sonne sorgen in den feuchteren Phasen immer für eine gute Abtrocknung.
Am Standort ist der Boden nach der Schneeschmelze in der Tiefe gut mit Wasser versorgt. In Töpfen schlappen sie deshalb sehr schnell, weil diese dem intensiven Wurzelwerk nicht einen derart großen Wurzelraum bieten können. Man muss sie deshalb immer mäßig feucht halten sowie etwas düngen, also gut im Wachstum halten! Gerne auch öfter umtopfen. Zur Zeit verwende ich für die getopften Pflanzen die schmalen Kunststoff-Rosentöpfe. Wenn man dafür sorgt, daß kein Wasser auf die Blätter kommt, können sie auch im Topf zu schönen, größeren Exemplaren heranwachsen und erst blühen, wenn sie schon größer sind.
Trockenstreß und Hunger verursachen fast immer eine Notblüte.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 16.Okt.15 um 10:24 Uhr
Mir ist es bisher nie gelungen, wildpretii nach der Aussaat zu so schönen dicken Rosetten zu ziehen. Sie haben hier meist 2 oder 3 Jahre nach der Aussaat eine Blüten gebildet und sind danach abgestorben. So haben sie nur knapp ein Meter Höhe erreicht und nicht drei Meter wie eigentlich gewünscht.
Wie verhindert man, dass die Pflanzen schon in jungen Jahren blühen wollen?
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 16.Okt.15 um 14:11 Uhr
Moin,

@Berthold, Deine Frage habe ich versucht im unteren Absatz meines letzten Beitrags zu beantworten. Der Trick ist, sie immer, außer im Winter, im Wachstum zu halten (wässern, düngen, umtopfen). Streß verleitet monocarpe Pflanzen zu früherer Blüte und Samenbildung. Eigentlich ein logischer Prozess.
Andererseits werden sie nicht älter als 2 oder 3 Jahre. Man muss sie nur groß genug bekommen und damit sind wir wieder beim Punkt Wachstum.

Vor ca. 7 Wochen habe ich Echium simplex, den großen weißen, von 13er Kunststoff-Töpfen in Kübel von 7,8 Litern umgetopft. Da hatten die Rosetten eine Durchmesser von ungefähr 20 cm. Nach dem Umtopfen sind sie explodiert und dürften jetzt sicher schon 50 cm haben. Die ausgepflanzte Jungpflanze ist sogar noch größer geworden. Die Pflanzen, die ich damals übernommen hatte, standen nur in 5-Liter-Containern und haben auch schnell geblüht. Die jetzigen Pflanzen sind aus Handbestäubungen der Mickerlinge hervorgegangen.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 16.Okt.15 um 15:12 Uhr
Danke, Stefan. Kannst Du bitte etwas Samen von wildpretii für mich reservieren. Ich möchte es nach Deinem Rezept noch mal probieren, auf Deine Verantwortung.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 31.Jan.16 um 17:38 Uhr
Moin,

auch wenn Berthold seine Canarina immer woanders vorstellt, gehört sie doch auf die Kanaren.

Bei uns blüht nun auch der erste Sämling. Er hat ca. 2 Jahre gebraucht. Ein wenig blaß um die Nase ist er schon. Das liegt aber am Standort im Schauhaus-Lorbeerwald. Das ist eine der schattigsten Ecken im ganzen Komplex.
Meine Kollegen haben sie die Jahre vorher immer versucht im Sommer zu gießen und im Winter trocken zu halten. Kein Wunder das es nix geworden ist und die Rüben Ruckzuck verfault waren. Nagut, man kann nicht alles wissen und "Winterregen-Gebiet" ist ein Fremdwort für sie gewesen. Aber man wird ja nicht unbedingt dümmer.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 31.Jan.16 um 20:54 Uhr
Zitat von: plantsman am 31.Jan.16 um 17:38 Uhr
Ein wenig blaß um die Nase ist er schon. Das liegt aber am Standort im Schauhaus-Lorbeerwald. Das ist eine der schattigsten Ecken im ganzen Komplex.

Stefan, es gibt aber gelblich und mehr rot blühende Pflanzen. Im bot. Graten auf Gran Canaria wuchsen die gelblichen und nur eine rote. Vielleicht sind die gelblichen eine Art Albiono-Form.
Der schattige Standort ist doch sehr gut, denn es ist eine Pflanze des dichten und dunklen Lorbeerwaldes.
Ich habe auch eine gelbliche Pflanze ausgesät, aber sie blüht noch nicht. Ist nicht schlimm, denn die rote gefällt mir besser. :yes
Stefan, melde Dich, wenn Du rotblühende Pflanzen brauchst, es sind einige kg verfügbar.
Ich gebe eine Farbgarantie unabhängig vom Standort.  :yes
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 11.Feb.16 um 18:37 Uhr
Moin,

@Berthold, ich warte nochmal darauf, was die anderen Sämlinge machen. Danach können wir ja über rote Canarina reden.

Ein Lokal-Endemit Teneriffas ist Silene lagunensis. Sie kommt nur als Chasmophyt, also Felsspalten-Bewohner im Anaga-Gebirge vor. Am Standort ein kleiner Halbstrauch, hat sie bei mir in Kultur noch keine Stämme gebildet. Noch ist sie kompakt.
Wie es bei Silene so ist, blühen sie hauptsächlich nachts. Deswegen sehen die Blüten so zerfleddert aus. In einem botanischen Garten wird nur sehr selten nachts gearbeitet. So habe ich die offene Blüte und auch den wohl köstlichen Duft noch nicht mitbekommen. Oder ich mache was falsch, denn im Netz sind durchaus Bilder offener Blüten bei Tageslicht zu finden.......
Die Art gehört bei den Besuchern in die Kategorie "zu Hause im Garten hätte ich sie rausgerissen". Zugegeben, die Pflanze ist tatsächlich eher von botanischem Interesse.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 04.Apr.16 um 19:36 Uhr
Moin,

die kanarischen Margeriten kennt wohl jeder als Elternpflanze der Margeritenbüsche des Sommers. Es gibt aber noch mehr Arten als die Argyranthemum fruticosum-Abkömmlinge. Eine Art der Lorbeerwälder La Gomeras und Teneriffas ist Argyranthemum broussonetii. Von dieser Pflege ich die gomerische Unterart, ssp. gomerense.
Es ist ein recht groß werdender Busch mit flächigeren Blättern und einer Blütezeit, die in Kultur erst jetzt beginnt. Auf La Gomera war sie Ende Februar schon in voller Blüte.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 25.Apr.16 um 22:09 Uhr
Moin,

letztes Jahr war ich im botanischen Garten Bonn und hab mir dort mal die Sammlung von südafrikanischen Fynbos-Sträuchern angesehen sowie mir Kulturtipps geholt. Wie es aber so ist, fährt man nicht ohne Pflanzen nach Hause. Der Tausch zwischen den Gärten ist eine feine Sache und die Kollegen geben gerne was ab, wenn es geht.
Eine Pflanze, die entsorgt werden sollte, weil sie viele Jungpflanzen haben war ein etwas hochbeiniger Strauch von Sideritis infernalis. Der Name ist schon klasse, kommt aber vom Standort des Erstfundes der Art, dem Barranco del Infierno auf Teneriffa. Es gibt, laut IUCN, noch ca. 2000 Pflanzen an 5 Standorten auf einer Fläche von gerade mal 8 km². Sie wird deshalb als gefährdet bzw. "verletztlich" eingestuft.
Der Strauch ist gut angewachsen und blüht dieses Jahr reichlich.
Was aber interessanter ist, ist der Duft der Blätter. Eines Tages hab ich mal alte Blätter an der Pflanze entfernt und dachte ich spinne. Wenn man sie etwas stärker reibt kommt ein Aroma von Nagellackentferner aus den Blättern. Ich hab ja schon so einiges gerochen, aber das war mir noch nie untergekommen. Jetzt lasse ich für Führungen immer ein paar alte Blätter dran, damit ich mit den Besuchern einen Geruchstest machen kann. Die Überraschung ist wirklich groß und je bunter die Fingernägel der Damen, umso eher wissen sie, die Ausdünstungen einzuordnen. Macht auch mir richtig Spaß die Leute dabei zu beobachten.

Da wir nur die eine Pflanze besitzen, hoffe ich, nach Handbestäubung, bald Samen ernten zu können. Die anderen Sideritis machen da bei Selbstung jedenfalls keine Probleme.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Ralla am 25.Apr.16 um 22:13 Uhr
Klingt interessant.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Irina am 26.Apr.16 um 10:12 Uhr
Stefan, das klingt spannend! Schade, dass man sie nicht im Garten bei uns einpflanzen kann bzw. muss sie drin überwintern.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 26.Apr.16 um 10:39 Uhr
Zitat von: plantsman am 25.Apr.16 um 22:09 Uhr
Jetzt lasse ich für Führungen immer ein paar alte Blätter dran, damit ich mit den Besuchern einen Geruchstest machen kann. Die Überraschung ist wirklich groß und je bunter die Fingernägel der Damen, umso eher wissen sie, die Ausdünstungen einzuordnen. Macht auch mir richtig Spaß die Leute dabei zu beobachten.

Hast Du mal ein Blatt auf den Fingernägeln einer solchen Dame zerrieben?
Das klassische Lösungsmittel für Nagellack ist Aceton (C3H6O). Ich kann mir jedoch kaum vorstellen, dass die Pflanze in den Blättern Aceton produziert.

Ich werde die Sideritis hier im Garten genauer untersuchen müssen.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 26.Apr.16 um 10:42 Uhr
Hätten wir das ausprobiert, hätten mich einige der Damen mit ihren Nagelstudio-Nägeln sicher gelyncht. Welcher chemische Stoff für diesen Duft zuständig ist, kann ich nicht sagen, Aceton wird es aber sicher nicht sein.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: Berthold am 26.Apr.16 um 10:58 Uhr
Zitat von: plantsman am 26.Apr.16 um 10:42 Uhr
Hätten wir das ausprobiert, hätten mich einige der Damen mit ihren Nagelstudio-Nägeln sicher gelyncht.

Das hört sich jetzt nicht sehr mutig an. Es wäre doch von grossem wissenschaftlichen Interesse. Da wird sich kaum eine Dame widersetzen wollen, denke ich.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 26.Apr.16 um 14:00 Uhr
Wobei ich, ganz polemisch wie ich bin, meine, daß, je komplizierter das Muster auf den Nägeln ist, um so geringer ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Dame weiß, wie man "wissenschaftlich" schreibt O-).

Für derartige Kombinationen ist mir mein Leben dann doch zu schade und ich beharre darauf ein lebendiger Angsthase zu bleiben als ein aufgeknüpfter Held :-D.
Titel: Re: Kanarische Pflanzen
Beitrag von: plantsman am 17.Mai.16 um 21:11 Uhr
Moin,

nicht viele Rachenblüter haben es auf die Inseln geschafft. Darunter aber die mit den Löwenmäulchen verwandte Gattung Kickxia, das Tännelkraut. Wie bei vielen Pflanzen auch, sind hier dann aus wohl einjährigen Erstbesiedlern strauchige Pflanzen geworden. Kickxia scoparia kann aber trotzdem kaum als langlebig bezeichnet werden. Der Habitus erinnert ein wenig an einen sehr zarten Ginster und auch die gelben Blüten unterstreichen diesen Eindruck. Wenn man genau hinsieht, erkennt man aber die Löwenmäulchen.
Sie ist ein Bewohner der Sukkulentenfluren und wächst dort im Schatten der großen Aeonien und Euphorbien.