Insektizide und Akarizide (Wirkstoffe), Anwendung beim Insekten- oder Spinnenmi

Begonnen von Ruediger, 02.Dez.15 um 20:46 Uhr

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Ruediger

Die Produkte (Wirkstoffe) sind immer gemäß den Herstellerangaben in den entsprechenden Anwendungsanweisungen zu verwenden. Alle Angaben sind die persönliche Meinung des Autors. Für Schäden wird keinerlei Haftung übernommen.




Insektizide sind Mittel gegen beißende und saugende Insekten , einige davon wirken auch gegen Spinnentiere, wie z.B. Milben.

Insektizide mit gleichem Wirkort sollen nicht zu lange/häufig eingesetzt werden, ansonsten kann man bei häufiger Verwendung eine Resistenz erzeugen.
Bewährt hat sich bei häufiger Anwendung, abwechselnd Produkte mit Wirkstoffen unterschiedlicher Wirkorte zu verwenden.
Diese ist nicht notwendig, wenn nur relativ selten gespritzt wird.
Allerdings kann es sinnvoll sein, bei ungenügendem Erfolg bei der richtigen Anwendung die Wirkstoffklasse zu wechseln. Eventuell hat man sich schon resistente bzw. teilresistente Stämme aus dem Erwerbsgartenbau mitgebracht.
Grundsätzlich ist es wichtig wirklich alle Pflanzen die auch nur unter dem Verdacht stehen mit der richtigen Konzentration zu behandeln. Unterdosierungen sind unbedingt zu vermeiden.
Sinnvoll ist es alle Nachbarpflanzen unbedingt mitzubehandeln, auch wenn man bei sorgfältiger Inspektion keinerlei Befall sieht.
Zusätzlich wird i.d.R. eine längere Behandlung notwendig sein, damit Nachschlupf aus Eiern sicher miterwischt wird.
Das bedeutet 2-3 Spritzungen im Abstand in dem vom Hersteller angegebenen Spritzabständen.



Mittel, die den einen ähnlichen Wirkstoff enthalten greifen am gleichen Wirkort an. Diese sollten also nicht über einen längeren Zeitraum nacheinander eingesetzt werden.
Gute "Allround-Insektizide " sind Präparate aus der Gruppe der Neonicotinoiden wie z.B. Imidacloprid.
Damit deckt man schon sehr viel ab, und es gibt sie fast überall in Kleinpackungen für den Hobby-Gärtner .
Zum Wechsel dazu würde sich z.B. Dimethoat eignen, obwohl es etwas unangenehm riecht.
Wenn man diese im Wechsel einsetzt -Herstellerempfehlung bezüglich der Anwendung und der Spritzabstände beachten- ist man auf der sicheren Seite.


Bei Spinnenmilben gilt generell das Gleiche.
Hier ist allerdings von einer deutlich erhöhten Resistenzbildung auszugehen, wenn zu lange/häufig das gleicher Produkt d.h. Akarizid eingesetzt wird.
Daher würde ich immer zwei unterschiedliche Wirkstoffgruppen im Wechsel einsetzen.
Ausnahmen wäre höchstens der Einsatz von Profi-Produkten mit sehr langer Wirkdauer.
Diese sind allerdings teuer und nicht frei verkäuflich.

Für kleine Mengen mit zuverlässiger Wirkung gegen Spinnenmilben bieten sich die Wirkstoffe Abamectin (extrem geringe Wahrscheinlichkeit der Resistenzbildung) und Acequinocyl an.

Abamectin wirkt translaminar, d.h. auch versteckt lebende Tiere werden über den Saft mit erfaßt.
Allerdings werden nur erwachsene Tiere davon beseitigt, so daß i.d.R. mehrfach in Abständen gespritzt werden muß.
Da es hier auch Kombinationsprodukte gibt, bitte die genaue Information gibt des Herstellers beachten.

Acequinocyl wirkt im Kontakt und es muß daher sorgfältig die ganze Pflanze von allen Seiten eingesprüht werden.


Abschließen noch eine Bemerkung.
Sollte man seine Schädlinge nicht erfolgreich loswerden, so liegt der Fehler häufig darin, daß nicht alle befallene Pflanzen lange genug behandelt wurden.
Daher überleben kleine Populationen, die sich dann langsam wieder aufbauen.
Besonders bei Spinnenmilben, eingeschränkt auch bei Wollläusen, tritt das gerne auf.
Es ist recht unwahrscheinlich, daß Nachbarpflanzen bei Befall völlig frei von Schädlingen sind.
Daher gilt die Regel, lieber eine Pflanze zuviel mitgespritzt als eine zu wenig.
Auch wenn man sie dort noch nicht bemerkt.
Lieber eine Spritzung zuviel mit dem entsprechendem zeitlichen Abstand gemacht zu haben ist besser, als sich zu früh über den vermeintlichen Spritzerfolg zu freuen.


Insektizide

Wirkort: Acetylcholinesterase

Organophosphate
Dimethoat
Chlorpyrisfos

Carbamate
Methiocarb

Wirkort: Acetylcholin-Rezeptoren

Neonicotinoide
Imidacloprid
Thiamethoxam
Thiacloprid
Acetamiprid

Spinosyne
Spinosad


Wirkort: Chloridkanal

Abamectine
Abamectin

Milbemectine
Milbemectin


Wirkort: Natriumkanal

Pyrethrine
Pyrethrum Extrakt: Gemisch aus verschiedenen natürlichen Pyrethrinen

synthetische Pyrethroide
Deltamethrin


Wirkort: Ecdyson-System

Methoxyfenozide

Azadirachtin (Neem)


Wirkort: unspezifisch (Zellpermeabilität)

Kali-Seife
Rapsöl
Mineralöl

Wirkort: Zellmembranen (Darm)

Bacillus thuringiensis (varia Stämme)


Akarizide

Wirkort: Chloridkanal

Abamectine
Abamectin

Milbemectine
Milbemectin

Wirkort: unbekannt

Hexythiazox


Wirkort: Mitochodrien MET 1

Fenpyroximat

Wirkort: Mitochodrien MET 3

Acequinocyl

Wirkort: unspezifisch (Zellpermeabilität)

Kali-Seife
Rapsöl
Mineralöl
Beste Grüße

Rüdiger

Stick †

Zitat von: Ruediger am 02.Dez.15 um 20:46 Uhr
Die Produkte (Wirkstoffe) sind immer gemäß den Herstellerangaben in den entsprechenden Anwendungsanweisungen zu verwenden. Alle Angaben sind die persönliche Meinung des Autors. Für Schäden wird keinerlei Haftung übernommen.




Insektizide sind Mittel gegen beißende und saugende Insekten , einige davon wirken auch gegen Spinnentiere, wie z.B. Milben.

Insektizide mit gleichem Wirkort sollen nicht zu lange/häufig eingesetzt werden, ansonsten kann man bei häufiger Verwendung eine Resistenz erzeugen.
Bewährt hat sich bei häufiger Anwendung, abwechselnd Produkte mit Wirkstoffen unterschiedlicher Wirkorte zu verwenden.
Diese ist nicht notwendig, wenn nur relativ selten gespritzt wird.
Allerdings kann es sinnvoll sein, bei ungenügendem Erfolg bei der richtigen Anwendung die Wirkstoffklasse zu wechseln. Eventuell hat man sich schon resistente bzw. teilresistente Stämme aus dem Erwerbsgartenbau mitgebracht.
Grundsätzlich ist es wichtig wirklich alle Pflanzen die auch nur unter dem Verdacht stehen mit der richtigen Konzentration zu behandeln. Unterdosierungen sind unbedingt zu vermeiden.
Sinnvoll ist es alle Nachbarpflanzen unbedingt mitzubehandeln, auch wenn man bei sorgfältiger Inspektion keinerlei Befall sieht.
Zusätzlich wird i.d.R. eine längere Behandlung notwendig sein, damit Nachschlupf aus Eiern sicher miterwischt wird.
Das bedeutet 2-3 Spritzungen im Abstand in dem vom Hersteller angegebenen Spritzabständen.



Mittel, die den einen ähnlichen Wirkstoff enthalten greifen am gleichen Wirkort an. Diese sollten also nicht über einen längeren Zeitraum nacheinander eingesetzt werden.
Gute "Allround-Insektizide " sind Präparate aus der Gruppe der Neonicotinoiden wie z.B. Imidacloprid.
Damit deckt man schon sehr viel ab, und es gibt sie fast überall in Kleinpackungen für den Hobby-Gärtner .
Zum Wechsel dazu würde sich z.B. Dimethoat eignen, obwohl es etwas unangenehm riecht.
Wenn man diese im Wechsel einsetzt -Herstellerempfehlung bezüglich der Anwendung und der Spritzabstände beachten- ist man auf der sicheren Seite.


Bei Spinnenmilben gilt generell das Gleiche.
Hier ist allerdings von einer deutlich erhöhten Resistenzbildung auszugehen, wenn zu lange/häufig das gleicher Produkt d.h. Akarizid eingesetzt wird.
Daher würde ich immer zwei unterschiedliche Wirkstoffgruppen im Wechsel einsetzen.
Ausnahmen wäre höchstens der Einsatz von Profi-Produkten mit sehr langer Wirkdauer.
Diese sind allerdings teuer und nicht frei verkäuflich.

Für kleine Mengen mit zuverlässiger Wirkung gegen Spinnenmilben bieten sich die Wirkstoffe Abamectin (extrem geringe Wahrscheinlichkeit der Resistenzbildung) und Acequinocyl an.

Abamectin wirkt translaminar, d.h. auch versteckt lebende Tiere werden über den Saft mit erfaßt.
Allerdings werden nur erwachsene Tiere davon beseitigt, so daß i.d.R. mehrfach in Abständen gespritzt werden muß.
Da es hier auch Kombinationsprodukte gibt, bitte die genaue Information gibt des Herstellers beachten.

Acequinocyl wirkt im Kontakt und es muß daher sorgfältig die ganze Pflanze von allen Seiten eingesprüht werden.


Abschließen noch eine Bemerkung.
Sollte man seine Schädlinge nicht erfolgreich loswerden, so liegt der Fehler häufig darin, daß nicht alle befallene Pflanzen lange genug behandelt wurden.
Daher überleben kleine Populationen, die sich dann langsam wieder aufbauen.
Besonders bei Spinnenmilben, eingeschränkt auch bei Wollläusen, tritt das gerne auf.
Es ist recht unwahrscheinlich, daß Nachbarpflanzen bei Befall völlig frei von Schädlingen sind.
Daher gilt die Regel, lieber eine Pflanze zuviel mitgespritzt als eine zu wenig.
Auch wenn man sie dort noch nicht bemerkt.
Lieber eine Spritzung zuviel mit dem entsprechendem zeitlichen Abstand gemacht zu haben ist besser, als sich zu früh über den vermeintlichen Spritzerfolg zu freuen.


Insektizide

Wirkort: Acetylcholinesterase

Organophosphate
Dimethoat
Chlorpyrisfos

Carbamate
Methiocarb

Wirkort: Acetylcholin-Rezeptoren

Neonicotinoide
Imidacloprid
Thiamethoxam
Thiacloprid
Acetamiprid

Spinosyne
Spinosad


Wirkort: Chloridkanal

Abamectine
Abamectin

Milbemectine
Milbemectin


Wirkort: Natriumkanal

Pyrethrine
Pyrethrum Extrakt: Gemisch aus verschiedenen natürlichen Pyrethrinen

synthetische Pyrethroide
Deltamethrin


Wirkort: Ecdyson-System

Methoxyfenozide

Azadirachtin (Neem)


Wirkort: unspezifisch (Zellpermeabilität)

Kali-Seife
Rapsöl
Mineralöl

Wirkort: Zellmembranen (Darm)

Bacillus thuringiensis (varia Stämme)


Akarizide

Wirkort: Chloridkanal

Abamectine
Abamectin

Milbemectine
Milbemectin

Wirkort: unbekannt

Hexythiazox


Wirkort: Mitochodrien MET 1

Fenpyroximat

Wirkort: Mitochodrien MET 3

Acequinocyl

Wirkort: unspezifisch (Zellpermeabilität)

Kali-Seife
Rapsöl
Mineralöl

Hallo Rüdiger,
könntest Du diese Liste mal auf den neusten Stand bringen, das wäre super.

Bei mir schwirren im Garten noch eine Menge von Rhododendron Zikaden umher. Was würdest Du empfehlen? Jetzt noch spritzen oder bis zum Frühjahr warten?
Danke!
Die Blöden rennen, die Schlauen warten, die Guten gehen in den Garten.

Claus

Die Eier der Rhododendronzikade sind jetzt Mitte November aber bereits unter den Schuppen der neuen Knospe abgelegt. Da hilft jetzt wohl keine Spritzung mehr. Ich nehme da auch Bi 58, aber bei meinen vielen großen Büschen komme ich sowieso nicht überall hin, sodass ich in diesem Jahr auch gar nicht gespritzt habe.

Spritzen müsste man im Juni bei warmem Wetter und Sonnenschein. Da sieht man sie wie eine Wolke über den Büschen, um dem Spritznebel zu entgehen.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)