Mykorrhiza-Pilz B1, was kann er?

Begonnen von Berthold, 04.Okt.08 um 16:31 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Claus

Ich schicke dir das mal per e-Mail, Sonderdrucke für die Autoren gibt es nicht mehr.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: winwen am 19.Jan.13 um 06:38 Uhr
Mehr Zucker bedeutet ja nicht mehr Fremdinfektionen, aber Fakt ist: je fetter das Medium, desto mehr profitieren (und zeigen sich) Fremdinfektionen verglichen mit dem Pilz. Insoferne heißt es: je fetter das Medium, umso sauberer muss man arbeiten.

Unbedingt richtig :yes
Bei der "in situ" Keimung in meinen Töpfen neben der Mutterpflanze im Gewächshaus ist im Substrat optisch keine Spur organisches Material zu erkennen. Die Keimung passiert nur in Töpfen mit rein mineralischem Substrat.
Daraus entnehme ich, dass die Keimpilze in fetteren Substraten nicht existieren können, wahrscheinlich, weil sie dort von anderen Pilzen verdrängt werden. 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

nicht wirklich eine Überraschung - Bletilla formosana geht auf B1 gut (Lichtkeimer). Ich hab jedoch keinen Versuch mit den Samen nur auf Haferagar ohne Pilz gemacht.

Pseudorchis albida ist leider auch bei mir nicht gekeimt.
Grüße Jürgen

Chris1993

Hallo Ihr, habe da auch noch eine erstaunliche Entdeckung gemacht.


Da ich mich eigentlich mehr mit epiphytischen Orchideen beschäftige, jetzt aber immer mehr zu den terrestrischen komme, habe ich einen kleinen Versuch gestartet.

Es geht um Folgendes:
Ich habe vor kurzem den Pilz von Jürgen bekommen (danke nochmals dafür) und da ich noch viele Samen von epiphytischen und terrestrischen, tropischen Orchideen hatte (rund 30 Arten), dachte ich mir, warum sollte ich den B1 nicht einmal hieran testen.
Also habe ich alle Samen gemischt, für 3 Min in 0,6% NaClO sterilisiert und auf eine mit 3% Schmelzflocken schon mit B1 vorgeimpfte Agarplatte aufgetragen (22.01.18). Anschließend habe ich die Platte unter Kunstlicht gestellt. Einige Tage nach der Aussaat fast alle der Samen schon durchsichtig zum Teil glasig - also abgestorben.
Doch es gab eine Art, welche schon von Beginn an grüne Embryonen besaß - Epidendrum cinnabarinum. Diese Art erkennt man auch ziemlich schnell und kann sie von den anderen Samen anhand der rund 1 cm großen Testa unterscheiden. Diese, zu Beginn kleinen, im Durchmesser rund 0,5 mm großen Embryonen sind nun schon Protokorme mit einem Durchmesser von knapp 2 mm. Auf vergleichbarem Minimalmedium wie PDA (Potato-Dextrose-Agar) zeigte diese Art kein Wachstum, was mich nun vermuten lässt, dass der Pilz auch diese tropisch, terrestrische Orchidee zum keimen bringen kann. Ich werde allerdings noch weiter berichten, was denn in nächster Zeit aus den noch jungen Pflanzen wird.
Auch Samen von Pterostylis obtusa waren unter der Samenmixtur, hier könnte sich bei einigen, zumindest augenscheinlich auch etwas tun.
Hat denn noch Jemand je einen solchen Versuch gestartet oder Erfahrungen damit und kann dazu etwas sagen?

Liebe Grüße
Chris

Berthold

#154
Chris, wenn der Samen gross ist und einen fetten Embryo enthält, kann er auch wie normale Samen anderer Pflanzen keimen, also weder symbiotisch noch mit Zuckerversorgung.
Der Embryo enthält so viel Power, dass er Sämlinge mit Chlorophyll erzeugen kann, die dann selbständig mit Licht weiter wachsen können.
Es gibt da eine Reihe von Orchideen, die das können.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Chris1993

Hallo Berthold,

Danke für Deine Antwort. Das kenne ich von anderen Orchideenarten wie Gongora oder Stanhopea, nur dachte ich, wenn alle anderen Samen vom Pilz verdaut wurden, warum denn dann diese nicht? Meinst Du der Pilz macht ihnen dann also auch nichts aus? Hätte sonst vermutet der Pilz macht alles patt, mit wem er eben nicht in Symbiose treten kann.

Liebe Grüße
Chris

Berthold

Die Samen können sich zum Teil vor Pilzen und Bakterien schützen, teils chemisch, teils mechanisch.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

FlorianO

Es gibt doch mehr Arten die für die Keimung nicht auf einen Pilz angewiesen sind als man denkt.
Das Problem ist dann aber die Jungpflanzen zu ernähren. Bletilla stritata ist ein gutes Beispiel, die Aussaat ist kein Problem aber die Pflanzen über das Stadium einer winzigen 2 Blättrigen Jungpflanze zu bekommen schon. Auch da macht die Asymbiotische Aussaat auf einem Boden auf Zuckerbasis Sinn.
Die Gattung Cynorchis ist noch um unproblematischsten.

Chris1993

Was mich an der ganzen Sache aber wundert ist, dass die Samen auf PDA nicht gekeimt sind und hier eigentlich fast die selben Nährstoffe enthalten sind wie auf dem Haferagar. Und alle anderen Samen wurden ja auch vom Pilz verdaut. Sich gegen den Pilz zur Wehr zu setzen ist als etwas etabliertere Pflanze dann ja schon einfacher als bei einem ungekeimten Same.
Eventuell mache ich diese oder nächste Woche einige Mikrotomschnitte einiger Protokorme und färbe sie, dann wissen wir eventuell bald mehr, ob es sich hierbei um eine Symbiose handelt oder nicht.

Berthold

Zitat von: Chris1993 am 08.Feb.18 um 21:55 UhrSich gegen den Pilz zur Wehr zu setzen ist als etwas etabliertere Pflanze dann ja schon einfacher als bei einem ungekeimten Same.
Eventuell mache ich diese oder nächste Woche einige Mikrotomschnitte einiger Protokorme und färbe sie, dann wissen wir eventuell bald mehr, ob es sich hierbei um eine Symbiose handelt oder nicht.
Das kann man nicht sagen,ob es für eine etablierte Pflanzen einfacher ist.

Ja, hoffentlich kann man was sehen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

ja, ich weiß, es ist verrückt. Letzten Sommer hatte ich 2 mit B1 beimpfte Aussaatgläser übrig und hab Anfang Juli Samen von ustulata darauf gestreut. Es ist keine Saison und deshalb hab ich längere Zeit nicht nachgeschaut. 1 Glas ist verschimmelt, von dem anderen stammen die Bilder. Hab die Protokorme heut auf frischen Haferagar umgelegt. Bin gespannt ob die sich weiter entwickeln.
Grüße Jürgen

Uhu

noch eins
Grüße Jürgen

Berthold

Erstaunlich, Jürgen, aber Orchis ustulata gehört ja auch nicht mehr zu Orchis, ebenso wie andere Orchis.
Dann sollte Neotinea maculata vielleicht auch auf B1 Keimen.
Das wäre schön eine interessante Entdeckung.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

interessant wären auch Versuche mit Neotinea tridentata.
Grüße Jürgen

Berthold

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)