Gentiana lutea - Gelber Enzian und andere Gross-Enziane

Begonnen von Alwin, 11.Apr.10 um 09:39 Uhr

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Timm Willem

Zitat von: Manne am 07.Jul.11 um 07:45 Uhr
wir pflegen seit etlichen jahren auf der mettnau (bodensee) flächen wo die art vorkommt. zu beginn der pflege waren dort nur einzellexemplare. nach fünf jahren war die zahl auf mehrere tausend gestiegen. bodenverwundungen wirken sich übrigens sehr förderlich aus.
Das habe ich auch über zwei Jahrzehnte so erlebt, sobald man Samen auf frei gelegten Sandboden warf, hat pneumonanthe beeindruckende Bestände mit außerordentlich großen Exemplaren gebildet. Das hält aber nur ein paar Jahre an, bis sich eine im Gleichgewicht befindliche Moorpflanzengesellschaft wieder etabliert hat.

Andrea

#16
Da hier schon öfter über die Lebensdauer des gelben Enzians gerätselt wurde bzw. ob er nach der Blüte abstirbt und wir hier paar Exemplare im Garten haben, starte ich den Versuch, etwas Licht ins Dunkle zu bringen. Ich werde dann auch versuchen, den Thread in den nächsten Jahren auf dem laufenden zu halten.

Bilder und die "Geschichte" unseres Enzians hatte ich schon mal geschrieben, ich wiederhole es hier aber, damit es vollständig ist und man nicht suchen muss.

Vor mindestens 23 Jahren (es können aber auch schon 30 Jahre her sein) hat mein Vater eine Pflanze (keine Samen) bekommen, die nach gar nicht sooo langer Zeit schon geblüht hat. Irgendwann hat er dann sehr üppig geblüht und ist dann eingegangen. Zum Glück hat er sich aber an mehreren Stellen im Garten selbst ausgesäät.

Bis in diesem Jahr ist meines Wissens nie wieder eine Pflanze eingegangen.

Allerdings blüht nicht jede der Pflanzen jedes Jahr. Es gibt Jahre, da macht eine Pflanze gar keine Blüte, in manchen Jahren gibt es Blüten und manchmal eben auch sehr üppige Blüten. Bisher dachte ich eigentlich, dass nach einer sehr üppigen Blüte im nächsten Jahr nur Blätter erscheinen, allerdings stelle ich gerade fest, dass das nicht stimmt.
Eine starke Pflanze blüht nun schon mehrere Jahre hintereinander.
Dafür ist dieses Jahr erstmals seit dem Tod der "Originalpflanze" wieder eine eingegangen. Aber auch dieses Mal hat sich der Enzian von alleine ausgesäät.
In all den anderen Jahren habe ich noch nie beobachtet, dass sich der Enzian von alleine ausgesäät hat. Die eingegange Pflanze hat übrigens letztes Jahr ganz normal geblüht und nicht besonders üppig.

Zur Veranschaulichung kommen nun ein paar Bilder. 

Standort 1:
Da wir vor 2 Jahren neue Hausanschlüsse bekommen haben, musste die Pflanze an eine andere Stelle umgesetzt werden. Es hat geklappt, hier steht er jetzt seit 2010.



Standort 3:
Hier steht die stärkste Pflanze. Sie hat 2009 und 2012 üppig geblüht (an 2010 kann ich mich leider nicht erinnern) und dieses Jahr sind schon wieder viele Blütenstände zu erkennen. Auch in den Jahren davor hat sie oft schön geblüht, allerdings müsste ich lange in alten Fotos suchen, um hier eventuell gesichtere Aussagen machen zu können.



Standort 4:
Hier gab es 2010 Blüten (aber keine Fotos), 2011 hat die Pflanze mit Blüten ausgesetzt, dieses Jahr wird sie wieder blühen.


Standort 5:
Hier gab es 2011 Blüten. Danach ist der Enzian eingegangen und hat sich selbst ausgesäät.

Hier hat sie sich leider mitten im Rasen ausgesäät. Ein paar der Pflänzchen wurden umgesetzt. Mal sehen, ob sie an der neuen Stelle anwachsen. Im Rasen werden sie nicht überleben, da hier gnadenlos drüber gemäht wird und hier auch unsere Gartenmöbel stehen.
Liebe Grüße, Andrea

Ute Rabe

Tolle Enzianhorste , die du da im Garten hast!  :thumb
Gruß, Ute

"I've learned that people will forget what you said, people will forget what you did, but people will never forget how you made them feel." - Maya Angelou

http://www.flickr.com/photos/wendy0307

Berthold

Andrea, sehr interessant.
Ich habe meine Pflanze, die vor 2 Jahren geblüht und dann zurück gebaut hat auch umgepflanzt. Sie ist in diesem Jahr wieder erschienen, aber nicht blühfähig. Das wäre auch so kurz nach dem Umsetzen einer grossen Pflanze nicht zu erwarten.

Ich bin sehr gespnnt, ob sie im nächsten Jahr wieder blüht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Alwin

  ;-) " ein Fluch aus Marl " :nee
hat Berthold tatsächlich recht ?...
dass Gentiana Lutea nach mindestens 7 Jahren 2x blüht
und dann wieder 7 Jahre braucht um endlich wieder zu blühen
obwohl es ein dickes Kalieber geworden ist  :lupe
Es grüsste Alwin

Berthold

Zitat von: alweb am 10.Mai.13 um 16:37 Uhr
und dann wieder 7 Jahre braucht um endlich wieder zu blühen
obwohl es ein dickes Kalieber geworden ist  :lupe

Alwin, ich fürchte, Du siehst die Dinge zu optimistisch. Es wird nicht 7 Jahre brauchen um wieder zu blühen, es wird 3 Jahre brauchen um endgültig zu verschwinden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Hier im Garten hatte im Mai 2009 auch eine Pflanze geblüht nach vielen Jahren Entwicklungszeit. Anschliessend hat sie nie wieder geblüht und ist jährlich kleiner geworden. Nach einem Umsetzen hat sie in diesem Jahr wieder 5 cm Höhe erreicht. Schafft sie im nächsten Jahr wieder 10 cm oder verschwindet sie gänzlich?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Eine kleine PM-Diskussion mit Jürgen Uhu zum gelben Enzian:

Zitat von: Uhu am 06.Okt.13 um 21:55 Uhr
Hallo Berthold, die Aussaat habe ich nur 1x Mitte der 80er gemacht als ich in MR mit dem Biostudium begonnen habe. Heutzutage hab ich für sowas keine Zeit mehr.
Die Lahnberge (Botanischer Garten MR) sind bis 380m hoch. Das scheint für G.lutea in gärtnerischer Kultur so eben zu reichen. In den umgebenden Wäldern kommen in der Moosflora bereits einige montane Arten vor.
Die Keimung war nach Aussaat und längerer Kühlphase erfolgreich. Ich hatte damals einen nord exponierten Garten im Wetschafttal (viel niedriger gelegen) aber auch im Sommer ab 15h komplett im Schatten; der Boden immer frisch, stark lehmig; im Winter eine echte Frostfalle. Den erste Winter habe ich die Sämlinge unter Kunstlicht im Keller gepäppelt. Ich habe damals im  Garten viel mit Pflanzenjauchen gearbeitet. Insbesondere Brenneseljauche mit Urgesteinsmehl habe ich häufig verwendet, auch bei Dactylorhiza. Außerdem reichlich Kalk eingebracht. Im Garten sind die Schnecken ein ganz wichtiger. limitierender Faktor. Es geht nicht ohne konsequente Bekämpfung. Komischerweise haben die es besonders auf die bitteren Blätter abgesehen. Der Substanzverlust durch die Schnecken macht sicherlich viel bei der Entwicklungsverlangsamung aus. Weder von Entwicklungszeiten um 20 Jahren noch von 1-maliger Blüte habe ich jemals vorher gehört. Dann müssten auf den Standortbildern blühende und nicht blühende Pflanzen auch im Verhältnis 1:20 stehen. Das kenne ich weder von alpinen Standorten, noch aus den Vogesen oder dem französischen Zentralmassiv.

Viele Grüße
Jürgen


Zitat von: Berthold am 06.Okt.13 um 22:09 Uhr
Zitat von: Uhu am 06.Okt.13 um 21:55 Uhr
Weder von Entwicklungszeiten um 20 Jahren noch von 1-maliger Blüte habe ich jemals vorher gehört. Dann müssten auf den Standortbildern blühende und nicht blühende Pflanzen auch im verhältnis 1:20 stehen. Das kenne ich weder von alpinen Standorten, noch aus den Vogesen oder dem französischen Zentralmassiv.

Viele Grüße
Jürgen

Jürgen, das Verhältnis 1:20 würde nur dann gelten, wenn wirklich alle Pflanzen nach 20 Jahren und dann nur exakt einmal blühen würden.

Aber in der Natur schwankt die Zeit bis zur Blüte vielleicht zwischen 10 und 20 Jahren. Dann entstehen andere Verhältnisse zwischen blühenden und nicht blühenden Pflanzen. In manchen Jahren würden dann keine Pflanzen blühen und in anderen Jahren vielleicht 30% (theoretische Beispiele).
Und ich habe schon häufiger Enzianwiesen mit keiner einzigen Blüte gesehen, aber vielen Blütentrieben des letzten Jahres oder auch Wiesen mit sehr wenigen blühenden Exemplaren.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Ich habe bei der Frau meines Kolegen mal nachgefragt. Diese hatte eine blühfähige Pflanze aus meiner Aussaat für ihren Garten bekommen. Dort steht er halbschattig und eher ganzjährig feucht in schwerem Lehmboden. Ist ein sehr beliebtes Schneckenziel. Dieses Jahr hat er mit der Blüte ausgesetzt - macht er manchmal, wenn der Konkurrenzdruck durch den Giersch zu hoch wird. Letzte Blüte war 2012.
Er wächst hier in niedrigem Mittelgebirgsklima, für einen vollsonnigen Standort bracht er wahrscheinlich um die 400m Höhe.
Grüße Jürgen

Tyr

Zitat von: Uhu am 02.Nov.13 um 10:45 Uhr
Ich habe bei der Frau meines Kolegen mal nachgefragt. Diese hatte eine blühfähige Pflanze aus meiner Aussaat für ihren Garten bekommen. Dort steht er halb schattig und eher ganzjährig feucht in schwerem Lehmboden. Ist ein sehr beliebtes Schneckenziel. Dieses Jahr hat er mit der Blüte ausgesetzt - macht er manchmal, wenn der Konkurrenzdruck durch den Giersch zu hoch wird. Letzte Blüte war 2012.
Er wächst hier in niedrigem Mittelgebirgsklima, für einen vollsonnigen Standort bracht er wahrscheinlich um die 400m Höhe.
Wegen den Schnecken hatte ich dieses Frühjahr mit Hr. Max Schleipfer von der gleichnamigen Kakteen- und Staudengärtnerei mal nach gehakt, da ich das Problem teilweise auch hatte. Nur eben nicht überall sondern immer wurden die gleichen Pflanzen abgefressen. Ohne nachzudenken fragte er mich ob die Erde in der die einzelne Pflanzen sitzen sich unterscheiden würde. Ihm sei aufgefallen das die wo in einem Kalklehm(Mergel) haltigen Boden sitzen nicht so sehr anfällig seien sondern nur die wo in einem "zu guten" Boden sitzen und er vermutet das sie in einem "naturnahen" Boden bittere/stärkere Inhaltsstoff bilden.
Ich möchte das nun nicht verallgemeinern aber zumindest bei mir hat das voll zugetroffen.
Good manners don't cost nothing.
Ian Fraser ,,Lemmy" Kilmister

Uhu

der geringe Kalkgehalt könnte ein Grund frü den Schneckenfraß sein. Hier gibt es nur mehr oder weniger saure Böden. Ich habe in die Pflanzstellen immer ein paar Kalksteine gegeben. Aus dem Bereich sind die Wurzeln im Lauf der Jahre sicherlich raus gewachsen.
Grüße Jürgen

Tyr

Dann kalk doch mal vielleicht hilft es ja, auch würde ich es ruhig mal sonniger versuchen der hält das normal gut aus.
Good manners don't cost nothing.
Ian Fraser ,,Lemmy" Kilmister

Berthold

Zitat von: Uhu am 04.Nov.13 um 20:16 Uhr
Ich habe in die Pflanzstellen immer ein paar Kalksteine gegeben.

Das lockt die Weinbergschnecken gewaltig an. Bei geeignetem Wetter sitzen hier 15 Stück mitten auf der Grundstücksausfahrt auf dem Dolomit-Schotter.
Aber die Weinbergschnecken bevorzugen zum Glück leicht verwelkte Pflanzenteile und Nacktschneckeneier.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Tyr

Ist ja auch klar die brauchen Kalk für das Gehäuse und den Deckel.
Good manners don't cost nothing.
Ian Fraser ,,Lemmy" Kilmister

Alwin

Nachtrag ...
Es grüsste Alwin