Die kleine Kampfstoffkunde

Begonnen von Berthold, 14.Mär.18 um 18:55 Uhr

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Berthold

von einem Spiegelleser:

Das ist eine reichlich komische Geschichte. Leider beschränkt sich auch der Spiegel auch hier mal wieder auf das übliche Politikergeschwurbel, oberflächliche Schuldzuweisungen etc. anstatt mal ein wenig zu recherchieren. Dann hätte er nämlich mit ein paar Fakten aufwarten können und in Folge dessen zumindest kritisch hinterfragen können. Beispiel gefällig?

Skripal hat - im Gegensatz zu anderen russischen Ex-Agenten, die Anschlägen zum Opfer fielen - unter seinem echten Namen in Großbritannien gelebt. Ein Indiz dafür, dass weder er noch der britische Geheimdienst Angst vor den Russen hatte. Dazu passt auch die unbewiesene Aussage, dass Skripal für die Russen nicht von sonderlich großem Interesse gewesen sei.

Hätte Putin Skripal gern tot gesehen, so hätte er 2006 nach russischem Recht ganz legal die Möglichkeit gehabt, ihn hinrichten zu lassen. Hat er aber nicht getan. Außerdem: Warum hätte Russland ausgerechnet DIESEN Weg, Skripal umzubringen wählen sollen, wenn die Spur danach SO offensichtlich und ausschließlich nach Russland führt? So dumm sind selbst die Russen nicht.

Skripal hat sich ein Haus in GB in der Gegend von Salisbury gekauft. 200.000 Pfund hat er in bar bezahlt. Das ist auch in GB zumindest sehr ungewöhnlich. In Deutschland hätte das schnellstens das Finanzamt auf den Plan gerufen mit dem Verdacht auf Geldwäsche.

Ein weiteres delikates Detail: Nur 5km vom Wohnort entfernt befindet sich eines von zwei ABC-Abwehrzentren Großbritanniens. Auch in der Nähe des zweiten ABC-Abwehrzentrums hat Skripal bereits gelebt.

Hat Skripal etwa weiter für die Russen gearbeitet? Oder gar für den MI6? War er weiter Doppelagent? Ist er Opfer ehemaliger russischer KGBler geworden, die Verräter jagen? Wurde er von britischen Spionen als immer noch aktiver russischer Spion enttarnt und mit vergiftet, um eine falsche Spur zu legen? Oder waren die Russen einfach nur so doof und haben gesagt: "Der muss weg, nehmt das Gift, das offiziell nur wir haben, damit auch alle wissen, wer es war".?

Da gibt es so viele Feinheiten, die überhaupt nicht zusammen passen. Werden hier verschaukelt ohne Ende und der Spiegel macht mit oder fällt zumindest drauf herein.

Die Wahrheit werden wir wohl nie erfahren, aber die billige Geschichte, die uns hier präsentiert wird, ist nichts als Stimmungsmache, die jeglicher Grundlage entbehrt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

partisanengärtner

Wenn man das Ganze nüchtern betrachtet ohne eine Brille. Wem nützt es?

Zu diesem Zeitpunkt kurz vor der Wahl ist es für Putin nützlich. Nicht um die Wahl zu gewinnen, sondern um die angegebene Wahlbeteiligung nicht zu offensichtlich zu unterschreiten das es vielleicht sogar die eigenen Unterstützer merken.

Es nützt auch dem Rest der Welt weil Putin einen brauchbaren Buhmann abgibt um die eigenen Interessen durchzusetzen ob das nun May, Trump, Kim, Li,  Erdogan ist oder wer noch alles eine Entlastung braucht.
Ein perfekter billiger Cover Up.

Vor allem reitet Putin schon lange den Tiger Russland und was passiert wenn der Tiger mal sich Gedanken um seine Reiter machen würde endet das Ganze in einem unberechenbaren Blutbad. Also ist es für alle günstig wenn der Tiger sich um seine "Feinde " kümmert und seine Stärke nicht  in Selbstzerfleischung übergeht. In Pension kann man bei dem Ritt nicht gehen.
So gesehen kann das wirklich jeder gewesen sein.

Wenn es schon keine richtigen  Kriege gibt ist das kleine Opfer eines nicht so wichtigen ehemaligen Doppelspions die billige Lösung der Probleme für alle. Ein Einmarsch in Luitauen um die unterdrückten Landsleute zu retten kann man ja immer noch. Die einzige Gefahr wäre ein Abreissen der Krisen.

Wir können uns moralisch entrüsten und der "unschuldige" Putin kann für die eine Seite als gerissener Herrscher agieren und für die anderen die zu unrecht verfolgte Unschuld mimen.
So bleibt ihm nach innen genug Spielraum die kleine Minderheit an denkenden Menschen einzuschüchtern.

Das nützt uns genauso und ich möchte gar nicht wissen was "unsere" Geheimdienste noch alles für dunkle Süppchen kochen.

Wie ich schon vorher sagte wenn die Wölfe heulen rückt die Herde zusammen. Da relativieren sich alle sonstigen Verlangen schon leichter. Das hält jede Seite so.

Als wenn die Menschheit nicht wirkliche Probleme hätte die dringende Arbeit erfordern. Da wird lieber das letzte bisschen Gras im Pferch versehentlich zertrampelt weil die Wölfe ringsum heulen.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Berthold

Zitat von: partisanengärtner am 17.Mär.18 um 17:40 Uhr
Wenn man das Ganze nüchtern betrachtet ohne eine Brille. Wem nützt es?

Zu diesem Zeitpunkt kurz vor der Wahl ist es für Putin nützlich. Nicht um die Wahl zu gewinnen, sondern um die angegebene Wahlbeteiligung nicht zu offensichtlich zu unterschreiten das es vielleicht sogar die eigenen Unterstützer merken.
Ich sehe überhaupt nicht, dass es Putin nützen würde, wenn er jetzt englische und russische Staatsbürger in England umbringen lassen würde.
Die Tochter eines Doppelagenten viele Jahre nach dem Agentenaustausch umbringen zu lassen, macht doch wirklich keinen Sinn.
Diese schreckliche Tat schädigt doch das Ansehen eines jeden Menschen auf der gesamten Welt erheblich. Die Tat würde sicherlich auch nicht von seinen Anhängern im eigenen Land  gebilligt.

Zitat
Als wenn die Menschheit nicht wirkliche Probleme hätte die dringende Arbeit erfordern. Da wird lieber das letzte bisschen Gras im Pferch versehentlich zertrampelt weil die Wölfe ringsum heulen.
Ja, da stimme ich Dir zu, sehe aber die Verantwortung dafür allein bei Theresa May.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

partisanengärtner

Die Tat schädigt sein Ansehen im Land mitnichten. Nicht mal im Ausland, also bei uns.

Ihm haben ja nicht mal Lügen die er offen zugibt (grüne Männchen auf Urlaub) geschadet. Wer das für schrecklich hält glaubt es nicht oder wenn dann hat Putin es nicht gewußt. Die an seine Verantwortung glauben sehen, daß man sich auch nach vielen Jahren nicht sicher fühlen kann. Egal wer das gemacht hat.
Sollte es sich herausstellen (falls er das mal für taktisch klug hält) wird er sicher gute Gründe für die Tat und die Kolateralschäden an Unbeteiligten finden.

So was nennt man Abschreckung. Dafür war das wirklich ein kleines Opfer. Kann aber auch gut sein das irgend eine Gegenseite andere Eingeweihte abschrecken will. Demd Zeitpunkt nach aber eher Russland. Ist gar zu günstig. Viel Feinde viel Ehr. Ohne ein wenig Furcht geht das gar nicht. In solchen Lagen brauchts einen starken Mann.

Was, wo das System so gut etabliert ist, geschieht wenn die Führung schwächelt möchte ich gar nicht wissen und alle  klugen Weltmächte sicher auch nicht. So gesehen geht keiner ein Risiko ein falls  doch eine andere Macht verantwortlich war. Selbst wenn Putin mal zugeben sollte das er dran gedreht hat bin ich nicht hundert prozentig überzeugt, das dies wirklich so ist. Er hat einen schweren Stand und ein Happy End gibts da leider nicht. Nur einen Aufschub für uns alle.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Berthold

Zitat von: partisanengärtner am 17.Mär.18 um 23:25 Uhr
Die Tat schädigt sein Ansehen im Land mitnichten. Nicht mal im Ausland, also bei uns.

Ihm haben ja nicht mal Lügen die er offen zugibt (grüne Männchen auf Urlaub) geschadet. Wer das für schrecklich hält glaubt es nicht oder wenn dann hat Putin es nicht gewußt. Die an seine Verantwortung glauben sehen, daß man sich auch nach vielen Jahren nicht sicher fühlen kann. Egal wer das gemacht hat.
Sollte es sich herausstellen (falls er das mal für taktisch klug hält) wird er sicher gute Gründe für die Tat und die Kolateralschäden an Unbeteiligten finden.

So was nennt man Abschreckung.

Ich halte diese Einschätzung wirklich für abwegig.

Wer bei uns sollte so einen Mord gut finden. Im Gegenteil, alle westlichen Staaten verabscheuen die Tat.

Putin braucht dringend Freunde im Westen, weil er wieder gute Geschäfte mit dem Westen machen will und auch muss. Warum sollte er also alle mit einem solchen Mord vor den Kopf stoßen? Das wäre doch völlig absurd.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

partisanengärtner

Wenn ihm das innenpolitisch helfen würde könnte ich mir Deine ideale Vorstellung schon zu eigen machen. Aber seine Probleme sind so komplex das er nur die Möglichkeit hat zu entscheiden welche Eier er gerade zerschlgen muß um sein Omlett zu braten. Wenn die Pfanne leer ist gibts den Koch auch nicht mehr.

Das er nicht soo arg skupelbehaftet ist hat seine lange Karriere erst ermöglicht.

Das hat ja schon zu Beginn seiner Karriere im zweiten Tschtschenienkrieg gut funktioniert. Ihm ist es gelungen alles in der Schwebe zu halten und jede Gewissheit was denn wirklich geschehen ist oder geschieht so in der Schwebe zu halten das nichts wirklich an ihm kleben bleibt.
Das System Putin hat schon eher was religiöses da geht es auch nicht um eindeutiges. Jeder liest das rein was ihm gerade zu pass kommt. Widersprüche gibts ja bei beiden genug die das alles ermöglichen.

Die Wirklichkeit ist völlig absurd, sonst wär sie nicht so wie sie ist.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Berthold

Zitat von: partisanengärtner am 18.Mär.18 um 09:01 Uhr
Aber seine Probleme sind so komplex das er nur die Möglichkeit hat zu entscheiden welche Eier er gerade zerschlgen muß um sein Omlett zu braten. Wenn die Pfanne leer ist gibts den Koch auch nicht mehr.

Genau, sein grösstes innenpolitisches Problem besteht darin, die Pfanne für sein Volk zu füllen. Dazu benötigt er gute wirtschaftliche Beziehungen zum Ausland, z. B. durch Verkauf von Öl, Gas und 1000 anderen Rohstoffen.
Deshalb wird er nicht so dumm sein, sein Ansehen im Ausland durch Mordanschläge in England zu zerstören.
Das hätten nur seine Gegner (wo immer sie stecken) ein glaubwürdiges Motiv, sein Ansehen zu zerstören.
Aber für das Handeln seiner Gegner kann man nicht Putin verantwortlich machen.

Übrigens, der eingesetzte Kampfstoff kann angeblich inzwischen an vielen Stellen der Welt hergestellt werden.
So traue ich auch unserm lieben Forummitglied Phil zu, diesen Kampfstoff in Jena herzustellen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

"Die Beweise werden schlichtweg mit den Menschen vernichtet": http://www.deutschlandfunk.de/der-fall-skripal-wir-werden-ganz-offen-mit-luegen-aus.694.de.html?dram:article_id=413267

Schließlich weiß Putin als ehemaliger KGB-Agent wie man so etwas macht und dann die Schuld auf andere verschiebt. Ich sage nur ...
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 18.Mär.18 um 10:30 Uhr
Schließlich weiß Putin als ehemaliger KGB-Agent wie man so etwas macht und dann die Schuld auf andere verschiebt. Ich sage nur ...

Natürlich wissen die engen Mitarbeiter von Putin, wie man so was macht.
Aber es hat doch keinen Sinn, seine Mitarbeiter zu solchen Mordaktion loszuschicken, denn die meisten Menschen denken doch sofort wie auch hier im Forum, er steckt dahinter.
Sogar der NATO-Generalsekretär Stoltenberg glaubt, dass Putin der Urheber ist. Zumindest macht Stoltenberg nach aussen den Eindruck, das zu glauben.
Es klappt eben nicht, die Schuld auf andere zu schieben. Auch das weiss Putin natürlich.

Der Schaden an seinem persönlichen Ansehen ist doch unermesslich grösser als der Nutzen am seinem Ansehen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: Claus am 18.Mär.18 um 10:30 Uhr
"Die Beweise werden schlichtweg mit den Menschen vernichtet": http://www.deutschlandfunk.de/der-fall-skripal-wir-werden-ganz-offen-mit-luegen-aus.694.de.html?dram:article_id=413267


Die Antworten von Frau Beck in dem Interview sind aber teilweise nicht sehr logisch.
Sie ist schliesslich als Putin-Hasserin Deutschland weit bekannt und wurde sicher auch deshalb vom DF zum Interview geladen.
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partisanengärtner

#25
Mit Tatsachen hat die Vorstellung nichts zu tun. Es ist alles Glaubenssache. Es gibt wohl keine Beweise die nicht von beiden Seiten gefälscht werden könnten. Das dieses Geschehen Piútin im Inland schadet ist blauäugig.
Außerdem gibt es einen guten Grund die Opferbereitschaft der Bevölkerung zu stärken wenn er so falsch angegriffen wird.

Das seine Glaubwürdigkeit im Ausland noch zu verschlechtern wäre ist äußerst naiv. Gewöhnlich glaubt man ja von ihm das er eine Art Anti Pinoccio ist dem wächst nur eine lange Nase wenn er mal die Wahrheit sagt.
Vermutlich gilt das für alle Herrscher in so einer Situation. Die Wahrheit wäre ein Zeichen von Schwäche und Dummheit.

Das Beste ist was auf der einen Seite die Furcht verstärkt, befeuert auch den Heiligenschein den er offensichtlich ausstrahlt. Alles nur zu menschlich und damit kennt er sich gut aus. Lang lebe Putin.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Claus

Zitat von: Berthold am 18.Mär.18 um 10:59 Uhr
Aber es hat doch keinen Sinn, seine Mitarbeiter zu solchen Mordaktion loszuschicken, denn die meisten Menschen denken doch sofort wie auch hier im Forum, er steckt dahinter.
Sogar der NATO-Generalsekretär Stoltenberg glaubt, dass Putin der Urheber ist.

Na, wenn doch alle so denken, dann kann er es doch auch ruhig tun.  :thumb Konsequenzen hat es eh nicht.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 18.Mär.18 um 14:52 Uhr
Na, wenn doch alle so denken, dann kann er es doch auch ruhig tun.  :thumb Konsequenzen hat es eh nicht.

Ich verstehe Dich nicht, Claus, die Konsequenzen im Ausland sind doch gravierend
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: partisanengärtner am 18.Mär.18 um 13:59 Uhr
Mit Tatsachen hat die Vorstellung nichts zu tun. Es ist alles Glaubenssache. Es gibt wohl keine Beweise die nicht von beiden Seiten gefälscht werden könnten. Das dieses Geschehen Putin im Inland schadet ist blauäugig.

Welche Beweise sollte Putin denn fälschen?
Der Mordversuch würde Putin im Ausland erheblich schaden. Das ist doch selbstverständlich.
Das Inland spielt für ihn keine Rolle als neu gewählter Präsident.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

partisanengärtner

Ich weiss nicht ob Du das ernst meinst. Putin hat nicht viel davon wenn man ihn im Ausland liebt. Dann wird er viel zu leicht missachtet. Das hatten wir schon mal.

Wenn man Ihn für den Helden hält der Russland im Ausland die Furcht des dekadenten Westens  einbringt ist sein Ansehen im Inland groß genug das nicht ein Nachfolger aus dem engeren Kreis sich Chancen ausrechnet ihn zu beerben.

Falls er es gemacht hat dann sicher nicht mit Material das sich so einfach auf die alten Bestände zurückführen lässt.
Die Möglichkeit Bestandteile auf ihren Ursprungsort zurückzuverfolgen ist auch ihm und seinem Geheimdienst längst bekannt.

Wenn das so wäre das sie auf diese alten Bestände zurückzuführen ist nehme ich eher eine Fälschung von der Gegenseite als wahrscheinlich an. Das ist schließlich ein Geheimdienst und keine Kinderveranstaltung wo ein einfacher Beweis irgendwelchen Wert jenseits von Propaganda hat.

Das ist doch ein guter Trick wenn die Herkunft des Inkredentien auf China oder Afrika zielt. Das wissen die richtigen Leute sicher auch.

Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.