Orchideenkultur in Blähton

Begonnen von kete, 14.Jul.11 um 17:00 Uhr

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kete

Es wird ja immer nach mehr Fachbeiträgen geschrien, darum dachte ich, ich versuche mal einen. Zwar komme ich mir ein wenig lächerlich vor, nach knapp zwei Jahren Orchideenhaltung von meinen "Erfahrungen" berichten zu wollen, aber ich werde versuchen, den Thread am Leben zu halten und auch weiterhin von meinen Ergebnissen - ob guten oder schlechten - des Versuchs Orchideen aller möglichen Arten in Blähton zu kultivieren, berichten.

Zuerst einmal: warum überhaupt Blähton und dann noch in Glasvasen?

Trotzdem ich sie natürlich wunderschön fand, hatte ich mich nie näher mit Orchideen beschäftigt, weil ich immer befürchtete, sie seien schwierig zu halten. Zudem war meine alte Wohnung in NRW so dunkel, dass nicht einmal Usambaras erneut blühen wollten. Als ich mir daher hier in Niedersachsen die erste Orchidee kaufte - im Supermarkt für 5,99 - hatte ich eigentlich vor, sie als Wegwerfpflanze zu betrachten.

(Un)glücklicherweise googelte ich dann doch nach Kulturtips und fand Ingrids Forum. Ojeh. Ich las zunächst einige Monate schweigend mit. Was mir auffiel, war, dass es für jeden Tip, der besagte, man solle es soundso machen, garantiert einen anderen gab, der das glatte Gegenteil behauptete. Mit anderen Worten: niemand hatte das ultimative Patentrezept und viele Wege führten nach Rom.

Derweil hatten sich durch Zukäufe und Geschenke schon etwa fünf Phalaenopsis und eine Dendrobium biggibum-Hybride hier eingefunden, die sich alle noch in ihren ursprünglichen Töpfen befanden. Der größte Konsens schien für die Haltung in Rindensubstrat zu bestehen. Dummerweise waren sich auch (fast) alle einig darüber, dass man Orchideen am besten in durchsichtigen Plastiktöpfen hielt.

Da ich Orchideen aus dekorativen Gründen halte und nicht weil sie mich so faszinieren oder ich den sportlichen Ehrgeiz habe, schwierige Pflanzen zum wachsen und blühen zu bringen, kamen Plastikpötte für die Fensterbank aber nicht in Frage. Diese konnte man natürlich in Übertöpfen verstecken, aber ich war schon immer ein Fan von direkt bepflanzbaren Blumentöpfen, da dies mir erspart, mit zwei Sets von Töpfen hantieren zu müssen.

Zum Glück fand ich im OF den Beitrag über Orchideenkultur in Glasvasen von MarinaF. (Nilpferd-Avatar). Sie hielt ihre Orchideen sämtlichst in geschlossenen Glasgefäßen mit einer Drainageschicht aus Kieselsteinen unten und Rindensubstrat darüber. Sie musste seltener wässern - auch ein Pluspunkt - weil in der Drainageschicht immer etwas Wasser stehenblieb, aus dem sich die Pflanze bis zur nächsten Wassergabe versorgen konnte. Außerdem sah es gut aus.

Ich tätigte also die entsprechenden Anschaffungen und pflanzte meine Orchideen nach Marinas Angaben um. Inzwischen hatte ich auch noch weitere Exemplare bei eBay und den einschlägig bekannten Online-Shops dazu gekauft.

Was für ein Fiasko! Was bei ihr so gut funktionierte, klappte bei mir eher nicht. Bei manchen Pflanzen faulten die Wurzeln ab, andere vertrockneten. Außerdem fand ich das Handling total unpraktisch. Marina zufolge goss man die Vasen etwa alle sieben bis zehn Tage voller Wasser, liess dies ein paar Stunden stehen und goss es dann wieder ab. Totales Geplansche und Gepladder. Man musste das Substrat mit einer Hand festhalten, damit es nicht mit herausgeschwemmt wurde, und mit der anderen Hand die schwere Vase kippen. Nein, danke.

GsD war ich inzwischen über einen Link zu First Rays gestolpert, der die Kultur von Orchideen in Blähton propagierte. Zwar hielt er sie auch in speziellen extra gelöcherten Plastiktöpfen, empfahl jedoch gleichzeitig immer etwa 2cm hoch Wasser im Topf zu belassen.

Das klang doch schon besser, wenn man beides kombinierte. Ich kaufte also eine Fuhre Blähton und begann von vorn. Die Orchideen wurden aus ihren Glasvasen und von anhaftenden Resten des Rindensubstrats befreit, die Glasvasen gründlich geschrubbt, der Blähton gespült und gewässert und dann wurden die Orchideen erneut in die Vasen gepflanzt, diesmal unter ausschließlicher Verwendung von Blähton. Nun war auch das Handling praktischer, denn anstatt bei jedem Wässern das ganze Glas aufzufüllen, brauchte man nur den Wasserstand immer auf etwa 2cm zu halten.

Den meisten Pflanzen schien das auch anfangs ganz gut zu gefallen, denn die Wurzeln sahen immer schön grün aus. Dann ergab sich auch hier ein Problem: manchen Pflanzen (nicht allen) war es zu nass, die Wurzeln begannen wieder zu faulen. Womöglich musste man sich nicht so genau an den von Ray empfohlenen Wasserstand halten?

Längst halte ich mich nicht mehr total an die 2cm-Vorgabe. Die richtige Menge Wasser herauszufinden, mit der die Pflanze glücklich ist, ist bis heute die größte Herausforderung bei dieser Kultur. Manche haben anscheinend gerne immergrüne Wurzeln, andere schätzen es, wenn die Wurzeln zwischendurch ein bißchen abtrocknen. Es ist auch durchaus nicht so, dass man sagen könnte, diese Art (z.B. Phalaenopsis) mag es generell etwas trockener/feuchter, sondern die Vorlieben schwanken von Individuum zu Individuum. Man muss auch aufpassen, was die Ausmaße des Gefäßes betrifft. 2cm Wasserstand in einem geraden Gefäß ist mehr als 2cm in einem sich nach unten verengenden.

Ich wässere etwa alle zwei Wochen und zwar mit destilliertem Wasser, welches mit Leitungswasser (3:1) verschnitten wird, mit Hilfe eines Drucksprühers. Dadurch wird das gesamte Substrat zunächst gut durchfeuchtet und der Rest sammelt sich unten im Gefäß. Dabei achte ich darauf, wie das Gefäß vorher aussah. Hat die Pflanze das ganze Wasser verbraucht, d.h. ist es trocken im Gefäß oder ist es von innen noch feucht beschlagen oder steht sogar noch ein Rest Wasser darin? Nach diesem Befund gibt es jenachdem mehr oder weniger Wasser.

Gerade auf Fotos kann man gut beobachten, wie rasch das Substrat wieder abtrocknet und die Wasserlinie (feuchtes Substrat/trockenes Substrat) von Tag zu Tag weiter nach unten sinkt. Ganz unten ist es nass solange noch Wasser im Gefäß steht, in den Schichten darüber ist es eben feucht und wird nach oben zu immer trockener.

Zwischendurch besprühe ich die meisten Pflanzen fast täglich und zwar so gründlich, dass die oberste Substratschicht wieder richtig feucht wird, ohne dass jedoch Wasser nach unten durchsickert. Durch die Verdunstung der abtrocknenden obersten Blähtonschicht erhöht sich durchaus die Luftfeuchtigkeit, was mir wichtig ist, da es bei mir, trotz Fensterbankschalen, fast permanent ziemlich lufttrocken ist.

Damit habe ich für mich eine gut zu handelnde Alternative zur herkömmlichen Rindensubstrat-Kultur gefunden, die auch noch dekorativ aussieht.

Ich halte alle Pflanzenarten meiner Pflanzenliste in Blähton, habe aber nicht von allen Wurzelfotos gemacht.

Hybriden !!!

Regina.

Vor gut 30 Jahren hatte ich- in einer Zweizimmerwohnung- wesentlich weniger Pflanzen als heute, und auch viel weinger Zeit für die wenigen. Damals habe ich alles in klassischer Hydrokultur gehalten und auch heute halte ich alle Hoyas, alle Blattkakteen und auch einige Kakteen im Haus in Hydrokultur.

Damals hatte ich mehrere Phalaenopsishybriden, die das jahrelang gut ausgehalten haben (Münchner Leitungswasser und Hydrodünger, ´Lewatit HD 5´)

Angeregt hat mich dazu das Buch: ´Mehr Blumenfreude durch Hydrokultur´ von Margot Schubert, da benennt sie die folgenden Orchideenarten als geeignet für Hydrokultur:

Brassia caudata
Brassia verrucosa
Cattleya skinneri und Hybriden
Coelogyne cristata
Cymbidium lowianum Hybride
Dendrobium chrysotoxum
Dendrobium nobile
Dendrobium thyrsiflorum
Epidendrum alatum / Enc. alata
Epidendrum cochleaum / Enc. bzw. Prostechea cochleata
Lycaste aromatica
Lycaste skinneri/ virginalis
Odontoglossum bicontinese
Odontoglossum grande
Paphiopedilum callosum
Paphiopedilum sukhakulii
Paphiopedilum villosum
Phalaenopsis- Hybriden

Diese Auflistung kann ich selber nicht nachempfinden, ich finde die völlig unlogisch, aber vielleicht waren das die Pflanzen, die sie halt selber hatte.

Der Leiter der D.O.G. Gruppe Ingolstadt kultiviert alle möglichen Cattleyen in Blähton, dazu hat er auch schon mal was geschrieben, aber das finde ich nicht so auf die Schnelle


kete

Zitat von: sahara111 am 14.Jul.11 um 17:59 Uhr
Sehr interessanter Beitrag!

Dankeschön!

Zitat von: sahara111 am 14.Jul.11 um 17:59 Uhr
Zitat von: keteZwischendurch besprühe ich die meisten Pflanzen fast täglich und zwar so gründlich, dass die oberste Substratschicht wieder richtig feucht wird, ohne dass jedoch Wasser nach unten durchsickert.

Das ist doch total aufwendig. Meine Paar Multis (Nopsen) werden 1x pro Woche gegossen, das ist alles an der Pflege, die sie bekommen. Früher war sogar 1x pro 2 Wochen.

Das empfinde ich nicht so. Aus irgendeinem Grunde sprühe ich halt gerne.


Zitat von: sahara111 am 14.Jul.11 um 17:59 Uhr
Interessant wäre, ob Du auch Nopsen NF im Blähton hinkriegst, ich meine gerade diese, die viel Salz nicht vertragen, z.B. Phal. inscriptiosinensis .

Nun ja, da ich kein ausgesprochener NF-Fan bin, wie bekannt, ist es nun natürlich nicht so, dass mir deren Wohlergehen irgendwie speziell am Herzen läge. Die sind genauso in Blähton eingeglast wie die Hybriden und es scheint ihnen genauso zu gefallen. Ich kann - bis jetzt - nicht behaupten, dass die Kultur von NFs in Blähton irgendwie schwieriger wäre als die Kultur von Hybriden. Allerdings sind fast alle meine NFs und PHs, bis auf ganz wenige Ausnahmen, noch Jungpflanzen oder Sämlinge. Ich kann am WE, wenn ich wieder wässere, gerne auch mal ein paar Wurzelfotos von denen machen.

Zitat von: sahara111 am 14.Jul.11 um 17:59 Uhr
Was passiert denn mit Phals Wurzeln, wenn sie ganz unten kommen? Sie landen doch im Wasser, die dazu noch extra salzhaltig ist?

Bis jetzt habe ich nicht den Eindruck, dass sie sagen: "Igitt, Salzwasser!" und wieder in's Substrat zurückwachsen. Sie strecken ihre Wurzeln rein, wenn sie unten angekommen sind, und fertig.

Zitat von: sahara111 am 14.Jul.11 um 17:59 Uhr
Ich sehe auch das Problem mit dem gleichmäßigen Abtrocknen von Wurzeln (wenn Du oben das Substrat nicht besprühst).

Hier kann ich Dir gerade nicht ganz folgen...?  :ka
Hybriden !!!

kete

Zitat von: sahara111 am 14.Jul.11 um 20:09 Uhr
Verstehe ich Dich richtig: JP setzt Du also nicht in Blähton?  Da sitzen nur blühstarke Pflanzen.

Nee, das hast Du nicht ganz richtig verstanden, auch JPs und Sämlinge sitzen im Blähton. Außer ganz kleine Sämlinge, die noch wenige und feine Wurzeln haben, die hatte ich bisher immer erstmal in Seramis, weil die Körnung kleiner ist.

Auch besonders kleine Pflanzen habe ich tlw. in Seramis-Körnchen (gehabt). So habe ich z.B. eine sophronitis coccinea caragatatuba ausschließlich in Seramis bis zur Rispe gebracht.

Zitat von: sahara111 am 14.Jul.11 um 20:09 Uhr
Danke, die Photos sind nicht unbedingt nötig, ich glaube, Du kannst es selber schon objektiv einschätzen.  Du hast also (noch) keinen P. inscriptiosinensis in Blähton?
Welche Nopsen NF stehen bei Dir drinne?

Meine inscriptiosinensis ist jetzt bei sunsetdriver.  :-)

In Blähton stehen folgende NFs und PHs:
Naturformen (17)
Phal. amboinensis / Schwerter - JP
Phal. amboinensis 'Nicole' HC/AOS / O&M - Sämling
Phal. amboinensis von Annette/OKN - bs
Phal. cochlearis / rotmohrmohr/eBay - bs
Phal. equestris apari orange-lip JP von Eva/OF - JP
Phal. equestris orange / Schwerter - bs
Phal. floresensis / Elsner - JP
Phal. maculata / Elsner - JP
Phal. pallens / rotmohrmohr/eBay - JP
Phal. schilleriana / SR Orchideen/eBay - Sämling
Phal. stuartiana var. nobilis / SR Orchideen/eBay – Sämling
Phal. tetraspis von Tom Unterallgeier/OKN - bs
Phal. tetraspis C#1 JP / Schwerter - JP
Phal. tetraspis speciosa / Röllke von Justus/OKN - 5 Sämlinge in Seramis!
Phal. venosa von Annette - 2 Sämlinge
Phal. violacea coerulea von Ute-Wendelin/OKN - bs
Phal. violacea var. sumatra von Tom Unterallgeier/OKN - bs

Primärhybriden (13)
Phal. ambonosa (amboinensis x venosa) / SR Orchideen/eBay - Sämling
Phal. Christina Weltz (gigantea x javanica)/ Rita/OKN – 4-2 Sämlinge
Phal. Corning's Violet (corningiana x violacea) / Elsner - bs
Phal. David Lim (gigantea x amboinensis) / SR Orchideen/eBay - Sämling
Phal. fasciata x pulchra / Orchidfactory/eBay - JP
Phal. Flores Moon (floresensis x cornu cervi) / eBay - JP
Phal. Jade Gold (gigantea x venosa) / Annette/OKN - bs
Phal. Kuntrarti rarashati (equestris x venosa) / Schwerter - 2 JP
Phal. Macassar (amboinensis x mariae) / eBay - JP
Phal. Penang Girl (violacea x venosa) / bikerin/OF - 2-1 Sämlinge
Phal. Princess Kaiulani / Elsner – JP
Phal. Princess Kaiulani var. alba / Elsner – bs
Phal. TH Pearl (celebensis x micholitzii) / Elsner - bs

Zitat von: sahara111 am 14.Jul.11 um 20:09 Uhr
Ich sehe auch das Problem mit dem gleichmäßigen Abtrocknen von Wurzeln (wenn Du oben das Substrat nicht besprühst).

Zitat von: keteHier kann ich Dir gerade nicht ganz folgen...?

Ich meine, dass bei die Wurzel, die im unteren Teil der Vase wachsen, viel mehr Wasser bekommen. Das ist doch nicht ganz natürlich Epiphyten. Du milderst die Situation mit dem Besprühen. Wahrscheinlich fördert es aber auch das Wurzelwachstum, indem die Wurzeln "nach Wasser streben" , auch der  Wurzeldruck wird evtl. höher durch den Transpirationssog.

Das mag so sein. Ich denke mir halt, wenn es ihnen im feuchteren Bereich der Vase nicht zusagen würde, würden sie ja nicht hineinwachsen, sondern die Wurzeln würden sich alle oben im trockenen Bereich zusammenkringeln. Das scheint aber nicht so zu sein.
Hybriden !!!

Ute Rabe

Zitat von: kete am 14.Jul.11 um 20:34 Uhr
So habe ich z.B. eine sophronitis coccinea caragatatuba ausschließlich in Seramis bis zur Rispe gebracht.
Jetzt steht sie in meiner feinen Lavamischung in S/H und macht gerade schöne Neutriebe. Auch deine kleinen Miniputziwutzi Sophro.rosea (gleiche kultur)machen Neutriebe! Erst gestern entdeckt. Ich dachte schon die kommen nicht mehr!
Gruß, Ute

"I've learned that people will forget what you said, people will forget what you did, but people will never forget how you made them feel." - Maya Angelou

http://www.flickr.com/photos/wendy0307

Zeppi

Zitat von: kete am 14.Jul.11 um 19:33 Uhr
Zitat von: sahara111 am 14.Jul.11 um 17:59 Uhr
Das ist doch total aufwendig. Meine Paar Multis (Nopsen) werden 1x pro Woche gegossen, das ist alles an der Pflege, die sie bekommen. Früher war sogar 1x pro 2 Wochen.
Das empfinde ich nicht so. Aus irgendeinem Grunde sprühe ich halt gerne.

Ich schließe mich da Kete an, ich halte die Pflanzen, um sie zu pflegen, je öfter, desdo besser.  grins

Ich genieße es, morgens mit meinem 5l-Sprüher durch die Bude zu laufen und jeder meiner über 100 Pflanzen Wasser zukommen zu lassen. Und abends nochmal mit dem Handsprüher für die durstigen Gesellen. Dabei kostet das nicht viel Zeit, im Notfall ist die Morgenrunde nach 10 min beendet.



Grüße ... Ricci

Ute Rabe

Zitat von: Zeppi am 14.Jul.11 um 21:39 Uhr
Zitat von: kete am 14.Jul.11 um 19:33 Uhr
Zitat von: sahara111 am 14.Jul.11 um 17:59 Uhr
Das ist doch total aufwendig. Meine Paar Multis (Nopsen) werden 1x pro Woche gegossen, das ist alles an der Pflege, die sie bekommen. Früher war sogar 1x pro 2 Wochen.
Das empfinde ich nicht so. Aus irgendeinem Grunde sprühe ich halt gerne.

Ich schließe mich da Kete an, ich halte die Pflanzen, um sie zu pflegen, je öfter, desdo besser.  grins

Ich genieße es, morgens mit meinem 5l-Sprüher durch die Bude zu laufen und jeder meiner über 100 Pflanzen Wasser zukommen zu lassen. Und abends nochmal mit dem Handsprüher für die durstigen Gesellen. Dabei kostet das nicht viel Zeit, im Notfall ist die Morgenrunde nach 10 min beendet.





Andere Leute machen Yoga...ich tüddel mit meinen Pflanzen rum! :rot :thumb
Gruß, Ute

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Eerika

Bei mir sitzen grosse Masden in Blähton und die kleinen in Seramis, sie gedeihen prächtig.
:blume

Jensli

Ein sehr interessanter Thread, den ich um einen Beitrag, welchen ich von der Deutschen Gesellschaft für Hydrokultur (DGHK - ja, die gibt's tatsächlich) "geborgt" habe, ergänzen möchte. Eins vorneweg: Ich halte von dieser Kulturmethode nichts. Warum? Ganz einfach, die Idee der Hydrokultur gibt es seit kurz nach dem zweiten Weltkrieg; das heute so bekannte System mit Wasserstandsanzeige und den Spezialtöpfen ist tatsächlich eine Entwicklung der genannten DGHK. In Sachen Pflanzenkultur in Menschenobhut sind die Niederlande weltweit führend, auch in der fabrikmäßigen Produktion von Nopsen. Man kann sicher sein, dass die cleveren Holländer längst sämtliche Substrate in alle Richtungen hin untersucht und getestet haben. Wäre Blähton das Non-Plus-Ultra für Nopsen, wüssten die holländischen Gärtnereien das und würden alle Nopsen nur noch so kultivieren. Macht aber keiner. Also gehe ich davon aus, dass es sich nicht bewährt hat. Warum sollte ich also etwas austesten (und meine teuren Pflanzen) für etwas riskieren, das andere vor mir verworfen haben? Auf deinen Fotos erkenne ich teilweise schwarze (faule, nekrotische?) Stellen an den Wurzeln deiner Pflanzen. Ein erstes Warnsignal?
Nun aber zu dem - hoffentlich - informativen Artikel:

"Seit mit Beginn der 70er Jahre die Hydrokultur mehr und mehr auch in den privaten Bereich Einzug gefunden hat, ist unter anderem eine Komponente zum unverwechselbaren Erkennungszeichen für Hydrokultur geworden, nämlich der Blähton.

Was ist eigentlich nun Blähton und warum hat sich gerade dieser als Substrat bei allen Profis und Hobbygärtnern durchgesetztFangen wir mit der Herkunft an. Wie der Name bereits beinhaltet, ist die Herstellungbasis Ton. Ton ist eigentlich ein Allerweltsrohstoff und die geologische Bezeichnung für Böden mit einer Teilchengröße kleiner als 0,002 mm. Diese mineralischen Kleinstteilchen entstehen zu einem großen Teil durch Erosion, d. h. Verwitterung von Gesteinen, zum anderen aber auch durch Zersetzung unter Sauerstoffeinfluß und damit Mineralisation von organischen Stoffen. So können Seen und kleinere Meere "verlanden" und durch die Sedimentation, d. h. Absetzen dieser feinen Mineralstoffe mächtige Tonschichten bilden. Werden die organischen Bestandteile vor ihrer Umwandlung zum Mineral von Sauerstoff abgeschlossen, kann sich der darin noch enthaltene Kohlenstoff zu Erdöl, Kohle oder Erdgas umbilden.

Ton ist also ein mineralischer Rohstoff und zählt zu den Sedimenten, der mit ca. 73 % Anteil an der Erdoberfläche am häufigsten vorkommenden Gesteinsart. Um hieraus jedoch Blähton - in unserem Falle für die Hydrokultur - machen zu können, muß der Ton noch einige Voraussetzungen erfüllen. Als erstes muß er "blähfähig" sein. Diese Eigenschaft haben Tone, die unter anderem noch einen Restanteil organischer Stoffe, genauer gesagt Kohlenstoffverbindungen aufweisen.

Zum zweiten aber, und das ist für unsere Hydrokultur besonders wichtig, muß das Tonvorkommen in seiner Zusammensetzung so beschaffen sein, daß am Ende des Herstellungsprozeßes der Blähton bestimmte chemische Eigenschaften besitzt. Als zwei wichtige Faktoren seien hier u. a. der Salz- und Fluoridgehalt genannt, die bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten dürfen, um nicht phytotoxisch, also pflanzenschädigend zu wirken.

Neben diesen wichtigen chemischen Eigenschaften sind aber auch die sogen. physikalischen Merkmale des Blähtonkorns für die Wachstumsbedingungen mit von entscheidener Bedeutung. Im Gegensatz zu der häufig bei Blähtonen für den
Baubereich anzutreffenden rundlichen bis runden Kornform (was auch für bestimmte Anwendungen in der Betontechnologie Sinn macht) weisen professionelle Hydrokultur-Blähtone eine nierenförmige, vernarbte Struktur auf, und das hat durchaus seinen Grund:

Zum einen bietet die hierdurch stark vergrößerte Oberfläche den Haarwurzeln der Pflanzen einen besseren Bodenschluss, d. h. Verklammerungsmöglichkeiten, wodurch das im Korninnern gespeicherte Wasser effektiver genutzt wird. Zum zweiten bildet eine unregelmäßig geformte Kornstruktur im Gefäß wesentlich mehr Kapillarspalten, was zusammen mit der größeren Oberfläche zur besseren Wasserführung durch Oberflächenanhaftung und Kapillarwasser führt. Außerdem besitzt das Substrat eine höhere Scherfestigkeit und sorgt für einen stabilen Halt der Pflanzen.

Zur Sicherheit des Verbrauchers und der Anwender gibt es auf dem Markt bekannte Markenprodukte, die einer staatlichen Qualitätskontrolle durch die Fachhochschule Weihenstephan unterliegen und entsprechend gekennzeichnet sind.

Die eigentliche Herstellung beginnt bereits in der Tongrube mit dem Abbau und Vormischen der einzelnen Tonschichten. Schon hier entscheidet das anschließende "Ruhen" durch Oxidation mit über die spätere Endqualität. Danach wird der Ton von groben Steinen befreit, mit großen, tonnenschweren Walzen durchgewalkt und dadurch homogenisiert, nochmals mehrfach durchgemischt und einem Drehrohrofen zugeführt.

Nach dem Trockenvorgang bei 300 bis 800 Grad Celsius bei dem gleichzeitig der Ton durch Ofeneinbauten zerkleinert und granuliert wird, erfolgt der eigentliche Blähprozess bei einer Temperatur von ca. 1000 Grad Celsius.

Hierbei geschieht folgendes: Die Außenhaut des Tonkügelchens erreicht den Schmelzpunkt und sintert, d. h. backt zusammen und wird dadurch dichter. Gleichzeitig vergasen, bzw. verbrennen die organischen Bestandteile (Kohlenstoffverbindungen) im Inneren und erhöhen zusätzlich die Temperatur und überschreiten den Schmelzpunkt des Tones. Ein zusätzlicher Bläheffekt entsteht durch die bei diesen hohen Temperaturen einsetzende Sauerstoffabspaltung der im Ton enthaltenen Oxide.

Dies geschieht in relativ kurzer Zeit, so dass die Gase nicht schnell genug ausdiffundieren können und Gasporen bilden, die den Ton aufblähen. Es entsteht ein Korn mit einer stabilen Außenhaut mit einem feinporigen, luftdurchsetzten Kern mit seinen vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten.
Was aber macht dieses Korn für die Hydrokultur so ideal? Zunächst einmal die unübertroffene Gleichmäßigkeit seiner Eigenschaften. Anders als bei natürlich vorkommenden Mineralien, bei denen der Produzent "Zufall" seine Hand mit im Spiel hatte, können bei den Blähtonen - bei entsprechendem Rohton - die Endqualitäten durch Prozeßsteuerung und -überwachung genau festgelegt werden. Ein wichtiger Grund für Pflanzenproduzenten, die Ihre Kulturführung somit exakt auf das Optimum einstellen können.

Die herausragenden Eigenschaften selbst sind:

-Leichtes Gewicht
-Keramische Eigenschaften - stabil
-Unverrottbar
-steril
-Definierte, begrenzte Wassersteighöhe (Wasser bleibt im Wurzelraum)
-Kein Nährboden für Pilze und Keime
-Wasser- und luftregulierende Eigenschaften sowie Wiederbenetzbarkeit bleiben  praktisch unbegrenzt erhalten.

Betrachtet man sich so ein Blähtonkorn einmal genauer, so wird schnell klar, wie Wasserspeicherung und -transport funktionieren: Die Oberfläche gleicht einer Minikraterlandschaft mit unzähligen Mikroporen. Die rauhe Oberfläche bietet viel Platz für anhaftendes Wasser und sorgt für einen guten Wassertransport. Die Oberflächenporen lassen langsam das Wasser in das Korn eindringen und halten es dort im Labyrinth des inneren Porengefüges pflanzenverfügbar fest.

Übrigens, wußten Sie, daß Sie mit der gesamten, inneren Porenoberfläche eines Kornes Ihr Wohnzimmer auslegen könnten?
1 Gramm Blähton, das entspricht in etwa einem großen Korn, hat eine innere Öberfläche von ca. 22 m².

Dies ist auch der Grund, weshalb neueste wissenschaftliche Untersuchungen darauf hindeuten, daß Blähton sehr wohl in der Lage ist, überschüssige Nährstoffe in Form von Microkristallen an der inneren Oberfläche zu speichern und bei Bedarf auch wieder abzugeben. Insofern kommen dem Blähton nicht nur wasser- und luftregulierende Eigenschaften zu, sondern auch die Nährstoffversorung der Pflanzen wird positiv beeinflußt.
" (ACH)

(24.08.2006)

orchitim

Danke kete für Deinen Beitrag. Ich habe mir auch schon oft überlegt einige in Blähton zu topfen, einfach weil es für manche den natürlichen Bedingungen eher entspricht. Wieso dies wird Jensli gleich sagen, ganz einfach weil nicht alle, auch Epiphyten, blank auf dem Baum oder am Boden hocken.

Für viele Paphis könnte ich mir Deine Variante ganz gut vorstellen, da diese ihre Wurzeln zum Teil seht tief in unterschiedlich verrottete Lauberdeschichten senden und mit dem Verrottungsgrad auch die Feuchtigkeit zunimmt. Ebenso sitzen viele Epis in sog, Nestern oder Ameisengärten in denen es auch ziemlich feucht ist, da diese meist in regenfeuchten und/oder nebelfeuchten Regenwäldern wachsen.
Und auch für die Steinlaelien wäre diese Methode einen Test wert, kultivieren doch die meisten diese in Granulaten nebst nassen Füßen.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Ute Rabe

Also,liebe Leute - ich habe fast alles in Blähton S/H stehen!
Cattleyn, Laelien, NF's genauso wie Hybriden.
Die Töpfe haben unten alle ungefähr 1 cm Wasserreservoir , welches ich aber im Winter oder bei kühler Witterung leere.Die Töpfe haben reingedremelte Lüftungslöcher.
Paphis auch, werde diese aber wohl alle auf Lava/Zeolith/Bims Mischung umstellen. Ich werd morgen mal ein Foto meiner Paph.Lady Isabell JP machen.Die haut die Wurzeln darin ordentlich raus.
Gruß, Ute

"I've learned that people will forget what you said, people will forget what you did, but people will never forget how you made them feel." - Maya Angelou

http://www.flickr.com/photos/wendy0307

Zeppi

Zitat von: Jensli am 14.Jul.11 um 21:49 UhrMan kann sicher sein, dass die cleveren Holländer längst sämtliche Substrate in alle Richtungen hin untersucht und getestet haben. Wäre Blähton das Non-Plus-Ultra für Nopsen, wüssten die holländischen Gärtnereien das und würden alle Nopsen nur noch so kultivieren. Macht aber keiner. Also gehe ich davon aus, dass es sich nicht bewährt hat.

Erstens mal ist Blähton teurer als das Abfallprodukt Pinienrinde.

Zweitens ist die Kultur in Blähton scheinbar zeitlich etwas aufwändiger und eventuell nicht automatisierbar. -> Höhere Arbeitskosten.

Drittens ist Blähton schwerer als Pinienrinde. -> Höhere Transportkosten

Viertens ist diese Kultur für Unerfahrene schwieriger (keine Salzpuffer-Kapazität) -> höhere Ausfallquote beim Endkunden

Alles schlecht für ein Billigsegment.

Grüße ... Ricci

Berthold

Der Blähton hat zwar eine grosse Oberfläche, aber die nützt nichts weil sie in geschlossenen Poren liegt. Ebenso können die Poren kein Wasser aufnehmen und speichern, weil sie eben geschlossen sind.

Da müsste doch Lava dem Blähton in jeder Hinsicht überlegen und wahrscheinlich noch wesentlich billiger sein.
Lava schwankt allerdings in ihrer Zusammensetzung. Da muss man etwas aufpassen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

kete

Zitat von: sahara111 am 14.Jul.11 um 21:06 Uhr
Danke. Schon ganz beeindrückende Liste. Nach meinem Gefühl würde ich sagen, dass es fast bei allen  gehen könnte, wenn es bei Hybriden geht.

Nur bei  Phal. Princess Kaiulani 'alba', Phal. Corning's Violet würde ich mich nie trauen.

Auch bei Phal. floresensis und Phal. Christina Weltz habe ich etwas Bedenken.

Erstaunlich, dass Du gerade die Pr. Kaiulani alba und die Cornings Violet nennst. Beide habe ich Anfang des Jahres von Frau Elsner bekommen und sie hatten nicht gerade beeindruckende Wurzeln (ich hatte seinerzeit, glaube ich Fotos unter Neuanschaffungen eingestellt). Die alba musste ich gerade umtopfen, weil sie sich oben aus dem Glas schob, so hatten die Wurzeln zugenommen und ihr bei mir entstandenes HB ist fast ausgewachsen. Die Cornings Violet habe ich aus bestimmten Gründen gestern ausgetopft und die Wurzelmasse hat sich praktisch verdoppelt. Die Erstblüte hatte ich im Phals-Thread gezeigt.

Auch flori und den Christinas geht's gut.

Gestern ist mir übrigens ein Irrtum unterlaufen: eine inscriptiosinensis hatte ich noch gar nicht, weil sie mir nicht so gefällt. Was ich sunsetdriver gegeben habe, war eine hieroglyphica. Diese beiden Schriftzeichen-Phals verwechsle ich immer gerne.
Hybriden !!!

kete

Zitat von: Wendelin am 14.Jul.11 um 21:27 Uhr
Zitat von: kete am 14.Jul.11 um 20:34 Uhr
So habe ich z.B. eine sophronitis coccinea caragatatuba ausschließlich in Seramis bis zur Rispe gebracht.
Jetzt steht sie in meiner feinen Lavamischung in S/H und macht gerade schöne Neutriebe. Auch deine kleinen Miniputziwutzi Sophro.rosea (gleiche kultur)machen Neutriebe! Erst gestern entdeckt. Ich dachte schon die kommen nicht mehr!

Das ist ja prima! Von dem rosea-Teilchen möchte ich so gerne mal die Blüte sehen!  :yes
Hybriden !!!