Schwarmintelligenz, ein neues Forschungsgebiet

Begonnen von Berthold, 29.Nov.12 um 11:33 Uhr

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Berthold

Ein Schwarm ist eine Gruppe einzelner Individuen, die nur mit sehr wenigen und einfachen Fähigkeiten ausgestattet sind. Durch ihre Zusammenarbeit im Schwarm  können sie jedoch erstaunliche Leistungen erbringen, die scheinbar eine sehr hohe Intelligenz voraussetzt.

Ein Beispiel für Schwarmintelligenz:
Ein Ameisenvolk findet in einem Labyrinth sehr schnell den kürzesten Weg von seinem Nest zu einem Futtervorrat. Wie läuft das?
Eine einzelne Ameise gibt während des Laufens Duftstoffe auf den Untergrund ab. Diese Duftstoffe verdampfen nach einer gewissen Zeit. Andere Ameisen folgen der Spur der höchsten Duftkonzentration.
Zunächst verlaufen sich die Ameisen völlig willkürlich statistsich verteilt im Labyrinth. Diejenigen Ameisen, die rein zufällig den kürzesten Weg genommen haben, kommen am schnellsten wieder zurück zum Nest. Dadurch kommen sie schneller zweimal hintereinander an der gleichen Stelle vorbei, wodurch eine etwas intensivere Duftspur hinterlassen wird. Diese wiederum führt dazu, dass mehrere Ameisen diesen Weg einschlagen. So geht es weiter, bis schliesslich alle Ameisen den kürzesten Weg nehmen. 

Man müsste mal sorgfältig untersuchen, welche Schwarmintelligenz in diesem Forum steckt.


Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#1
Die Schwarmintelligenz beinhaltet auch Gefahren in sich, wie ich kürzlich von einem Freund erfahren habe. Darüber sollte man sich im Klaren sein.
So war es auch eine Form von Schwarmintelligenz, als ein Schwarm Kinder dem Rattenfänger von Hameln aus der Stadt gefolgt ist.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: partisanengärtner am 05.Jul.20 um 14:16 Uhr
Evolution ist wie Ping Pong. das kann man nicht allein spielen. Die anfälligeren sind schnell aus dem Rennen.

Man kann sagen, die Evolution ist die einfachste Form der Schwarmintelligenz.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ruediger

Zitat von: Berthold am 05.Jul.20 um 17:35 Uhr
Zitat von: partisanengärtner am 05.Jul.20 um 14:16 Uhr
Evolution ist wie Ping Pong. das kann man nicht allein spielen. Die anfälligeren sind schnell aus dem Rennen.

Man kann sagen, die Evolution ist die einfachste Form der Schwarmintelligenz.

Ich habe bisher leider nur menschliche Schwarmdummheit beobachtet, dafür aber Einzelintelligenz.
Aber das ist nicht modern, viel Dumme bilden eben keinen intelligenten Schwarm.

Wer hat sich das nur ausgedacht?
Beste Grüße

Rüdiger

partisanengärtner

Diesbezüglich habe ich ähnliche Ansichten.
Die " Evolution" halte ich nicht für intelligent. Der Verlauf macht gelegentlich den Eindruck. Sehr suizidale Teilnehmer fallen reltaiv schnell aus dem Rennen. Wobei schnell schon weiter gefasst ist, da reicht es auch für ganze Gattungen oder auch mal , Klassen etc..
Kolateralschäden sind unvermeidlich.

Wir und alles was das Pech hatte zeitgleich zu existieren, sind gerade wieder mal im Test mit unserer gerade vorherrschenden Kultur. Die Art H.s. wäre potentiell sogar relativ intelligent, als Individuum. Durch die vorherrschende Kultur entsteht aber eine Schwarmdemenz. Auch intelligente Individuen müssen im Schwarm nicht klüger sein als es ein Einzelexemplar ist. Da scheint sich eher die Dummheit bahn zu brechen. Darmbakterien agieren in der Regel scheinbar intelligenter.

Da gilt der Satz: Die Intelligenz eines Mobs (der Spezies H.s.) lässt sich aus dem IQ des dümmsten Mobsters geteilt durch die Anzahl der Teilnehmer errechnen. Frei nach Terry Pratchett
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Berthold

#5
Zitat von: partisanengärtner am 07.Jul.20 um 20:51 Uhr

Die " Evolution" halte ich nicht für intelligent.

Stimmt, nein, sie ist nicht intelligent, sie ist scheinintelligent, ebenso wie die Schwarmintelligenz.
Es ist eine scheinbare Intelligenz, denn ohne Nachdenken nur durch zufälligen gedankenloses Handeln werden grosse Erfolge erzielt.
So wurde z. B. aus Licht/Wärme, Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und ein paar anderen Elementen ein Mensch entwickelt.

Intelligente Wesen können zusammen keine Schwarmintelligenz entwickeln, denn jeder denkt selber zu viel nach und will sein eigenes Süppchen kochen. Dabei verhindert er, dem Zufall Spielraum einzuräumen. 

Wenn sich viele intelligente Leute zusammentun und gemeinsam durch intensives Nachdenken eine grosse Leistung für den Fortschritt der Menschheit erbringen, so ist das keine Schwarmintelligenz, sondern echte Intelligenz.
Dieses Verfahren wird heute meist in der menschlichen Gesellschaft durchgeführt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

partisanengärtner

Die Schwarmdemenz ist eher ein Kulturfehler.
Demente Agregationen können durchaus "erfolgreich" sein. Eine absolut tödliche Seuche rast durch eine zusammenhängende Population, die sich nicht wehren kann und hat nach dem absoluten Erfolg, keine Lebensgrundlage.

Unsere höchstentwickelte Gierkultur ist gerade dabei die letzten langfristig erfolgreicheren Kulturen auszuradieren.
Wie die 40 000 jährige Kultur der Australier, die sich auf diesem Kontinent sehr gut angepasst hatte.
Selbst Staatengebilde können intelligent agieren wie es zum Beispiel Buthan bewiesen hat.
Aber die werden wir wohl noch infizieren können. Es sei denn dieser Erreger schafft es noch mit seinem Wirt zu kooperieren und darum vielleicht doch noch als Gemeinschaft intelligent zu agieren.

Unsere Kultur hat sich über lange Zeit zu dieser Krankheit entwickelt. Andere Kulturen erst mit Krieg und Seuchen und oder kultureller Vergewaltigung einverleibt.

Das geschieht ja auch unter Bakterien, das eine kooperierende Population von Hautbakterien plötzlich anfängt den Wirt zu erobern und auch zu vernichten.

Intelligenz wäre, solche Umwege zu vermeiden und das Ganze geräuschärmer zu optimieren. Das hat die Evolution aber auch nicht geschafft. Es gibt immer wieder solche Desaster. Nur bleibt ja immer was übrig das wieder den Weg der Erkenntnis beschreiten kann. Bis halt mal die Sonne sich zum roten Riesen aufbläht oder doch eine echte Intelligenz auftaucht.

Ich glaube ja das die Einzeller sowas hinkriegen, denen ist unser Rumgehample wohl sowieso wurscht. Alles nur Theater die wirkliche Entwicklung findet da statt.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Ahriman

Es ist tatsächlich so dass Individuen in der Regel um so bessere Schwarmentscheidungen treffen je weniger sie nachdenken (können). Wichtige Kriterien für das Funktioniern von Quorum-basierenden Entscheidungen (Gesamt-Entscheidung fällt wenn sich ein gewisser Schwellenwert von Individuen für eine Option entschieden hat) sind dass alle Individuen denselben Wissensstand haben, es wenige Handlungsoptionen gibt (ja/nein) und Organismen altruistisch also nicht auf ihren eigenen Vorteil bedacht handeln. Das geht umso einfacher je weniger man sich dabei denkt.

Solches Quorum-sensing funktioniert somit vor allem bei einfachen Organismen wie Körperzellen, Bakterien, eusozialen Insekten exzellent, nicht aber bei Menschen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Quorum-sensing

partisanengärtner

#8
Zitat von: Berthold am 24.Jul.20 um 23:38 Uhr
Zitat von: Ahriman am 24.Jul.20 um 22:06 Uhr
Aus evolutionärer Sicht ist es übrigens völlig unerheblich ob ein Krankheitserreger alte Menschen die sich sowieso nicht mehr reproduzieren tötet oder nicht.

Ja, aber die Viren unterscheiden nicht zwischen jungen und alten Menschen. Es wäre einfach ungeschickt von den Viren, ihren Wirt so stark zu schädigen, dass er schnell stirbt. Sie würden sich ihr eigenes Grab schaufeln.
Das genau verhindert die Evolution.

Tut sie eben nicht. Dieses "dumme" Verhalten erledigt sich selbst. Verhindern tut es niemand. Dann müssten wir uns ja auch keine Sorgen machen.
Der Rückblick und der Ausschnitt des Betrachters ergibt den Anschein von Intelligenz.

Die sich aus diesen Abläufen ergebende Artenvielfalt macht das System immer komplexer und verhindert das die Sache zu schnell "entgleist". Das ist und wird aber dennoch immer wieder passieren, weil eben niemand da ist der vorausschauend agiert.

Ob dabei echte Intelligenz entstehen kann, lässt sich noch nicht feststellen.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Berthold

#9
Zitat von: partisanengärtner am 25.Jul.20 um 07:32 Uhr
Ob dabei echte Intelligenz entstehen kann, lässt sich noch nicht feststellen.

Selbstverständlich entsteht durch das Prinzip von Versuch und Irrtum bzw. die Schwarmintelligenz auch echte Intelligenz. Nur Kreationisten bezweifeln das.

Ich z. B. bin ein intelligentes Lebewesen intensiv geschult und gestählt im logischen Denken durch Jahrzehnte langes Forumleben.
Wenn ich in einem Labyrinth feststecke, überlege ich intensiv, wie ich es wieder verlassen kann.
Ich komme dann zu dem Ergebnis, ich halte mich an jedem Abzweig rechts aber gehe nie den selben Weg.
Mit dieser Strategie kann ich das Labyrinth verlasen und bin nicht auf eine Schwarmintelligenz angewiesen.

Jedes intelligent Wesen kann diese Strategie leicht an einem Computer nach dem mathematischen Prinzip der vollständigen Induktion überprüfen. Der Computer wird nie in eine Endlosschleife geraten.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Lebewesen mit echter Intelligenz sind sicher die Ausnahmen in der evolutionären Entwicklung.
Aber hier im Form gibt es viele dieser Ausnahmen. Sie sind nach meiner persönlichen Einschätzung sogar in der ganz grossen Mehrheit vorhanden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

partisanengärtner

Der Weg der Evolution besteht zum überwiegenden Teil aus den Gräbern untergegangener Spezies. Da wird nichts verhindert. Da geht sie einfach drüber hinweg.

Schön das Du es so früh verstanden hast. Überrascht mich aber, wo Du meinen Glauben an den Kreationismus rauslesen willst.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

partisanengärtner

Wie es mit Dir steht kann ich nicht sagen, bei mir muß ich leider davon ausgehen das ich als Produkt dieser Kultur meine diesbezüglichen blinden Flecken nicht erkennen kann.

Weitergehende Gewissheiten fallen für mich in die Welt des Glaubens.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Berthold

Zitat von: partisanengärtner am 25.Jul.20 um 10:54 Uhr
Der Weg der Evolution besteht zum überwiegenden Teil aus den Gräbern untergegangener Spezies. Da wird nichts verhindert. Da geht sie einfach drüber hinweg.

Die vielen Gräber der Evolution beweisen doch gerade, dass sie das Prinzip von Versuch und Irrtum verfolgt. Die Gräber sind der Irrtum. Der Versuch, der zum Erfolg geführt hat bist Du.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

partisanengärtner

Das ist eine sehr ungewisse Angelegenheit. Die untergegangenen Spezies hatten die gleiche Berechtigung dran zu glauben das sie der Erfolg seien. Das war bis zu ihrem Ende auch durchaus berechtigt.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.