Neue Krankheit bei Dendrobium in Thailand

Begonnen von Zeppi, 20.Aug.16 um 07:26 Uhr

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Zeppi

Seit ca. 1 Jahr breitet sich bei den Haltern von Dendrobium hier im Nordthailand eine neue Krankheit aus. Sie betrifft vor allem Dendrobium-Arten mit langen Pseudobulben (also nobile-Typ), scheint aber auch auf Epidendrum überzugreifen.
Die Infektion verläuft immer gleich: zuerst weisen ältere Bulben schwarze Bereiche auf, später werden evtl. noch vorhandene Blätter vom Blattansatz her ebenfalls schwarz und fallen ab. Irgendwann ist die Bulbe am Ende.
Neue Pseudobulben mit frischen Blättern können ebenfalls schon den Beginn der Krankheit zeigen.
Die Pseudobulben sind im Inneren immer noch saftig grün ohne jede Anzeichen von Schäden, sofern man das mit dem Auge beurteilen kann.
Die Befall breitet sich schnell auf den gesamten Bestand aus.
Die Spezialisten tippen (ohne Untersuchung) auf Bakterien, gängige Chemiekeulen zeigen wohl keine Wirkung.

Soweit die Informationen, die ich bisher erhalten habe. Die Bilder konnte ich nur mit dem Smartphone machen, zeigen aber die beschriebenen Probleme recht deutlich.

Falls jemand diese Krankheit kennt und/oder eine Behandlungsmöglichkeit vorschlagen kann, das wäre sehr hilfreich. Ich persönlich würde es ja mal mit einer Kupferverbindung probieren, das scheint noch keiner gemacht zu haben.








Grüße ... Ricci

Ruediger

Ja, Kupferfungizid wäre einen Versuch wert, am besten bei Befall die Nachbarpflanzen mitspritzen.

Ein Problem ist nur, Kupfer wirkt nicht systemisch und nicht so recht kurativ, d.h. es verhindert den Befall und kann die Ausbreitung innerhalb der Pflanze nicht stoppen.

Sollte es sich um ein Bakterium handeln wären quarternisierte Ammoniumverbindungen wie Benzalkoniumchlorid, Physan u.ä. ein guter Ansatz.

Streptomycin als Antibiotikum wird teilweise auch eingesetzt, das ist als Agristrept in Asien erhältlich.

Wichtig bei Bakterien ist gute Hygiene und sorgfältiges Arbeiten, die werden sehr leich mit Wasser verbreitet. Oft muß man die Unterlagen und Tische mitbehandel, vom Boden sollte kein Wasser hochspritzen.

Es könnte sich allerdings auch um einen Eipilz (Peronosporomycetes) handeln, dagegen helfen nur spezielle Fungizide, die üblichen Breitbandfungizide versagen.

Da wären: Fosetyl-Al als Aliette im Handel, oder Propamocarb/Fluopicolide als Infinito


Ein Mikroskop würde die Frage zumindest schnell beantworten, Bekterium vs Pilz
Beste Grüße

Rüdiger

Berthold

Ein Schadbild mit gewisser Ähnlichkeit, jedoch sind auch Blätter befallen.
Hier an Dendrobium chrysotoxum:
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ruediger

Was mich etwas stutzig macht ist, daß da kein matschiges Gewebe mit Exudat zu sehen ist, das sieht alles recht fest aus.

Gerne zeigen das ansonsten bakterielle Infektionen, auch die Ausbreitung über die Leitbahnen mit Verfärbungen kann man beobachten.


Gibt es dort keine Pflanzenberatungsstelle für die Landwirtschaft,  in Thailand ist die Orchideenindustrie doch nicht ganz unwichtig. Oder?
FProduktion von Schnittblumen u.ä.

Eine Probe hilft da sehr das Übel einzuordnen, und ich denke das wirtschaftliche Interesse ist da, oft können Bauern und Gärtner das für geringe Kosten in Anspruch nehmen.
So ist das zumindest in anderen Ländern.
Beste Grüße

Rüdiger

Zeppi

Zitat von: Ruediger am 20.Aug.16 um 20:13 Uhr
Was mich etwas stutzig macht ist, dass da kein matschiges Gewebe mit Exudat zu sehen ist, das sieht alles recht fest aus.

Ich persönlich hatte auch deshalb eher an einen Pilz gedacht, aber die anderen hatten sich, ohne jede Untersuchung, auf Bakterien festgelegt.

Eventuell hängt es auch mit dem extrem heißen und trockenen Klima der letzten beiden Sommer zusammen, das würde mit dem Ausbruch der Krankheit zusammen passen. Von März bis Mai hatten wir mit Temperaturen zu kämpfen, die höher waren als in den letzten 60 Jahren. Dazu eine Luftfeuchte, die niedriger war als die Tagestemperaturen.
Eventuell sind es ja Hitzeschäden im Gewebe, was sich jetzt erst manifestiert. Oder ein in der DNA schlafender Virus wurde freigesetzt oder ....
Mich würde mittlerweile gar nichts mehr wundern, Orchideen können sich bei hohen Temperaturen schon merkwürdig verhalten.

Zitat von: Ruediger am 20.Aug.16 um 20:13 Uhr
Gibt es dort keine Pflanzenberatungsstelle für die Landwirtschaft?
So ist das zumindest in anderen Ländern.

Der Standardspruch in Thailand: "In Thailand ist alles anders." :)
Gibt es sicher, aber da hört mein Wissen auf. Es ist schon schwierig genug, verständliche Informationen von den Haltern über diese Krankheit zu bekommen. Ich muss das immer über John machen, der Englisch und passabel Thai spricht, außerdem sind auch seine Pflanzen stark von dem Befall betroffen. Trotzdem fehlen ihm teilweise die thailändischen und mir die englischen Fachbegriffe.
Grüße ... Ricci