Experimente mit Phytohormonen (selbstgemachte Keiki-paste & Co.)

Begonnen von Trocknerflusen, 21.Jan.11 um 00:56 Uhr

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Trocknerflusen

Hallo,

ich habe mir mal spaßeshalber BA (6-Benzylaminopurin) und IAA (Indol-3-Essigsäure) bestellt, um ein paar Experimente zu machen.

In amerikanischen Foren habe ich Berichte über Keikiboost und Keikipro gelesen. Es ist nicht nur für Keikis und BTs an Nopsen gut, es lässt auch z.B. ruhende Augen an sympodialen Orchideen austreiben (Neutriebe an Cattleya, Encyclia, etc.). Das hat sich für mich schon mal interessant angehört.

Über die Zusammensetzung gehen die Berichte etwas auseinander.

In Keikipro scheinen sowohl Cytokinine als auch Auxine zu sein. Es ist eine alkoholische Lösung, die verdünnt gesprüht wird.
Ein Konkurrenzhersteller schreibt wiederum, die Mischung der beiden Hormone sei schädlich für die Pflanze und vertreibt zwei getrennte Produkte, das eine für Keikis/Triebe (Cytokinine), das andere für Wurzeln (Auxine).

In einem britischen Forum hat jemand 5 Tropfen einer BA-Lösung (1g/l) mit einem Teelöffel Gesichtscreme vermischt (in Keikipasten wird Lanolin verwendet) und hat damit an Phalaenopsis auch Knoten zum austreiben gebracht.

Hat jemand in dieser Richtung schon Experimente gemacht und kann etwas über seine Methoden und Ergebnisse erzählen?

Links zu interessanten Artikeln zu dem Thema sind auch sehr willkommen.


P.S.: In den Datenblättern zu den beiden Hormonen stand, man solle sie kühl aufbewahren. Auf der Seite von KeikiPro steht, man solle das Spray auf keinen Fall kühl aufbewahren. Weiß zufällig jemand, ob sich BA und IAA bei Kühlschranktemperatur schneller zersetzen?  :ka
Gruß,
Christian

Claus

Christian,
ich kann dir nur etwas über die Haltbarkeit von Phytohormonen in Lösung sagen. Normalerweise werden die zur Verwendung in Nährböden nicht in Alkohol gelöst sondern entweder mit Salzsäure, wenn es Basen sind wie BA und Kinetin, oder mit Kalilauge, wenn es Säuren sind wie IAA oder NAA. Diese wässrigen Lösungen sind zwar chemisch stabil, nicht aber biologisch, d.h. sie werden bei Raumtemperatur früher oder später von Bakterien oder Pilzen infiziert. Ich friere solche Lösungen grundsätzlich zur Aufbewahrung ein.

Alkoholische Lösungen werden stabil sein, aber auch sie würde ich in den Kühlschrank stellen. Ob es einen Unterschied in der Wirkung zwischen wässrigen und alkoholischen Lösuzngen gibt, weiß ich nicht. Von der Chemie her sind die wässrigen Lösungen logisch wirksamer, da in Ionen zerlegt.

Die Chemikalien als solche sind langzeitstabil. Ich habe mir mal selbst vor fast 40 Jahren das Kaliumsalz der Indolylessigsäure hergestellt, das wirkt noch wie am ersten Tag. 
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Trocknerflusen

Danke, das hilft mir schon mal weiter! Bei mir ist noch alles in Pulverform.
Gruß,
Christian

Berthold

Zitat von: Trocknerflusen am 21.Jan.11 um 11:28 Uhr
Danke, das hilft mir schon mal weiter! Bei mir ist noch alles in Pulverform.

Da sollte es noch stabiler sein und je kälter umso mehr, wenn es in reiner Form vorliegt (Van't Hoffsche Regel).
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Hat sich da noch etwas getan?

Ich habe mir heute etwas mühsam die Rezeptur für Keikipaste aus dem Spanischen übersetzt, sie stammt aus einem mexikanischen Forum.

"Wie man Keikis produziert

Ich schicke dir ein Rezept aus einem mexikanischen Forum:
45 g Lanolin werden in einem Wasserbad geschmolzen und danach die übrigen Stoffe zugefügt:
10 g Cetyl/Stearylalkohol
0,5 mg Benzylaminopurin
40 ml Wasser

Man rührt ständig, bis alle Zutaten miteinander gut vermischt sind."


Die Konzentration in der Paste beträgt danach 5 ppm.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Trocknerflusen

Ich habe noch nicht angefangen, ich warte noch auf Wachstum bei einigen Pflanzen. Es wurde ja empfohlen, dass man das Präparat bei neuem Blatt-/Bulbenwachstum anwendet.

Danke für das Rezept! Und der Urheber des Rezepts hat das auch selbst geprüft und hatte Erfolge damit?
Gruß,
Christian

Berthold

Zitat von: Trocknerflusen am 13.Feb.11 um 12:23 Uhr
Und der Urheber des Rezepts hat das auch selbst geprüft und hatte Erfolge damit?

5 ppm BAP ist das entscheidende. Aber ob und wann dieser Wachstumsregulator wirkt, wenn man ihn von aussen drauf streicht ist nach wie vor unklar.

Im Nährboden für die Aussaaat und die Weiterkultur wirkt dieses Hormon merklich, aber meist in die falsche Richtung.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Zitat von: Trocknerflusen am 13.Feb.11 um 12:23 Uhr
Und der Urheber des Rezepts hat das auch selbst geprüft und hatte Erfolge damit?

Keine Ahnung.  :ka :ka :ka

Zur Aussaat von Orchideen nicht mehr als 0,2 ppm BAP.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)