Urlaubs- und Orchideenbilder aus Burma

Begonnen von Harald, 08.Apr.11 um 21:46 Uhr

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Harald

ich war im März für 3 1/2 Wochen in Burma unterwegs und würde Euch gerne ein paar Bilder zeigen, von dem Land und den Orchideen die ich dort sehen konnte.

Angekommen bin ich zuerst in Yangon (Rangun), was bis 2005 noch die Hauptstadt von Myanmar war. Dort hab ich mich erstmal 2 Tage akklimatisiert. Bedeutendste Sehenswürdigkeit von Yangon ist Shwedagon, eine riesige goldene Stupa:



Anschließend ging's weiter nach Mrauk U, einer historischen Stadt kurz vor der Grenze zu Bangladesh. Allein dort hinzukommen ist gar nicht so einfach, bis Sittwe kann man noch fliegen, aber danach muss man noch 6-8 Stunden mit dem Schiff fahren, andere Reisewege sind für Touristen leider nicht erlaubt. Ich hatte dann noch das Pech dass das Schiff auf dem ich noch mit 2 anderen Leuten unterwegs war, nach halber Strecke einen Motorschaden hatte und wir den Rest dann auf einem Fischerboot weiterfahren mussten. Mrauk U war im 15. bis 18. Jahrhundert Hauptstadt eines Königreichs und aus dieser Zeit sind noch viele buddhistische Tempel, Stupas und Klöster übrig.



Heute ist Mrauk U nur noch ein kleines Dorf.



Hier konnte ich auch schon etliche Orchideen entdecken. Auf den Bäumen in der Region wachsen reichlich Vandeen, die aber leider gerade nicht Blütezeit hatten, dafür aber reichlich Kapseln getragen haben.





In den Gärten haben dafür recht häufig Dendros geblüht:
Dendrobium aphyllum




Phaius tankervilleae



Auf dem Rückweg war ich noch eine Nacht in der Hafenstadt Sittwe und hab konnte dort zusehen wie am morgen der Fang direkt von den Fischerbooten auf den Markt kam.










Von dort ging's dann per Flugzeug, Nachtbus und Sammeltaxi weiter nach Pyin U Lwin in die Berge, die Stadt wurde während der britischen Kolonialzeit als Sommerresidenz genutzt, weil dort das Klima wegen der Höhe von ca. 1000 m wesentlich angenehmer als im Flachland ist. Aus der Kolonialzeit stammt auch der Kandawgyi Garden, vermutlich der einzige botanische Garten in Burma.



Die Blüten am Eingangstor waren übrigens Plastik-Plobsen  [sick]








Neben Geckos und Schmetterlingen gab's dort auch reichlich Orchideen, leider kaum beschriftet, aber zur Identifizierung hab ich zum Glück später noch fachkundige Hilfe bekommen:

Vanda coerulescens




Eria amica




Dendrobium heterocarpun ?




Coelogyne ecarinata




Dendrobium crepidatum


Rhynchostylis gigantea


Vanda lilacina


Holcoglossum amesianum


Goodyera procera




Cymbidium lowianum


Coelogyne lentiginosa


Dendrobium pendulum


Bulbophyllum auricomum


Dendrobium




Arundina graminifolia


Cirrhopetalum picturatum ?




Paphiopedilum bellatulum


Dendrobium capillipes ?


Daneben gab es noch einen Bereich mit Hybriden, hauptsächlich Cymbidien und Vandeen, letztere aber leider auch kaum in Blüte




Für Phalaenopsis sind die Nachttemperaturen dort vermutlich zu niedrig, die Pflanzen sahen ziemlich mitgenommen aus:



Epiphytenstämme eignen sich übrigens auch hervorragend zum Wäsche trockenen:



In der Umgebung des botanischen Garten gab es auch einige Pflanzenläden, die unter anderem auch Orchideen verkauft haben, die man nach deren eigener Aussage "dort in der Umgebung sammeln kann" [sad]

Der Haufen sind vermutlich größtenteils Bulbophyllum auricomum, dazu gibt's nachher noch eine Geschichte:


Bulbophyllum nigrescens ?


Harald

Nach soviel Natur kam dann wieder Kultur und Sightseeing in Mandalay und Bagan dran:























Mt. Popa, ein Kloster auf dem Gipfel eines Vulkans



Anschließend hab ich eine Tour in den Chin-Staat unternommen. In dieses Gebiet kommt man leider nur mit einer speziellen Genehmigung, die recht langwierig und teuer zu bekommen sind und man kann sich dort nur in Begleitung von offiziellen Guides bewegen. Angeblich kommen in diese Region nur ca. 300 Ausländer im Jahr. Der Transport in dieser Region ist auch recht abenteuerlich, wir sind mit einem Jeep stundenlang über schlechte Straßen und Schotterpisten gefahren, für 80-100 km braucht man da fast einen ganzen Tag.







Erste Station war der Natma Taung Nationalpark mit Mt Victoria (ca. 3000m), hier hab ich in einer super-schönen Lodge, mitten im Nationalpark gewohnt:





Auch hier gab es wieder viel Dendros:

Dendrobium infundibulum







Für ein paar der Orchideen war ich knapp zu früh dran:





Auf den Mt Victoria ging's zuerst per Jeep und später dann zu Fuß.



In der Höhenregion zwischen 1800m und 2500m hatte es fast auf jedem größeren Baum Orchideen, laut dem Ranger liegt die Hauptblütezeit allerdings leider in der Regenzeit zwischen Mitte Mai und Oktober.






Oberonia


Ab 2500 m wurde der Wald dann lichter, zuerst kamen wilde Rhododendronbüsche, später dann Primeln und Enziane?













Dendrobium primulinum


Dendrobium friedericksianum


Danach haben wir ein Chin-Dorf in den Bergen besucht, wo die Menschen noch richtig ursprünglich leben - ohne Strom oder fließend Wasser. Der nächste Ort ist ca. 20 km entfernt und durch ein Tal getrennt, wohin sie ab und zu wandern, um ihre Ernte gegen Kleidung etc. zu tauschen. Die Frauen in der Region haben sehr häufig Tätowierungen im Gesicht, was dort als Schmuck angesehen wird. Seit einigen Jahren ist dieser Brauch allerdings von der Regierung verboten und wird kaum noch gelebt:















Aber auch in den "Städten" im Chin-Staat laufen Hühner, Schweine und Ziegen frei durch die Straßen.





Leider wird in der Region noch viel mit Brandrodung und Wanderfeldbau gearbeitet:





Zum Schluss war ich noch 2 Tage am goldenen Felsen in der Grenzregion zu Thailand:



Der Felsen ist eines der wichtigsten buddhistischen Heiligtümer im Land und wird von den Gläubigen mit Blattgold beklebt:





Der Weg hinauf auf den Berg ist eine Art Pilgerpfad und am Wegrand gibt es etliche Läden für religiöse Andenken,  traditionelle Medizin aus Heilpflanzen oder Tieren, leider auch viele seltene und geschützte Arten, und eben auch Orchideen die in der Umgebung gesammelt werden:



Ganz wichtig bei diesem "Hexengebräu" ist wohl die Red Bull-Dose, die hab ich bei mehreren Ständen gesehen [smile]




Dendrobium parcum




Eulophia graminea





Zurück in Yangon hatte ich noch das große Vergnügen den Biologen Dr. Saw Lwin kennenzulernen. Ich hatte im Internet gefunden, dass er ein Buch über die Orchideen in Myanmar geschrieben hat, und ihn daraufhin angeschrieben und gefragt, wo ich das Buch in Myanmar kaufen könnte. Darauf hin hat er gleich vorgeschlagen uns in Yangon zu treffen. Er hat mich dann in meinem Hotel besucht und sich echt viel Zeit für mich genommen. Er hat sehr viel  Hintergrundwissen zu Orchideen und hat interessante Dinge über die  Expeditionen in die verschieden Regionen in Burma erzählt. Aktuell baut er gerade ein Labor auf in dem er Orchideen vermehren und später exportieren will und plant für die Zukunft einen Orchideenpark in der Nähe von Yangon einzurichten. Er hat dann auch noch geduldig meine Orchideenfotos angeschaut die ich bis dahin gemacht habe, und konnte mir zu fast jeder den Namen geben [smile].
Eine interessante Geschichte hat er noch über das Bulbophyllum auricomum erzählt: Diese Orchidee wird in Burma als "königliche Orchidee" gehandelt, weil die Blüten früher von der Königsfamilie wegen ihres Dufts im Haar getragen wurden. Heute machen das auch normale Leute z.B. zur Hochzeit, dabei wird die Blüte inklusive Bulbe ins Haar geflochten, weil sie sonst zu schnell verblüht. Auf den Märkten werden deswegen oft Kugel aus Kokosfasern verkauft, auf die einzelne Bulben dieses Bulbos mit Stecknadeln gepinnt sind!!! Leider werden die Pflanzen immer noch in der Natur gesammelt und dadurch immer seltener. Diese Sorte gehört auch zu denen die Herr Lwin in seinem Labor künstlich vermehren möchte.







Harald

So jetzt ist es doch ganz schön lang geworden, zum Abschluss noch unsortiert ein paar Bilder
















































sanibel

Eine wirklich beeindruckende Reise hast Du da gemacht! :good Vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, die ganzen Bilder einzustellen!

Ralla

Eine offensichtlich schöne Reise und auch noch gute Bilder davon. Danke, dass du deine Erlebnisse mit uns teilst.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Mr. Kaizer

Wow, tolle Eindrücke! Ich würde sofort hinreisen.  :thumb

Die Sache mit den Stecknadeln muss ich mir mal durch den Kopf gehen lassen... Wären meine Bulbos Phalaenopsen, ich würde es sofort ausprobieren.

Mr. Kaizer


Ralla

Mich packt das Fernweh.

Wie ist das bei Myanmar eigentlich mit der Beschaffung eines Visums, braucht man doch sicher?
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Harald

Danke Euch allen!

Zitat von: Ralla am 08.Apr.11 um 23:37 Uhr
Mich packt das Fernweh.

Wie ist das bei Myanmar eigentlich mit der Beschaffung eines Visums, braucht man doch sicher?
Ja, braucht man. Ging bei mir aber recht zügig innerhalb einer Woche über die Botschaft in Berlin. Es gibt auch Visa on arrival, d.h. das Visum erst am Flughafen in Yangon ausgestellt. Allerdings wird diese Möglichkeit auch zeitweise ausgesetzt (z.B. im Vorfeld der "Wahlen" letztes Jahr).

Zitat von: Mr. Kaizer am 08.Apr.11 um 23:32 Uhr

Die Sache mit den Stecknadeln muss ich mir mal durch den Kopf gehen lassen... Wären meine Bulbos Phalaenopsen, ich würde es sofort ausprobieren.
Heh, keine unschuldigen Pflanzen quälen!  :tsts

Viele Grüße
Harald

Machu Picchu

Wirklich tolle Fotos!!
Vielen Dank für die optische Mitreisegelegenheit!
Es ist auch interessant, die unterschiedlichen Schönheitsideale der Menschen zu sehen. Tätowierte Gesichter mit schwarzer Pfeife sind bei uns - vorerst - noch nicht gesehen.
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Liebe Grüße
Hans

Daz

Hallo Harald,

vielen Dank, dass Du diese Eindrücke mit uns geteilt hast. Der Beitrag ist sehr gelungen und Du hast ein gutes Auge für Motive!

Berthold

Zitat von: Harald am 08.Apr.11 um 21:46 Uhr
Mrauk U war im 15. bis 18. Jahrhundert Hauptstadt eines Königreichs und aus dieser Zeit sind noch viele buddhistische Tempel, Stupas und Klöster übrig.



Heute ist Mrauk U nur noch ein kleines Dorf.


Harald, ganz hervorragend :thumb

Dieses Bild wirk so archaisch und könnte eine Abbildung aus der Bibel sein (wenn es dort mehr Bilder geben würde)
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Peter

super Bericht, tolle Fotos. Vielen Dank.

Hast du im Natma Taung Nationalpark vielleicht auch das erst 2010 beschriebene Doritis natmataungensis gesehen?

Grüße
P.

Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von Jedem! (Karl Valentin)

Harald

Zitat von: Peter am 09.Apr.11 um 19:20 Uhr
super Bericht, tolle Fotos. Vielen Dank.

Hast du im Natma Taung Nationalpark vielleicht auch das erst 2010 beschriebene Doritis natmataungensis gesehen?


Nein, leider nicht. Wie ich später erfahren habe, war ich dafür leider zu früh dran, die Blütezeit ist erst im April/Mai. Ich hab dem Ranger in dem Nationalpark aber die Bilder von Yukawa gezeigt, die auch bei Alain zu sehen sind. Er hat gemeint, dass er die Pflanze kennt und hat mir später auch etwas in ca. 30m Höhe gezeigt, wo noch ein paar vertrocknete Blüten hingen. Glaub aber aufgrund der abweichenden Blützezeit eher nicht dran, dass das eine war.

Peter

schön, dass eine Person (Du) dieses Forums die Gelegenheit hatte, nach dieser Art in ihrem Habitat Ausschau zu halten. Und sie beinahe oder fast oder vielleicht auch gesehen hat. Alle anderen (auch ich) träumen davon.
Grüße
P.

Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von Jedem! (Karl Valentin)