Wildwiesen

Begonnen von Berthold, 12.Jun.13 um 14:43 Uhr

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Natascha

Zitat von: Berthold am 06.Jun.15 um 14:21 Uhr
...

Ich habe hier feuchte Wildwiesen, die im September und im November gemäht werden.

...

Eigentlich ein Widerspruch in sich Berthold, oder?
Warum mähst du sie?
LG Natascha :to_pick_ones_nose:

Berthold

Ich mähe, um Biomasse, sprich Nährstoffe abzutragen.
Je nährstoffärmer ein Boden ist, desto mehr interessante Arten können sich i. A. ansiedeln. Nährstoffreiche Böden werden schnell von den bekannten "Beikräuter" besiedelt, die dann alles andere verdrängen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

orchitim

Wenn Du auf der Wiese zuviel Biomasse hast, dann stimmt etwas mit dem Artgefüge nicht oder die Wiese wurde auf eine bestehende Normalowiese, Nährstoffreicher, gepfropft. Das kann dann aber dauern.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Ahriman

Wiesen sind hierzulande ja fast nie natürlicher Lebensraum. Ohne Mahd würde alles binnen kurzer Zeit verbuschen und schließlich zu Wald. Natürliche Wiesen gibt es nur wo es für Bäume zu trocken ist oder der Boden zu flachgründig.

Ich habe ja seit einem Jahr 1/2 ha Streuobstwiese die aber früher recht gut gedüngt worden sein dürfte (war bis vor ca. 8 Jahren Weingarten). Zumindest die eine Hälfte besteht fast nur als hohen Gräsern. Ich mähe sie auch 2x pro Jahr und schaffe das Heu weg aber besteht angesichts der Dominanz der Gräser überhaupt die Chance dass sich da jemals Blütenpflanzen durchsetzen? Vermutlich wäre es einfacher Teile davon umzuackern und eine Wiesenblumenmischung auszusäen aber dafür fehlt mir das Schwere Gerät.

Berthold

Zitat von: orchitim am 09.Jun.15 um 21:46 Uhr
Wenn Du auf der Wiese zuviel Biomasse hast, dann stimmt etwas mit dem Artgefüge nicht oder die Wiese wurde auf eine bestehende Normalowiese, Nährstoffreicher, gepfropft. Das kann dann aber dauern.

Ja, das stimmt sicher. Hier war vor 40 Jahren eine Viehwiese, die wahrscheinlich gedüngt wurde.
Aber mähen muss man trotzdem wegen der Verbuschung wie Christian sagt. So einige Pioniergehölze wie z. B. Birken kommen auf sehr Nährstoff armen und trockenen Standorten immer noch klar.

Ich habe hier zwischen die Graspflanzen einzelne mehrjährige gepflanzt und Samen von vielen verschiedenen Arten ausgesät. Zu Anfang muss man das Gras früh im Jahr mähen, damit die Zweijährigen im Frühling einen Vorsprung haben.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

orchitim

Rückdrängen der Sträucher und Bäume ist natürlich klar. Diese Form der menschlichen Agrarkultur, Weidewirtschaft und Wanderherden sind ja auch der Grund warum Orchideen im Zuge der menschlichen Sesshaftwerdung ebenfalls ihr vorheriges Nomadendasein aufgaben und ebenfalls Sesshaft wurden.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Berthold

Ja, ich meine, in Mitteleuropa bildet sich im Laufe der Zeit an den meisten Stellen ein Buchenwald aus, wenn nichts gegen die Verbuschung unternommen wird.
Man müsste mal Gaius Julius Caesar fragen, was er in Germanien so vorgefunden hat, wenn er im Sommer hier war zum Germanen besiegen. Es gab wohl viele Waldraben, Säbelzahntiger nicht mehr.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Der Klappertopf (Rhinanthus) schmarotzt auf Gras.
Man kann durch Streuen von Klappertopf-Samen den Graswuchs erheblich reduzieren, sodass auch für Orchideen wieder Platz zwischen den Grashalmen entsteht.

Da Klappertopf einjährig ist, muss jährlich ausgesät werden. Aber wenn man beim ersten Mal nicht zu spärlich aussät, bildet sich durch Selbstaussaat eine stabile Population.
Es gibt verschiedenen Klappertopf-Arten. So bevorzugen manche Arten sauren Boden, andere Arte mögen kalkhaltigen basischen Boden.Man muss die richtige Art durch Versuch und Irrtum heraus finden 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: Berthold am 12.Jun.13 um 22:23 Uhr
Zitat von: Berthold am 12.Jun.13 um 18:27 Uhr
Zitat von: Lisa. am 12.Jun.13 um 18:24 Uhr
Hübsch! Und was wächst da noch?

ich werde eine lange Liste aufstellen,

Hier die Liste in chaotischer Reihenfolge:

-Süßgras
-Sauerseggen, kriechend, die Hölle
-Sauerampfer
-Leucojum vernum
-Leucojum aestivum
-Narcissus poeticus
-Narcissus pseudonarcissus
-Dactylorhiza majalis x praetermissa
-Orchis laxiflora
-Hahnenfuss, scharf
-Wiesenraute
-Aquilegia vulgaris
-Waldstorchschnabel
-Margeriten
-Paradisea liliastrum
-Gladiolus communis
-Klappertopf
-Kuckuckslichtnelke
-Fritillaria meleagris
-Fritillaria pyrenaica
-Rotklee
-Wegerich, schmalblättrig
-Frauenmantel
-Vergissmeinnicht
-VogelMiere
-Schachtelhalm


Alle diese Arten befinden sich in Konkurrenz auf der Wiese. Sie versuchen, sich gegenseitig zu verdrängen oder sich miteinander zu arrangieren. Leider strebt die Sauersegge die Vorherrschaft an, sodass ich da eingreifen muss.

Wildwiese Mai 2017
jetzt auch mit Orchis laxiflora, aber die Art tut sich schwer, wird zu sehr bedrängt. Sie Wiese müsste für diese Art länger im Jahr nass sein.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Jetzt ist die Zeit der Kuckuckslichtnelken, Lychnis flos-cuculi. Der Standort ist feucht und neutral bis kalkhaltig
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

petra77

Ach Berthold, ich würde auch zu gern so eine Wiese besitzen, wo Natur noch Natur sein darf. Einfach toll.

partisanengärtner

Ich habe vor der Haustür vorletztes Jahr irgend einen Klappertopf ausgesäht. Die Sämlinge letztes Jahr sind leider schnell dahin gegangen. Einer hat kurz schwächlich geblüht aber keinen Samen angesetzt.
Dieses Jahr sind an der Stelle richtig kräftige Pflanzen aus dem Boden gekommen die mir nicht wie Sämlinge aussahen.
Blühen gerade ordentlich. So hatte ich mir das mal vorgestellt.

Kann es sein das die nicht ganz so strikt einjährig sind? Also erst nach Samenansatz sterben?
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Berthold

Zitat von: partisanengärtner am 30.Mai.17 um 23:01 Uhr
Kann es sein das die nicht ganz so strikt einjährig sind? Also erst nach Samenansatz sterben?
Ich vermute eher, dass der Samen nicht keimt, wenn er keinen Wirt findet.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

partisanengärtner

Da ist immer noch das gleiche Gras. Die Sämlinge vom letzten Jahr waren viel kleiner als das was heuer rauskam. Keimblätter hatten sie aber im letzten Jahr auch nicht. Nur eben ein Drittel so große Blättchen die aus dem Boden schoben.
Blühen gerade an sehr kräftigen Stängeln.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Berthold

Auf jeder Feuchtwiese mit etwas Kalkanteil müssen Kuckuckslichtnelken und Dactylorhiza majalis wachsen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)