Symbiotische Aussaat

Begonnen von Berthold, 13.Sep.08 um 12:57 Uhr

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Claus

Über längere Zeit holt man sich mit dem Öffnen der Gläser praktisch immer Fremdinfektionen in die Gläser. Das geht von:
1. Man merkt zunächst nichts, aber wenn man aus dem Glas den Pilz vermehren will, tauchen auf den nächsten Gläsern weiße Flocken auf, die sich dann später grünlich färben, d.h. man hat einen Mix von B1 mit Schimmelpilz. Dieser Mix kann Protokorme auch fördern, aber die Entwicklung ist schlecht.
bis 2. Die Sämlinge werden mit einem dünnen Flaum überzogen, bleiben im Wachstum stehen und sterben schließlich ab.

Also, am besten man behält auf jeden Fall eine Reinkultur des B1 im Kühlschrank. Auch bei mir hatten sich Fremdlinge eingeschlichen, aber ich hatte noch die Ausgangssubstanz von Frank aus 2005.

Ich hantiere mit dem B1 nur in der Sterilbank.

Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold



Orchis laxiflora Sämlinge, 1 Monat nach der Aussaat, ca. 8 mm hoch. Der Samen hatte etwa 20% Embryonen. So soll es sein, wenn alle Bedingungen stimmen.

Jetzt wird der Kolben ans Licht gestellt, damit die Sämlinge Chlorophyll erzeugen und sich damit auf eigene Nährstoffproduktion umstellen können. Bisher werden ihnen ja noch die Nährstoffe durch die Pilzhyphen (quasi intramuskulär) injiziert.

Bei der Kultur der Pilze sollte man nur immer die Pilze zur weiteren Gelimpfung benutzen, die gute Keimerfolge erzielt haben. Es muss also auch hierbei eine ständige Selektion durchgeführt werden. Man darf sich hierbei nicht durch schlechte Keimung täuschen lassen, die im Samen begründet liegt. Sonst verliert man eine gute Pilzlinie, nur weil man mal schlechten Samen drauf gestreut hat.

Gruss von der Mykorrhizafront.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

erdorchideen

Hola, zusammen,
ich grûsse mal von der Mykorrhizafront zurûck. Ich bin derzeit in einem kleinen sympathischen Nest namens Quillota, etwa 100 km nordwestlich von Santiago de Chile. Hier arbeitet die Pontifica Universidad Catolica de Valparaiso im Fachbereich Agronomìa an der symbiotischen Anzucht von Chloraea und anderen chilenischen Erdorchideen.
Ich habe heute im Labor und im "Jungpflanzenbereich" Fotos gemacht, die mich mal wieder ûberzeugt haben, dass die Pilzfreunde noch lange nicht am Ende sind...
Auch die laxifloras von Berthold sind doch super! Ich habe diese ja vor ein paar Jahren genauso mit B1 gemacht, und sie leben immer noch. Fûr den Hobbybedarf reicht es doch allemal. Aber hier in Chile werden durchaus auch grosse Mengen an Pflanzen gezogen, z.B. stehen hier gerade hunderte herangezogene Chloraea crispa in Blûte, unglaubliches Bild! Aber auch beim Trekking kann man schône Orchideen in der Natur sehen. Mehr wenn ich wieder zurûck bin!

Liebe Grûsse,
Frank

Liebe Grüße,
Frank

Berthold

Hallo Frank,
Grüsse nach Südamerika. Da bin ich mal gespannt, was die da unten besser machen als wir.
Berthold
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erdorchideen

#19
Zitat von: Berthold am 31.Okt.08 um 23:58 Uhr
Da bin ich mal gespannt, was die da unten besser machen als wir.

Besser wuerde ich nicht sagen, aber der Zuwachs bei den Chloraeas hat mich doch etwas ûberrascht. Da wird aber nicht gezaubert. Es wird ein Haferflocken-Medium aehnlich wie bei uns verwendet (3 g/l), aber mit einem Zusatz von 0,1 g/l Hefeextrakt. Letzteres soll mehr Wurzeln und viel krâftigere Pflanzen bringen. Jedenfalls sind die kleinen in-vitro Chloraeas im Vergleich zu meinen Versuchen hier nach 4 Monaten doppelt so gross! Sie wachsen auch spaeter besser, aber das kann natûrlich auch am Klima (Lichtmenge!) liegen, nach dem Auspikieren. Quillota hat ja etliche Breitengrade weniger als wir... Am Pilz liegt es vermutlich nicht.
Das mit der Hefe habe ich noch nicht probiert (Ihr vielleicht?), aber wenn ich zurueck bin, werde ich loslegen! Zur Aussaat geht es vielleicht gerade noch im November.
Liebe Grüße,
Frank

Berthold

Orchis coriophora, 6 Wochen nach der Aussaat:



der Samen besass nur etwa zu 3% Embryonen, deshalb ist die Ausbeute etwas dünne.
Auf dem Mykorrhizapilz B1 sind die Sämlinge etwa 4 Wochen nach der Aussaat abgestorben. Ich meine, es ist eine Abstossungsreaktion der Orchidee.
Mit einem anderen Mykorrhiza-Pilz (L1), der auch ganz brauchbar Dactylorhiza-Arten keimt, scheint die Keimung gut zu klappen.
Ich habe die Flasche zu spät ans Licht gestellt, deshalb sind die Triebspitzen noch nicht grün. So will ich mit dem Umsetzen in Neudohum noch etwas warten.
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Uhu

#21
Hallo,

wollte am Wochenende aus Platzmangel alte Gläser verwerfen. Dabei hab ich dies gefunden:
In einem Glas mit Toresa und einem Pilz von  Dieter haben sich diese Pflänzchen entwickelt. Ich hatte Gymnadenia darauf gesät. Könnten aber auch "Verunreinigungen" :-D von Dieter sein. Habe daraufhin wieder Toresa in P6668 eingeweicht und nach Sterilisation infiziert.
Die Sämlinge werd ich noch ein paar Wochen kalt stellen und im Frühjahr auspikieren.

@ Dieter, was machen denn Deine versuche damit?

Gruß Jürgen
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 16.Nov.08 um 21:22 Uhr
Die Sämlinge werd ich noch ein paar Wochen kalt stellen und im Frühjahr auspikieren.

@ Dieter, was machen denn Deine Versuche damit?

Gruß Jürgen

Jürgen, Du solltest sie auf jeden Fall hell stellen, damit die Triebspitzen Chloroplaste erzeugen können. Die Kleinen müssen doch bald die Eigenenergieproduktion beherrschen.
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Uhu

Hallo Berthold,

da hast Du Recht, die kriegen einen Platz am Kellerfenster, dafür muss dann eben noch ein Kaktus in die Dunkelheit abtauchen.
Grüße Jürgen

Berthold

In einer schon älteren Arbeit von J. H. Warcup von 1972 (hatte Phil aufgestöbert) hatten die Australier Pilze an unterschiedlichen Stellen gesammelt und ihre Keimpotenz an australischen Erdorchideen getestet.
Dabei stellte sich heraus, dass ein und dieselbe Pilzart gravierende Unterschiede in ihrer Keimfähigkeit bei ein und derselben Orchideenart besass in Abhängigkeit davon, wo der Pilz her stammte.

Es scheint also bei den Pilzen zwischen den einzelnen Individuen auch innerhalb einer Art geringe genetische Unterschiede zu geben, die sich in völlig anderem Verhalten bei der Orchideensamenkeimung bemerkbar machen.

Ich hatte mal von Claus einige Gläser mit B1-Pilzen erhalten, die ich dann in verschiedenen Linien weiter kultiviert habe. Ich hatte mich damals schwer gewundert, dass ich zwischen den Gläsern so unterschiedliche Keimerfolge beobachten musste. Wahrscheinlich handelte es sich in den Gläsern einfach um Pilze mit unterschiedlichem Keimpotenzial.

Man sollte also während der Aussaatversuche und der Impfung neuer Gläser dauernd eine Selektion der Pilze nach gutem Keimverhalten durchführen. Nur so findet man unter Pilzen den "Germinator".

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Dieter

Zitat von: Uhu am 16.Nov.08 um 21:22 Uhr

@ Dieter, was machen denn Deine versuche damit?

hallo,
hatte auf Toresa verschiedenes ausgesät,
die Gymn. und Dact sind noch im kühlschrank, müsste mal nachschauen.
nur die morio hatten keine ruhepause gemacht,
sind durchgewachsen, haben erst im sommer pause gemacht.
jetzt treiben die kleinen knöllchen gerade wieder aus.

deine morio alba samen dies jahr hatte ich
sowohl auf B1 als auch den FX ausgesät.
beide aussaaten sind jetzt in neudo
und haben schöne blätter gemacht.
blattspanne etwa 3-4 cm.

Berthold

ist zwar aus Österreich, dürfte aber im Wesentlichen stimmen, was da über die Pilze drin steht:

http://www.boku.ac.at/zun/botanik/home/bedarf.html#orch1
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

purpurea †

Hallo Berthold
Aber was hier steht halte ich für ein Gerücht!!
"""Einschlägige Versuche und jahrelange Standortbegehungen haben ergeben, daß alle Orchideen auf Standorten, die wiederholt und flächendeckend mit künstlichen Düngemitteln, mit Gülle oder Stallmist beschickt wurden, in ihrer Vitalität beeinträchtigt waren und letztendlich verschwanden. Eine Keimung von Orchideen auf regelmäßig gedüngten Wiesen ist nicht denkbar. Die Düngung vernichtet die Lebensfähigkeit der Mykorrhiza-Pilze.""

Habe mir erlaubt das einmal zu kopieren.
Wenn ich es nicht darf bitte löschen:
Ich kenne Standorte bezw. Orchideenwiesen wo jeden Tag die Kühe stehen und hinsch----!!
Da stehen zB .Nigritellen und anderes Zeuch direkt neben den Kuhfladen. Also natürliche und organische Düngung in höchster Konzentration.
Rudolf
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

Berthold

Zitat von: purpurea am 24.Dez.08 um 18:17 Uhr
Ich kenne Standorte bezw. Orchideenwiesen wo jeden Tag die Kühe stehen und hinsch----!!
Da stehen zB .Nigritellen und anderes Zeuch direkt neben den Kuhfladen.

Rudolf, solche Standorte kenne ich auch aber das ist kein Widerspruch zu dem was dort geschrieben steht.

Eine wiederholt flächendeckende Düngung ist was anderes als ein Kuhflade.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

winwen

Zitat von: Berthold am 24.Dez.08 um 17:55 Uhr
ist zwar aus Österreich, dürfte aber im Wesentlichen stimmen....
Berthold gewinnt neue Einsichten!
Bravo, weiter so  :thumb