Ich hatte heute einen Vogel

Begonnen von Eerika, 16.Dez.08 um 19:55 Uhr

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walter b.

ZitatAm Teich des Herzogs von Croy bei Dülmen, wo ich am Samstag Setzfische gekauft habe, waren 173 Reiher und über 50 Kormorane gleichzeitig aktiv.
Sie verursachen am Fischbestand jährlich einen Schaden von ca. 100000 Euro.

Alles abschießen!!!

Berthold

#3841
Der Herzog müsste aus Steuergeldern entschädigt werden, aber das geschieht nicht.
Wenn die Gesellschaft diese Vögel behalten möchte, muss sie natürlich auch dafür zahlen und darf die Last nicht auf einzelne Privatpersonen schieben. 

Walter, ich habe den Eindruck, Dir persönlich kommt es auf 100000 Euro im Jahr nicht an, aber da gilt leider nicht für alle Mitmenschen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

orchis pallens

Zitat von: walter b. am 14.Nov.18 um 14:38 Uhr
ZitatAm Teich des Herzogs von Croy bei Dülmen, wo ich am Samstag Setzfische gekauft habe, waren 173 Reiher und über 50 Kormorane gleichzeitig aktiv.
Sie verursachen am Fischbestand jährlich einen Schaden von ca. 100000 Euro.

Alles abschießen!!!

Ich finde das völlig übertrieben. Anstatt Steuergelder unnütz zu verschwenden, könnte man den Fischzüchtern Entschädigungen zahlen. In Zeiten starker Artenrückgänge sollte man Vögel nicht abschießen. Ich jedenfalls freue mich, wenn ich Reiher und Kormorane sehe denn ich mag Vögel sehr.
Blumen sind das Lächeln der Erde

Berthold

Wenn die Vögel in einer normalen Bestandsdichte auftreten, ist ja nichts gegen sie einzuwenden, aber bei derartigem Massenauftreten ist der Schaden doch erheblich.
Deshalb bin ich unbedingt für eine angemessene Bejagung, natürlich nicht für eine Ausrottung. Aber darauf achten die Jäger selber mit grosser Sorgfalt.
Durch den Abschuss von eingen Vögeln vergrämt man die Vögel. Das reicht meist schon, um einen geeigneten Bestand zu sichern.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eerika

Ich habe in Ecuador riesige Tilapiateiche gesehen, die mit Netz überzogen waren.


Berthold

#3845
Das ist ein Naherholungsgebiet von mehreren Quadratkilometern und als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Da will und darf man keine Netze spannen.
Es darf einfach nicht sein, dass alle Silberreiher aus Nordrhein-Westfalen sich regelmässig bei dem Herzog treffen und die Teiche leer fressen, weil in unserer Zivilisationslandschaft keine natürlichen Fischteiche mehr  existieren.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Muralis

Heute erste Winterversuche an der Donau. Gemessen an dem heutigen Licht war das mal gar nicht so schlecht  :classic

Ralla

Oh wie schön, es gibt wieder Wintervogelfotos.  :thumb :lupe
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Muralis

Bei mir wird´s leider nicht sehr viel an Winterbildern geben heuer. Zur Zeit existiert keine Wintervogelfütterung. Und heute bei bestem Winterlicht waren die vielen Wasservögel von gestern wieder weitgehend verschwunden. Es war eben gestern Durchzugswetter.

An einem anderen Ort ("Stadtweiher") habe ich heute Schnatterenten und Teichhühner geknipst, allerdings sind dort die Entfernungen schon ganz anders, man braucht die 600mm...

Und an der Donau ein paar km stromauf waren zwar die Pfeifenten noch da, doch just der futterzahme Erpel und eine seiner Damen fehlte. Auch der altbekannte futterzahme Gänsesäger-Erpel blieb heute verschwunden. An sich eh sehr erstaunlich, dass ein Fischfresser futterzahm auf Toastbrot wird. Dahingehend müsste halt Berthold seine "Fischreiher" umgewöhnen...

Aber die Belegbilder der Pfeifenten aus Entfernung beweisen, dass hartes Winterlicht auch nicht gerade das Beste ist. Richtig wäre eben diffuses Sonnenlicht.


Ahriman

Trotzdem sehr gute Bilder!

Wie beurteilst du die Populationsentwicklung in den letzten Jahren?
Du hast sicher weitaus mehr Beobachtungsdaten als ich aber zumindest in Wien scheint mir die Situation dramatisch. In Schönbrunn fliegt und singt so gut wie gar nichts mehr. Selbst die Allerweltsarten wie Stockenten, Möwen und Russischen Saatkrähen sind radikal weniger geworden. Amselpopulation nach leichter Erholung wieder komplett kollabiert. An kleinen Singvögeln sehe ich fast nur Kohlmeisen aber auch da deutlich weniger als in den Winterschwärmen früher. Alles andere, selbst Sperlinge und Buchfinken muss man schon ausgiebig suchen. Eichhörnchen sind seit letztem Jahr fast vollständig verschwunden. Irgendwie gruselig.

Ich denke es hat neben Krankheiten vorwiegend mit der Futtersituation zu tun. Es gibt auch kaum mehr Insekten und viel weniger Leute die füttern. Dias wirkt sich natürlich aus.

Muralis

Ich denke, du hast das recht gut analysiert - wenngleich spezielle Plätze wie z.B. Schönbrunn immer auch unter einem besonderen lokalen Blickwinkel betrachtet werden müssen und Verallgemeinerungen da oft nicht angestellt werden dürfen.

Ich nehme ein Beispiel her, das gut zu deiner Argumentation passt: Winterwasservogelfütterung wurde seit langem über viele Jahrzehnte betrieben. Früher scheint man sich wegen ein paar Ratten am Flussufer nicht so viele Gedanken gemacht zu haben. Vor allem Kinder, aber auch Erwachsene bekamen dadurch besseren Zugang zu Wildtieren.

Dann kam die Vogelgrippe, die insbesondere in Ostasien unter speziellen Bedingungen auch einige Todesopfer bei Menschen forderte. Bei uns traten Gesundheitsexperten im TV auf, die Panik verbreiteten und zur Vermeidung jedweder Vogelansammlung in der freien Natur aufforderten. Wildvögel kamen in der medialen Berichterstattung als der Gottseibeiuns herüber. Bürgermeister gerieten alsbald unter Druck und begannen, an traditionellen Wasservogelfutterstellen Fütterungsverbote zu verhängen. Viele Enten und Schwäne sind damals in einem rel. strengen Winter qualvoll an den Futterstellen verhungert, weil plötzlich keine Leute mehr kamen und die Tiere fütterten. Dieser Trend hat bis heute angehalten und vor ein oder zwei Jahren hing dann endlich auch bei meiner lokalen Futterstelle in Ybbs/Donau diese Tafel. Es wird jetzt kaum noch an irgendeiner traditionellen Futterstelle, wo ich in früheren Jahren unzählige Vogelringe  vor allem an Lachmöwen und Höckerschwänen, aber auch an Großmöwen abgelesen habe, gefüttert. Dazu kommt, dass auch die letzten Kompostdeponien an der Donau, die früher viele Großmöwen aus aller Herren Länder ins Land gezogen haben, geschlossen wurden. Die bösen Vögel haben nämlich angeblich Niederwild gejagt, Kleinflugzeuge - fast! - zum Absturz gebracht und die Umgebung abgeschissen.

Die Auswirkungen: Es sammeln sich kaum noch irgendwo an der Donau und ihren Zubringern winterliche Wasservogeltrupps an. Dort, wo früher Möwen und Schwäne in großen Zahlen zum Futter kamen, landeten immer auch andere Arten, darunter Raritäten. Heute sind die Gewässer vogelleer und auch die winterlichen Seeadler sind hier schon seit langem verschwunden, weil sie keine Beute finden. Die Fischfresser bleiben auch aus, und zwar aus ökologischen Gründen, wenn auch dem Kormoran die Schuld in die Schuhe geschoben wird, das ist einfacher. Klimaerwärmung mit einhergehender Erhöhung der Gewässertemperaturen tut das Übrige und sorgt für die Ausbreitung neuer Fischkrankheiten.

Birden macht hier einfach keinen Spaß mehr, weder im Winter noch im Sommer, da fast alle Raritäten verschwunden sind in den letzten Jahren. Die Experten in den städtischen Gunstlagen scheinen das aber gar nicht recht zu merken, denn in Wien war ja scheinbar die Welt noch in Ordnung, man hat auch nicht weit zum Neusiedler See oder in die Marchauen, da tut sich ja noch was. Hier am Land, in der 0/8/15-Gegend außerhalb Pannoniens aber kann man nur noch Buchfinken und Kohlmeisen für die Brutvogelkartierung kartieren...

Von anderen Dingen wie Insektensterben, Verschwinden anspruchsvoller Hummel- oder Heuschreckenarten, großflächiges Verschwinden von unzähligen Wildbienenarten usw. hab ich jetzt aber noch gar nichts geschrieben - ist aber eine Tatsache.

Wie sieht es eigentlich in Schönbrunn mit den Lachmöwen aus? Früher waren in den Blumenrabatten hinter dem Schloss immer Möwenansammlungen, wo man die Ringe ablesen konnte. Gibt´s die noch?

Berthold

Hier im Garten hat sich der Artenbestand komplett erholt.
Auch Baumläufer sind aufgetaucht und der Amselbestand ist wieder zu Plagengrösse angewachsen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Die Fischteiche am Büro haben zwar weiterhin erheblich zu niedrigen Wasserstand (gut für die Kormorane), aber die Kanadagänse sind in voller Kompaniestärke (geschätzte 150) wieder da, die Lachmöwen sind auch wieder da, die Schwäne haben einen Teil ihrer letzten Brut verscheucht, das Nilganspaar verscheucht sowieso alles, was Nilgans ist und die Enten sind auch noch da. Bei den kleinen Rallenvögeln fehlt mir der Überblick, die sieht man nicht so gut auf die Entfernung.

Es wird ohne Probleme gefüttert. :yes

Die Gassihunde haben weiterhin Spass beim Vogeljagen (fangen aber nix).
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

walter b.

Meine Beobachtungen gehen leider eher in die Richtung von Christian und Wolfgang. Ich habe vorgestern Vogelfutter aufgehängt, doch habe ich bisher keinen einzigen Interessenten beobachten können...
Traurig!
Sollte es hier in Ostösterreich schlimmer sein als woanders?

Ralf

Hier bei uns ist es leider auch vorbei mit der Vögelei. Gefüttert wird seit gut 4 Wochen, angenommen wird fast nichts. Selbst die Spatzen sind seit dem Frühsommer verschwunden. Ein einzelnes Rotkehlchen sowie ein Buchfink waren die einzigsten Gäste. Heute hat sich eine Amsel hierher verrirrt.  :heul

Bei den Insekten sah es auch nicht besser aus, ganze 5  Marienkäfer haben wir in diesem Jahr gezählt. Von den fehlenden Schmetterlingen ganz zu schweigen.
Es gibt Leute, die in jeder Suppe ein Haar finden, weil sie, wenn sie davor sitzen, so lange den Kopf schütteln, bis eins hineinfällt.