Orchis mascula Gruppe

Begonnen von Timm Willem, 04.Feb.12 um 07:19 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Timm Willem

Zitat von: Uhu am 04.Feb.12 um 16:48 Uhr
Von einem Naturstandort, den ich über viele Jahre betreut habe, hatte ich den gleichen Eindruck wie Berthold von Höxter beschrieb. Dort ist vor 3 Jahren ein mascual albino aufgetaucht. 2010 dachte ich er sei nach 1-maliger Blüte schon wieder dahin. Er hat nur eine Pause gemacht und war 2011 wieder mit einem schönen Blütenstand da. Ich bin gespannt wie das weiter geht. Möglicherweise leben die Individuen am Standort länger als es auf den ersten BLick aussieht und machen zwischendurch nur mal eine Pause.

Im Garten kann man das einzelne Individuum besser beobachten als an einem Standort. Leider hat ist mir meine mascual nach 2 Jahren eingegangen. Ich würde sie an die ehemalige Stelle nicht noch einmal setzen. Nicht nur der Schneckenschutz war suboptimal.
Genau die gleiche Beobachtung kann man auch nach Pflegemaßnahmen an größeren Standorten von purpurea und militaris machen. Es kommt in den ersten Jahren zu einem beeindruckenden Aufblühen der Population, bevor sie abrupt wieder zusammenfällt.
Bei ungestörten Waldstandorten sind aber sowohl mascula als auch die purpurea-Gruppe nach meinen Beobachtungen wesentlich langlebiger als auf diesen offenen, gepflegten Wiesen.

Mich würde sehr interessieren, ob die Art im etwas feuchteren Gebieten in D langfristig ohne Winterabdeckung kultiviert werden kann oder nicht?

Timm Willem

Zitat von: Claus am 05.Feb.12 um 10:40 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 05.Feb.12 um 10:38 Uhr
Zitat von: Berthold am 04.Feb.12 um 15:31 Uhr
Vermutlich sind sie in der Natur deshalb kurzlebig, weil das jährliche Knollenwechseln die Bodenstruktur am Wuchsort zu Ungunsten verändert.
D. h., jährliches Umsetzen im Garten verlängert das Leben.

Meinst Du damit, die alte Knolle fault ab?

Na ja, sie wird ja noch ausgesogen zur Bildung des BT. Im Idealfall trocknet sie im Boden so vor sich hin und wird allmählich zersetzt. Wenn es aber sehr feucht ist kann ich mir vor allem in dichtem Lehmboden vorstellen, dass sie und die anhängenden Wurzeln auch faulen.
Zitat von: Berthold am 05.Feb.12 um 10:43 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 05.Feb.12 um 10:38 Uhr
Zitat von: Berthold am 04.Feb.12 um 15:31 Uhr
Vermutlich sind sie in der Natur deshalb kurzlebig, weil das jährliche Knollenwechseln die Bodenstruktur am Wuchsort zu Ungunsten verändert.
D. h., jährliches Umsetzen im Garten verlängert das Leben.

Meinst Du damit, die alte Knolle fault ab?

Nicht abfaulen aber umwandeln in die neue Knolle. Dabei bleibt einiger Müll im Boden zurück, der letztendlich abfault.
Unter sehr "fetten" Kulturbedingungen waren die alten Knollen bei Anacamptis morio beim Neuaustrieb im August/September noch vorhanden. Sie hatte nur kein eigenes Vegetationszentrum mehr.

Mit dieser alten Knolle musste bei einsetzendem Herbstregen etwas passieren. Hätte ich nicht jedes Jahr neu gesetzt, wären die morios sehr kurzlebig geblieben. Beim Umsetzen waren manche alten Knollen schon faulig wie alte Saatkartoffeln.

Andersherum hatte ich in einem Sempervivum-Beet einige selbst ausgesäte morios die nie geschützt wurden immer Dünger bekamen und viel langlebiger waren als alle in Intensivkultur befindlichen Geschwister.

Manne

um fäulnis vor zu beugen, ist ein hoher sandanteil sehr günstig. das kann bei a. morio bis 75 % sein.

die hohe anfangsrate von pflanzen nach einer pflege dürfte überwiegend am nun offen liegenden rohboden begründet sein.
mit round up z. b. kann man das auch auf offenflächen nachahmen.

Timm Willem

Zitat von: Manne am 05.Feb.12 um 11:05 Uhr
um fäulnis vor zu beugen, ist ein hoher sandanteil sehr günstig. das kann bei a. morio bis 75 % sein.

die hohe anfangsrate von pflanzen nach einer pflege dürfte überwiegend am nun offen liegenden rohboden begründet sein.
mit round up z. b. kann man das auch auf offenflächen nachahmen.
Hallo Manne,
an den Standorten, die ich meine(beide in Thüringen) wurde nur entbuscht, mit dem Boden ist soweit ich verfolgen konnte, nichts passiert.

Manne

#19
Zitat von: Timm Willem am 05.Feb.12 um 11:12 Uhr
Zitat von: Manne am 05.Feb.12 um 11:05 Uhr
um fäulnis vor zu beugen, ist ein hoher sandanteil sehr günstig. das kann bei a. morio bis 75 % sein.

die hohe anfangsrate von pflanzen nach einer pflege dürfte überwiegend am nun offen liegenden rohboden begründet sein.
mit round up z. b. kann man das auch auf offenflächen nachahmen.
Hallo Manne,
an den Standorten, die ich meine(beide in Thüringen) wurde nur entbuscht, mit dem Boden ist soweit ich verfolgen konnte, nichts passiert.

du wirst mir aber zustimmen, das auf diesen flächen nach der pflege eine völlig andere situationen bei sonneneinstrahlung und kleinklima eingetreten sind.

Berthold

Zitat von: Timm Willem am 05.Feb.12 um 10:47 Uhr
Mich würde sehr interessieren, ob die Art im etwas feuchteren Gebieten in D langfristig ohne Winterabdeckung kultiviert werden kann oder nicht?

Warum denn nicht? Orchis mascula wächst doch auch in der Natur auf feuchteren Standorten, nie auf echten Trockenrasen.
Sie bleibt doch normalerweise auch bis zum Frühling im Boden ohne Rosette, die abfrieren könnte. Wo siehst Du denn da ein Problem?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: Timm Willem am 05.Feb.12 um 10:58 Uhr
Unter sehr "fetten" Kulturbedingungen waren die alten Knollen bei Anacamptis morio beim Neuaustrieb im August/September noch vorhanden. Sie hatte nur kein eigenes Vegetationszentrum mehr.

Mit dieser alten Knolle musste bei einsetzendem Herbstregen etwas passieren. Hätte ich nicht jedes Jahr neu gesetzt, wären die morios sehr kurzlebig geblieben. Beim Umsetzen waren manche alten Knollen schon faulig wie alte Saatkartoffeln.

Das ist ja voll plausibel so, man kann schon fast sagen zwangsweise.


Zitat
Andersherum hatte ich in einem Sempervivum-Beet einige selbst ausgesäte morios die nie geschützt wurden immer Dünger bekamen und viel langlebiger waren als alle in Intensivkultur befindlichen Geschwister.

Wenn sie weniger Dünger bekommen haben, ist das auch plausibel.
Wie unterscheidet sich denn die Bodenstruktur von der am anderen Standort? Sind an dieser Stelle Schutzpilze oder andere Mikroorganismen in der Bodenstruktur, die das Abfaulen der Knollen behindern?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Zitat von: Berthold am 05.Feb.12 um 11:51 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 05.Feb.12 um 10:47 Uhr
Mich würde sehr interessieren, ob die Art im etwas feuchteren Gebieten in D langfristig ohne Winterabdeckung kultiviert werden kann oder nicht?

Warum denn nicht? Orchis mascula wächst doch auch in der Natur auf feuchteren Standorten, nie auf echten Trockenrasen.
Sie bleibt doch normalerweise auch bis zum Frühling im Boden ohne Rosette, die abfrieren könnte. Wo siehst Du denn da ein Problem?
In meiner Unerfahrenheit.

Timm Willem

Zitat von: Manne am 05.Feb.12 um 11:15 Uhr
du wirst mir aber zustimmen, das auf diesen flächen nach der pflege eine völlig andere situationen bei sonneneinstrahlung und kleinklima eingetreten sind.
Natürlich stimme ich Dir zu. Es ist auch klar, dass der Bedeckungsgrad nach einer solchen Pflege zunächst geringer wird, bestimmte Arten werden verdrängt, vertrocknen. Nach einer bestimmten Zeit hat sich das System umgestellt und die Pflanzenschicht wird wieder dichter. Ist also genau was Du geschrieben hat, ist aber nicht zwingend die Ursache für Aufblühen und Niedergang der Population.

Uhu

Sie halten sich hier (Naturstandort) gerne in den halbschattigen Randbereichen der Wiese. Besonders zwischen kleinen Schlehen, die alle 2-3 Jahre mit der Motorsense gemäht werden, scheint es ihnen besonders zuzusagen. DOrt bedeckt im Wintter immer organisches Material den Wuchsort. Die Population zieht sich etwas in einen Buchenmischwald. Dort bekommen die Pflanzen im Herbst imer eine frische Laubabdeckung. Der Standort liegt unen am Hang feucht - nicht nass.

Berthold, im Halbtrockenrasen habe ich masuculas in den Nordessischen Kalkgebieten durchaus gefunden; beispielsweise bei Diemelstadt

Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 05.Feb.12 um 12:54 Uhr
Berthold, im Halbtrockenrasen habe ich masuculas in den Nordessischen Kalkgebieten durchaus gefunden; beispielsweise bei Diemelstadt

ja, Halbtrockenrasen kenne ich auch Standorte in der Eifel, aber grundsätzlich mögen die Knollen nicht diesese absolute Sommertrockenruhe wie Ophrys.

Je weiter man in Europa nach Süden kommt um so mehr zieht sich Orchis mascula in den Wald zurück, vermutlich wegen der Sonneneinstrahlung und der damit verbundenen Sommertrockenheit.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Da geb ich Dir Recht. In den Mittelgebirgen bevorzugt sie höher gelegene Wuchsorte. Dort gibt es auch im Sommer mehr Feuchtigkeit durch Taubildung. Standorte in niedrigeren Lagen liegen tatsächliche alle im Buchensald. Dort gerne in Senken neben kleinen Bächen oder in der Umgebund feuchter Gräben.
Grüße Jürgen

orchis pallens

Orchis mascula f. alba
Blumen sind das Lächeln der Erde

purpurea †

schönes Teil, so etwas suche ich noch nachdem mir einige wieder "abhanden" gekommen sind. :devil
Dieses Teil wurde stehen gelassen.
Finde ich trotzdem schick in der hellen Farbe.
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

Berthold

Zitat von: purpurea am 05.Mai.16 um 12:47 Uhr
Finde ich trotzdem schick in der hellen Farbe.

geht schon etwas in Richtung albino
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)