Platanthera bifolia auf B1

Begonnen von winwen, 03.Okt.11 um 16:58 Uhr

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winwen

Ich denke, es wird Zeit einmal die Grenzen des B1 auszutesten und habe deshalb heute einmal Platanthera bifolia, die mit dem B1 grenzwertig gut gehen sollte, auf 8 mit dem B1 infizierten Gläsern (3g Hafer/Liter) angesetzt. Würde mich interessieren, ob sie es (und zu welchem Anteil) bis zur Pikierreife schaffen können (evt. mit unterschiedlichen Medien nach Vereinzelung). Ich möchte hier auch regelmäßige Updates liefern, um Verlauf und Medien zu beschreiben.
Anregungen, Tipps und Tricks sowie Empfehlungen und eigene Erfahrungen sind herzlich willkommen.

Aktuell stehen die Flaschen (Kaffeesahneflaschen mit je 120ml Medium, 8 Tage vorinfiziert, heute mit Samen besetzt) bei 20°C und absoluter Dunkelheit im Keller. Nächster Update folgt in etwa 2 Wochen.

Stand tuned 4 more......
:thumb

Claus

Sehr schön. Falls ich noch Samen im Kühlschrank finden sollte - die wären aber von 2007 (!) dann würde ich die mal mit dem A36 ansetzen, da der wesentlich aktiver ist als der B1. Auch der B1, den ich dieses Jahr in England kaufte ist deutlich aktiver als "unser" B1.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

winwen

2 Wochen nach der Aussaat ist der Pilz überall schon auf der Glaswand und sind die Samen sichtbar gequollen (leider auch mit einigen Kontaminationen). Ich nehme an, dass -wenn es wirklich etwas werden können soll- es innerhalb der folgenden 5-8 Tagen zu sichtbaren Protokormbildungen kommen müsste. Die Temperatur ist etwas gefallen und beträgt aktuell 18°C (vormals 20°C).
Nächstes Update daher in einer Woche.

Berthold

Zitat von: Claus am 03.Okt.11 um 18:08 Uhr
Sehr schön. Falls ich noch Samen im Kühlschrank finden sollte - die wären aber von 2007 (!) dann würde ich die mal mit dem A36 ansetzen, da der wesentlich aktiver ist als der B1. Auch der B1, den ich dieses Jahr in England kaufte ist deutlich aktiver als "unser" B1.

Claus, Tests mit so alten Samen sind unbefriedigend.

Erinnere Dich bitte an den breiten Test mit altem Samen von Spiranthes spiralis von Lothar aus Frankreich. Er ist unter keinen Bedingungen gekeimt.
Der frische Samen in Folgejahr ist unter allen Bedingungen gut gekeimt. 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: winwen am 19.Okt.11 um 00:10 Uhr
(leider auch mit einigen Kontaminationen).

Woher stammen die Kontaminationen Deiner Meinung nach, Erwin?

So eine Mischpilzkultur kann sich völlig anders verhalten als reiner B1. Das geht von besser keimen über später keimen und frühem Keimstop bis zu gar keiner Keimung.
Also eine sehr unübersichtliche Situation.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Wie hast du denn die Samen desinfiziert, Erwin? Ich habe mich nach immer wiederkehrenden Teilverkeimungen auf eine Einheitsdesinfektion mit 3% H2O2 für 10 min durchgerungen. Damit bin ich jetzt zufrieden. Hypochlorit ist zu aggressiv und tötet die Embryonen zu oft ab.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 19.Okt.11 um 08:15 Uhr
Wie hast du denn die Samen desinfiziert, Erwin? Ich habe mich nach immer wiederkehrenden Teilverkeimungen auf eine Einheitsdesinfektion mit 3% H2O2 für 10 min durchgerungen. Damit bin ich jetzt zufrieden. Hypochlorit ist zu aggressiv und tötet die Embryonen zu oft ab.

ja, das mache ich auch so mit H2O2 bei der symbiotischen Aussaat.

Bei ganz versifftem Samen habe ich allerdings in Einzelfällen Pilzinfektionen, die vom Samen auf den Agar eingeschleppt wurden.
Man erkennt das im Frühstadium der Infektion, weil sie vom Samen kreisförmig wegwandert.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

winwen

Die Kontaminationen stammen m.E. vom Samen (wohl 8 Minuten mit 0,7%ig NaOCl desinfiziert, aber dann 2 mal nachgespült-zumal ich keine NaOCl einbringen wollte habe ich damit natürlich das Kontaminationsrisiko auf mich genommen). Genau aus dem Grund (wie zuvor von Berthold angeführt) -des unterschiedlichen Keimungsverhaltens von Mischkulturen wegen- infiziere ich die Flaschen IMMER eine Woche VOR Saateinbringung bzw. Umlage. Das gibt dem Pilz einen Wachstumsvorsprung und begrenzt spätere Kontaminationsausbreitung normalerweise auf ein erträgliches (bis dato nicht funktionsminderndes) Maß.
Auch die Samen dürften ordentlich versifft gewesen sein. Jedenfalls bin ich schon gespannt...
Für den Fall, dass es genug Protokorme gibt, möchte ich auf 2 verschiedene Medien aufteilen:

1.) wie üblich 3g Hafer (standard) mit 1g Aktivkohle und
2.) 250mg Hefeextrakt (Omikron) + 40ml Kokoswasser (Alnatura) + 1g AK

Bei 1.) sind etwa 50mg N und 1,85g Stärke, bei
2.) etwa 25mg N sowie 1,92g Sucrose enthalten.


winwen

Knapp 3 Wochen nach der Aussaat sind nunmehr zahlreiche, leider jedoch erst etwa 0,5-1mm große Protokorme erkennbar, tw. mit den typischen Rhizoiden. Die zuvor beschriebenen Kontaminationen sind i.W. auf einzelne Plätze (zumindest optisch) eingedämmt und haben sich nicht weiter ausgebreitet.
Die Temperatur ist mittlerweile auf etwa 17°C gesunken.

Ein bisschen erinnert mich das langsame Wachstum an meine stets "verzögert" keimende Dactylorhiza maculata (wenngleich deren anschließendes Wachstum recht ordentlich war - Claus weiß wovon ich rede...).

In etwa einer Woche folgt das nächste Update, dann mit ersten Photos.

Stay tuned 4 more.....

winwen

Stand gut 4 Wochen nach der Aussaat:
im Wesentlichen kann ich von guter aber recht langsamer Keimung (bzw. Wachstum) berichten. Wenn ich vergleiche (mit Rasmussen S.86 und S.88) sieht es eigentlich nicht so schlecht aus (die hatte im besten Fall im Mittel knapp 1,5mm große Protokorme nach 6 Wochen, trotzdem jedoch nach 5 Monaten bis zu 10mm große Protokorme).
Was aber deutlich sichtbar wird, ist, dass die Protokorme nur sehr zögerlich Rhizoide entwickeln. Ich werde in etwa 2 Wochen umlegen auf 2 verschiedene Substrate (3g Hafer und 250mg Hefeextrakt+je 50mg CaNitratx4H2O, KDP, MgSulfatx7H2O+3g Zucker) und 3 Pilze (pro Substrat je 3 Flaschen B1 und A36 swie 2 Flaschen Q414).
Für die Keimung -das kann man jetzt schon sagen- hat sich der B1 absolut bewährt und hält (zumindest in den ersten 6 Wochen) mit Rasmussens besten Pilzen absolut mit. Gleichwohl scheint Platanthera bifolia grundsätzlich nicht so rasch zu wachsen wie beispielsweise Dacties.
Fotos kommen noch....

winwen

Zeit für ein Update:
Nach 6 Wochen habe ich vereinzelt, wie zuvor angegeben.
Das war schwierig, denn in Erwartung geringer Keimung habe ich wohl zu dicht ausgesät. Was folgte war absolute Massenkeimung. Praktisch alle Samen sind aufgegangen.
Bereits nach weiteren 3 Wochen lässt sich im Bezug auf die Pilze sagen, dass der B1 vorne liegt, wobei allerdings der A36 mit wohl merkbarem, jedoch vergleichsweise geringem Abstand folgt. Der Q414 scheint wirklich unbrauchbar zu sein.
Was die Medien betrifft, so sind die 3g (Instant-)Hafer (Alnatura) dem zusammengemixten Medium spürbar überlegen - mit jedem Pilz (außer dem Q414, er auf beiden nichts bewirkt)

Die größten Protokorme sind dzt. (nach 8 1/2 Wochen) knapp 4mm groß und haben eine etwa 2mm lange Triebspitze entwickelt (Stadium 3 nach Muir, 4 wäre dann mit Chlorophyllbildung und 5 mit entfalteten Blättern und sichtbaren Anzeichen von Wurzelbildung).

Da das Vereinzeln aufgrund der großen Dichte nicht so gut geklappt hat, werde ich in etwa 1 1/2 Wochen nochmals selektieren und umlegen (diesmal alles auf Hafer). Danach gibt es nochmal 6 Wochen Entwicklungszeit und dann geht es für 3 Monate ab in die Ruhephase. Ich hoffe auf etwa 6-8mm große Protokorme mit 4-5mm Triebspitze.

Claus

Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

winwen


Claus

Berthold bekommt bei der Aussaat auf den neuen B1 Schimmelnester rund um die Samen. Das kann doch nur daran liegen, dass die Samendesinfektion nicht ausreichend war. Berthold, wieviele Minuten und welche Konzentration? H2O2 oder Hypochlorit?

Bei mir ist das nicht passiert.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 01.Dez.11 um 14:45 Uhr
Berthold bekommt bei der Aussaat auf den neuen B1 Schimmelnester rund um die Samen. Das kann doch nur daran liegen, dass die Samendesinfektion nicht ausreichend war. Berthold, wieviele Minuten und welche Konzentration? H2O2 oder Hypochlorit?

Bei mir ist das nicht passiert.

Claus, keine richtigen Schimmelnester, sondern viele 1 mm Lufthyphen rund um jeden Samen.
Der Pilz frisst also mit Vergnügen die Testa auf.

Der Samen ist sicher sauber, da er sich in den Gläsern mit anderen Pilzen sauber verhält.
Er wird in 3% H2O2 10 Minuten gebleicht und dann offen 3 Stunden auf Küchenpapier zum trocknen ausgebreitet, dann in der Küchenluft unsteril ausgesät.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)